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»Alles bestens. Verdammt, Cole. Jetzt schlafen Sie doch endlich! Oder tun Sie, was Sie wollen. Haben Sie verstanden?« rief Holden zurück, und seine Stimme war belegt vom Whiskey und vor Verärgerung. Beim Frühstück am nächsten Morgen hatte Polly eine rote Schwellung auf der linken Gesichtshälfte. Nick musste ihr die Schläge gut bezahlt haben, denn ihre Stimme klang beim Abschied trotzdem freundlich. Auf der Rückfahrt ließ sich eine Erwähnung des Vorfalls nicht vermeiden. Nick legte Rob J. die Hand auf den Arm. »Manchmal wollen’s die Frauen ein bisschen brutal - das wissen Sie doch, oder? Die lechzen richtig danach, das bringt sie erst in Schwung.« Rob betrachtete ihn schweigend, und er wusste plötzlich, dass das seine letzte Geißenjagd gewesen war. Einen Augenblick später nahm Nick die Hand von Robs Arm und begann, ihm von der bevorstehenden Wahl zu erzählen. Er hatte beschlossen, sich um ein Staatsamt zu bewerben, und wollte sich zum Vertreter ihres Distrikts in der Legislative wählen lassen. Es wäre sehr hilfreich, sagte er allen Ernstes, wenn Doc Cole bei seinen Hausbesuchen die Leute auffordere, seinen guten Freund zu wählen.

Eine Veränderung

Zwei Wochen nach der Entfernung des großen Steins wollte Rob J. Sarah Bledsoe von dem kleineren Stein in ihrer Blase befreien, doch sie sträubte sich. In den ersten Tagen nach dem Eingriff hatte sie noch mehrmals mit dem Urin Kristalle ausgeschieden, manchmal unter Schmerzen. Doch seit die letzten Reste des zertrümmerten Steins ihre Blase verlassen hatten, war sie symptomfrei. Zum erstenmal seit dem Beginn ihrer Krankheit hatte sie keine lähmenden Schmerzen mehr, und ohne diese Krämpfe gewann sie auch die Kontrolle über ihren Körper zurück.

»Sie haben noch immer einen Stein in Ihrer Blase«, erinnerte er sie. »Ich will ihn nicht entfernen lassen. Er tut nicht weh.« Sie sah ihn trotzig an, senkte dann aber den Blick. »Ich habe jetzt mehr Angst als beim erstenmal.«

Ihm fiel auf, dass sie bereits besser aussah. Ihrem Gesicht war zwar das lange Leiden noch immer anzusehen, doch sie hatte etwas mehr Fleisch auf die Wangen bekommen und wirkte nicht mehr so abgezehrt. »Der große Stein, den wir entfernt haben, war früher auch ein kleiner. Sie wachsen, Sarah«, sagte er sanft.

Also stimmte sie zu. Wieder saß Makwa-ikwa bei ihr, während er den kleinen Stein, der nur etwa ein Viertel so groß war wie der andere, aus ihrer Blase entfernte. Sie hatte kaum Schmerzen, und danach überkam sie ein Gefühl des Triumphes.

Doch als diesmal nach der Operation das Fieber einsetzte, begann ihr Körper zu glühen. Er erkannte sehr früh die drohende Gefahr und verfluchte sich, weil er ihr den falschen Rat gegeben hatte. Noch vor Einbruch der Nacht bestätigte sich Sarahs angstvolle Vorahnung: Entgegen aller Wahrscheinlichkeit hatte der kleinere Eingriff zu einer massiven Infektion geführt. Vier Nächte und fünf Tage lang hielten er und Makwa-ikwa Wache an Sarahs Bett, während in ihrem Körper ein verzweifelter Kampf wütete. Wenn Rob ihre Hände in die seinen nahm, spürte er das Schwinden ihrer Lebenskraft. Manchmal schien Makwa-ikwa etwas anzustarren, das gar nicht da war. Sie sang dann in ihrer Sprache und erklärte Rob J., sie bitte Panguk, den Dämon des Todes, diese Frau zu verschonen. Viel mehr konnten sie nicht tun für Sarah, außer sie mit feuchten Tüchern zu waschen, ihr Flüssigkeit einzuflößen und ihre gesprungenen Lippen mit Fett einzureihen. Eine Zeitlang wurde sie immer schwächer, doch am fünften Morgen - war es Panguk oder ihr eigener Geist, oder vielleicht der Weidenrindentee? - begann sie zu schwitzen. Ihre Nachthemden waren schneller durchnässt, als sie sie wechseln konnten. Nach einigen Stunden fiel sie in einen tiefen, erholsamen Schlaf, und als Rob J. am Nachmittag Sarahs Stirn berührte, fühlte die sich beinahe so kühl an wie seine eigene.

