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Nafai gesellte sich zu ihnen, und sie nahmen ihre Plätze ein. Muuzh arrangierte sie leichter Hand und geschickt, indem er sich einfach mit dem Rücken zur Balustrade setzte, so daß er, als auch die anderen Platz nahmen, ihr Mittelpunkt, ihr Zentrum war.

»Ich bin heute morgen gekommen, um der Wasserseherin /u ihrer gestrigen Hochzeit zu gratulieren.«

Luet nickte ernst, obwohl sie — da war Rasa sich einigermaßen sicher — wußte, daß Muuzh wohl nicht diese Absicht hatte. Rasa hoffte jedoch, daß Nafai eine Vorstellung davon hatte, was der General beabsichtigte, und die Mädchen auf dem Weg hierher darüber informiert hatte.

»Eine erstaunliche Ehe, bei einem so jungen Mädchen«, sagte Muuzh. »Doch nachdem ich den jungen Nafai hier kennengelernt habe, weiß ich, daß du eine gute Wahl getroffen hast. Ein passender Gefährte für die Wasserseherin, denn Nafai ist ein tapferer und edler junger Mann. So edel sogar, daß ich ihn gebeten habe, für das Amt des Konsuls von Basilika zu nominieren.«

»Solch ein Amt gibt es nicht«, sagte Rasa.

»Es wird es wieder geben«, sagte Muuzh, »wie es es schon zuvor gegeben hat. Ein Amt, für das in Friedenszeiten kaum Bedarf besteht, das in einem Kriegsfall jedoch sehr nützlich ist.«

»Wenn du nur wieder gehen würdest, hätten wir auch keinen Krieg.«

»Das spielt kaum eine Rolle, denn dein Sohn hat die Ehre abgelehnt. Gewissermaßen ist es fast ein Glück. Nicht, daß kein hervorragender Konsul aus ihm geworden wäre. Das Volk hätte ihn akzeptiert, denn er ist nicht nur der Bräutigam der Wasserseherin, sondern hört auch selbst die Stimme der Überseele. Ein Prophet und eine Prophetin, gemeinsam in der höchsten Stadtkammer. Und denen, die befürchtet hätten, er wäre ein Schwächling, eine Marionette des Gorajni-Herrschers, hätten wir nur in Erinnerung zurückrufen müssen, daß Nafai schon lange, bevor der alte General Muuzh eintraf, aufgrund des direkten Befehls der Überseele mutig eine große Bedrohung der Freiheit Basilikas beendet und die Exekution eines gewissen Gaballufix vollzogen hat, der die Todesstrafe verdient hatte, weil er die Ermordung Roptats befohlen hatte. Oh, das Volk hätte Nafai bereitwillig akzeptiert, und er wäre ein kluger und fähiger Herrscher gewesen. Besonders, wenn Herrin Rasa ihm mit ihrem Rat zur Seite gestanden hätte.«

»Aber er hat abgelehnt«, sagte Rasa.

»Allerdings.«

»Welchen Grund gibt es also, uns weiterhin zu schmeicheln?«

»Weil es für mich mehr als nur einen Weg gibt, dasselbe Ziel zu erreichen«, sagte Muuzh. »Zum Beispiel könnte ich Nafai des feigen Mordes an Gaballufix beschuldigen und Raschgallivak als den Mann herausstellen, der heldenhaft versucht hat, in einer Zeit der Unruhen die Ordnung in der Stadt zu wahren. Wäre es nicht zu der bösartigen Einmischung einer Entwirrerin namens Huschidh gekommen, wäre es ihm wohl gelungen — denn jeder weiß, daß Raschgallivaks Hände nicht mit irgendwelchem Blut befleckt sind. Ganz im Gegenteil, er war der fähige Verwalter, der versucht hat, die Haushalte sowohl Wetschiks als auch Gaballufix’ zusammenzuhalten. Während Nafai und Huschidh wegen ihrer Verbrechen vor Gericht gestellt werden, wird Raschgallivak zum Konsul der Stadt ernannt. Und natürlich nimmt er, wie es sein gutes Recht ist, die Töchter des Gaballufix unter seinen Schutz, nach Nafais Hinrichtung auch dessen Witwe und auch die Entwirrerin, nachdem man sie für ihr Verbrechen begnadigt hat. Der Stadtrat wird nicht wollen, daß diese armen Frauen auch nur noch einen Tag unter dem Einfluß der gefährlichen, selbstsüchtigen Herrin Rasa stehen.«

»Also-sprichst du doch Drohungen aus«, sagte Rasa.

»Herrin Rasa, ich beschreibe Möglichkeiten, die durchaus eintreten könnten — Entscheidungen, die ich treffen kann und die mich so oder so zu dem Ziel führen, das ich erreichen werde. Basilika wird sich freiwillig mit mir verbünden. Basilika wird meine Stadt sein, bevor ich aufbreche, um die tyrannische Herrschaft des Gorajni-Imperators zu beenden.«

»Gibt es eine andere Möglichkeit?« fragte Huschidh ruhig.

