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»Mein lieber Freund, edelster General der Gorajni, ich bitte dich, dies nicht zu versuchen. Der Fürsprecher wird es nicht als Gehorsam, sondern als Insubordination ansehen.«

»Dann ist der Fürsprecher kein wahrer Diener des Imperators.«

Plod neigte augenblicklich den Kopf. »Ich begreife, daß ich zu kühn gesprochen habe.«

Muuzh wußte sofort, dies bedeutete, daß Plod beabsichtigte, dem Fürsprecher alles zu erzählen und ihn unbedingt aufzuhalten. Wenn Plod wirklich gehorchen wollte, legte er keinen so großen Wert darauf, Gehorsam vorzutäuschen.

»Gib mir deinen Computer«, sagte Muuzh. »Ich werde die Befehle selbst schreiben.«

»Beschäme mich nicht«, sagte Plod bestürzt. »Ich muß sie schreiben, oder ich habe meine Pflicht dir gegenüber nicht erfüllt.«

»Du wirst hier bei mir sitzen«, sagte Muuzh, »und zusehen, wie ich die Befehle schreibe.«

Plod ließ sich auf den Teppichen auf die Knie fallen. »Muuzh, mein Freund, mir wäre es lieber, du würdest mich töten, als mich derart zu beschämen.«

»Ich weiß, daß du mir nicht gehorchen wolltest«, sagte Muuzh. »Lüge nicht und behaupte das Gegenteil.«

»Ich wollte die Sache verzögern«, sagte Plod. »Ich wollte dir Zeit geben, darüber nachzudenken. Ich habe gehofft, du würdest begreifen, wie gefährlich es ist, sich dem Imperator zu widersetzen, besonders so kurz nach dem Traum, den du gehabt und in dem du seine heilige Person so herabgewürdigt hast.«

Muuzh brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, was Plod meinte; danach wurde sein Zorn in der Tat kalt und hart. »Wer kann von diesem Traum wissen, abgesehen von mir und meinem Freund?«

»Dein Freund liebt dich so sehr, daß er dem Fürsprecher den Traum erzählt hat«, sagte Plod, »damit deine Seele nicht in Gefahr läuft, zerstört zu werden, ohne daß du es merkst.«

»Dann muß mein Freund mich in der Tat lieben«, sagte Muuzh.

»Das tue ich«, sagte Plod. »Mit ganzem Herzen. Ich liebe dich mehr als jeder Mann oder jede Frau auf dieser Erde, abgesehen von Gott allein und seiner heiligen Inkarnation.«

Muuzh betrachtete seinen besten Freund mit eisiger Ruhe. »Benutze deinen Computer, mein Freund, und rufe den Fürsprecher zu meinem Zelt. Er soll unterwegs innehalten und den Soldaten aus Basilika mitbringen.«

»Ich werde sie persönlich holen«, sagte Plod.

»Rufe sie mit dem Computer.«

»Aber was, wenn der Fürsprecher seinen Computer im Augenblick nicht eingeschaltet hat?«

»Dann werden wir warten, bis er ihn einschaltet.« Muuzh lächelte. »Aber er benutzt ihn in diesem Augenblick, nicht wahr?«

»Vielleicht«, sagte Plod. »Woher soll ich das wissen?«

»Rufe sie. Der Fürsprecher soll anwesend sein, wenn ich den Soldaten aus Basilika verhöre. Dann wird er wissen, daß wir sofort marschieren müssen und den Befehl des Imperators nicht abwarten können.«

Plod nickte. »Sehr klug, mein Freund. Ich hätte wissen müssen, daß du den Willen des Imperators nicht verspottest. Der Fürsprecher wird dir zuhören, und dann wird er entscheiden.«

»Wir werden gemeinsam entscheiden«, sagte Muuzh.

»Natürlich.« Er benutzte die Tastatur; Muuzh machte keine Anstalten, ihn zu beobachten, doch er konnte die Worte in der Luft über dem Computer so gut ausmachen, um mitzubekommen, daß Plod dem Fürsprecher eine kurz und glatt formulierte Bitte zustellte.

»Allein«, sagte Muuzh, »Ich möchte nicht, daß es in Basilika zu Gerüchten kommt, falls wir den Entschluß fassen sollten, nicht sofort zuzuschlagen.«

»Ich habe ihn bereits gebeten, allein zu kommen«, sagte Plod.

Sie warteten und sprachen die ganze Zeit über von anderen Dingen. Von den Feldzügen der letzten Jahre. Von Offizieren, die unter ihnen gedient hatten. Von Frauen, die sie gekannt hatten.

»Hast du jemals eine Frau geliebt7.«, fragte Muuzh.

»Ich bin verheiratet«, sagte Plod.

