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Ich sah, wie ein Soldat das Blitzen des Metalls bemerkte und interessiert den Haken betrachtete, den Fergus anstelle seiner fehlenden linken Hand trug. Er blickte Fergus scharf an, schulterte dann aber seine Muskete und eilte seinen Kameraden nach.

Fergus schob sich durch die Menge und ließ sich neben Ian auf die Bank fallen. Er sah erhitzt und verärgert aus.

»Blutsaugender salaud«, sagte er unvermittelt.

Jamies Augenbrauen gingen in die Höhe.

»Der Priester«, erläuterte Fergus. Er nahm den Becher entgegen, den Ian ihm hinschob, und leerte ihn gierig. Er stellte ihn ab, atmete schwer aus, blinzelte und sah merklich glücklicher aus. Er seufzte und wischte sich den Mund ab.

»Er will zehn Schillinge, wenn er den Mann im Kirchhof beerdigen soll«, sagte er. »Natürlich eine anglikanische Kirche, hier gibt es keine katholischen Kirchen. Der elende Wucherer! Er weiß, dass wir keine Wahl haben. Die Leiche wird sich ja kaum bis zum Sonnenuntergang halten.« Er fuhr mit dem Finger unter seine Halsbinde und zog sich das schweißzerknitterte Baumwolltuch vom Hals, dann knallte er mehrfach die Faust auf den Tisch, um die Aufmerksamkeit der Bedienung zu erregen, die dem Ansturm der Gäste kaum gewachsen war.

»Ich habe dem fetten Schwein gesagt, dass Ihr entscheiden werdet, ob wir das bezahlen oder nicht. Wir könnten ihn schließlich einfach im Wald begraben. Obwohl wir dann einen Spaten kaufen müssten«, fügte er stirnrunzelnd hinzu. »Diese raffgierigen Leute hier wissen, dass wir Fremde sind; sie werden uns bis auf den letzten Penny ausnehmen, wenn sie können.«

Der letzte Penny kam der Wahrheit gefährlich nahe. Ich hatte gerade genug, um hier eine anständige Mahlzeit zu bezahlen und ein paar Lebensmittel für den Weg nach Norden zu kaufen; vielleicht genug für ein paar Übernachtungen. Das war alles. Ich sah, wie Jamie sich rasch umblickte und die Möglichkeit abschätzte, beim Hasard- oder Kartenspiel an ein bisschen Geld zu kommen.

Soldaten und Seeleute boten die besten Voraussetzungen zum Spielen, doch beide Gruppen waren im Schankraum nicht besonders zahlreich vertreten. Wahrscheinlich durchsuchte der Großteil der Garnison immer noch die Stadt nach dem Flüchtling. In einer Ecke vergnügte sich eine kleine Gruppe von Männern lauthals bei mehreren Krügen Brandy. Zwei von ihnen sangen oder versuchten es zumindest, und ihre Bemühungen verursachten große Heiterkeit bei ihren Kameraden. Jamie nickte fast unmerklich bei ihrem Anblick und wandte sich wieder an Fergus.

»Was hast du in der Zwischenzeit mit Gavin gemacht?«, fragte Jamie. Fergus zog eine Schulter hoch.

»Ihn in den Wagen gelegt. Ich habe seine Kleider bei einer Lumpenhändlerin gegen ein Leichentuch eingetauscht, und als Teil der Abmachung war sie bereit, ihn zu waschen. Keine Sorge, Milord, er ist vorzeigbar. Noch«, fügte er hinzu und hob den frischen Bierkrug an die Lippen.

»Armer Gavin.« Duncan Innes hob seinen Becher zum Gedenken an den gefallenen Kameraden.

»Slàinte«, antwortete Jamie und hob ebenfalls den Becher. Dann stellte er ihn hin und seufzte.

»Er würde nicht wollen, dass man ihn im Wald beerdigt«, sagte er.

»Warum nicht?«, fragte ich neugierig. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass es eine Rolle für ihn spielt, so oder so.«

»O nein, das dürfen wir nicht, Mrs. Claire.« Duncan schüttelte energisch den Kopf. Duncan war normalerweise ein sehr zurückhaltender Mann, und ich war überrascht, dass er so viel Gefühl zeigte.

»Er hatte Angst im Dunkeln«, sagte Jamie leise. Ich starrte ihn an, und er lächelte mich schief an. »Ich hab mit Gavin Hayes fast so lange zusammengelebt wie mit dir, Sassenach – und auf sehr viel engerem Raum. Ich habe ihn gut gekannt.«

»Aye, er hatte Angst davor, im Dunkeln allein zu sein«, fiel Duncan ein. »Er hatte eine höllische Angst vor den tannagach – vor Geistern, aye?«

Der Ausdruck seines langen, kummervollen Gesichtes war nach innen gewandt, und ich wusste, dass er in Gedanken die Gefängniszelle vor sich sah, die er und Jamie drei Jahre lang mit Gavin Hayes geteilt hatten – und mit vierzig anderen Männern. »Erinnerst du dich, Mac Dubh, wie er uns eines Nachts von dem tannasq erzählt hat, dem er begegnet ist?«

»O ja, Duncan, und ich wünschte, ich hätte es vergessen.« Jamie erschauerte trotz der Hitze. »Ich habe die halbe Nacht wach gelegen, nachdem er uns die Geschichte erzählt hatte.«

»Wie ging sie denn, Onkel Jamie?« Ian beugte sich mit großen Augen über sein Ale. Seine Wangen waren gerötet und schweißnass, seine Halsbinde zerknittert vor Feuchtigkeit.

