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Üblicherweise töten sie die Konföderierten, die ihre Männer töten.«

»Das haben sie mit ihren Fragen und ihrer Beharrlichkeit ziemlich deutlich gemacht«, sagte Shaman.

»Sie haben nichts zu befürchten. Die Beweislage ist zu eindeutig. Sergeant-Major Korffs Pferd wurde im Wald angebunden gefunden. Die Fußabdrücke des Mannes im Schnee führten vom Pferd zum Fenster an der Rückwand des Hauses. Das Glas war zerbrochen, das Fenster wurde offengelassen. Als sie seine Leiche untersuchten, hielt er noch die Waffe in der Hand, aus der zwei Schüsse abgegeben worden waren. Wenn in Kriegszeiten die Gemüter erhitzt sind, kann es schon passieren, dass bei einer nicht allzu sorgfältigen Ermittlung in einem solchen Fall die Eindeutigkeit der Beweislage übersehen wird, aber nicht, wenn einflussreiche Kreise sich für den Fall interessieren und eingehend mit ihm beschäftigen.«

Crockett lächelte und richtete herzliche Grüße des Honorable Nicholas Holden aus. »Der Kommissar hat mich gebeten, Ihnen zu versichern, dass er persönlich nach Elmira kommt, falls er gebraucht wird. Ich bin froh, ihm nun versichern zu können, dass eine solche Reise unnötig ist«, sagte er.

Am nächsten Morgen schickte Major Poole einen seiner Sergeanten mit der Nachricht, die Cole-Brüder würden gebeten, Elmira bis zum offiziellen Abschluss der Untersuchung nicht zu verlassen. Auf die Frage, wann das der Fall sein werde, antwortete der Sergeant nicht unhöflich, dass er das nicht wisse.

Also blieben sie weiter in dem kleinen Haus. Mrs. Clay hatte sofort erfahren, was passiert war, und kam vorbei, um sich den Schaden anzusehen. Blass und wortlos starrte sie das zerbrochene Fenster an, entsetzt wanderte ihr Blick über die Einschussstellen und den blutbesudelten Boden. Als sie den ruinierten Kommodenaufsatz sah, stiegen ihr die Tränen in die Augen. »Die Kommode stammt noch von meiner Mutter.«

»Ich kümmere mich darum, dass sie repariert und das Haus wieder in Ordnung gebracht wird«, sagte Shaman.

»Können Sie mir einen Schreiner empfehlen?«

Noch am selben Nachmittag schickte sie jemanden vorbei, einen hageren, schon etwas älteren Mann namens Bert Clay, den Cousin ihres verstorbenen Gatten. Er wiegte missbilligend den Kopf, machte sich aber unverzüglich an die Arbeit. Als erstes besorgte er eine Glasscheibe mit den richtigen Abmessungen, um das Fenster zu reparieren. Die Beschädigungen im Gästezimmer waren komplizierter. Die zersplitterten Bodendielen mussten ersetzt, die blutbesudelten Stellen abgeschliffen und neu eingelassen werden. Die Löcher in der Wand könne er mit Gips ausfüllen und das Zimmer neu streichen, meinte Bert. Doch als er sich die Kommode ansah, schüttelte er den Kopf. »Ich weiß nicht. Das ist Vogelaugen-Ahorn. Kann sein, dass ich irgendwo ein Stück davon finde, aber das wird teuer.«

»Besorgen Sie es!« sagte Shaman entschlossen.

Es dauerte eine Woche, bis Bert die Reparaturen ausgeführt hatte. Als er fertig war, kam Mrs. Clay und sah sich alles sehr genau an. Sie nickte, dankte Bert und meinte, es sei alles in Ordnung, auch die Kommode. Doch Shaman gegenüber verhielt sie sich sehr kühl, und er sah ein, dass ihr Haus für sie nie wieder dasselbe sein würde wie früher. Alle, denen er begegnete, verhielten sich kalt ihm gegenüber. Mr. Barnard lächelte und plauderte nicht mehr, wenn er in seinen Laden kam, und er merkte, dass Leute auf der Straße ihn ansahen und dann die Köpfe zusammensteckten. Die allgemeine Feindseligkeit zerrte an seinen Nerven. Major Poole hatte gleich zu Anfang den Colt konfisziert, und Shaman und Alex fühlten sich schutzlos. Nachts ging Shaman mit dem Schürhaken und einem Küchenmesser ins Bett, lag dann wach und versuchte, die Schwingungen eines Eindringlings zu erspüren, dabei war es nur der Wind, der am Haus rüttelte. Nach drei Wochen hatte Alex Gewicht zugelegt. Er sah jetzt besser aus, konnte es aber kaum mehr erwarten, wegzukommen, und so waren sie beide erleichtert, als Poole sie endlich wissen ließ, dass sie abreisen könnten. Shaman hatte Alex Zivilkleidung gekauft. Er half ihm beim Anziehen und steckte ihm das linke Hosenbein hoch, damit es ihn nicht störte. Alex versuchte, mit Hilfe seiner Krücken zu gehen, hatte aber Schwierigkeiten. »Ich komme mir ganz einseitig vor, weil jetzt so viel von dem Bein weg ist«, sagte er, doch Shaman erwiderte, er werde sich daran gewöhnen.

