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»Das Problem ist, die Luftzufuhr zu regeln«, fuhr der kleine Fähnrich fort, der sich ein wenig mit seinem Wissen brüstete. »Bei zu wenig Luft geht das Feuer aus; bei zu viel Luft entwickelt es so viel Energie, dass man es nicht mehr kontrollieren kann, und dann können sich die Schweldämpfe entzünden und aus ihrem Gefängnis ausbrechen. Wie Ihr seht, Ma’am.« Er wies mit wichtiger Miene auf einen Baum in unmittelbarer Nähe. Eins der Rasenstücke war mit solcher Wucht dagegen geflogen, dass es sich um den Stamm gewickelt hatte und nun wie ein zottiger gelber Pilz dort klebte.

»Es erfordert höchste Präzision«, sagte er, während er sich auf die Zehenspitzen stellte und sich mit Interesse umsah. »Wo ist der Sklave, dessen Aufgabe es ist, sich um das Feuer zu kümmern? Ich hoffe, der arme Kerl ist nicht umgekommen.«

Er war nicht umgekommen. Ich hatte die Menge während unseres Gespräches prüfend gemustert und nach Verletzten gesucht, doch alle schienen unversehrt davongekommen zu sein – diesmal.

»Tante Jocasta!«, erinnerte Jamie sich plötzlich. Er fuhr zu den Hütten herum, entspannte sich dann aber. Dort stand sie ja, deutlich erkennbar in ihrem grünen Kleid. Ihre Haltung war stocksteif.

Stocksteif vor Wut, wie wir feststellten, als wir sie erreichten. Wir alle hatten sie im Durcheinander nach der Explosion vergessen, und blind, wie sie war, musste sie hilflos dastehen und sich den Tumult anhören, ohne eingreifen zu können.

Mir fiel wieder ein, was Josh über Jocastas Wutausbrüche gesagt hatte, doch sie war zu sehr feine Dame, um in der Öffentlichkeit mit den Füßen zu stampfen und ausfallend zu werden, so aufgebracht sie auch sein mochte. Josh entschuldigte sich in schönstem Aberdeener Dialekt dafür, dass er von ihrer Seite gewichen war, doch sie winkte in freundlicher, wenn auch energischer Ungeduld ab.

»Spar dir die Worte, Junge, du hast getan, was ich dir aufgetragen hatte.« Sie wandte den Kopf ruhelos von einer Seite zur anderen, als versuchte sie, durch ihre Augenbinde zu sehen.

»Farquard, wo bist du?«

Mr. Campbell ging zu ihr, schob ihre Hand durch seinen Arm und tätschelte sie kurz.

»Es ist nicht viel passiert, meine Liebe«, versicherte er ihr. »Keine Verletzten, und nur ein Teerfass verloren.«

»Gut«, sagte sie, und ihre Anspannung ließ ein wenig nach. »Aber wo ist Byrnes?«, fragte sie. »Ich kann ihn nicht hören.«

»Der Aufseher?« Leutnant Wolff tupfte sich mit einem großen Leinentaschentuch ein paar Schmutzflecken aus dem schweißbedeckten Gesicht. »Das habe ich mich auch schon gefragt. Heute Morgen war niemand da zu unserem Empfang. Glücklicherweise ist Mr. Campbell kurz darauf gekommen.«

Farquard Campbell räusperte sich leise und spielte seine Rolle herunter.

»Ich vermute, dass Byrnes in der Sägemühle ist«, sagte er. »Einer der Sklaven hier hat mir gesagt, dass es dort Schwierigkeiten mit dem großen Sägeblatt gibt. Wahrscheinlich kümmert er sich darum.«

Wolff machte ein aufgeblasenes Gesicht, als hielte er ein defektes Sägeblatt für eine armselige Entschuldigung dafür, dass man ihn nicht standesgemäß empfangen hatte. Ihrem zusammengepressten Mund nach zu urteilen, teilte Jocasta diese Ansicht.

Jamie hustete, streckte die Hand aus und zupfte mir ein kleines Grasbüschel aus den Haaren.

»Ich meine, ich hätte ein Lunchpaket gesehen, oder, Tante Jocasta? Vielleicht möchtest du dem Leutnant eine kleine Erfrischung anbieten, während ich mich hier ums Aufräumen kümmere?«

Das war genau der richtige Vorschlag. Jocastas Lippen entspannten sich ein wenig, und Wolff sah bei dem Wort »Lunch« schon entschieden glücklicher aus.

»Das wollen wir tun, lieber Neffe.« Sie richtete sich auf und nickte mit wiederhergestellter Autorität in die Richtung, aus der Wolffs Stimme kam. »Leutnant, dürfte ich Euch einladen, uns beim Essen Gesellschaft zu leisten?«

Im Lauf des Mittagessens erfuhr ich, dass der Leutnant die Terpentinanlage einmal im Vierteljahr besuchte. Während dieses Besuches wurde dann ein Vertrag über den Erwerb und die Lieferung diverser Vorräte für die Marine aufgesetzt. Es war Aufgabe des Leutnants, mit allen Plantagenbesitzern von Cross Creek bis zur Grenze von Virginia ähnliche Abmachungen zu treffen und zu erneuern, und Leutnant Wolff gab uns deutlich zu verstehen, welchen Teil der Kolonie er bevorzugte.

