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durch alle Räume hallte und dem kleinen Kater durch Mark und Bein ging.»Entschuldige«, fuhr Jakob wieder leise fort,»das is' eben so unsere Art, wenn sich wo was zusammenbraut. Weil, wir fühlen sowas nämlich voraus. Ich weiß noch nicht, was die vorhaben, aber ich wette meine letzten Federn, es is' eine ungeheure Menscherei.«»Eine was?«»Naja, Schweinerei kann man doch nicht sagen, weil die Schweine, die tun ja nix Böses. Deswegen bin ich doch extra durch Nacht und Sturm hergeflattert. Meine Madam weiß gar nix davon. Ich hab' eben auf dich gezählt. Aber jetzt hast du deinen Maestro ja schon eingeweiht und damit is' sowieso alles Essig. Ich wollt' wirklich, ich war' bei meiner Amalia im warmen Nest geblieben.«»Ich dachte, deine Frau heißt Klara?«»Das is' eine andere«, schnarrte Jakob unwillig,»außerdem geht's jetzt nicht darum, wie meine Frau heißt, sondern daß du alles verpatzt hast.«Maurizio schaute den Raben verwirrt an.»Ich glaube, du siehst immer und überall schwarz. Du bist ein Pessimist.«»Stimmt!«bestätigte Jakob Krakel trocken.»Und deswegen hab' ich fast immer recht. Wollen wir wetten?«Der kleine Kater machte ein trotziges Gesicht.»Also gut. Um was?«»Wenn du recht hast, verschluck' ich einen rostigen Nagel, wenn ich recht hab', tust du's. Einverstanden?«Maurizio gab sich Mühe, möglichst lässig zu wirken, trotzdem zitterte seine Stimme ein wenig, als er antwortete:»Top! Die Wette gilt.« 

Jakob Krakel nickte und begann unverzüglich, das Labor zu inspizieren. Maurizio lief neben ihm her.»Suchst du jetzt schon den Nagel?«»Nein«, antwortete der Rabe,»ein passendes Versteck für uns.«»Wozu denn?«»Na, weil wir die Herrschaften doch heimlich belauschen müssen.«Der kleine Kater blieb stehen und sagte entrüstet:»Nein, sowas mache ich nicht. Das ist unter meinem Niveau.«»Unter was?«fragte Jakob.»Ich meine, sowas ist einfach nicht ritterlich. Das tut man nicht. Ich bin doch kein Halunke!«»Ich schon«, sagte der Rabe.»Aber man lauscht doch nicht heimlich«, erklärte Maurizio.»Das gehört sich einfach nicht!«»Was würdest du denn tun?«»Ich?«- Maurizio überlegte. -»Ich würde den Maestro einfach fragen, geradeheraus, Auge in Auge.«Der Rabe guckte den Kater von der Seite an und schnarrte:»Brav, Herr Graf! Auge in Auge, das würde ganz schön ins Auge gehen.«Inzwischen waren sie in einem dunklen Winkel vor einer großen Blechtonne angelangt, deren Deckel offenstand. SONDERMÜLL stand darauf geschrieben. Die beiden Tiere beäugten die Schrift.»Kannst du lesen?«fragte Jakob.»Du etwa nicht?«antwortete Maurizio etwas herablassend.»Ich hab's nie gelernt«, gab der Rabe zu.»Was steht denn da?«Maurizio konnte der Versuchung, sich vor dem Raben aufzuspielen, nicht widerstehen.»Es heißt KÜCHENABFÄLLE oder - ach nein - es heißt BRENNSTOFF - obwohl es eigentlich mehr mit einem Zett anfängt.«In diesem Augenblick war durch das Sturmsausen draußen ein Geräusch zu vernehmen, das wie das Heulen einer Sirene klang und rasch näherkam.»Das is' meine Madam«, flüsterte Jakob,»die macht immer solchen Höllenlärm, weil sie meint, das war' zünftig. Komm, nix wie rein in die Tonne!«Er flatterte auf den Rand, aber der Kater zögerte noch. Jetzt hörte man eine schrille Stimme, die aus dem Kamin scholclass="underline" »Trali, trala! Besuch ist da. Und weißt du wer? Da schau mal her!«Zugleich fuhr ein Windstoß jaulend durch den Schornstein herunter, daß die Flammen des grünen Feuers geradezu platt gedrückt wurden und dicke Rauchwolken in den Raum quollen.»Uijeh!«hustete Jakob Krakel.»Da is' sie schon.

Schnell, Käterchen, eil' dich doch!«Die Stimme aus dem Kamin kam näher und näher. Es klang, als kreische jemand durch ein langes Rohr.»Geschäfte! Geschäfte! Durch finstere Kräfte. Mach mit! Mach mit! Profit! Profit!«Dann war plötzlich ein Ächzen aus dem Schornstein zu hören, und die Stimme murmelte undeutlich:»Moment. mir scheint. ich bin steckengeblieben. na?. so!. ja, jetzt geht's weiter.«Der Rabe hopste auf dem Tonnenrand herum und krächzte:»Nun komm schon endlich! Los! Hopp!«Der kleine Kater sprang zu ihm hinauf, der Rabe schubste ihn mit dem Schnabel hinein und folgte dann selbst. Im letzten Augenblick gelang es ihnen mit vereinten Kräften, den Klappdeckel zu schließen. Die schrille Stimme aus dem Kamin war jetzt ganz nah.»Was kost'die Welt? Viel Geld! Viel Geld! Beim Ausverkauf, geht alles drauf, doch wir sind reich, bitte sehr, bitte gleich! Es zahlt sich aus.«Jetzt fiel ein wahrer Hagel von Geldstücken durch den Schornstein herunter, dann tat es im Kamin einen satten Plumps, der Topf mit der Essenz Nummer 92 kippte um, sein Inhalt verzischte in der Glut (vorläufig würde»Muntermanns Diät«also nicht in den Handel kommen) und mitten in den auflodernden Flammen saß Tyrannja Vamperl und quietschte:»Wo bleibt der Applaus?«

