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«Nein, genug jetzt.«

Sie preßte rasch die Schenkel zusammen, setzte sich auf, griff ihm ins Haar und bog seinen Kopf zurück, um ihm in die Augen zu sehen. Er richtete sich halb auf, preßte sein Gesicht gegen eine ihrer vollen, schweren Brüste und begann sie zu küssen.

«Ich habe nein gesagt.«

Er blickte zu ihr hinauf.

«Das reicht, Lover. Ich muß in zwei Stunden aufstehen. Geh jetzt in dein Zimmer zurück. Jetzt, mein kleiner Engländer,jetzt.«

Er gehorchte, schwang sich aus dem Bett und suchte seine Kleidungsstücke zusammen. Sie glättete die zerwühlt am Fußende des Bettes liegende Decke und zog sie sich bis unters Kinn herauf. Mit dem Jackett und der Krawatte über dem Arm trat er angekleidet ans Bett und blickte auf sie hinunter. In der halben Dunkelheit konnte sie seine Zähne schimmern sehen, als er grinste. Er setzte sich auf die Bettkante und umfaßte mit der Rechten ihren Nacken.»War es gut?«

«Hmmmmmm. Sehr gut. Und für dich?«

Er grinste wieder.»Was denkst du?«

Sie lachte.»Wie heißt du?«

Er überlegte einen Augenblick.»Alex«, log er.

«Ja, Alex, es war sehr gut. Aber es wird jetzt Zeit, daß du in dein Zimmer gehst.«

Er beugte sich zu ihr hinab und küßte sie auf den Mund.

«Dann also gute Nacht, Colette.«

In der nächsten Sekunde war er gegangen und hatte leise die Tür hinter sich geschlossen. Gegen 7 Uhr früh radelte ein Gendarm zum Hötel du Cerf hinaus, stieg vom Fahrrad und betrat die Hotelhalle. Der Wirt, der bereits in der Rezeption saß, um die Reihenfolge der von einigen seiner Gäste gewünschten Weckanrufe festzulegen und die cafe-complet-Bestellungen telephonisch entgegenzunehmen, begrüßte ihn.

«Alors, so früh schon unterwegs?«

«Wie immer«, entgegnete der Gendarm,»Man muß sich tüchtig abstrampeln, wenn man mit dem Fahrrad zu Ihnen hinausfährt, und ich hebe mir diese Tour immer bis zuletzt auf.«»Erzählen Sie mir nicht«, sagte der Hotelwirt grinsend,»daß wir den besten Kaffee in der Nachbarschaft kochen. Marie-Louise, bringen Sie Monsieur eine Tasse Kaffee. Wenn ich nicht irre, trinkt er ihn gern mit einem Trou Normand.«

Der Gendarm lächelte erfreut.

«Hier sind die Anmeldungen«, sagte der Wirt und händigte ihm die von den am Vortag eingetroffenen Gästen ausgefüllten kleinen weißen Formulare aus.»Gestern hatten wir nur drei neue.«

Der Gendarm steckte die Anmeldungen in seine am Koppel befestigte Ledertasche.

«Lohnt sich kaum, extra deswegen herauszukommen«, meinte er grinsend und nahm auf der Sitzbank vor der Rezeption Platz, um auf seinen Kaffee und den Calvados zu warten. Als Marie-Louise beides brachte, scherzte er noch ein wenig mit ihr, bevor er sich dem Apfelschnaps zuwandte.

Es war 8 Uhr geworden, als er sich mit den eingesammelten Formularen in seiner Ledertasche beim Gendarmerie- und Polizeiposten von Gap zurückmeldete. Der wachhabende Inspektor nahm die Anmeldungen entgegen, überflog sie rasch und legte sie in das Abholfach, damit sie im Lauf des Tages nach Lyon zum regionalen Hauptquartier geschickt wurden, von wo aus sie dann später in die Archive der RG nach Paris wanderten. Nicht, daß er diesen Papierkrieg für sonderlich sinnvoll hielt.

Als der Inspektor die Formulare in das Fach legte, beglich Madame Colette de la Chalonniere ihre Rechnung, setzte sich ans Steuer ihres Wagens und fuhr in Richtung Westen davon. Im Stockwerk darüber schlief der Schakal bis 9 Uhr.

Superintendent Thomas, der in seinem Schreibtischsessel eingenickt war, zuckte heftig zusammen, als das Telephon neben ihm schrillte. Es war der Hausapparat, der sein Büro mit dem auf dem gleichen Stockwerk gelegenen Raum verband, in welchem die sechs Sergeants und zwei Inspektoren, seit er ihnen um 8 Uhr 30 neue Instruktionen erteilt hatte, ununterbrochen mit Reisebüros, Fluggesellschaften und Reedereien telephonierten.

