Выбрать главу

»Eiadh«, sagte Nafai. »Habe ich recht?«

Elemak sagte nichts, haßte Nafai aber dafür, den Namen der Frau ausgesprochen zu haben, die Elemak umworben hatte, bevor Vater sie in die Wüste geschleppt hatte.

»Es ist schon in Ordnung«, sagte Vater. »Ich verstehe es sehr gut. Du wolltest uns ihren Namen nicht sagen, weil du befürchtet hast, wir würden denken, dein Traum sei nur Ausdruck des erotischen Verlangens für die Frau, die du geliebt hast, und kein Wahrtraum gewesen.«

Da Elemak seinen Traum in Wirklichkeit genau dafür hielt, konnte er keine Einwendungen gegen Wetschiks Schlußfolgerung machen.

»Aber denkt nach, meine Söhne. Würde die Überseele von euch verlangen, Fremde als Gefährtinnen auszuwählen? Du hast von Eiadh geträumt, weil die Überseele sie als deine Gefährtin vorgesehen hat«, sagte Vater. »Und das ergibt doch Sinn, oder etwa nicht? Denn du hast auch mich mit einer Gefährtin gesehen, nicht wahr?«

»Ja«, sagte Elemak, und es fiel ihm wieder ein. Der Traum war in seinem Verstand noch immer so lebhaft, daß er ihn jetzt wieder zurückrufen konnte, aber nicht nur als verschwommene Erinnerung, sondern klar und deutlich. »Ja, und Kinder. Junge Kinder.«

»Es gibt nur eine Frau, die ich zur Gefährtin nehmen würde«, sagte Vater. »Rasa.«

»Sie würde Basilika niemals verlassen«, sagte Issib. »Wenn du das annimmst, kennst du Mutter nicht.«

»Ach«, sagte Vater. »Auch ich hätte Basilika niemals verlassen, hätte die Überseele mich nicht hierher geführt. Und das gilt auch für Elemak und Mebbekew. Auch sie hat die Überseele dazu gebracht.«

»Ich hätte es mir auch nicht vorstellen können«, sagte Zdorab.

»Könnte die Frau, die du in deinem Traum gesehen hast, die Frau, die meine Gefährtin war … es war Rasa, nicht wahr?« fragte Vater.

Natürlich war es Rasa gewesen, aber das bewies gar nichts. Rasa war Vaters Frau gewesen, Jahr um Jahr, und so war es natürlich auch Rasa, die in Elemaks Träumen als seine Frau auftrat. Dazu bedurfte es keiner Vision der Überseele. »Vielleicht«, sagte Elemak.

»Und hast du irgendeine der anderen Frauen erkannt? Zum Beispiel die beiden Männer, die Fremde waren — könnte es sich bei deren Gefährtinnen um Rasas Töchter gehandelt haben?«

»So gut kenne ich Rasas Töchter nun auch wieder nicht«, sagte Elemak. Wie weit mußte dieses Spiel noch gehen, bis er endlich damit fertig war?

»Mach dich doch nicht lächerlich«, sagte sein Vater. »Sie sind deine Nichten, oder etwa nicht? Gaballufix’ Töchter.«

»Und eine von ihnen ist berühmt«, fiel Meb ein. »Sevet, die Sängerin — du hast sie gesehen.«

»Ja«, sagte Elemak. »Die Frauen der beiden Fremden waren Rasas Töchter.« Natürlich kannte er sie, und auch ihre Gatten, Vas und Obring.

»Na also, siehst du?« sagte Vater. »Die Überseele hat dir eine wahre Vision gegeben. Die Frauen, die du gesehen hast, stehen alle in einer Verbindung mit Rasa. Ihre Töchter und Eiadh, eine der Nichten ihres Haushalts. Ich bin überzeugt davon, daß auch alle anderen aus ihrem Haushalt kommen. Das ist also kein unmöglicher Traum, der dir gekommen ist, weil du Lust auf Geschlechtsverkehr hattest, mein Sohn. Er kam von der Überseele, weil die Überseele weiß, wollen wir unser Ziel erreichen, müssen wir Frauen haben, die uns Kinder gebären. Uns allen.«

»Na ja«, sagte Elemak, »falls es wirklich eine Vision war, bin ich zufrieden, daß die Überseele mir Eiadh gegeben hat. Aber ich glaube, es besteht eine höhere Aussicht, einen Falken in einem Froschmaul zu finden, als daß die Überseele Eiadh jemals überzeugen könnte, in die Wüste zu gehen und einen mittellosen, heimatlosen Mann wie mich zu heiraten, der nicht die geringste Hoffnung auf Wohlstand hat.«

»Du vergißt, daß die Überseele uns ein Land von unbeschreiblichem Reichtum versprochen hat«, sagte Vater.