Jamie rieb sich den Mund und überlegte.

»Ah. Nun, es war eines Abends im kalten Spätherbst in den Highlands, um die Zeit, wenn die Jahreszeit wechselt und die Luft einem verrät, dass der Boden am nächsten Morgen mit Reif überzogen sein wird«, sagte er. Er machte es sich auf seinem Sitz bequem und lehnte sich zurück, den Bierkrug in der Hand. Er lächelte ironisch und zupfte sich am Hals. »Nicht so wie jetzt, aye? Also, Gavins Sohn trieb an dem Abend die Kühe heim, aber eine fehlte – der Junge hatte sämtliche Hügel und Senken abgesucht, konnte sie aber nirgends finden. Also ließ Gavin den Jungen die beiden anderen melken und zog selber los, um die verlorene Kuh zu suchen.«

Er drehte den Zinnbecher langsam zwischen seinen Händen und starrte in das dunkle Ale, als sähe er darin die nachtschwarzen schottischen Gipfel und den Nebel, der durch die herbstlichen Täler schwebte.

»Er lief ein ganzes Stück, und die Kate hinter ihm verschwand. Als er sich umsah, konnte er das Licht im Fenster nicht mehr sehen, und um ihn war nichts als das Heulen des Windes. Es war kalt, aber er ging weiter, stapfte durch Heide und Morast, und unter seinen Stiefeln hörte er Eis brechen.

Er sah einen kleinen Hain im Nebel, und weil er dachte, die Kuh hätte vielleicht unter den Bäumen Schutz gesucht, ging er dorthin. Er sagte, es waren kahle Birken, doch ihre Zweige waren so zusammengewachsen, dass er sich bücken musste, um darunter durchzupassen.

Er trat in den Hain und sah, dass es gar keiner war, sondern ein Kreis von Bäumen. Sehr große Bäume standen in regelmäßigen Abständen um ihn herum, und kleinere Schösslinge wuchsen dazwischen und bildeten eine Wand aus Zweigen. Und in der Mitte des Kreises war ein Hügelgrab.«

Trotz der Hitze in der Wirtschaft fühlte ich mich doch, als sei mir ein Eissplitter an der Wirbelsäule heruntergeglitten. Ich hatte in den Highlands solche uralten Hügelgräber gesehen und fand sie schon bei Tageslicht unheimlich genug.

Jamie trank einen Schluck Ale und wischte sich einen Schweißtropfen weg, der ihm die Schläfe herunterlief.

»Er fühlte sich ziemlich merkwürdig, unser Gavin. Denn er kannte die Stelle – jeder kannte sie und hielt sich von ihr fern. Es war seltsam dort. Und in der Kälte und Dunkelheit kam es ihm noch schlimmer vor als bei Tageslicht. Es war ein altes Hügelgrab mit einem Fundament aus großen Felsplatten, auf die man Steine gehäuft hatte, und vor sich sah er die schwarze Öffnung der Grabkammer.

Er wusste, dass man diesen Ort auf keinen Fall betreten sollte, vor allem nicht ohne Amulett. Gavin trug nur ein Holzkreuz um den Hals. Also bekreuzigte er sich damit und wandte sich zum Gehen.«

Jamie hielt inne und trank einen Schluck Ale.

»Doch als Gavin aus dem Hain heraustrat«, sagte er leise, »hörte er hinter sich Schritte.«

Ich sah, wie sich der Adamsapfel in Ians Kehle auf und ab bewegte. Er griff mechanisch nach seinem Becher, die Augen gebannt auf seinen Onkel gerichtet.

»Er blickte nicht hinter sich«, fuhr Jamie fort, »sondern ging weiter. Und die Schritte hielten mit ihm mit, Schritt für Schritt folgten sie ihm. Dann kam er im Torfmoor an eine Stelle, wo Wasser hochquoll, und weil es so kalt war, war dort eine Eiskruste. Er hörte den Torf unter seinen Füßen knacken und hinter sich das Krack! Krack! zerbrechenden Eises.

Er ging weiter und weiter durch die kalte, dunkle Nacht und hielt Ausschau nach dem Licht der Kerze, die seine Frau ins Fenster gestellt hatte. Aber das Licht zeigte sich nicht, und er begann zu befürchten, dass er sich in der Heide und den dunklen Hügeln verlaufen hatte. Und die ganze Zeit hielten die Schritte mit ihm mit und hallten in seinen Ohren.