Unter einer Hexe stellen sich die meisten Leute ein runzeliges, dürres altes Weiblein vor, das einen großen Bukkel auf dem Rücken schleppt, viele borstige Warzen im Gesicht und nur einen einzigen langen Zahn im Mund hat. Aber heutzutage sehen Hexen meistens ganz anders aus. Tyrann]a Vamperl war jedenfalls das genaue Gegenteil von all dem. Zwar war sie verhältnismäßig klein, jedenfalls im Vergleich zu Irrwitzers langer Gestalt, aber dafür war sie unglaublich fett. Sie war buchstäblich so hoch wie breit. Ihre Garderobe bestand aus einem schwefelgelben Abendkleid mit allerhand schwarzen Streifen, so daß sie wie eine überdimensionale Hornisse aussah. (Schwefelgelb war nämlich ihre Lieblingsfarbe.) Sie war über und über mit Schmuck und Juwelen behängt, sogar ihre Zähne waren ganz aus Gold, mit blitzenden Brillanten als Plomben. Jedes einzelne ihrer dikken Wurstfingerchen war mit Ringen besteckt und sogar ihre langen Fingernägel waren vergoldet. Auf ihrem Kopf saß ein Hut von der Größe eines Autoreifens, an dessen Krempe hunderte von Geldstücken klimperten. Als sie nun aus dem Kamin herauskroch und sich aufrichtete, sah sie aus wie eine Art Stehlampe - allerdings eine sehr teure. Im Gegensatz zu den Hexen vergangener Zeiten war sie gegen Feuer immun, es machte ihr nichts aus. Sie patschte nur ärgerlich die Flämmchen tot, die noch auf ihrem Abendkleid herumhüpften. Ihr Mopsgesicht mit den dicken Tränensäcken und den schlaffen Hängebacken war so stark geschminkt, daß es einer kosmetischen Schaufensterauslage glich. Als Handtäschchen trug sie einen kleinen Tresor mit Nummernschloß unter dem Arm.»Hallooohoho!«rief sie und versuchte, ihrer schrillen Stimme einen süßen Klang zu geben, während sie nach allen Seiten spähte.»Ist denn niemand daaaha? Huhu! Bubilein!«Keine Antwort. Nun konnte Tyrannja Vamperl es ganz und gar nicht leiden, wenn man ihr keine Beachtung schenkte. Vor allem ihre imponierenden Auftritte waren ihr außerordendich wichtig. Die Tatsache, daß Irrwitzer bei ihrer Schau überhaupt nicht zugegen gewesen war, machte sie bereits wütend auf ihn. Unverzüglich begann sie, unter den Papieren auf dem Tisch herumzuschnüffeln, doch sie kam nicht weit, denn schon hörte sie Schritte nahen. Es war Irrwitzer, der endlich zurückkam. Mit ausgebreiteten Armen eilte sie ihrem Neffen entgegen.»Beelzebub!«zwitscherte sie.»Beelzebübchen! Laß dich ansehen! Bist du's oder bist du's nicht?«»Ich bin es, Tante Tyti, ich bin es«, erwiderte er und legte sein Gesicht in säuerliche Freudenfalten. Tyrannja versuchte, ihn zu umarmen, was aber wegen ihrer Körperfülle nur mit Mühe gelang.»Du bist es, mein sehr teurer Neffe«, krähte sie.»Ich dachte mir übrigens gleich, daß du es bist. Wer hättest du denn auch sonst sein sollen, nicht wahr?«Sie schüttelte sich vor Kichern, daß alle Geldstücke klimperten. Irrwitzer versuchte, sich ihrer Umklammerung zu entziehen und brummte:»Ich habe mir auch gleich gedacht, daß du es bist, Tantchen.«Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihn in die Backe zu kneifen.»Ich hoffe, du bist angenehm überrascht. Oder hast du vielleicht mit dem Besuch einer anderen niedlichen kleinen Hexe gerechnet?«»Aber nicht doch, Tyti«, wehrte Irrwitzer grämlich ab,»du kennst mich doch. Für so etwas läßt mir meine Arbeit keine Zeit.«»Allerdings kenne ich dich, Bubilein«, versetzte sie schelmisch,»und besser als jede andere, nicht wahr? Schließlich habe ich dich doch aufgezogen und deine Ausbildung finanziert. Und soweit ich sehe, lebst du auch heute nicht schlecht - auf meine Kosten.«Irrwitzer schien nicht gern daran erinnert zu werden. Er antwortete