»Wenn es eins gibt, wovon ich zugeben muss, dass sich die Schotten dabei selbst übertreffen«, verkündete der Leutnant reichlich aufgeblasen, während er einen kräftigen Schluck aus seinem dritten Becher Whisky nahm, »dann ist es die Herstellung von Trinkbarem.«

Farquard Campbell, der anerkennend an seinem Zinnbecher genippt hatte, lächelte mit leiser Ironie und schwieg. Jocasta saß neben ihm auf einer wackeligen Bank. Ihre Finger ruhten leicht auf seinem Arm, empfindlich wie ein Seismograph, der auf unterirdische Erschütterungen wartet.

Wolff versuchte erfolglos, einen Rülpser zu unterdrücken, und ließ mich dann etwas verspätet in den Genuss dessen kommen, was er wohl für seinen Charme hielt.

»In fast jeder anderen Hinsicht«, fuhr er fort, während er sich vertraulich zu mir herüberbeugte, »sind sie ein fauler und sturer Menschenschlag, was sie unfähig macht zum –« An dieser Stelle stürzte der jüngste Fähnrich, rot vor Verlegenheit, eine Schüssel mit Äpfeln um und sorgte damit für ausreichende Ablenkung, um den Leutnant an der Vollendung seines Satzes zu hindern – allerdings reichte es unglücklicherweise nicht aus, um ihn auf andere Gedanken zu bringen.

Der Leutnant tupfte sich den Schweiß ab, der ihm unter der Perücke hervorlief, und blickte mich aus blutunterlaufenen Augen an.

»Gehe ich recht in der Annahme, dass Ihr keine Schottin seid, Ma’am? Eure Stimme ist höchst melodiös und gebildet, wenn ich das sagen darf. Ihr habt nicht die Spur eines barbarischen Akzents, trotz Eures Umgangs.«

»Äh … danke«, murmelte ich und fragte mich, welche Laune der Verwaltung den Leutnant als Vertreter der Marine in das Tal des Cape Fear geschickt hatte, wo es wahrscheinlich mehr schottische Highlander gab als in der ganzen übrigen Neuen Welt zusammen. Ich begann zu verstehen, was Josh mit »Och, die verflixte Marine« gemeint hatte.

Jocastas Lächeln hätte angeklebt sein können. Neben ihr zuckte Mr. Campbell kaum merklich mit seinen Augenbrauen und machte ein würdevolles Gesicht. Dem Leutnant ein Obstmesser ins Herz zu rammen, kam offensichtlich nicht in Frage – zumindest nicht, solange er die Bestellung nicht unterzeichnet hatte –, also tat ich das Zweitbeste, was mir einfieclass="underline" Ich nahm die Whiskyflasche und füllte ihm den Becher noch einmal bis zum Rand.

»Er ist furchtbar gut, nicht wahr? Wollt Ihr nicht noch ein Schlückchen, Leutnant?«

Er war wirklich gut – weich und warm. Und sehr teuer. Ich wandte mich an den jüngsten Fähnrich, lächelte ihn freundlich an und überließ es dem Leutnant, den Weg zum Boden der Flasche allein zu finden.

Die Unterhaltung setzte sich holprig, aber ohne weitere Zwischenfälle fort, obwohl die beiden Fähnriche von der anderen Seite des Tisches ein wachsames Auge auf die Fortschritte des Trunkenboldes hatten. Kein Wunder: Schließlich mussten sie den Leutnant auf ein Pferd hieven und heil nach Cross Creek zurückbringen. Allmählich ging mir auf, wieso sie zu zweit waren.

»Mr. Fraser scheint seine Sache ganz großartig zu machen«, murmelte der ältere Fähnrich und deutete in einem zaghaften Versuch, die steckengebliebene Unterhaltung wieder aufzunehmen, nach draußen. »Meint Ihr nicht auch, Sir?«

»Oh? Ah. Zweifelsohne.« Wolff hatte das Interesse an allen Dingen außer dem Grund seines Bechers verloren, doch es stimmte. Während wir anderen beim Essen saßen, war es Jamie – mit Ians Hilfe – gelungen, die Ordnung auf der Lichtung wiederherzustellen; die Pechkocher, Teerschweler und die Harzsammler in Bewegung zu setzen und das Gerümpel von der Explosion einzusammeln. Zurzeit befand er sich, nur mit Hemd und Kniehosen bekleidet, am anderen Ende der Lichtung, wo er mithalf, die halb verbrannten Baumstämme wieder in die Teergrube zu hieven. Ich beneidete ihn sehr – seine Aufgabe schien mir weitaus angenehmer zu sein als das Essen mit Leutnant Wolff.