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«Gut«, sagte er.»Sehr gut. Ich beglückwünsche Sie. Eine hervorragende Arbeit. «Goossens strahlte.

«Bleibt noch, die Nulleinstellung vorzunehmen. Außerdem muß ich ein paar Probeschüsse abgeben. Haben Sie Patronen da?«Der Belgier griff in die Tischlade und holte eine Schachtel mit hundert Geschossen heraus. Die Siegel der Schachtel waren aufgebrochen, und sechs Patronen fehlten.

«Ich habe sechs herausgenommen und als Explosionsgeschosse hergerichtet«, sagte der Büchsenmacher.»Der Rest ist zum Üben da.«

Der Schakal nahm die Schachtel, schüttelte eine Handvoll Patronen in seine geöffnete Linke und betrachtete sie. Für die Aufgabe, die einer unter ihnen zugedacht war, erschienen sie fast lachhaft klein, aber er sah, daß sie von der extralangen Sorte dieses Kalibers waren, und wußte, daß die zusätzliche Explosivladung dem Geschoß eine sehr viel höhere Geschwindigkeit und damit erhöhte Zielgenauigkeit und Wirkungsweise verleihen würde. Im Gegensatz zu den meisten auf der Jagd verwendeten Kugeln waren diese Patronen nicht stumpf, sondern zugespitzt und die Patronenköpfe noch dazu nicht wie jene aus Blei, sondern aus einer Kupfer-Nickel-Legierung gegossen. Es waren Schießwettbewerbspatronen vom gleichen Kaliber wie das Jagdgewehr, das er in der Hand hielt.

«Wo sind die richtigen Geschosse?«fragte er. Goossens ging wieder zum Tisch hinüber und holte ein in Seidenpapier gewickeltes Päckchen hervor.

«Normalerweise verwahre ich dergleichen selbstverständlich an einem sicheren Platz«, erklärte er,»aber als Sie mir sagten, Sie kämen, habe ich sie bereitgelegt.«

Er öffnete das Päckchen und schüttete den Inhalt auf seinen weißen Schreibblock. Auf den ersten Blick sahen sie genauso aus wie die Patronen, die der Engländer jetzt wieder in die Pappschachtel zurückschüttete. Als er seine Hand geleert hatte, nahm er eines der auf dem Schreibblock liegenden Geschosse und schaute es sich genauer an.

Vom Kopf der Patrone war die Kupfer-Nickel-Schicht sorgfältig weggeschliffen worden, so daß man an dieser Stelle die Bleifüllung sehen konnte. Die scharfe Geschoßspitze war geringfügig gekürzt und in sie ein winziges, etwa einen halben Zentimeter tiefes Loch gebohrt worden, das der Länge der Geschoßkappe entsprach. In diese Öffnung hatte Goossens ein Tröpfchen Quecksilber gegossen und sie dann mit einem Tropfen flüssigen Bleis verschlossen. Nachdem das Blei erhärtet war, hatte Goossens es ebenfalls so lange zurechtgeschliffen, bis die Geschoßspitze wieder ihre ursprüngliche Form auf wies.

Der Schakal kannte diese Geschosse, hatte selbst jedoch nie Gelegenheit gehabt, eines zu verwenden. Viel zu umständlich in der Herstellung, um in größerer Anzahl benutzt zu werden, von der Genfer Konvention verboten, weil von noch weit verheerenderer Wirkung als das simple Dumdumgeschoß, würde das Explosivgeschoß krepieren wie eine kleine Granate, wenn es den menschlichen Körper traf. Beim Feuern wurde das Quecksilbertröpfchen in seinem Hohlraum durch die Vehemenz des vorwärtsschießenden Projektils in ganz ähnlicher Weise zurückgeschleudert, wie ein Autofahrer durch plötzliche Akzeleration in das Polster seines Sessels gepreßt wird. Sobald das Geschoß auf Fleisch, Knorpel oder Knochen traf, bewirkte die plötzliche Minderung seiner Geschwindigkeit, daß das Quecksilber nach vorn gegen die plombierte Geschoßspitze gepreßt wurde, wobei es das Blei nach außen bog wie die Finger einer gespreizten Hand oder die Blätter einer aufblühenden Blume. In dieser Form würde es sich seinen Weg durch Nerven und Gewebe bahnen und dabei Fragmente seiner selbst in einem Umkreis von der Größe einer Untertasse im Fleisch zurücklassen. Traf es den Kopf, so würde ein solches Projektil nicht aus ihm wieder austreten, sondern alles, was sich in ihm befand, zerreißen und durch den Druck der freigewordenen Energie die Schädeldecke sprengen.

Der Killer legte das Geschoß sorgfältig wieder auf das Seidenpapier zurück. Der sanfte kleine Mann neben ihm sah ihn fragend an.

