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»Das kannst du ihnen aber nicht zum Vorwurf machen«, protestierte ich.

»Kann ich wohl«, versicherte er mir. »Wenn dich einer von den Kerlen skalpiert, werde ich ihm alles Mögliche zum Vorwurf machen.«

»Äh … hmm«, sagte ich. Ich räusperte mich und machte noch einen Versuch.

»Was, wenn ein Haufen Fremder ankäme und versuchte, dich umzubringen oder dich von dem Boden zu vertreiben, auf dem du immer gelebt hast?«

»Schon geschehen«, sagte er sehr trocken. »Sonst wäre ich noch in Schottland, aye?«

»Hmm …« Ich kam ins Schwimmen. »Aber ich meine doch nur – du würdest unter diesen Umständen doch auch kämpfen, oder?«

Er holte tief Luft und atmete kräftig durch die Nase aus.

»Wenn ein englischer Dragoner zu meinem Haus käme und Ärger machte«, sagte er wohlüberlegt, »würde ich mich gegen ihn verteidigen. Ich würde auch nicht eine Sekunde lang zögern, ihn umzubringen. Ich würde ihm weder das Haar abschneiden und es durch die Luft schwenken, noch würde ich seine Genitalien essen. Ich bin kein Barbar, Sassenach.«

»Das habe ich auch nicht gesagt«, protestierte ich. »Ich habe nur gesagt, dass –«

»Außerdem«, sagte er mit unumstößlicher Logik, »habe ich nicht vor, irgendwelche Indianer umzubringen. Wenn sie mich in Ruhe lassen, werde ich ihnen auch nichts tun.«

»Sie werden sicher froh sein, das zu hören«, murmelte ich und gab für den Augenblick auf.

Wir lagen aneinandergeschmiegt in der Felsmulde, sanft vom Schweiß verklebt, und beobachteten die Sterne. Ich war unvorstellbar glücklich und zugleich ein wenig misstrauisch. Konnte dieser Glückszustand wirklich andauern? Einst hatte ich das »für immer« zwischen uns als selbstverständlich betrachtet, doch damals war ich noch jünger.

So Gott wollte, würden wir uns bald niederlassen, den Ort finden, wo wir uns ein Heim, ein Leben aufbauen konnten. Das war alles, was ich wollte, doch gleichzeitig kamen mir Zweifel. Seit meiner Rückkehr hatten wir erst ein paar Monate miteinander verbracht. Jede Berührung, jedes Wort war immer noch in Erinnerungen gehüllt und gleichzeitig eine Neuentdeckung. Was würde geschehen, wenn wir uns gründlich aneinander gewöhnt hatten und den Alltag und seine Routine teilten?

»Meinst du, dass du meiner überdrüssig wirst?«, murmelte er. »Wenn wir uns niedergelassen haben?«

»Ich habe mich gerade umgekehrt dasselbe gefragt.«

»Nein«, sagte er, und ich hörte das Lächeln in seiner Stimme. »Bestimmt nicht, Sassenach.«

»Woher weißt du das?«, fragte ich.

»Ich war es nie«, erinnerte er mich. »Damals. Wir waren drei Jahre verheiratet, und ich habe dich am letzten Tag noch genauso begehrt wie am ersten. Vielleicht sogar mehr«, fügte er leise hinzu. Genau wie ich dachte er an unseren letzten Liebesakt, bevor er mich durch die Steine geschickt hatte.

Ich beugte mich herab und küsste ihn. Er schmeckte sauber und frisch und hatte noch etwas vom durchdringenden Geruch des Geschlechtsaktes an sich.

»Ich auch.«

»Dann mach dir keine Sorgen, Sassenach, und ich mach mir auch keine.« Er berührte mein Haar und strich mir die feuchten Locken aus der Stirn. »Ich glaube, ich könnte mein Leben lang mit dir zusammen sein und dich immer noch lieben. Und obwohl ich schon so oft bei dir gelegen habe, überraschst du mich manchmal immer noch, so wie heute Nacht.«

»Ja? Was habe ich denn getan?« Ich starrte zu ihm hinunter, meinerseits überrascht.

»Oh … also. Ich wollte nicht … äh –«

Er klang plötzlich verlegen, und sein Körper war ungewohnt steif.

»Mm?« Ich küsste ihn aufs Ohr.

»Äh … als ich zu dir gekommen bin … was du da gemacht hast … ich meine – war es das, was ich dachte?«

Ich lächelte im Dunkeln in seine Schulter hinein.

»Das kommt darauf an, was du gedacht hast, nehme ich an.«

Er stützte sich auf seinen Ellbogen, und seine Haut löste sich mit einem leisen Schmatzgeräusch von der meinen. Die feuchte Stelle, an der er festgeklebt hatte, war plötzlich kühl. Er drehte sich auf die Seite und grinste mich an.

