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»Besser nicht«, sagte ich und betrachtete das näher kommende Floß argwöhnisch. Neben dem Kapitän – einem verlotterten, nach Tabak stinkenden Wrack – gab es auf der Sally Ann noch einen Matrosen, einen älteren Schwarzen, der ein ehemaliger Sklave war und unser Schiff ganz allein mit einem langen Staken steuerte.

Die sehnigen Muskeln des Mannes streckten und beugten sich in lockerem Rhythmus. Den angegrauten Kopf vor Anstrengung gesenkt, schien er keinerlei Notiz von dem näher kommenden Fahrzeug zu nehmen, sondern hob und senkte den langen Staken in einem flüssigen Bewegungsablauf, der ihn wie einen dritten Arm erscheinen ließ.

»Lass ihn lieber. Du weißt also nicht viel von deiner Tante?«, fügte ich in der Hoffnung hinzu, ihn abzulenken. Das Floß bewegte sich schwerfällig und unausweichlich auf uns zu.

Es war vielleicht zehn Meter lang und lag tief im Wasser. Es war mit Fässern und Fellbündeln beladen, die unter einem Netz befestigt waren. Eine durchdringende Geruchswolke eilte ihm voraus, es stank so stark nach Moschus, Blut und ranzigem Fett, dass vorübergehend alle anderen Gerüche des Flusses davon überdeckt wurden.

»Nein, sie hat ein Jahr vor der Hochzeit meiner Eltern den Cameron von Erracht geheiratet und Leoch verlassen.« Seine Worte kamen unkonzentriert, und er sah mich nicht an, da seine ganze Aufmerksamkeit auf das näher kommende Fahrzeug gerichtet war. Seine Knöchel wurden weiß, ich sah, wie es ihn drängte, nach vorn zu stürzen, dem Matrosen den Staken zu entreißen und dem Floß auszuweichen. Ich legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm.

»Und sie hat euch in Lallybroch nie besucht?«

Ich sah die Sonne auf stumpfem Eisen glänzen, wo sie auf Klampen an der Floßkante fiel, und die drei halbnackten Matrosen schwitzten selbst so früh am Morgen schon. Einer von ihnen schwenkte den Hut und rief grinsend etwas, was sich anhörte wie »Hah, ihr!«, als sie auf uns zukamen.

»Nun, John Cameron ist an der roten Ruhr gestorben, und sie hat seinen Vetter, den schwarzen Hugh Cameron aus Aberfeldy, geheiratet, und dann –« Er schloss instinktiv die Augen, als das Floß unter dem gutmütigen Spott und Gebrüll seiner Mannschaft keine zwanzig Zentimeter entfernt an uns vorbeischoss. Rollo, der seine Vorderpfoten auf das niedrige Kabinendach gestützt hatte, bellte wie verrückt, bis Ian ihm einen Klaps versetzte und ihn so zum Schweigen brachte.

Jamie öffnete erst ein Auge, dann das andere, als er sah, dass die Gefahr vorüber war. Er entspannte sich und ließ das Dach los.

»Aye, der schwarze Hugh – so genannt, weil er eine große schwarze Pustel am Knie hatte – kam auf der Jagd ums Leben, also hat sie Hector Mor Cameron vom Loch Eilean geheiratet –«

»Anscheinend hatte sie eine ziemliche Vorliebe für Camerons«, sagte ich fasziniert. »Hat dieser Clan etwas Besonderes an sich – außer einer Neigung zu Unfällen, meine ich?«

»Sie können mit Worten umgehen«, sagte er mit einem plötzlichen, ironischen Lächeln. »Die Camerons sind Dichter – und Scherzbolde. Manchmal auch beides. Du erinnerst dich sicher an Lochiel?«

Ich lächelte und teilte seine bittersüße Erinnerung an Donald Cameron von Lochiel, der zur Zeit des Aufstandes Clanoberhaupt der Camerons gewesen war. Er war ein gutaussehender Mann mit seelenvollem Blick, doch hinter seinem sanftäugigen Benehmen und seinen eleganten Manieren verbarg sich ein wahrhaft großes Talent für vulgäre Knittelverse, mit denen er mich sotto voce auf Bällen in Edinburgh amüsiert hatte, wo Charles Stuarts Unterfangen seine kurze Glanzzeit erlebt hatte.

Jamie lehnte sich an das Dach der winzigen Schiffskabine und beargwöhnte den Verkehr auf dem Fluss. Wir hatten den Hafen von Wilmington noch nicht verlassen, und kleine Gigs und Skullboote flitzten herum wie Wasserläufer und huschten zwischen den größeren, langsameren Fahrzeugen hin und her. Er war bleich, aber noch nicht grün.

