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Wenige Wochen später spannte Mr. Edvard das Pferd vor den Wagen, und Miss Eva fuhr mit Große Frau davon.

Als sie alleine wieder zurückkam, berichtete sie Zwei Himmel, ihre Schwester sei »gesegnet«. Von jetzt an, sagte Miss Eva, werde Mary vier auf einer gutchristlichen Farm auf der anderen Seite von Fort Crawford arbeiten. Zwei Himmel sah Große Frau nie wieder.

Sooft Zwei Himmel sicher war, dass niemand sie belauschte, redete sie mit den anderen Sauks in der Stammessprache. Wenn sie Kartoffelkäfer absammelten, erzählte sie ihnen die Geschichten, die ihre Mutter ihr erzählt hatte. Wenn sie die Rübenfelder jäteten, sang sie die Lieder der Sauks. Beim Holzhacken erzählte sie von Sauk-e-nuk und dem Winterlager und brachte so die Tänze und Feste, die toten und die lebendigen Stammesbrüder in Erinnerung. Wenn die anderen nicht in ihrer eigenen Sprache antworteten, drohte sie ihnen, sie schlimmer zu schlagen als Miss Eva. Obwohl zwei der Sauk-Mädchen älter und größer waren als sie, widersprach ihr keines, und so behielten sie ihre alte Sprache.

Sie waren bereits fast drei Jahre auf der Farm, als ein Sioux-Mädchen als neue Schülerin dazukam. Flatternder Flügel war älter als Große Frau. Sie stammte aus dem Clan der Wabashaw, und nachts verhöhnte sie die Sauks mit Geschichten, wie während des Massakers an der Mündung des Bad Axe ihr Vater und ihre Brüder am Ufer des Masesibowi gelauert und jeden ihrer Sauk-Feinde, dem die Flucht über den Fluss gelungen war, getötet und skalpiert hatten. Flatternder Flügel wurde Mary fünf, und Mr. Edvard fand sehr schnell Gefallen an ihr. Zwei Himmel träumte davon, sie zu töten; doch dann erwies sich Flatternder Flügels Anwesenheit als Chance, denn nach wenigen Monaten wurde auch sie schwanger. Vielleicht war Mary ein fruchtbarer Name.

Zwei Himmel sah zu, wie Flatternder Flügels Bauch wuchs, und schmiedete ihre Pläne. An einem stillen, heißen Sommertag fuhr Miss Eva mit Flatternder Flügel davon. Mr. Edvard war auf sich allein gestellt und konnte nicht alle im Auge behalten. Sobald die Frau verschwunden war, warf Zwei Himmel die Hacke, mit der sie im Rübenfeld gearbeitet hatte, weg und schlich sich hinter den Stall. Sie schichtete an der trockenen Bretterwand harzreiche Kiefernspäne auf und entzündete sie mit den Schwefelhölzern, die sie gestohlen und für diesen Augenblick aufbewahrt hatte. Als das Feuer bemerkt wurde, stand der Stall schon in hellen Flammen. Wie ein Verrückter schreiend und glotzend, kam Mr. Edvard aus dem Kartoffelfeld gelaufen und befahl den Mädchen, eine Löschkette zu bilden. Zwei Himmel blieb in der ganzen Aufregung ruhig und gelassen. Sie rief Mond, Gelber Vogel und Rauchfrau zu sich. Dann schnappte sie sich eine von Miss Evas Reineclaudegerten, trieb damit das große Mastschwein aus dem tiefen, schwarzen Schlamm seines Stalles in Miss Evas geschrubbtes, poliertes, fromm riechendes Haus und schloss die Tür. Nachdem dies erledigt, war, führte sie die anderen weg von diesem verhassten Ort der mookamonik in den Wald. Sie vermieden alle Straßen und blieben im Wald, bis sie den Fluss erreicht hatten. Am Ufer hatte sich ein Eichenstamm verfangen, und die vier Mädchen zerrten ihn los. Das warme Wasser barg die Gebeine und die Geister ihrer Lieben und umfing die Mädchen, die sich, an den Stamm geklammert, vom Masesibowi nach Süden tragen ließen. Als es dunkel wurde, verließen sie den Fluss. In dieser Nacht schliefen sie hungrig im Wald. Am nächsten Morgen entdeckten sie bei der Beerensuche ein verborgenes Sioux-Kanu. Sie stahlen es ohne Bedenken und hofften, es möge einem Verwandten von Flatternder Flügel gehören. Es war schon später Nachmittag, als sie nach einer Biegung im Fluss plötzlich Prophetstown vor sich sahen. Am Ufer säuberte ein Indianer Fische. Als sie sahen, dass es ein Mesquakie war, lachten sie erleichtert auf und steuerten das Kanu in seine Richtung.

Weiße Wolke war nach Prophetstown zurückgekehrt, sobald ihm das nach dem Krieg möglich war. Die bleichgesichtigen Soldaten hatten auch sein Langhaus niedergebrannt, aber er baute sich ein neues bedonoso-te.