»Du weißt ganz genau, was ich gedacht habe, Sassenach.«

Ich berührte sein Kinn, das von sprießenden Bartstoppeln überschattet war.

»Stimmt. Und du weißt auch ganz genau, was ich gemacht habe, warum fragst du also?«

»Na ja, ich hätte einfach nicht gedacht, dass eine Frau so etwas macht.«

Der Mond war so hell, dass ich seine halb hochgezogene Augenbraue sehen konnte.

»Männer tun es doch auch«, erinnerte ich ihn. »Du zumindest. Du hast es selbst gesagt – als du im Gefängnis warst, hast du gesagt –«

»Das war etwas anderes!« Ich sah, wie sich sein Mund verzog, während er sich überlegte, was er sagen sollte. »Ich – ach, ich konnte damals einfach nicht anders. Ich konnte schließlich nicht –«

»Tust du es denn sonst nie?« Ich setzte mich auf, schüttelte mein feuchtes Haar aus und warf ihm über die Schulter einen vorsichtigen Blick zu. Man konnte im Mondlicht nicht sehen, wenn jemand errötete, doch ich hatte den Eindruck, dass er rot angelaufen war.

»Na gut«, murmelte er. »Ich denke schon, ja.« Ihm kam ein plötzlicher Gedanke, und seine Augen weiteten sich, als er mich ansah. »Machst du – hast du das schon oft gemacht?« Das letzte Wort kam als Krächzen heraus, und er musste innehalten und sich räuspern.

»Das kommt darauf an, was du unter ›oft‹ verstehst«, sagte ich und ließ es zu, dass sich ein Hauch von Bitterkeit in meine Stimme schlich. »Ich habe schließlich zwei Jahre lang als Witwe gelebt.«

Er rieb sich mit den Fingerknöcheln über seine Lippen und beobachtete mich mit Interesse.

»Aye, das stimmt. Es ist nur – ich hatte einfach nicht gedacht, dass Frauen so etwas machen, das ist alles.« Zunehmende Faszination bekam die Oberhand über seine Überraschung. »Kannst du – es zu Ende bringen? Ohne einen Mann, meine ich?«

Da musste ich laut lachen, und leise Echos hallten aus den umstehenden Bäumen wider und wurden vom Fluss zurückgeworfen.

»Ja, aber es ist viel schöner mit einem Mann«, versicherte ich ihm. Ich streckte die Hand aus und berührte seine Brust. Ich sah, wie sich eine Gänsehaut auf seiner Brust und seinen Schultern ausbreitete, und er erschauerte sacht, als ich mit meiner Fingerspitze einen sanften Kreis um seine Brustwarze zog. »Viel schöner«, sagte ich leise.

»Oh«, sagte er und hörte sich erfreut an. »Dann ist es ja gut, aye?«

Er war heiß – noch heißer als die flüssige Luft –, und mein erster Impuls war zurückzuweichen, doch ich folgte ihm nicht. Augenblicklich brach mir überall dort, wo seine Hände auf meiner Haut innehielten, der Schweiß aus, und ganze Rinnsale liefen mir den Hals herunter.

»So habe ich noch nie mit dir geschlafen«, sagte er. »Wie Aale, aye? Und dein Körper gleitet mir durch die Finger, so schlüpfrig wie Seetang.« Er fuhr mit beiden Händen an meinem Rücken herab, wobei er seine Daumen in die Furche meiner Wirbelsäule presste. Die Härchen in meinem Nacken prickelten vor Vergnügen.

»Mm. Das kommt davon, dass es in Schottland zu kalt ist, um wie ein Schwein zu schwitzen«, sagte ich. »Obwohl – schwitzen Schweine eigentlich? Das habe ich mich schon immer gefragt.«

»Ich weiß es nicht, ich habe noch nie mit einem Schwein geschlafen.« Er neigte den Kopf, und seine Zunge berührte meine Brust. »Aber du schmeckst ein bisschen nach Forelle, Sassenach.«

»Wonach schmecke ich?«

»Frisch und süß mit etwas Salz«, antwortete er und hob den Kopf, bevor er sich weiter auf den Weg nach unten machte.

»Das kitzelt«, sagte ich und erzitterte unter seiner Zunge, machte aber keine Anstalten, mich ihm zu entziehen.

»Soll es auch«, sagte er und hob das feuchte Gesicht zum Atemholen, bevor er sich wieder ans Werk machte. »Gefällt mir nicht, dass du ganz ohne mich auskommen könntest.«

»Kann ich auch gar nicht«, versicherte ich ihm. »Oh!«

»Ah?«, kam die gedämpfte Nachfrage. Ich legte mich auf den Stein zurück, den Rücken durchgedrückt, während die Sterne über mir schwindelerregend zu tanzen begannen.