»Oder vielleicht hat Ian ja recht, und ich rieche einfach nur scheußlich«, sagte ich laut. Ich tauchte meine Finger ins Wasser und spritzte eine Libelle nass, die auf meinem Felsen Rast machte, kaum mehr als ein transparenter Schatten, den die Dunkelheit seiner Farben beraubt hatte.
Ich hoffte, dass Jamie sich beeilen würde. Tagaus, tagein direkt neben ihm auf dem Wagen zu sitzen, die kaum merklichen Bewegungen seines Körpers beim Fahren zu beobachten, zuzusehen, wie sich der Lichteinfall in seinem Gesicht beim Reden und Lächeln veränderte, reichte völlig aus, um meine Handflächen prickeln zu lassen vor Sehnsucht, ihn zu berühren. Wir hatten seit einigen Tagen nicht mehr miteinander geschlafen, da wir solche Eile hatten, Charleston zu erreichen, und ich Hemmungen hatte, in Hörweite von einem Dutzend Männer intim zu werden.
Ein warmer Lufthauch wehte an mir vorbei, und die flaumigen Härchen meines Körpers sträubten sich. Jetzt gab es keine Eile mehr, und niemand konnte uns hören. Ich schob eine Hand über meinen sanft gerundeten Bauch, über die weiche Innenseite meiner Oberschenkel, wo das Blut im Rhythmus meines Herzschlags pulsierte. Ich schloss meine Hand um das geschwollene, feuchte Brennen meines drängenden Verlangens.
Ich schloss sanft reibend die Augen und genoss das Gefühl des zunehmenden Drängens.
»Und wo zum Teufel bist du, Jamie Fraser?«, murmelte ich.
»Hier«, kam es heiser zurück.
Erschrocken öffnete ich die Augen. Er stand zwei Meter von mir entfernt oberschenkeltief im Wasser, seine Genitalien dunkel vor dem bleichen Glanz seines Körpers. Sein Haar lag offen auf seinen Schultern und umrahmte ein Gesicht, das so weiß war wie Knochen, die Augen reglos und konzentriert wie die des Wolfshundes. Völlige Wildnis, vollkommene Stille.
Dann regte er sich und kam zu mir, immer noch konzentriert, aber nicht mehr still. Seine Oberschenkel waren so kalt wie das Wasser, als er mich berührte, doch in Sekundenschnelle wurde er warm, dann heiß. Schweißperlen bildeten sich augenblicklich überall dort, wo seine Hände meine Haut berührten, und eine Flut heißer Feuchtigkeit benetzte von neuem meine Brüste, die rund und glatt unter seiner harten Brust lagen.
Dann wanderte sein Mund zu meinem, und ich verschmolz – fast buchstäblich – mit ihm. Es war mir egal, wie heiß es war und ob die Feuchtigkeit auf meiner Haut sein Schweiß war oder meiner. Sogar die Insektenwolken verloren jede Bedeutung. Ich hob meine Hüften an, und er glitt hinein, glatt und fest, und der letzte Rest seiner Kühle erlosch in meiner Hitze wie das kalte Metall eines Schwertes in heißem Blut.
Meine Hände glitten auf einem feuchten Film über seinen Rücken, meine Brüste bewegten sich unter seiner Brust, und ein Rinnsal tropfte zwischen ihnen nach unten und glättete die Reibung von Bauch und Oberschenkel.
»Himmel, dein Mund ist so schlüpfrig und salzig wie deine Möse«, murmelte er und streckte die Zunge aus, um die kleinen Salzperlen in meinem Gesicht zu kosten, Schmetterlingsflügel auf Schläfen und Augenlidern.
Ich spürte den harten Felsen unter mir kaum. Die gespeicherte Tageshitze, die von ihm aufstieg, wanderte durch mich hindurch, und die rauhe Felsoberfläche schürfte mir Rücken und Hinterteil auf, doch es störte mich nicht.
»Ich kann nicht warten«, flüsterte er mir atemlos ins Ohr.
»Dann tu’s auch nicht«, sagte ich und schlang meine Beine fest um seine Hüften, Haut an Haut im kurzen Wahn der Erlösung.
»Ich habe ja schon gehört, dass Leute vor Leidenschaft dahinschmelzen«, sagte ich und schnappte nach Luft, »aber das hier ist lächerlich.«
Er hob den Kopf von meiner Brust, und es gab ein leises, klebriges Geräusch, als sich seine Wange löste. Er lachte und glitt langsam zur Seite.
