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Doch dann hatte sie gebetet, und die Manitus hatten ihr Hilfe in der Gestalt eines weißen Arztes, der Cole hieß, geschickt, und trotz der Warnung des Propheten hatte sie den Eindruck gewonnen, er sei ihres Vertrauens würdig.

Als er deshalb in das Lager der Sauks geritten kam und ihr sagte, dass er jetzt ihre Hilfe brauche, um seine Medizin zu praktizieren, war sie ohne Zögern bereit, mit ihm zu gehen.

Steine

Rob J. versuchte, Makwa-ikwa zu erklären, was ein Blasenstein ist, aber er wusste nicht, ob sie glaubte, dass Sarah Bledsoes Krankheit wirklich von einem Blasenstein herrührte. Makwa-ikwa fragte ihn, ob er die Steine heraussaugen werde, und während der Unterhaltung wurde ihm klar, dass sie einen Taschenspielertrick von ihm erwartete, mit dem er die Patientin glauben machen wollte, er habe sie von der Ursache ihres Leidens erlöst. Er erklärte ihr wiederholt, dass die Steine wirklich in der Blase der Patientin vorhanden seien und ihr Schmerzen bereiteten und dass er mit einem Instrument in Sarahs Körper eindringen und die Steine entfernen werde.

Ihre Verwirrung wurde nicht geringer, als sie zu seiner Hütte kamen und er anfing, den Tisch, den Alden ihm gezimmert hatte und der ihm jetzt als Operationstisch dienen sollte, mit Kernseife und Wasser abzuschrubben.

Dann holten sie Sarah Bledsoe gemeinsam im Buckboard ab. Der kleine Junge, Alex, war bei Alma Schroeder, und seine Mutter wartete mit großen Augen im ausgezehrten, bleichen Gesicht auf den Arzt. Während der Rückfahrt schwieg Makwa-ikwa, und Sarah Bledsoe hatte es vor Angst die Sprache verschlagen. Rob J.

versuchte, die Situation mit Geplauder zu entspannen, doch mit wenig Erfolg.

Vor seiner Hütte angekommen, sprang Makwa-ikwa behende vom Wagen. Sie half der weißen Frau mit einer Behutsamkeit, die ihn überraschte, vom Sitz herunter und redete zum erstenmal. »Früher hieß ich auch einmal Sarah.«

Sarah war an Alkohol nicht gewöhnt. Sie hustete, als sie versuchte, die drei Finger hoch Whiskey zu schlucken, die er ihr gab, und den zusätzlichen Schluck, den er in die Tasse goss, hätte sie beinahe wieder hochgewürgt. Er wollte, dass sie benommen und schmerzunempfindlich war, aber noch fähig zur Mitarbeit. Während sie warteten, bis der Whiskey seine Wirkung zeigte, stellte er um den Tisch herum Kerzen auf und zündete sie trotz der sommerlichen Hitze an, denn das Tageslicht in der Hütte war nur schwach. Als sie Sarah auszogen, sah er, dass ihr Körper rot geschrubbt war. Ihre Hinterbacken waren klein wie die eines Kindes und die bläulichen Schenkel so dünn, dass sie beinahe konkav wirkten. Sie verzog das Gesicht, als er einen Katheter einführte und ihre Blase mit Wasser füllte. Er zeigte Makwa-ikwa, wie sie Sarahs Knie halten musste, und fettete dann den Lithotripter mit sauberem Schmalz ein, wobei er darauf achtete, nichts auf die kleine Zange zu bekommen, mit der er die Steine würde packen müssen. Die Frau keuchte auf, als er das Instrument in ihre Harnröhre einführte. »Ich weiß, dass es weh tut, Sarah. Das Einführen ist sehr schmerzhaft, aber... So... Jetzt wird’s gleich besser.«

Sie war an starke Schmerzen gewöhnt, und ihr Stöhnen wurde schwächer, aber er war trotzdem besorgt. Es war einige Jahre her, seit er das letztemal nach Steinen getastet hatte, und damals war es unter den aufmerksamen Augen eines Mannes geschehen, der zweifellos zu den besten Chirurgen der Welt gehörte. Am Tag zuvor hatte er stundenlang mit dem Lithotripter geübt, hatte Rosinen und Nüsse in eine Schüssel mit Wasser gelegt und versucht, sie mit der Zange zu packen und die Schalen der Nüsse zu knacken. Aber das war natürlich etwas ganz anderes, als in der verletzlichen Blase eines lebenden Wesens herumzustochern, denn er wusste, wenn er nur einmal unvorsichtig zustieß oder statt eines Steins ein Gewebefältchen zwischen die Backen seiner Zange bekam, würde ein Riss entstehen, der eine schreckliche Infektion und einen qualvollen Tod verursachen könnte.

