Выбрать главу

»Der junge Edwin sagte mir, dass Ihr erst kürzlich in die Kolonien gekommen seid. Seid Ihr mit den hiesigen Gegebenheiten vertraut?«

Jamie zuckte leicht mit den Achseln.

»Ich habe mich bemüht, so viel wie möglich in Erfahrung zu bringen, Sir«, antwortete er. »Welche Gegebenheiten meint Ihr?«

»North Carolina ist ein sehr fruchtbares Land«, antwortete der Gouverneur, »und doch hat es noch nicht denselben Wohlstand erreicht wie seine Nachbarn – was vor allem darauf zurückzuführen ist, dass es uns an Arbeitskräften mangelt, so dass wir die Möglichkeiten, die sich hier bieten, nicht nutzen können. Wie Ihr wisst, haben wir keinen bedeutenden Seehafen; daher müssen Sklaven unter großem Aufwand auf dem Landweg aus South Carolina oder Virginia hergebracht werden – und hier gibt es längst nicht so viele Zwangsarbeiter wie in Boston oder Philadelphia.

Genau wie die Krone betreibe ich schon seit langem die Politik, intelligente, fleißige und gottesfürchtige Familien zu ermuntern, sich in der Kolonie North Carolina anzusiedeln, im Interesse der Sicherheit und des Wohlstandes aller.« Er hob die Zigarre, nahm einen tiefen Zug, atmete langsam aus und hustete.

»Zu diesem Zweck, Sir, haben wir bei der Landvergabe ein System eingeführt, wonach ein vermögender Mann eine größere Landfläche zur Verfügung erhält und nun seinerseits eine Anzahl Emigranten dazu anregt, sich mit seiner Unterstützung auf einer Parzelle dieses Landes anzusiedeln. Diese Politik ist seit dreißig Jahren überaus erfolgreich; wir konnten viele Highlander und Familien von den Inseln dafür gewinnen, hierherzukommen und sich niederzulassen. Bei meiner Ankunft war ich geradezu erstaunt, wie viele MacNeills, Buchanans, Grahams und Campbells an den Ufern des Cape Fear leben!«

Der Gouverneur zog noch einmal an seiner Zigarre, diesmal aber nur kurz, denn nun wollte er auf den Punkt kommen.

»Dennoch gibt es im Landesinneren und in den Bergen große Flächen gutes Land, das noch unbesiedelt ist. Es ist etwas abgelegen, und doch, wie Ihr sagt, für Männer, die mit den Weiten der schottischen Highlands vertraut sind –«

»Ich habe von diesen Landvergaben gehört, Sir«, unterbrach Jamie ihn. »Aber sind die Bedingungen nicht so formuliert, dass die Begünstigten weiß, männlichen Geschlechts, Protestanten und über dreißig Jahre alt sein müssen? Und dass diese Formulierung den Status eines Gesetzes hat?«

»Ja, so steht es geschrieben.« Mr. Tryon drehte sich, so dass ich ihn jetzt von der Seite sah, während er die Zigarrenasche in eine kleine Porzellanschale klopfte. Sein hochgezogener Mundwinkel verriet seine Vorfreude; das Gesicht eines Anglers, der das erste Zucken an der Schnur spürt.

»Das Angebot ist von beträchtlichem Interesse für mich«, sagte Jamie förmlich. »Ich muss Euch allerdings darauf hinweisen, dass ich kein Protestant bin und die meisten meiner Verwandten auch nicht.«

Der Gouverneur spitzte abwehrend die Lippen und zog eine Augenbraue hoch.

»Ihr seid weder Jude noch Neger. Ich kann doch hier von Mann zu Mann sprechen, oder? In aller Offenheit, Mr. Fraser, es gibt das Gesetz, und dann gibt es die Realität.« Er hob sein Glas mit einem leisen Lächeln. »Und ich bin überzeugt, dass Ihr das genauso gut wisst wie ich.«

»Möglicherweise sogar besser«, murmelte Jamie mit einem höflichen Lächeln.

Der Gouverneur warf ihm einen scharfen Blick zu, stieß dann aber ein kurzes Lachen aus. Er hob zustimmend sein Glas und nippte daran.

»Wir verstehen uns, Mr. Fraser«, sagte er und nickte zufrieden. Jamie neigte den Kopf um ein paar Millimeter.

»Dann gäbe es also keine Schwierigkeiten, was die persönlichen Qualifikationen der Siedler betrifft, die möglicherweise auf Euer Angebot eingehen möchten?«

»Überhaupt keine«, sagte der Gouverneur und stellte mit einem dumpfen Geräusch das Glas ab. »Solange gewährleistet ist, dass es sich um kräftige Leute handelt, die das Land bestellen können, habe ich keine weiteren Wünsche. Und was ich nicht weiß, das macht mich auch nicht heiß, was?«

Fragend hob er die schmalen Augenbrauen.

Jamie drehte das Glas in seinen Händen, als bewunderte er die dunkle Farbe der Flüssigkeit.

