Выбрать главу

»Mit wem?«

»Oh, das habe ich ganz vergessen; diesen Teil des Gesprächs hast du wohl nicht mitbekommen, weil du ganz mit deinen zahlreichen Bewunderern beschäftigt warst.«

Ich ließ ihm diese Bemerkung durchgehen, weil ich wissen wollte, was es mit den Regulatoren auf sich hatte. Diese schienen ein lockerer Zusammenschluss von Männern zu sein, die zum Großteil aus dem rauhen Hinterland der Kolonie kamen und nicht mehr länger hinnehmen wollten, was sie als kapriziöses und ungerechtes – und dann und wann schlichtweg illegales – Verhalten der Vertreter der Krone empfanden, also der Sheriffs, Richter, Steuereintreiber und so weiter.

Da sie den Eindruck hatten, dass Gouverneur und gewählte Versammlung ihre Beschwerden nicht ernst genug nahmen, hatten sie die Angelegenheit selbst in die Hand genommen. Hilfssheriffs waren überfallen worden, und aufgebrachte Menschenmengen hatten Friedensrichter aus ihren Häusern gezerrt und zum Rücktritt gezwungen.

Ein Komitee von Regulatoren hatte an den Gouverneur geschrieben und ihn bedrängt, sich der Ungerechtigkeiten anzunehmen, unter denen sie litten, und Tryon – ein Mann der Tat und der Diplomatie – hatte ihnen eine besänftigende Antwort geschickt. Er war sogar so weit gegangen, zwei der korruptesten Sheriffs zu ersetzen und einen offiziellen Brief an die Gerichtsoberen zustellen zu lassen, der sich mit der Beschlagnahmung beweglichen Eigentums befasste.

»Stanhope hat von einem Sicherheitskomitee gesprochen«, sagte ich interessiert. »Das hörte sich aber nach einer ziemlich neuen Einrichtung an.«

»Die Unruhen sind zwar im Moment eingedämmt, aber nicht beigelegt«, sagte Jamie schulterzuckend. »Und feuchtes Schießpulver mag zwar lange nur glimmen, Sassenach, doch wenn es einmal Feuer fängt, geht es mit einem unheimlichen Knall hoch.«

Würde Tryon es für eine gute Investition halten, sich die Treue und Verpflichtung eines erfahrenen Soldaten zu kaufen, der sich wiederum der Treue und der Dienste seiner Männer versicherte und sich in einer abgelegenen und unruhigen Gegend der Kolonie niederließ?

Mir kam es wie ein Bombengeschäft vor – den Gouverneur kostete es ein paar hundert Pfund und ein paar mickrige Morgen vom Land des Königs. Schließlich besaß Seine Majestät jede Menge davon.

»Also erwägst du es ernsthaft?« Jetzt sahen wir einander an, und meine Hand lag auf der seinen, nicht in Zurückhaltung, sondern in Zustimmung.

Er lächelte lässig.

»Ich bin nicht so alt geworden, weil ich alles geglaubt habe, was man mir erzählt, Sassenach. Vielleicht nehme ich also das freundliche Angebot des Gouverneurs an, vielleicht auch nicht – aber ich will eine ganze Menge mehr darüber erfahren, bevor ich ja oder nein sage.«

»Na ja, es ist schon seltsam, dass er dir ein solches Angebot macht, wo er dich doch gerade erst kennengelernt hat.«

»Es würde mich wundern, wenn ich der Einzige wäre, an den er damit herangetreten ist«, sagte Jamie. »Und es ist schließlich kein großes Risiko für ihn, oder? Du hast doch gehört, wie ich ihm gesagt habe, dass ich Katholik bin. Er war nicht weiter überrascht.«

»Stimmt. Er schien es aber nicht für ein Problem zu halten.«

»O nein, das hat er nicht – es sei denn, der Gouverneur beschließt, eins daraus zu machen.«

»Meine Güte.« Meine Einschätzung des Gouverneurs änderte sich rapide, doch ich war mir nicht sicher, ob zum Besseren oder nicht. »Wenn die Dinge also nicht so laufen, wie er sich das vorstellt, braucht er nur verlauten zu lassen, dass du ein Katholik bist, und das Gericht würde uns das Land mit dieser Begründung wieder abnehmen. Andererseits, wenn er stillhält –«

»Und wenn ich tue, was er will, aye.«

»Er ist viel gewiefter, als ich dachte«, sagte ich nicht ohne Bewunderung. »Geradezu schottisch.«

Er lachte und strich sich das Haar aus dem Gesicht.