Da ihm seine Augen nichts nützten, schloss er sie und bewegte den Lithotripter langsam und vorsichtig. Sein ganzes Wesen verschmolz mit dem Nerv, der das Instrument führte. Die Spitze stieß auf etwas. Er öffnete die Augen und betrachtete Bauch und Unterleib der Frau, als könnte er durch das Fleisch sehen.

Makwa-ikwa beobachtete seine Hände und sein Gesicht und ließ sich nicht das geringste entgehen. Er verscheuchte eine Fliege und konzentrierte sich dann nur noch auf seine Aufgabe, die Patientin vor sich und den Lithotripter in seiner Hand. Der Stein... Mein Gott! Er spürte sofort, wie groß er war. Etwa so groß wie sein Daumennagel, schätzte er, während er den Lithotripter mit äußerster Vorsicht handhabte. Um festzustellen, ob der Stein sich bewegen ließ, umschloss er ihn fest mit den Backen der Zange, doch als er nur ganz sanft an dem Instrument zog, öffnete die Frau auf dem Tisch den Mund und schrie auf. »Ich habe den größten Stein«, sagte er ruhig. »Aber er ist zu groß, um ihn in einem Stück herauszubekommen, ich versuche, ihn deshalb zu zerbrechen.« Noch während er sprach, bewegten sich seine Finger zu der Schraubenmutter am Ende des Instruments. Es war, als würde jede Umdrehung der Schraube auch die Spannung in ihm erhöhen, denn er wusste, wenn der Stein nicht zerbrach, stand es schlecht um die Frau. Doch er hatte Glück, und nach einigen weiteren Umdrehungen war ein dumpfes Knirschen zu hören, ein Geräusch, als zertrete jemand eine Tonscherbe unter dem Stiefelabsatz.

Der Stein zerbrach in drei Teile. Obwohl er sehr behutsam vorging, tat er Sarah Bledsoe weh, als er den ersten entfernte. Makwa-ikwa benetzte ein Tuch und wischte der Patientin den Schweiß vom Gesicht. Rob J. griff nach Sarahs geballter Faust, öffnete die Finger und legte ihr das Bruchstück des Steins in die weiße Hand. Es war ein hässliches Ding, braun und schwarz. Das eine Fragment war glatt und eiförmig, doch die beiden anderen war unregelmäßig geformt, mit nadelfeinen Spitzen und scharfen Kanten. Als Sarah schließlich alle drei Stücke in der Hand hielt, führte er wieder einen Katheter ein und spülte die Blase. Sie schied eine große Menge Kristalle aus, die sich beim Brechen vom Stein gelöst hatten.

Sarah Beldsoe war erschöpft. »Das reicht jetzt«, sagte er. »Sie haben noch einen Stein in der Blase, aber der ist nur klein und dürfte leicht zu entfernen sein. Den holen wir ein andermal.«

Innerhalb einer Stunde begann sie, vor Fieber zu glühen, was die Folge fast jedes chirurgischen Eingriffs ist. Sie flößten ihr Flüssigkeit ein, unter anderem auch Makwa-ikwas sehr wirkungsvollen Weidenrindentee. Am nächsten Morgen war Sarah immer noch leicht fiebrig, doch so kräftig, dass sie sie nach Hause bringen konnten.

Rob J. wusste, wie wund und entzündet sie war, doch sie ließ die holprige Fahrt klaglos über sich ergehen. Das Fieber war noch nicht ganz aus ihren Augen verschwunden, es war aber auch ein neues Leuchten in ihnen, das er als Hoffnung erkannte.

Ein paar Tage später lud Nick Holden ihn aufs neue zur Geißenjagd ein, doch Rob J. nahm nur widerwillig an.

Diesmal fuhren sie mit einem Schiff Flussaufwärts nach Dexter, wo in einer Taverne die LaSalle-Schwestern auf sie warteten. Nick nahm sich die jüngere, attraktivere Polly, und Rob J. musste sich mit Lydia begnügen, einer ältlichen Frau mit verbittertem Blick und einer Oberlippe, auf der auch eine dicke Schicht Reispuder den dunklen Schnurrbart nicht verbergen konnte. Lydia zeigte deutlich ihre Verärgerung, als Rob J. auf Kernseife, Wasser und dem Gebrauch von Old Horny bestand, aber sie erledigte ihren Teil der Transaktion mit professioneller Schnelligkeit. In dieser Nacht lag er neben ihr in einem Zimmer, in dem noch schwach die Dünste früherer bezahlter Leidenschaften hingen, und fragte sich, was er hier eigentlich tat. Aus dem angrenzenden Zimmer kamen wütende Stimmen, das heisere Schreien einer Frau und hässliche, aber unverkennbare Schlaggeräusche.

»Mein Gott!« Rob J. hämmerte gegen die dünne Wand. »Nick! Ist alles in Ordnung?«