»Ja, und vielleicht ist sie sogar die beste überhaupt«, sagte Muuzh. »Deshalb hat Nafai mich zu seinem Heim mitgenommen — damit ich vor die Entwirrerin treten und sie bitten kann, mich zu heiraten.«

Rasa war entsetzt. »Dich zu heiraten!«

»Trotz meines Spitznamens habe ich keine Frau«, sagte Muuzh. »Es ist nicht gut für einen Mann, zu lange allein zu sein. Ich bin dreißig Jahre alt — hoffentlich nicht zu alt für dich, um mich als deinen Gatten akzeptieren zu können, Huschidh.«

»Sie ist für meinen Sohn bestimmt«, sagte Rasa.

Muuzh drehte sich zu ihr um, und zum ersten Mal wurde seine Freundlichkeit durch eine scharfe, gefährliche Wut ersetzt. »Ein Krüppel, der sich in der Wüste versteckt, ein Männlein, das dieses hübsche Mädchen niemals als Gatten begehrt hat und auch jetzt nicht begehrt!«

»Du irrst dich«, sagte Huschidh. »Ich begehre ihn.«

»Aber du hast ihn nicht geheiratet«, sagte Muuzh.

»Das habe ich nicht.«

»Dann besteht kein legaler Hinderungsgrund für die Ehe zwischen uns«, sagte Muuzh.

»Nein.«

»Dringe in dieses Haus ein und töte uns alle«, sagte Rasa, »aber ich werde nicht zulassen, daß du dieses Mädchen gewaltsam nimmst.«

»Mache doch kein Drama daraus«, sagte Muuzh. »Ich habe nicht die Absicht, irgend etwas gewaltsam zu tun. Wie ich schon sagte, mir stehen mehrere Wege offen. Nafai kann jederzeit sagen: >Ich werde der Konsul sein!<, woraufhin Huschidh die schwere Last meines Heiratsantrags nicht mehr als so bedrückend empfinden wird — doch ich werde ihn nicht zurückziehen, wenn sie gern meine Zukunft mit mir teilen möchte. Denn ich versichere dir, Huschidh, möge kommen, was will, mein Leben wird ruhmreich sein, und der Name meiner Frau wird gemeinsam mit dem meinen ewig in allen Liedern darüber gesungen werden.«

»Die Antwort lautet nein«, sagte Rasa.

»Dir habe ich diese Frage nicht gestellt«, sagte Muuzh.

Huschidh sah von einem zum anderen, sagte aber nichts. Statt dessen sah sie wohl, so vermutete Rasa, nicht ihre Gesichter, sondern die Fäden der Liebe und Treue, die sie miteinander verbanden.

»Tante Rasa«, sagte Huschidh schließlich, »ich hoffe, du wirst mir verzeihen, daß ich deinen Sohn enttäusche.«

»Laß dich von ihm nicht einschüchtern«, sagte Rasa heftig. »Die Überseele wird nicht zulassen, daß er Nafai hinrichtet — das ist doch nur ein dummes Poltern.«

»Die Überseele ist ein Computer«, sagte Huschidh. »Sie ist nicht allmächtig.«

»Huschidh, es gibt Visionen, die dich mit Issib verbinden. Die Überseele hat euch füreinander bestimmt!«

»Tante Rasa«, sagte Huschidh, »ich kann dich nur bitten, Schweigen zu bewahren und meine Entscheidung zu akzeptieren. Denn ich habe Fäden gesehen, die mich mit diesem Mann verbinden und von denen wir nie vermutet haben, daß es sie gibt. Als ich hörte, sei Name sei Muuzh, habe ich nicht gedacht, ich sei die eine Frau, die das Recht hat, ihn bei diesem Namen zu nennen.«

»Huschidh«, sagte Muuzh, »ich hatte mich entschlossen, dich aus politischen Gründen zu heiraten, ohne dich zuvor gesehen zu haben. Doch ich habe gehört, daß du klug bist, und ich habe sofort gesehen, daß du schön bist. Jetzt habe ich erfahren, wie du denkst, und gehört, wie du sprichst, und ich weiß, daß ich dir nicht nur Macht und Ruhm bringen kann, sondern auch die zarten Gaben eines wahren Ehemannes.«

»Und ich werde dir die Hingabe einer wahren Ehefrau schenken«, sagte Huschidh, stand auf und ging zu ihm. Er griff nach ihr, und sie akzeptierte seine sanfte Umarmung und den Kuß auf ihre Wange.

Rasa war wie am Boden zerstört und konnte nichts sagen.

»Kann meine Tante Rasa die Zeremonie durchführen?« fragte Huschidh. »Wie ich annehme, möchtest du aus … politischen Gründen … sehr bald Hochzeit feiern.«