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Schedemei sah sie verblüfft an. »Ich bin gekommen, um Tante Rasa einen Traum zu erzählen und nicht, um wegen einer verrückten und unmöglichen Reise meine Karriere aufzugeben. Wie wollt ihr denn zur Erde gelangen? Auf einer Wolke?«

»Die Überseele hat gesagt, daß wir dorthin gehen«, erwiderte Nafai. »Wenn es an der Zeit ist, wird die Überseele uns sagen, wie wir es anstellen werden.«

»Das ist doch absurd«, sagte Schedemei. »Ich bin Wissenschaftlerin. Ich weiß, daß es die Überseele wirklich gibt, weil unsere Unterbreitungen oft an Computer in fernen Städten gesendet werden, was ohne die Überseele nicht möglich wäre. Aber ich habe immer angenommen, die Überseele sei lediglich ein Computer, der eine Anordnung von Kommunikationssatelliten kontrolliert.«

Nafai sah Luet und Huschidh konsterniert an. »Issib und ich haben das unter großen Mühen herausfinden müssen, und Schedemei hat es die ganze Zeit über gewußt.«

»Du hast mich nie gefragt«, sagte Schedemei.

»Wir hätten niemals mit dir gesprochen«, sagte Nafai. »Schließlich bist du Schedemei.«

»Nur eine Lehrerin unter vielen im Haus deiner Mutter«, sagte Schedemei.

»Ja, genau wie die Sonne nur ein Stern unter vielen im Himmel ist«, sagte Nafai.

Schedemei lachte und schüttelte den Kopf. Ihr war nie in den Sinn gekommen, daß die jungen Leute ihr solch eine Ehrfurcht entgegenbrachten. Es gefiel ihr — sie freute sich zu wissen, daß jemand sie bewunderte —, doch gleichzeitig fühlte sie sich deshalb etwas schüchtern und bloßgestellt. Sie mußte dem Bild gerecht werden, das sie von ihr hatten, und sie war doch nur eine schwer arbeitende Frau, die einen verwirrenden Traum gehabt hatte.

»Schedemei«, sagte Huschidh, »ob es uns nun möglich erscheint oder nicht, die Überseele bittet uns, uns auf diese Reise vorzubereiten. Wir hätten niemals gewagt, dich zu bitten, doch die Überseele hat dich zu uns geführt.«

»Der Zufall hat mich zu euch geführt.«

»Zufall ist lediglich das Wort, das wir benutzen, wenn wir die Ursache noch nicht herausgefunden haben«, sagte Luet.

»Er ist eine Illusion des menschlichen Geistes, eine Redensart, die ausdrücken solclass="underline" >Ich weiß nicht, warum dies auf diese Art und Weise geschehen ist, und ich habe keine Absicht, es heraus zu finden«

»Das war in einem anderen Zusammenhang«, sagte Schedemei.

»Du hattest den Traum«, sagte Nafai. »Du hast gewußt, daß er wichtig war. Du wolltest ihn Mutter erzählen. Wir waren hier, als du kamst, und sie nicht. Aber auch wir wurden hier von der Überseele zusammengeführt. Begreifst du denn nicht, daß du eine Einladung bekommen hast?«

Schedemei schüttelte den Kopf. »Ich muß hier meine Arbeit machen, und nicht auf einer verrückten Reise, deren Ziel tausend Lichtjahre entfernt liegt.«

»Deine Arbeit?« sagte Huschidh. »Welchen Wert hat deine Arbeit denn im Vergleich zu der Aufgabe, der Erde ihre verlorene Spezies zurückzugeben? Deine Arbeit ist schon sehr bekannt, aber die Gärtnerin eines ganzen Planeten zu sein …«

»Falls es wahr ist«, sagte Schedemei.

»Nun«, sagte Nafai, »vor diesem Dilemma haben wir alle auch schon gestanden. Falls es stimmt. Keiner von uns kann das für dich entscheiden. Wenn du selbst also eine Entscheidung getroffen hast, lasse sie uns wissen.«

Schedemei nickte, doch insgeheim wußte sie, daß sie alles unternehmen würde, was in ihrer Kraft stand, um diese Leute nicht mehr wiederzusehen. Es war zu seltsam. Sie nahmen ihren Traum zu wichtig. Sie verlangten ein zu großes Opfer von ihr.

»Sie hat sich entschieden, uns nicht zu helfen«, sagte Luet.

»Nichts dergleichen!« sagte Schedemei. Doch in ihrem Herzen fragte sie sich schuldbewußt: Wieso weiß sie es?