»Nicht alle, die den Aufstand der Stuarts überlebt haben, hatten so viel Glück wie ich, Eure Exzellenz«, sagte er. »Mein angenommener Sohn hat eine Hand verloren; ein anderer meiner Begleiter hat nur einen Arm. Doch sie sind beide arbeitsame Männer von gutem Charakter. Ich kann nicht guten Gewissens einen Vorschlag akzeptieren, der sie ausschließt.«

Der Gouverneur tat dies mit einer ausladenden Handbewegung ab.

»Wenn sie selbst für ihr tägliches Brot sorgen können und sich nicht als Belastung für die Gemeinschaft erweisen, sind sie herzlich willkommen.« Dann richtete er sich auf, als fürchtete er, er sei in seiner Großzügigkeit zu weit gegangen. Er legte die Zigarre am Rand des Schälchens ab und ließ sie weiterqualmen.

»Da Ihr die Jakobiten erwähnt – diese Männer werden einen Eid auf die Krone schwören müssen, wenn sie das noch nicht getan haben. Wenn ich das fragen darf, Sir, da Ihr andeutet, dass Ihr Papist seid … Ihr selbst …«

Es war möglich, dass Jamies Augen sich nur wegen des Qualms verengten, aber ich glaubte es nicht. Gouverneur Tryon glaubte es auch nicht, denn auch wenn er erst in den Dreißigern war, war er kein schlechter Menschenkenner. Er wandte sich wieder zum Tisch, so dass ich nur seinen Rücken sah, aber ich konnte erkennen, dass er Jamie intensiv ansah, als folgte sein Blick den geschmeidigen Bewegungen der Forelle unter Wasser.

»Ich will Euch nicht an vergangene Erniedrigungen erinnern«, sagte er still. »Oder Euch jetzt in Eurer Ehre verletzen. Dennoch werdet Ihr verstehen, dass es meine Pflicht ist zu fragen.«

Jamie lächelte ohne eine Spur von Humor.

»Und meine, zu antworten, nehme ich an«, sagte er. »Ja, ich bin ein begnadigter Jakobit. Und aye, ich habe den Eid geschworen – wie alle anderen, die diesen Preis für ihr Leben gezahlt haben.«

Ziemlich abrupt stellte er sein immer noch volles Glas ab und schob den schweren Stuhl zurück. Er stand auf und verneigte sich vor dem Gouverneur.

»Es ist spät, Eure Exzellenz. Erlaubt, dass ich mich zurückziehe.«

Der Gouverneur lehnte sich in seinem Stuhl zurück und führte die Zigarre an seine Lippen. Mit einem festen Zug ließ er die Spitze hell aufglühen, während er zu Jamie aufblickte. Dann nickte er und ließ ein kleines Rauchwölkchen von seinen gespitzten Lippen aufsteigen.

»Gute Nacht, Mr. Fraser. Denkt über mein Angebot nach – werdet Ihr das tun?«

Ich wartete die Antwort nicht ab – es war auch nicht nötig. Mit wehenden Röcken huschte ich durch den Flur und weckte dabei einen Lakaien, der in einer dunklen Ecke vor sich hin döste.

Ich erreichte unser Gästezimmer in den Stallungen, ohne unterwegs noch jemandem zu begegnen, und ließ mich dort auf einen Stuhl fallen. Das Herz schlug mir bis zum Hals; nicht nur vom überstürzten Treppensteigen, sondern auch wegen der Dinge, die ich gehört hatte.

Jamie würde das Angebot des Gouverneurs mit Sicherheit überdenken. Und was für ein Angebot! Auf einen Schlag alles wiederzugewinnen, was er in Schottland verloren hatte – und mehr.

Jamie war nicht als Gutsherr geboren, doch nach dem Tod seines älteren Bruders war Lallybroch zu seinem Erbe geworden, und man hatte ihn seit seinem achten Lebensjahr darauf vorbereitet, die Verantwortung für das Gut zu übernehmen, für das Wohlergehen von Land und Pächtern zu sorgen und dieses Wohlergehen über sein eigenes zu stellen. Doch dann war Charles Stuart gekommen und sein Wahnsinnsmarsch zum Ruhm; ein feuriges Kreuz, das seine Anhänger in die Vernichtung führte.

Jamie hatte nie mit Bitterkeit von den Stuarts gesprochen, hatte überhaupt nie von Charles Stuart gesprochen. Er hatte auch kaum je ein Wort darüber verloren, was dieses Unterfangen ihn persönlich gekostet hatte.

Doch jetzt … das alles zurückzubekommen. Neues Land, fruchtbar und voller Wild, besiedelt mit Familien unter seiner Führung und seinem Schutz. Es war wie im Buch Hiob, dachte ich – all diese Söhne und Töchter und Kamele und Häuser, so beiläufig vernichtet und dann mit solch verschwenderischer Großzügigkeit wieder ersetzt.