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Dieser Zorn brachte Luet dazu, Mebbekew zu quälen, indem sie ihn zwang, etwas zu sagen. »Hast du mich verstanden, Mebbekew?«

Ein langes Warten. Dann: »Ja.«

»Ich werde Herrin Rasa mitteilen«, sagte Luet, »daß du ihre Nachricht erhalten hast.«

Sie kehrte zur Tür zurück und zog sie hinter sich zu, als sie Dols Stimme hörte. »Luet … warte.«

»Ja?«

»Seine Kleidung … sie wird gerade gewaschen …«

»Ich werde sie ihm bringen lassen.«

»Glaubst du, sie ist schon trocken?«

»Trocken genug«, sagte Luet. »Meinst du nicht auch, Mebbekew?«

Mebbekew setzte sich auf, so daß auf der anderen Seite des Bettes sein Kopf erschien. »Ja«, sagte er verdrossen.

»Feuchte Kleidung wird dich abkühlen«, sagte Luet. »Es ist so ein heißer Tag, zumindest in diesem Zimmer.« Es war ein so guter Witz, dachte sie, doch niemand lachte darüber.

Schedemei folgte schnellen Schrittes dem Weg, der zu Wetschiks Kühlhaus führte, das sich genau dort außerhalb der Stadtmauer, wo diese sich um das Alte Orchester krümmte, an den Hang eines schmalen Tales schmiegte und von hohen Bäumen beschattet wurde. Nun stand ihr der letzte und, wie sie befürchtete, schwerste Teil ihrer Aufgabe bevor, für das verrückte Projekt einer Reise durchs All, zurück zum legendären, verlorenen Planeten Erde, die Flora und Fauna zusammenzutragen. Ich nehme all diese Mühen auf mich, weil ich einen Traum hatte und ihn von einer Träumerin deuten ließ. Eine Reise auf Kamelen, und sie glauben, sie wird sie zur Erde führen.

Doch der Traum war noch in ihr lebendig. Das Leben, das sie auf der Wolke mit sich führte.

So kam sie zur Tür von Wetschiks Kühlhaus und wußte nicht, ob sie wirklich darauf hoffen sollte, einen seiner Bediensteten als Verwalter vorzufinden.

Niemand öffnete, als sie in die Hände klatschte. Aber vielleicht übertönten ja die Maschinen, die das Innere des Hauses kalt hielten, auch ihr lautestes Klatschen. Also ging sie zur Tür und drückte die Klinke hinab. Abgeschlossen.

Natürlich. Wetschik war doch schon vor Wochen in die Wüste gegangen. Und Raschgallivak, sein Verwalter und angeblich der neue Wetschik, hatte sich seitdem irgendwo versteckt gehalten. Wer würde hier also weiterhin arbeiten, nachdem beide verschwunden waren?

Abgesehen davon, daß die Maschinen noch in Betrieb waren, oder etwa nicht? Und das bedeutete, daß sich irgend jemand um das Kühlhaus kümmern wußte. Oder aber, sie hatten die Maschinen einfach nicht abgeschaltet und waren davongelaufen, und nun kümmerte sich niemand mehr um die Pflanzen im Kühlhaus.

Das war natürlich durchaus möglich. Die kalte Luft würde die eigens gezüchteten Pflanzen tagelang am Leben erhalten, und das Kühlhaus, das seine Energie von den Solarschaufeln an den Stangen bekam, die sich hoch über das Dach erhoben, konnte ewig die eingestellte Temperatur halten und war noch nicht einmal auf die Energieversorgung der Stadt angewiesen.

Und doch wußte Schedemei, daß sich jemand um das Haus kümmerte, wenngleich sie nicht sagen konnte, woher sie es wußte. Und überdies wußte sie, daß die betreffende Person sich im Augenblick im Kühlhaus befand, wußte, daß sie hier war, und wollte, daß sie wieder ging. Wer auch immer im Kühlhaus war, er hielt sich versteckt.

Und wer mußte sich im Augenblick verstecken?

