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»Am besten kriechst du nach hinten und legst dich hin, Sassenach«, sagte er. »Du brabbelst im Schlaf. Nachher fällst du mir noch auf die Straße.«

Verschlafen stimmte ich zu, kroch umständlich über die Lehne der Sitzbank und tauschte den Platz mit Bonnet. Ian schlief auf der Ladefläche, und ich legte mich neben ihn.

Im Laderaum roch es muffig – und schlimmer. Ians Kopf ruhte auf einem Stück grob zerlegtem Wildbret, das in die ungegerbte Haut des Tieres gewickelt war. Rollo hatte es besser getroffen – seine haarige Schnauze ruhte bequem auf Ians Bauch. Ich wählte den ledernen Salzbeutel. Das glatte Leder lag hart, aber geruchlos unter meiner Wange.

Man konnte die rumpelnden Bretter der Ladefläche bei aller Phantasie nicht bequem nennen, doch die Erleichterung darüber, dass ich mich endlich ganz ausstrecken konnte, war so überwältigend, dass ich das Gerüttel kaum wahrnahm. Ich drehte mich auf den Rücken und blickte in die dunstige Unendlichkeit des südlichen Himmels auf, der mit flammenden Sternen übersät war. Lumen Christi, dachte ich und schlief wieder ein, beruhigt von der Vorstellung, dass Gavin Hayes im Himmelslicht sicher den Heimweg fand.

Ich kann nicht sagen, wie lange ich unter meiner betäubenden Decke aus Hitze und Erschöpfung schlief. Ich erwachte, weil der Wagen die Geschwindigkeit änderte, und driftete schweißgebadet ins Bewusstsein zurück.

Bonnet und Jamie unterhielten sich im leisen, entspannten Tonfall zweier Männer, die die anfängliche Befangenheit ihres ersten Zusammentreffens überwunden haben.

»Ihr habt gesagt, dass Ihr mich um Gavin Hayes’ willen gerettet habt – und um Euretwillen«, sagte Bonnet. Seine Stimme war leise und ging beinahe im Gerumpel der Räder unter. »Was habt Ihr damit gemeint, wenn ich das fragen darf, Sir –?«

Jamie antwortete nicht sofort; ich schlief schon fast wieder, bevor er etwas sagte, doch schließlich kam seine Antwort und trieb körperlos in der warmen, dunklen Luft.

»Ich schätze, Ihr habt letzte Nacht nicht besonders gut geschlafen, oder? In Erwartung dessen, was am nächsten Tag auf Euch zukam?«

Bonnet lachte leise, doch es klang nicht übermäßig belustigt.

»O ja«, sagte er. »Ich glaube nicht, dass ich das so schnell vergessen werde.«

»Ich auch nicht.« Jamie murmelte den Pferden leise etwas auf Gälisch zu, und sie wurden daraufhin langsamer. »Ich habe auch schon einmal eine solche Nacht erlebt, in der ich wusste, dass ich am Morgen gehängt würde. Und dennoch habe ich überlebt, dank eines Menschen, der viel riskiert hat, um mich zu retten.«

»Ach so«, sagte Bonnet leise. »Also seid Ihr ein asgina ageli?«

»Aye? Und was ist das?«

Es gab ein kratzendes Geräusch, als der Wagen an ein paar Ästen vorbeischrammte, und der würzige Harzgeruch der Bäume wurde plötzlich stärker. Etwas Leichtes berührte mein Gesicht – Blätter, die von oben herunterfielen. Die Pferde wurden langsamer, und der Rhythmus des Wagens änderte sich merklich, denn die Wagenräder gerieten auf eine unebene Oberfläche. Wir waren in die kleine Straße eingebogen, die zu Bonnets Flüsschen führte.

»Asgina ageli ist ein Wort, das die Rothäute benutzen – die Cherokees in den Bergen. Ich habe es von einem, der einmal mein Führer war. Es bedeutet ›Halbgeist‹, einer, der eigentlich hätte sterben sollen, aber immer noch auf der Erde weilt: eine Frau, die eine tödliche Krankheit überlebt, ein Mann, der in die Hände seiner Feinde gefallen ist und entkommt. Sie sagen, ein asgina ageli steht mit einem Fuß auf der Erde und mit dem anderen in der Geisterwelt. Er kann mit den Geistern sprechen und die Nunnahee sehen – das Kleine Volk.«

»Kleines Volk? So wie unsere Feen?«

»So etwas Ähnliches.« Bonnet verlagerte sein Gewicht, und der Sitz knarrte, als er sich reckte. »Die Indianer sagen, dass die Nunnahee in den Felsen der Berge leben und herauskommen, um ihrem Volk im Krieg oder in der Not zu helfen.«

»Wirklich. Das klingt wie die Sagen, die man sich in Schottland in den Highlands erzählt – vom alten Volk.«

»Ach was.« Bonnet klang belustigt. »Nun, nach allem, was ich von den schottischen Hochlandbewohnern gehört habe, gibt es, was die Barbarei angeht, keinen großen Unterschied zwischen ihnen und den Roten.«

»Unsinn«, sagte Jamie, den das nicht im Geringsten zu beleidigen schien. »Die Wilden hier essen die Herzen ihrer Feinde, habe ich zumindest gehört. Ich persönlich ziehe eine anständige Schüssel Porridge vor.«

Bonnet machte ein Geräusch, das er hastig unterdrückte.