Er sah auf seine Uhr. Es war zehn. Verdammt, sieht mir gar nicht ähnlich, am Schreibtisch einzudösen. Dann fiel ihm ein, mit wie wenig Schlaf er sich hatte begnügen müssen, seit Dixon ihn am Montagnachmittag zu sich gerufen hatte. Und jetzt war es der Donnerstagmorgen. Das Telephon klingelte erneut.»Hallo.«

Die Stimme des dienstälteren Inspektors meldete sich.»Freund Duggan, Sir. Er ist am Montagvormittag mit einer Linienmaschine der BEA von London abgeflogen. Gebucht hat er den Flug am Sonnabend. Der Name steht einwandfrei fest. Alexander Duggan. Das Ticket wurde am BEA-Schalter auf dem Flugplatz bar bezahlt.«

«Wohin? Ist er nach Paris geflogen?«»Nein, Super. Nach Brüssel. «Thomas war jetzt hellwach.

«Hören Sie, er kann auch abgereist und wiedergekommen sein. Überprüfen Sie weiterhin alle in den letzten Tagen vorgenommenen Buchungen, und stellen Sie fest, ob vielleicht ein weiterer Flug auf seinen Namen gebucht ist — womöglich mit der Maschine, die London noch gar nicht verlassen hat. Gehen Sie die Vorausbuchungen durch. Ich will wissen, ob er aus Brüssel zurückgekommen ist — was ich übrigens bezweifle. Ich glaube, wir haben ihn verloren. Da er London jedoch schon ein paar Stunden, bevor unsere Ermittlungen begannen, verlassen hat, trifft uns natürlich keine Schuld. O.K.?«

«O.K. Soll die auf das gesamte Gebiet des Vereinigten Königreichs ausgedehnte Suche nach dem richtigen Calthrop weitergehen? Sie bindet starke Polizeikräfte im ganzen Land, und der Yard hat eben angerufen, um uns zu sagen, daß von den Dienststellen in der Provinz ständig Beschwerden eingehen. «Thomas dachte einen Augenblick nach.»Blasen Sie die Suche ab«, sagte er dann.»Ich bin sicher, daß er weg ist.«

Er nahm den Hörer des zweiten Telephonapparats zur Hand und ließ sich mit dem Büro von Kommissar Lebel bei der Police Judiciaire verbinden.

Noch ehe der Donnerstagvormittag herum war, fühlte sich Inspektor Caron reif fürs Irrenhaus. Kurz nach zehn hatten die Engländer angerufen. Er selbst war am Apparat gewesen, dann aber, weilSuperintendent Thomas darauf bestand, Lebel zu sprechen, aufgestanden und zu dem in der Zimmerecke aufgestellten Feldbett hinübergegangen, um den schlafenden Inspektor wachzurütteln. Obwohl er aussah, als sei er schon vor einer Woche gestorben, hatte Lebel den Anruf entgegengenommen, den Hörer freilich gleich darauf Caron zurückgereicht, um sich von ihm übersetzen zu lassen, was Thomas ihm und was er seinerseits Thomas zu sagen hatte.

«Sagen Sie ihm«, wies er Caron an, als er die Nachricht verdaut hatte,»daß wir uns von hier aus mit den Belgiern ins Einvernehmen setzen. Sagen Sie ihm, daß ich ihm für seine Hilfe sehr, sehr dankbar bin und ihn, falls wir den Killer irgendwo auf dem Kontinent aufspüren sollten, sofort benachrichtigen werde, damit er seine Männer nach Hause schicken kann. «Sobald der Hörer aufgelegt war, sagte Lebeclass="underline" »Geben Sie mir die Sürete in Brüssel.«

Der Schakal wachte auf, als die Sonne schon hoch über den Hügeln stand und einen weiteren sommerlich heißen Tag ankündigte. Er duschte und zog sich den karierten Anzug an, den Marie-Louise, das Zimmermädchen, aufgebügelt hatte.

Kurz nach halb elf fuhr er im Alfa ins Städtchen, um von der Post aus ein Ferngespräch mit Paris zu führen. Als er zwanzig Minuten später das Postamt verließ, hatte er es offenkundig eilig. In einem nahe gelegenen Haushaltsgeschäft kaufte er eine große Dose mitternachtsblauen Hochglanzlack, eine kleinere Dose weißen Lack sowie einen spitzen Rund- und einen breiten Flachpinsel, ferner einen Schraubenzieher. Dann fuhr er zum Hotel du Cerf zurück und verlangte seine Rechnung.

Während sie ausgestellt wurde, ging er nach oben, packte rasch seine Koffer und trug sie selbst zum Wagen. Er verstaute die drei größeren Gepäckstücke im Kofferraum, legte die Reisetasche auf den Beifahrersitz und ging in die Hotelhalle, um die Rechnung zu begleichen. Der Portier, der den Wirt in der Rezeption abgelöst hatte, sagte wenig später aus, der