Die langen Vorhänge am Fenster, die bis jetzt schlaff heruntergehangen waren, blähten sich plötzlich auf und ließen einen Luftzug herein, der nach sandigem Schlamm, Flusswasser und einem schwachen Hauch von frischer Kiefer roch. Die Dämmerung kam mit dem Wind.

Als wäre das ein Signal gewesen, krümmten sich Jamies Finger, und ein leichter Schauder übertrug sich von ihm auf mich, als die kühle Luft auf seinen nackten Rücken traf.

»Ich habe mir vorhin keine Ehre gemacht«, sagte er leise. »Aber wenn du dir sicher bist, dass du im Augenblick nichts auf dem Herzen hast …«

»Nichts«, sagte ich und sah zu, wie das Leuchten von draußen den Umriss seines Kopfes und Halses in Gold tauchte. Sein Mund war immer noch breit und sanft, aber er sah nicht länger wie vierzehn aus.

»Vorerst nicht das Geringste.«

Kapitel 8

Ein Mann von Wert

Gott, ich hasse Schiffe!«

Während mir dieser aus tiefster Seele kommende Abschiedsgruß noch in den Ohren klang, fuhren wir langsam in den Hafen von Wilmington hinaus.

Wir hatten zwei Tage mit Einkaufen und anderen Vorbereitungen verbracht und befanden uns jetzt auf dem Weg nach Cross Creek. Da wir nach dem Verkauf des Rubins genug Geld hatten, war es nicht notwendig gewesen, die Pferde zu verkaufen. Wir hatten Duncan mit den schwereren Ausrüstungsgegenständen im Wagen losgeschickt, und Myers war als Führer mitgefahren. Wir anderen wählten die schnellere und viel bequemere Überfahrt mit Kapitän Freeman an Bord der Sally Ann.

Die Sally Ann war ein Gefährt von einzigartiger und unbeschreiblicher Machart, lang, flach, mit einem quadratischen Vorschiff und einem stumpfen Kiel. Sie hatte eine kleine Kabine, die vielleicht zwei Meter mal zwei Meter maß, und rechts und links davon war vielleicht noch ein halber Meter Platz zum Vorbeigehen. Vorder- und Achterdeck waren etwas geräumiger, wenn Letzteres zurzeit auch weitgehend von Bündeln, Säcken und Fässern bedeckt wurde.

Ein einzelnes Segel war an Mast und Baum über der Kabine befestigt, so dass die Sally Ann von weitem aussah wie eine Krabbe, die auf einem Kieselstein hockt und eine weiße Fahne schwenkt. Das torfbraune Wasser des Cape Fear schwappte kaum fünfzehn Zentimeter unterhalb der Reling, und die Bodenbretter waren ständig feucht vom langsam eindringenden Wasser.

Dennoch war ich zufrieden. Ungeachtet der beengten Verhältnisse, tat es doch gut, auf dem Wasser zu sein, weit weg – wenn auch nur vorübergehend – vom Sirenengesang des Gouverneurs.

Jamie war unzufrieden. Er hasste Schiffe wirklich aus tiefster Seele und litt an so akuter Seekrankheit, dass er manchmal schon grün wurde, wenn er nur das Wasser in einem Glas herumwirbeln sah.

»Es ist völlig still«, beobachtete ich. »Vielleicht wird dir ja gar nicht schlecht.«

Jamie schielte misstrauisch auf das schokoladenbraune Wasser und kniff dann die Augen zusammen, als das Kielwasser eines anderen Schiffes gegen die Breitseite der Sally Ann schlug und sie kräftig zum Schaukeln brachte.

»Vielleicht«, sagte er in einem Tonfall, der ausdrückte, dass meine Bemerkung zwar gut gemeint sei, er es aber für unwahrscheinlich halte.

»Willst du die Nadeln? Sie wirken besser, wenn ich sie setze, bevor du dich übergibst.« Resigniert griff ich in meine Rocktasche, in der das Kästchen mit den chinesischen Akupunkturnadeln lag, die ihm auf der Atlantiküberquerung das Leben gerettet hatten.

Er schauderte kurz und öffnete die Augen.

»Nein«, sagte er. »Ich glaube, es geht. Erzähl mir etwas, Sassenach – lenk mich von meinem Magen ab, aye?«

»Gut«, sagte ich bereitwillig. »Was für ein Mensch ist deine Tante Jocasta?«

»Ich hab sie nicht mehr gesehen, seit ich zwei war, von daher sind meine Eindrücke etwas vage«, erwiderte er abwesend. Sein Blick hing an einem großen Floß, das flussabwärts kam und sich allem Anschein nach auf Kollisionskurs mit uns befand. »Meinst du, dieser Neger schafft das? Vielleicht sollte ich ihm ein bisschen helfen.«