«Die scheinen mir in Ordnung zu sein. Sie verstehen wirklich etwas von Ihrem Handwerk, Monsieur Goossens. Wo also liegt denn nun die Schwierigkeit, von der Sie sprachen?«

«Ich meinte die Röhren, Monsieur. Die waren viel schwerer anzufertigen, als ich angenommen hatte. Zunächst habe ich Aluminium genommen, wie Sie es vorgeschlagen hatten. Aber verstehen Sie bitte, daß ich zuerst das Gewehr erworben und hergerichtet habe. Deswegen bin ich erst vor ein paar Tagen dazu gekommen, mich mit den anderen Dingen zu befassen. Ich hatte gehofft, es würde relativ einfach sein, mit meiner Erfahrung und den Geräten, die ich in der Werkstatt habe. Um die Röhren so schmal wie möglich anfertigen zu können, habe ich sehr dünnes Metall gekauft. Es war zu dünn. Als ich es in meiner Maschine hatte, um es für die Montage mit Schraubengewinden zu versehen, war es, als hätte ich Silberfolie genommen. Schon unter geringfügigem Druck verlor es jede Form. Um einen Durchmesser zu erhalten, der groß genug war, damit der breiteste Teil des Verschlusses hineinpaßte, hätte ich, sofern ich ein dickeres Metall verwendet hätte, etwas bauen müssen, was nicht so aussieht, wie wir es uns vorgestellt haben. Es würde einfach nicht natürlich gewirkt haben. Deswegen habe ich mich für rostfreien Stahl entschieden. Es war das einzig Mögliche. Er sieht aus wie Aluminium, ist aber etwas schwerer. Da er stärker ist, darf er auch dünner sein. Er hält das Gewinde aus und ist immer noch stark genug, um nicht zu verbiegen. Aber natürlich ist er schwieriger zu bearbeiten, und es dauert etwas länger. Ich habe gestern damit angefangen…«

«Schon gut. Was Sie sagen, klingt logisch. Aber ich brauche die Dinger, und sie müssen einwandfrei sein. Wann kann ich sie haben?«

Der Belgier hob die Schultern.»Das ist schwer zu sagen. Ich habe alle Bestandteile da, es sei denn, es treten noch andere Schwierigkeiten auf. Was ich bezweifle. Ich bin sicher, daß die letzten technischen Schwierigkeiten so gut wie überwunden sind. Fünf Tage, sechs Tage — vielleicht eine Woche…«

Der Engländer ließ sich seine Verstimmung nicht anmerken. Sein Gesicht blieb ausdruckslos, während er den Ausführungen des Belgiers lauschte.

«Also gut«, sagte er schließlich.»Das bedeutet, daß ich meine Reisepläne abändern muß. Möglicherweise sind die Folgen nicht so katastrophal, wie ich annahm, als ich das letztemal hier war. Das wird bis zu einem gewissen Grad von dem Ergebnis eines Telephongesprächs abhängen, das ich zu führen habe. Auf jeden Fall muß ich mich mit dem Gewehr vertraut machen, und das kann ebensogut in Belgien geschehen. Ich werde es also mitnehmen, dazu die normalen Patronen und eine von den hergerichteten. Was ich brauche, ist eine einsame, abgelegene Gegend, wo mich niemand stört, wenn ich die Waffe über eine Distanz von hundertdreißig bis hundertfünfzig Meter im Freien ausprobiere. Wohin würde man in diesem Land fahren, um entsprechende Bedingungen vorzufinden?«

Goossens überlegte einen Augenblick.»In die Ardennen«, sagte er schließlich.»Es gibt dort ausgedehnte Waldgebiete, wo man stundenlang niemandem begegnet. Sie können an einem Tag dort sein und zurückkommen. Heute ist Donnerstag, morgen fängt das Wochenende an, und möglicherweise gehen die Leute in den Wäldern picknicken. Ich würde Montag, den fünften, vorschlagen. Dienstag oder Mittwoch bin ich dann hoffentlich mit dem Rest fertig. «Der Engländer nickte.

«Einverstanden. Dann nehme ich jetzt das Gewehr und die Munition mit und melde mich am Dienstag oder Mittwoch nächster Woche wieder bei Ihnen.«

Der Belgier schien Einwendungen machen zu wollen, aber sein Kunde kam ihm zuvor.

«Ich glaube, ich schulde Ihnen noch siebenhundert Pfund. Hier«- er ließ ein paar Päckchen gebündelter Banknoten auf den Schreibblock fallen —»sind weitere fünfhundert. Die noch ausstehenden zweihundert Pfund erhalten Sie, sobald Sie mir das restliche Gerät übergeben haben.«