Ich stützte mich ebenfalls mit den Ellbogen am Kabinendach ab und streckte meinen Rücken. Im Sonnenlicht war es zwar heiß, doch es war auch eine Wohltat für meine Muskeln, die von den improvisierten Schlafgelegenheiten schmerzten. Ich hatte die letzte Nacht zusammengekauert auf einer harten Eichenbank im Schankraum eines Wirtshauses verbracht und mit dem Kopf auf Jamies Knien geschlafen, während er unsere Passage arrangierte.

Ich stöhnte und räkelte mich.

»Ist Hector Cameron ein Poet oder ein Witzbold?«

»Weder noch«, erwiderte Jamie und berührte wie auf Kommando meinen Nacken und fing an, ihn zu massieren. »Er ist tot, aye?«

»Das ist wunderbar«, sagte ich und stöhnte ekstatisch, als sich sein Daumen in eine besonders empfindliche Stelle bohrte. »Was du da machst, meine ich, nicht, dass dein Onkel tot ist. Ooh, nicht aufhören. Wie ist er nach North Carolina gekommen?«

Jamie prustete amüsiert und trat hinter mich, so dass er meinen Nacken und meine Schultern mit beiden Händen bearbeiten konnte. Ich presste mich mit dem Hintern gegen ihn und seufzte selig.

»Du bist eine ziemliche Krawallschachtel, Sassenach«, sagte er und beugte sich vor, so dass er mir ins Ohr flüstern konnte. »Wenn ich dir den Nacken massiere, machst du dieselben Geräusche, wie wenn –« Er stieß mich dezent, aber dennoch eindeutig mit dem Becken an, so dass ziemlich klar war, was er meinte. »Mm?«

»Mmmm«, antwortete ich und trat ihn – dezent – gegen das Schienbein. »Schön. Wenn mich jemand hinter verschlossenen Türen hört, wird er also annehmen, dass du mir den Nacken massierst – und zu mehr wirst du wahrscheinlich sowieso nicht kommen, bevor wir von dieser dahintreibenden Planke herunterkommen. Also, was ist jetzt mit deinem verstorbenen Onkel?«

»Ach, der.« Seine Finger gruben sich rechts und links von meiner Wirbelsäule ein und wanderten langsam auf und nieder, während er einen weiteren Strang seiner verworrenen Familiengeschichte aufrollte. Immerhin lenkte ihn das von seinem Magen ab.

Mit mehr Glück – und entweder auch mit mehr Verstand oder mit mehr Zynismus – als sein berühmter Verwandter hatte sich Hector Mor Cameron für die Möglichkeit gewappnet, dass die Sache der Stuarts scheiterte. Er war unverletzt aus Culloden entkommen und heimgeeilt, wo er unverzüglich seine Frau, seine Dienstboten und seine beweglichen Güter in eine Kutsche geladen hatte, mit der sie nach Edinburgh geflohen waren – und von dort per Schiff nach North Carolina. Auf diese Weise waren sie den Verfolgern der Krone um Haaresbreite entkommen.

In der Neuen Welt angekommen, hatte Hector Cameron ein großes Stück Land erworben, den Wald gerodet, ein Haus und eine Sägemühle gebaut, Sklaven zur Bestellung des Landes gekauft, es mit Tabak und Indigo bepflanzt und war – zweifellos erschöpft nach so viel Arbeitsamkeit – im reifen Alter von dreiundsiebzig einer Halsentzündung erlegen.

Woraufhin Jocasta MacKenzie Cameron Cameron Cameron offenbar beschlossen hatte, dass dreimal reichte, es – soweit Myers wusste – abgelehnt hatte, erneut zu heiraten, und die alleinige Herrin von River Run geblieben war.

»Meinst du, der Bote mit deinem Brief kommt eher dort an als wir?«

»Er würde ja sogar eher dort ankommen als wir, wenn er auf allen vieren kriechen würde«, sagte Ian, der plötzlich neben uns auftauchte. Er blickte in leiser Empörung auf den Matrosen, der geduldig seinen triefenden Staken hob und senkte. »In diesem Tempo werden wir Wochen brauchen, bis wir ankommen. Ich habe dir doch gesagt, dass es besser gewesen wäre zu reiten, Onkel Jamie.«

»Keine Sorge, Ian«, versicherte ihm sein Onkel und ließ meinen Nacken los. Er grinste seinen Neffen an. »Du kommst schon noch dran mit Staken – und dann bringst du uns sicher bis zum Abend nach Cross Creek, aye?«

Ian warf seinem Onkel einen säuerlichen Blick zu und ging davon, um Kapitän Freeman mit Fragen über Indianer und wilde Tiere zu löchern.

»Ich hoffe, der Kapitän wirft Ian nicht irgendwann über Bord«, sagte ich und beobachtete, wie Freeman seine mageren Schultern defensiv hochzog, als Ian sich näherte. Mein Nacken und meine Schultern glühten von der ihnen erwiesenen Aufmerksamkeit; ebenso wie die weiter südlich gelegenen Regionen. »Danke für die Massage«, sagte ich und zog eine Augenbraue hoch.