»Raschgallivak«, rief Schedemei. »Ich bin es nur, Schedemei. Du kennst mich, und ich bin allein, und ich werde niemandem sagen, daß du hier bist, aber ich muß mit dir sprechen.« Sie wartete. Keine Antwort. »Es hat nichts mit der Stadt zu tun oder mit dem, was gerade dort vorgeht«, rief sie laut. »Ich möchte nur ein paar Geräte von dir kaufen.«

Sie hörte, wie die Tür von innen entriegelt wurde. Dann schwang sie auf ihren schweren Scharnieren auf. Raschgallivak stand da; er sah verloren und erschöpft aus. Er hielt keine Waffe in der Hand.

»Wenn du hier bist, um mich zu verraten, heiße ich es als Erleichterung willkommen.«

Schedemei hätte ihm gern gesagt, daß solch ein Verrat nur der Gerechtigkeit Genüge getan hätte, nachdem Raschgallivak das Haus Wetschiks verraten und sich mit Gaballufix verbündet hatte, um den Platz seines ehemaligen Herren einnehmen zu können. Aber sie hatte hier etwas zu erledigen;

sie mußte nicht dafür sorgen, daß die Gerechtigkeit zu ihrem Sieg kam.

»Politik interessiert mich nicht«, sagte sie, »und du interessierst mich auch nicht. Ich möchte nur ein Dutzend Trockenbehälter kaufen. Die tragbaren, wie Karawanen sie benutzen.«

Er schüttelte den Kopf. »Wetschik hat mir befohlen, sie alle zu verkaufen.«

Schedemei schloß einen Augenblick lang erschöpft die Augen. Er zwang sie, Dinge zu sagen, die sie ihm nicht ins Gesicht hatte werfen wollen. »Ach, Raschgallivak, erwarte doch bitte nicht von mir, daß ich glaube, du hättest sie tatsächlich verkauft. Ich weiß doch, das du vorhattest, die Herrschaft über das Haus des Wetschik zu übernehmen. Dazu mußt du jedoch das Geschäft auch weiterhin betreiben.«

Raschgallivak errötete — vor Scham, wie Schedemei hoffte. »Und doch habe ich sie verkauft, wie man es mir befohlen hat.«

»Und wer hat sie gekauft?« fragte Schedemei. »Ich will die Trockenbehälter, nicht dich.«

Raschgallivak antwortete nicht.

»Ah«, sagte Schedemei. »DM hast sie gekauft.«

»Wofür brauchst du sie?« fragte er nach einer Weile.

»Du forderst mich auf, mich zu rechtfertigen?« sagte Schedemei.

»Ich frage, weil ich weiß, daß du in deinem Laboratorium viele Trockenbehälter hast. Lediglich Karawanen können mit den tragbaren Modellen etwas anfangen, und von diesem Geschäft verstehst du nichts.«

»Dann werde ich zweifellos getötet oder ausgeraubt werden. Aber das geht dich nichts an. Und vielleicht wird man mich ja doch nicht töten oder ausrauben.«

»In diesem Fall«, sagte Raschgallivak, »würdest du deine Pflanzen in fernen Ländern verkaufen und wärest damit eine direkte Konkurrentin von mir. Warum sollte ich der Konkurrenz die tragbaren Trockenbehälter verkaufen, die sie braucht?«

Schedemei lachte ihm ins Gesicht. »Glaubst du etwa, hier könnte man noch wie früher Geschäfte betreiben? Ich gehe nicht auf eine Handelsreise, du armer, törichter Mann. Ich bringe mein gesamtes Labor und mich an einen Ort, an dem ich meine Forschungen ungefährdet fortsetzen kann, ohne von bewaffneten Verrückten unterbrochen zu werden, die die Stadt plündern und in Brand setzen.«

Erneut errötete er. »Als sie unter meinem Kommando standen, haben sie niemandem etwas angetan. Ich war kein Gaballufix.«

»Nein, Rasch. Du bist kein Gaballufix.«

Das konnte man so oder so verstehen, doch Rasch faßte es anscheinend als Bestätigung ihres Glaubens an seinen grundlegenden Anstand auf. »Du bist nicht mein Feind, nicht wahr, Schedja?«

»Ich will nur Trockenbehälter.«

Er zögerte noch einen Augenblick lang, trat dann zurück und bedeutete ihr, ihm ins Kühlhaus zu folgen.