Bei Barnard kaufte Shaman einen großen Laib Käse und legte ihn als Entschädigung für Mrs. Clay auf den Tisch. Mit dem Mietstallbesitzer hatte er vereinbart, Pferd und Wagen am Bahnhof zurückzugeben, und deshalb konnte Alex auf Stroh gebettet dorthinfahren, so wie er zuvor das Gefangenenlager verlassen hatte. Als der Zug hielt, trug Shaman Alex auf den Armen in ein Abteil und setzte ihn auf einen Fensterplatz, während die anderen Reisenden sie angafften oder verlegen wegsahen. Die beiden sprachen kaum etwas, doch als der Zug anfuhr und Elmira verließ, legte Alex seinem Bruder die Hand auf den Arm.

Sie fuhren auf einer nördlicheren Route nach Hause als auf der, die Shaman nach Elmira geführt hatte. Shaman zog es vor, über Chicago anstatt über Cairo zu reisen, denn er glaubte nicht, dass der Mississippi bei ihrer Ankunft in Illinois schon eisfrei sein würde. Es war eine beschwerliche Reise. Das unaufhörliche Rütteln der Waggons bereitete Alex starke Schmerzen. Unterwegs mussten sie häufig umsteigen, und jedesmal musste Shaman seinen Bruder auf den Armen von einem Zug zum anderen tragen. Außerdem waren die Züge fast nie pünktlich. Mehrmals wurde der Zug, in dem sie fuhren, auf einem Nebengleis abgestellt, um einen Truppentransport vorbeizulassen. Einmal schaffte es Shaman, für etwa fünfzig Meilen Polstersessel in einem Salonwagen zu ergattern, doch meistens saßen sie auf den harten Holzbänken der gewöhnlichen Abteile. Als sie Erie in Pennsylvania erreichten, hatte Alex weiße Flecken in den Mundwinkeln, und Shaman wusste, dass sein Bruder nicht mehr Weiterreisen konnte. Er mietete ein Hotelzimmer, damit Alex sich eine Weile in einem weichen Bett ausruhen könnte. Beim Verbandwechseln an diesem Abend begann er, Alex einiges von dem zu erzählen, was er aus dem Tagebuch seines Vaters erfahren hatte.

Er berichtete ihm von dem Schicksal der drei Männer, die Makwa-ikwa vergewaltigt und ermordet hatten. »Ich glaube, es war meine Schuld, dass Henry Korff hinter uns her war. Damals in dem Asyl in Chicago, in dem David Goodnow verwahrt wird, habe ich zuviel über die Mörder gesagt. Ich habe nach dem Supreme Order of the Star-Spangled Banner gefragt, und nach Hank Cough, und ich habe wohl den Eindruck hinterlassen, als wäre ich hinter ihnen her. Wahrscheinlich war einer vom Personal ein Mitglied des Geheimbunds, vielleicht mehrere.

Zweifellos hat man Korff gewarnt, und der hat beschlossen, uns zu beseitigen.«

Alex schwieg einen Augenblick und sah dann seinen Bruder mit besorgtem Gesicht an. »Aber Shaman... Korff wusste, wo er uns suchen musste. Das bedeutet, jemand in Holden’s Crossing muss ihm verraten haben, dass du nach Elmira abgereist bist.«

Shaman nickte. »Das geht mir auch schon lange im Kopf herum«, sagte er leise.

Eine Woche nachdem sie Elmira verlassen hatten, erreichten sie Chicago. Shaman schickte seiner Mutter ein Telegramm und teilte ihr mit, dass er Alex nach Hause bringe. Er verheimlichte ihr nicht, dass Alex ein Bein verloren hatte, und bat sie, sie vom Bahnhof abzuholen. Als der Zug mit einer Stunde Verspätung in Rock Island einlief, wartete Sarah mit Doug Penfield am Bahnsteig. Shaman trug Alex die Waggonstufen hinunter, und Sarah warf die Arme um ihren Sohn und weinte wortlos.

»Lass mich ihn absetzen, er ist zu schwer«, beklagte sich Shaman schließlich und hob Alex auf den Sitz des Buckboard. Auch Alex hatte geweint. »Du siehst gut aus, Ma«, sagte er schließlich. Seine Mutter setzte sich neben ihn und hielt seine Hand. Shaman ergriff die Zügel, während Doug auf seinem Pferd ritt, das hinten am Wagen angebunden gewesen war. »Wo ist Alden?« fragte Shaman.

»Er hat sich ins Bett gelegt. Er wird immer schwächer, Shaman, die Anfälle werden immer schlimmer. Und als sie vor ein paar Wochen am Fluss Eis hackten, ist er ausgerutscht und schwer gestürzt«, sagte Sarah.