Als sich die Nachricht von der Rückkehr des Schamanen verbreitete, kamen wieder Familien aus verschiedenen Stämmen zu ihm und bauten ihre Hütten in Prophetstown, um in seiner Nähe leben zu können. Unter seinen Schülern zollte er den vier Mädchen, die den Weißen entflohen waren und sich zu ihm durchgeschlagen hatten, besondere Aufmerksamkeit. Tagelang beobachtete er sie, während sie in seiner Hütte ruhten und aßen, und er bemerkte dabei, dass drei von ihnen sich in allen Dingen nach der vierten richteten. Er befragte diese drei und ausführlich, und jede schwärmte ihm von Zwei Himmel vor. Immer von Zwei Himmel. Er begann, sie mit wachsender Hoffnung zu betrachten.

Schließlich holte er zwei Ponys von seiner Koppel und befahl Zwei Himmel, mit ihm zu kommen. Fast einen ganzen Tag lang ritt sie hinter ihm her, bis der Boden anzusteigen begann. Alle Berge sind geheiligt, aber im Flachland ist sogar ein Hügel ein heiliger Ort. Auf der bewaldeten Erhebung, die sie erreicht hatten, führte er sie zu einer Lichtung. Der Moschusduft von Bären hing in der Luft, auf dem Boden lagen Tierknochen verstreut und die Aschereste erloschener Feuer.

Als sie abgestiegen waren, nahm Weiße Wolke die Decke von seiner Schulter und befahl Zwei Himmel, die Kleider auszuziehen und sich auf die Decke zu legen. Sie wagte nicht, sich zu weigern, obwohl sie sicher war, dass der alte Schamane sie missbrauchen wollte. Aber als Weiße Wolke sie berührte, tat er es nicht mit der Hand eines Liebhabers. Er untersuchte sie nur, um festzustellen, ob sie noch Jungfrau war.

Bei Sonnenuntergang gingen sie in den Wald, und er stellte drei Fallen auf. Dann entzündete er auf der Lichtung ein Feuer und blieb singend davor sitzen, während sie sich auf die Erde legte und schlief. Als sie morgens aufwachte, kauerte er vor einem in einer der Fallen gefangenen Hasen und schnitt ihm den Bauch auf. Zwei Himmel war hungrig, doch er machte keine Anstalten, den Hasen zuzubereiten. Statt dessen tastete er in den Eingeweiden herum und untersuchte sie noch ausführlicher als am Abend zuvor den Körper des Mädchens.

Schließlich brummte er zufrieden und sah sie argwöhnisch und zugleich staunend an.

Nachdem Weiße Wolke und Schwarzer Falke von dem Massaker am Bad Axe erfahren hatten, waren sie mutlos geworden. Sie wollten nicht, dass unter ihrer Führung noch mehr Sauks starben, und stellten sich deshalb freiwillig dem Indianerbevollmächtigten in Prairie du Chien. In Fort Crawford wurden sie einem jungen Army Lieutenant namens Jefferson Davis übergeben, der die beiden Gefangenen den Mississippi hinab nach St. Louis brachte. Den ganzen Winter über waren sie in eine Baracke eingesperrt, wo sie die Demütigung von Kette und Eisenkugel über sich ergehen lassen mussten. Im Frühjahr wollte der Große Vater in Washington seinen Bleichgesichtern zeigen, wie vollständig ihre Armee den Stamm besiegt hatte, und er befahl deshalb, die beiden Gefangenen in verschiedene amerikanische Städte zu bringen. Zum erstenmal sahen sie Eisenbahnen, und sie fuhren dann mit nach Washington, New York, Albany und Detroit. Und überall liefen die Massen zusammen wie Büffelherden, um diese Kuriositäten anzustarren: die geschlagenen »Indianerhäuptlinge«. Weiße Wolke sah riesige Siedlungen, großartige Gebäude und furchteinflößende Maschinen, dazu unzählige Amerikaner. Als man ihm dann erlaubte, nach Prophetstown zurückzukehren, musste er sich die bittere Wahrheit eingestehen: Die mookamonik ließen sich nie mehr vom Land der Sauks vertreiben. Die Indianer würden immer weiter zurückgedrängt werden, weg vom guten Farmland und von den reichen Jagdgründen. Seine Kinder, die Sauks, die Mesquakies und die Winnebagos, mussten sich an eine grausame Welt gewöhnen, die vom weißen Mann dominiert wurde. Das Problem war nun nicht mehr, wie man die Weißen am besten davonjagte. Der Schamane dachte vielmehr über die Frage nach, wie sein Volk sich, um zu überleben, verändern könnte, ohne seine Manitus und seine Medizin aufzugeben. Er war alt und würde bald sterben, und so hatte er begonnen, sich nach jemandem umzusehen, an den er das weitergeben könnte, was er war, nach einem Gefäß, in das er die Seele der Algonquin-Stämme gießen konnte. Doch er fand niemanden - bis dieses Mädchen kam. All das erklärte er Zwei Himmel, während sie an dem geheiligten Ort auf dem Hügel saßen und er die günstigen Vorzeichen im Kadaver des Hasen studierte, der allmählich zu stinken begann. Danach fragte er sie, ob sie es auf sich nehmen werde, dass er eine Medizinfrau aus ihr machte.