»Und du vergißt, daß wir es noch nicht gefunden haben«, sagte Elemak. »Und wie Nafai zu mir gesagt hat, bevor ihr auf die Suche nach dem Index gegangen seid — wenn die Überseele etwas von uns verlangt, eröffnet sie uns auch eine Möglichkeit, es zu bewerkstelligen.«

»Eine tolle Idee«, sagte Mebbekew. »Wen wird Nafai töten, um uns ein paar Frauen zu beschaffen?«

»Das reicht«, sagte Vater.

»Komm schon«, sagte Mebbekew. »Wie sonst würde Nafai jemals eine Frau bekommen, wenn er nicht einen Betrunkenen erschlägt, der auf der Straße eingeschlafen ist, und seine blinde, verkrüppelte Tochter raubt?«

Zu Elemaks Überraschung erwiderte Nafai nichts auf Mebbekews höhnische Bemerkung. Statt dessen stand der Junge auf und verließ das Zelt. Aha, dachte Elemak. Nafai ist kein Kind mehr. Oder aber er schämt sich, uns seine Tränen sehen zu lassen.

»Meb«, sagte Issib sanft, »Nafai hat den Index gebracht, nicht du.«

»Ach, kommt schon«, sagte Mebbekew. »Versteht denn hier keiner mehr einen Scherz?«

»Für Nafai war es kein Scherz«, sagte Issib. »Es war das Schrecklichste, was er je getan hat, Gaballufix zu töten, und er denkt ständig darüber nach.«

»Es war ungehörig von dir, es ihm vorzuwerfen«, sagte Vater. »Tu das nie wieder.«

»Was soll ich denn tun«, beharrte Mebbekew, »einfach vorgeben, daß Nafai den Index bekommen hat, in dem er >Bitte, bitte! < gesagt hat?«

Es war an Elemak, Mebbekew wieder zur Ordnung zu rufen — sonst war niemand dazu imstande, und es mußte getan werden. »Du sollst die Klappe halten«, sagte Elemak leise.

Meb sah ihn trotzig an. Doch Elemak wußte, daß alles nur gespielt war. Er mußte lediglich Mebs Blick erwidern, und Meb würde einen Rückzieher machen. Und es dauerte auch nicht lange.

»Elemak«, sagte Vater, »ihr müßt zurückkehren, du und deine Brüder.«

»Beauftrage nicht mich damit«, sagte Elemak. »Wenn jemand Rasa überzeugen kann, dann du.«

»Ganz im Gegenteil«, sagte der Wetschik. »Sie kennt mich, sie weiß, daß ich sie liebe, und sie liebt mich — und trotzdem ist sie nicht mit mir gekommen. Glaubst du, ich hätte es nicht vorgeschlagen? Nein, wenn jemand sie überzeugen kann, dann die Überseele. Ihr müßt nur zu ihr gehen, es ihr vorschlagen, warten, bis die Überseele ihr begreifen hilft, daß sie zu mir kommen muß, und dann ihr und ihren Töchtern und den jungen Frauen ihres Haushalts, die sie begleiten werden, sicheres Geleit geben.«

»Na schön«, sagte Elemak. Er konnte lange warten, bis die Überseele jemanden überzeugte; bislang war es ihr nur gelungen, Vater zu dem idiotischen Unternehmen zu überreden, Basilika zu verlassen und in die Wüste zu ziehen. Doch wenigstens würde er in Basilika warten, auch wenn er sich dort versteckt halten mußte. »Soll ich sie bitten, auch eine Dienerin für Zdorab mitzubringen?«

Vaters Gesicht wurde eisig. »Zdorab ist kein Diener mehr«, sagte er. »Er ist ein freier Mann und allen anderen hier gleichgestellt. Eine Frau aus Rasas Haushalt wäre für ihn genauso angemessen wie für jeden von euch, und was das betrifft, so müßtet ihr auch mit einem Dienstmädchen aus Rasas Haushalt zufrieden sein. Begreift ihr denn nicht, daß wir nicht mehr in Basilika sind, daß in der Gesellschaft, die wir jetzt bilden werden, kein Platz mehr für Hochnäsigkeit und Selbstgerechtigkeit ist, für Kasten und Klassen? Wir werden ein Volk von Gleichberechtigten sein, und unsere Kinder werden in den Augen der Überseele gleich sein.«

In den Augen der Überseele vielleicht, aber nicht in meinen Augen, dachte Elemak. Ich bin der älteste Sohn, und mein erstgeborer Sohn wird mein Erbe sein, genau wie ich dein Erbe bin, Vater. Selbst, wenn du das Land und die Besitztümer aufgegeben hast, die mein Erbe hätten sein sollen, werde ich trotzdem deine Herrschaft erben, und ganz gleich, wo wir uns niederlassen werden, ich werde dort herrschen oder niemand. Ich sage dir jetzt nichts darüber, denn ich weiß, wann ich sprechen muß und wann nicht. Aber sei dir dessen gewiß, Vater. Wenn du stirbst, werde ich deinen Platz einnehmen — und jeder, der versucht, mir das zu nehmen, wird dir schnell ins Grab folgen.