»Selbst, wenn du dich entschließt, uns nicht zu begleiten«, sagte Nafai, »wirst du dann wenigstens eine entsprechende Sammlung von Keimlingen und Embryos zusammenstellen — vielleicht zwei Kamelladungen? Und die Ausrüstung, die wir brauchen, um sie wiederherzustellen? Und einigen von uns erklären, wie man damit umgeht?«

»Gern«, sagte Schedemei. »Ich werde in den kommenden Monaten bestimmt die Zeit dafür finden.«

»Wir haben keine Monate«, sagte Nafai. »Wir haben Stunden. Oder vielleicht ein paar Tage.«

»Das ist doch lächerlich«, sagte Schedemei. »Was für einen Garten soll ich denn in ein paar Stunden zusammenstellen?«

»Gibt es hier in Basilika keine Bio-Bibliotheken?« fragte Huschidh.

»Ja, sicher — von ihnen bekomme ich die Exemplare, mit denen ich anfange.«

»Dann könntest du das meiste, was du brauchst, doch von ihnen bekommen?«

»Bei zwei Kamelladungen könnte ich wohl alles von den Bibliotheken bekommen. Aber die Geräte, um sie wiederherzustellen, besonders die Tierembryos — ich habe nur meine eigene Apparatur, und es würde ein paar Monate dauern, um eine zweite zu bauen.«

»Wenn du uns begleiten würdest«, sagte Luet, »könntest du deine Apparatur mitnehmen. Und wenn du uns nicht begleitest, hast du danach genug Zeit, um eine neue zu konstruieren.«

»Du bittest mich, euch meine eigenen Geräte mitzugeben?«

»Für die Überseele«, sagte Luet.

»Das glaubst du.«

»Für Tante Rasas Sohn«, sagte Huschidh.

Natürlich weiß die Entwirrerin, wie sie in mein Herz eindringen kann, dachte Schedemei. »Wenn Tante Rasa mich darum bittet«, sagte Schedemei, »werde ich es tun.«

Nafais Augen funkelten plötzlich. »Und was, wenn Mutter dich bitten würde, uns zu begleiten?«

»Das würde sie niemals tun«, sagte Schedemei.

»Aber wenn Tante Rasa uns ebenfalls begleitet?« fragte Luet.

»Das wird sie niemals«, sagte Schedemei.

»Das sagt Mutter auch«, entgegnete Nafai, »aber wir werden ja sehen.«

»Wer von euch will lernen, wie man die Geräte bedient?« fragte Schedemei.

»Huschidh und ich«, sagte Luet schnell.

»Dann kommt heute nachmittag zu mir, damit ich euch darin ausbilden kann.«

»Du wirst uns die Geräte geben?« fragte Huschidh.

War sie erfreut oder lediglich überrascht?

»Ich werde es mir überlegen«, sagte Schedemei. »Und euch in ihrer Bedienung zu unterweisen, kostet mich lediglich Zeit.«

Mit diesen Worten erhob Schedemei sich von dem Teppich und trat unter der Markise hervor. Sie suchte nach dem Gitter, durch das sie gekommen war, doch Luet mußte es wieder eingesetzt haben, und sie konnte sich nicht daran erinnern, wo die Luke gewesen war.

Sie mußte jedoch nichts sagen, denn Luet schien ihre Verwirrung augenblicklich gespürt zu haben, und nun führte das Mädchen sie zu der Stelle. Das Gitter war nicht wieder eingesetzt worden, es war einfach hinter der Dachrinne nicht zu sehen gewesen. »Von hier aus kenne ich den Weg«, sagte Schedemei. »Du mußt nicht mitkommen.«

»Schedemei«, sagte Luet. »Ich habe einmal von dir geträumt. Vor nicht allzu langer Zeit.«

»Ach?«

»Ich weiß, daß du meine Worte bezweifeln und denken wirst, ich sage das nur, um dich zu überreden, uns zu begleiten, aber es ist kein Zufall. Ich war im Wald, und es war Nacht, und ich hatte Angst. Ich sah mehrere Frauen. Tante Rasa und Huschidh; Eiadh und Dol. Und dich. Ich habe dich gesehen.«

»Ich war nicht dort«, sagte Schedemei. »Ich gehe niemals in den Wald.«

»Ich weiß — ich habe dir doch gesagt, es war ein Traum, obwohl ich wach war.«

»Ich meine wirklich, was ich sage, Luet. Ich gehe niemals in den Wald. Ich gehe niemals zum See hinab. Ich bin überzeugt davon, was ihr dort tut, ist sehr wichtig und gut, aber es gehört nicht zu meinem Leben. Es ist nicht Teil meines Lebens.«

»Dann«, sagte Luet, »solltest du dein Leben vielleicht ändern.«