»Mein Gott, ist das heiß!«, sagte er. Er schob sich das schweißnasse Haar aus der Stirn und atmete aus. Seine Brust hob und senkte sich immer noch vor Anstrengung. »Wie schaffen die Leute das, wenn es so heiß ist?«
»Genau wie wir gerade«, erläuterte ich. Ich atmete selbst schwer.
»Das geht nicht«, sagte er im Brustton der Überzeugung. »Nicht auf die Dauer, sie würden sterben.«
»Nun, vielleicht machen sie es langsamer«, sagte ich. »Oder unter Wasser. Oder sie warten bis zum Herbst.«
»Bis zum Herbst?«, sagte er. »Vielleicht möchte ich doch nicht im Süden leben. Ist es heiß in Boston?«
»Um diese Jahreszeit schon«, versicherte ich ihm. »Und im Winter verdammt kalt. Du wirst dich an die Hitze gewöhnen. Und an die Insekten.«
Er streifte sich eine eifrige Mücke von der Schulter und blickte von mir zum Fluss.
»Vielleicht«, sagte er, »vielleicht auch nicht, aber im Moment …« Er schlang die Arme fest um mich und drehte sich. Mit der schwerfälligen Eleganz eines rollenden Baumstamms fielen wir vom Rand der Felsbank ins Wasser.
Wir lagen feucht und kühl auf dem Felsen und berührten uns kaum, während die letzten Wassertropfen auf unserer Haut verdampften. Am anderen Ufer ließen die Weiden ihre Blätter ins Wasser hängen, und ihre Kronen sahen im Mondlicht schwarz und zerzaust aus. Hinter den Weiden lagen Morgen um Morgen und Meile um Meile jungfräulicher Wälder, denn die Zivilisation hatte gerade erst am Rand des Kontinentes Fuß gefasst.
Jamie folgte meiner Blickrichtung und erriet meine Gedanken.
»Es hat sich wohl ziemlich verändert, seit du es zuletzt gesehen hast, oder?« Er deutete auf das Blätterdunkel.
»Ach, ein bisschen.« Ich verschränkte meine Hand mit der seinen, und mein Daumen liebkoste abwesend seinen breiten knochigen Handrücken. »Die Straßen sind dann befestigt, nicht gepflastert, sondern mit einem harten, glatten Material bedeckt, das ein Schotte namens MacAdam erfunden hat.«
Jamie grunzte leise vor Belustigung.
»Also gibt es dann Schotten in Amerika? Das ist gut.«
Ich ignorierte ihn und redete weiter, während ich in die tanzenden Schatten blickte, als könnte ich die blühenden Städte heraufbeschwören, die dort eines Tages entstehen sollten.
»Es wird dann Menschen aus aller Herren Länder in Amerika geben. Das ganze Land wird besiedelt, von hier bis zur Westküste, bis zu einem Ort namens Kalifornien. Aber im Augenblick« – ich erschauerte sacht trotz der warmen, feuchten Luft – »haben wir nur dreitausend Meilen Wildnis vor uns. Da draußen ist überhaupt nichts.«
»Aye, nur Tausende von blutrünstigen Wilden«, sagte er pragmatisch. »Und wahrscheinlich das eine oder andere gefährliche Tier.«
»Na ja«, stimmte ich zu. »So ist es wohl.« Es war eine beunruhigende Vorstellung; natürlich war mir – ganz vage und theoretisch – bekannt gewesen, dass die Wälder von Indianern, Bären und anderen Waldbewohnern bevölkert waren, doch diese ganz allgemeine Vorstellung war plötzlich dem konkreten und ganz akuten Bewusstsein gewichen, dass wir leicht – und unerwartet – mit irgendwelchen dieser Bewohner zusammentreffen konnten, von Angesicht zu Angesicht.
»Was wird aus ihnen? Den Indianern?«, fragte Jamie neugierig, während er genau wie ich in die Dunkelheit blickte, als versuchte er, die Zukunft in den schwankenden Schatten zu lesen. »Sie werden besiegt und vertrieben, nicht wahr?«
Mich überlief wieder ein leichtes Zittern, und meine Zehen krampften sich zusammen.
»Ja«, sagte ich. »Umgebracht, viele von ihnen. Oder gefangen genommen und eingesperrt.«
»Das ist doch gut.«
»Ich schätze, das hängt sehr vom Standpunkt ab«, sagte ich ziemlich trocken. »Ich glaube nicht, dass die Indianer das auch so sehen.«
»Kann schon sein«, sagte er. »Aber wenn ein verdammter Wilder mit aller Kraft versucht, mir die Kopfhaut abzusägen, interessiert mich sein Standpunkt nicht besonders, Sassenach.«