»Ihr seid ein Highlander? Nun, ich muss sagen, für einen Barbaren finde ich Euch ganz zivilisiert, Sir«, versicherte er Jamie, und Gelächter schwang in seiner Stimme mit.

»Ich danke Euch außerordentlich für das Kompliment, Sir«, erwiderte Jamie mit derselben Höflichkeit.

Ihre Stimmen vermischten sich mit dem rhythmischen Quietschen der Räder, und bevor ich noch etwas hören konnte, war ich wieder eingeschlafen.

Der Mond hing tief über den Bäumen, als wir schließlich haltmachten. Ich schreckte hoch, weil Ian schläfrig über den Rand des Wagens krabbelte, um Jamie bei den Pferden zu helfen. Ich hob den Kopf und sah einen breiten Wasserstreifen, der an lehmigen Schlammbänken vorbeifloss. Der Strom war schwarz glänzend, und wo die Stromschnellen über die Felsen in Ufernähe eilten, glitzerte er silbern. Mit dem in der Neuen Welt üblichen Hang zur Untertreibung mochte Bonnet es ein Flüsschen nennen, doch bei den meisten Bootsleuten würde es als waschechter Fluss durchgehen, dachte ich.

Die Männer bewegten sich im Schatten hin und her und führten ihre Aufgaben aus, ohne mehr als ein gelegentliches, leises Wort zu wechseln. Sie bewegten sich mit ungewohnter Langsamkeit und schienen mit der Nacht zu verschmelzen, als nähme die Müdigkeit ihnen die Substanz.

»Geh und such dir einen Platz zum Schlafen, Sassenach«, sagte Jamie und hielt inne, um mich zu stützen, als ich vom Wagen sprang. »Ich muss zusehen, dass unser Gast ein paar Vorräte bekommt und aufbricht, und dass die Pferde trocken gerieben werden und grasen können.«

Die Temperatur war seit Anbruch der Nacht fast überhaupt nicht gesunken, doch hier am Wasser schien mir die Luft etwas frischer zu sein, und ich spürte, wie meine Lebensgeister zurückkehrten.

»Ich kann nicht schlafen, bevor ich nicht gebadet habe«, sagte ich und zog mir das durchnässte Mieder meines Kleides von den Brüsten. »Ich fühle mich furchtbar.« Mir klebte das Haar an den Schläfen, und meine Haut fühlte sich schmutzig an und juckte. Das dunkle Wasser sah kühl und einladend aus. Jamie warf einen sehnsüchtigen Blick darauf und zupfte an seiner zerknitterten Halsbinde.

»Das kann ich dir nicht verdenken. Sei aber vorsichtig; Bonnet sagt, die Fahrrinne ist so tief, dass man den Fluss mit einem Zweimaster befahren kann. Außerdem ist es ein Gezeitenwasser; die Strömung ist stark.«

»Ich bleibe nah am Ufer.« Ich deutete flussabwärts, wo eine kleine Landzunge eine Flussbiegung anzeigte. Dort wuchsen Weiden, die silberdämmrig im Mondlicht leuchteten. »Siehst du die kleine Landzunge? Da ist bestimmt ein Becken mit Strudeln.«

»Aye. Sei vorsichtig«, sagte er noch einmal und drückte meinen Ellbogen zum Abschied. Als ich mich zum Gehen wandte, ragte eine bleiche Gestalt vor mir auf; unser ehemaliger Gast mit einem dunklen Fleck von getrocknetem Blut am Hosenbein.

»Ergebenster Diener, Ma’am«, sagte er und machte trotz seines verletzten Beines eine achtbare Verbeugung. »Sagen wir uns jetzt adieu?« Er stand etwas näher bei mir, als mir lieb war, und ich unterdrückte den Drang, einen Schritt zurückzutreten.

»Ja«, sagte ich und nickte ihm zu, während ich eine lose Haarlocke zurückstrich. »Viel Glück, Mr. Bonnet.«

»Danke für die guten Wünsche, Ma’am«, antwortete er leise. »Ich habe allerdings festgestellt, dass man am besten seines eigenen Glückes Schmied ist. Gute Nacht, Ma’am.« Er verbeugte sich noch einmal und wandte sich dann ab. Er hinkte stark und sah aus wie der Geist eines verkrüppelten Bären.