»Und liebst du sie?«

Plod dachte einen Augenblick lang nach. »Wenn ich bei ihr bin. Sie ist die Mutter meiner Söhne.«

»Ich habe keine Söhne«, sagte Muuzh. »Überhaupt keine Kinder, von denen ich weiß. Keine Frau hat mir länger als eine Nacht gefallen.«

»Keine?« fragte Plod.

Muuzh errötete vor Verlegenheit, als er begriff, worauf Plod sich bezog. »Ich habe sie nie geliebt«, sagte er. »Ich habe sie genommen — als Akt der Frömmigkeit.«

»Einmal ist ein Akt der Frömmigkeit«, sagte Plod kichernd. »In einem Jahr zwei Monate lang und dann drei Jahre später einen weiteren Monat lang — das ist mehr als Frömmigkeit, das ist Heiligkeit.«

»Sie hat mir nichts bedeutet«, sagte Muuzh. »Ich habe sie nur Gottes wegen genommen.« Und das entsprach auch der Wahrheit, wenngleich nicht so, wie Plod es verstand. Die Frau war wie aus dem Nichts erschienen, schmutzig und nackt, und hatte Muuzh mit seinem Namen angesprochen. Jeder wußte, daß solche Frauen von Gott geschickt waren. Doch als Muuzh daran dachte, sie zu nehmen, schickte Gott die Dummheit, die bedeutete, daß es nicht Gottes Wille war, daß Muuzh mit ihr schlief. Also setzte Muuzh trotzdem alles daran und behielt die Frau bei sich — badete und kleidete sie und behandelte sie so zärtlich wie eine Ehefrau. Währenddessen spürte er Gottes Zorn ganz hinten in seinem Kopf brodeln, und er verlachte Gott. Er behielt die Frau bei sich, bis sie schließlich wieder verschwand, so plötzlich, wie sie gekommen war, all ihre schönen Kleider zurückließ und nichts mitnahm, nicht einmal Vorräte, nicht einmal Wasser.

»Das war also keine Liebe«, sagte Plod. »Dann bin ich überzeugt, daß Gott dich für dein Opfer ehren wird.« Plod lachte erneut, und um einer guten Stimmung willen fiel Muuzh in das Gelächter ein.

Sie lachten noch immer, als sie ein Kratzen am Zelt vernahmen, und Plod sprang auf, um zu öffnen. Der Fürsprecher kam zuerst herein, wie es seine Pflicht war — und ein Ausdruck seines Vertrauens in Gott, denn der Fürsprecher ging immer ungeschützt und gab seinen Rücken einem Dolchstoß preis, falls Gott ihn nicht schützte. Dann kam ein Fremder herein. Muuzh konnte sich nicht daran erinnern, den Mann jemals gesehen zu haben. Seiner Kleidung zufolge war er Soldat einer reichen Stadt; seinem Körper zufolge war er ein weicher Soldat, eher ein Torwächter als ein Kämpfer; seinem vertrauten Nicken zufolge wußte Muuzh, daß dies der Soldat aus Basilika sein und er in der Tat schon mit ihm gesprochen und dieses Gespräch einen friedlichen Ausgang genommen haben mußte.

Der Fürsprecher nahm zuerst Platz und dann Muuzh; erst dann durften die anderen sich setzen.

»Zeige mir deine Klinge«, sagte Muuzh zu dem Soldaten aus Basilika. »Ich will sehen, was für einen Stahl ihr in Basilika habt.«

Behutsam erhob sich der Basilikaner von seinem Stuhl und ließ Plod dabei nicht aus den Augen. Verschwommen erinnerte sich Muuzh daran, daß Plod eine Klinge auf den Hals des Basilikaners gerichtet hatte; kein Wunder, daß der Mann jetzt vorsichtig war! Mit zwei Fingern zog der Mann das Kurzschwert aus der Scheide und gab es Muuzh mit dem Griff zuerst.

Es war ein Stadtschwert für den Nahkampf, kein Breitschwert für das Schlachtfeld. Muuzh zog die Klinge über die Haut seines Arms; er fügte sich nur einen leichten Schnitt zu, doch sofort quoll Blut. Der Mann zuckte zusammen, als er es sah.

»Ich habe über das nachgedacht, was du gesagt hast, Herr«, sagte der Basilikaner.

Aha. Also habe ich ihm etwas zum Nachdenken gegeben.

»Und ich begreife nun, daß meine Stadt deine Hilfe benötigt. Doch wer bin ich, daß ich darum bitten dürfte oder auch nur wüßte, welche Hilfe richtig oder ausreichend wäre? Ich bin nur ein Torwächter; nur durch den reinsten Zufall wurde ich in diese Angelegenheit von größter Bedeutung verwickelt.«