Makwa-ikwas Gesichtsausdruck veränderte sich kaum, doch inzwischen kannte er sie, und er glaubte zu erkennen, dass sie sich über seinen Vorschlag freute, auch wenn sie ihn zunächst nicht ernst nahm. »Mit dir arbeiten? Die ganze Zeit?«

Er nickte. Es schien ihm durchaus sinnvoll zu sein. Er hatte gesehen, dass sie wusste, wie ein Patient zu behandeln war, und sie hatte prompt getan, was er bei der Operation jeweils verlangte. Die Zusammenarbeit konne für beide von Vorteil sein, sagte er ihr. »Du kannst etwas von meiner Art der Medizin lernen, und mir kannst du so vieles beibringen über Pflanzen und Kräuter: wo sie helfen und wie man sie anwendet. Zum erstenmal sprachen sie im Buckboard darüber, nachdem sie Sarah heimgebracht hatten. Doch er drängte sie nicht. Er sagte nichts mehr und ließ sie darüber nachdenken.

Ein paar Tage später besuchte er das Sauk-Lager, und sie unterhielten sich bei einer Schüssel Haseneintopf noch einmal darüber. Am wenigsten gefiel ihr an seinem Angebot, dass er darauf bestand, sie müsse in der Nähe seiner Hütte leben, damit er sie in einem Notfall schnell erreichen könne.

»Ich muss bei meinen Leuten sein.«

Über den Sauk-Clan hatte er bereits nachgedacht. »Früher oder später beanspruchen die Weißen jedes Fleckchen Land, auf dem ihr euer Dorf oder euer Winterlager aufschlagen wollt. Es wird keinen Platz mehr für euch geben, außer in dem Reservat, aus dem ihr weggelaufen seid.« Sie müssten lernen, sagte er, in der veränderten Welt zu leben. »Ich brauche Hilfe auf meiner Farm, Alden Kimball schafft es nicht mehr alleine. Ein Paar wie Mond und Der singend einhergeht könnte ich gut gebrauchen. Ihr könntet euch auf meinem Grund Hütten bauen. Ich würde euch mit Dollars und Erzeugnissen der Farm bezahlen. Wenn es funktioniert, gibt es vielleicht auch auf anderen Farmen Arbeit für Sauks. Und wenn ihr genug Geld verdient und spart, könnt ihr euch vielleicht früher oder später Land kaufen, wie es bei den Weißen Brauch und Gesetz ist, und das kann euch dann niemand mehr wegnehmen.« Sie sah ihn an.

»Ich weiß, es verletzt euch, dass ihr euer ureigenes Land zurückkaufen müsst. Die weißen Männer haben euch belogen und betrogen. Und viele von euch getötet. Aber auch rote Männer haben einander angelogen. Und sich bestohlen. Und die verschiedenen Stämme haben sich untereinander bekriegt und einander getötet, das hast du mir selber erzählt. Die Hautfarbe ist gleichgültig, alle möglichen Leute können Schweinehunde sein. Aber nicht jeder ist ein Schweinehund.« Zwei Tage später kamen Makwa-ikwa, Mond und Der singend einhergeht nebst deren zwei Kindern auf sein Land geritten. Sie bauten sich ein hedonoso-te mit zwei Rauchabzügen, ein einziges Langhaus, das die Schamanin mit der Sauk-Familie teilen wollte und das groß genug war, um auch das dritte Kind zu beherbergen, das bereits in Monds Bauch wuchs. Sie errichteten es am Flussufer, etwa eine Viertelmeile Flussabwärts von Rob J.s Hütte. Daneben bauten sie ein Schwitzhaus und ein Frauenhaus für die Zeiten der Menstruation. Alden Kimball stolzierte tiefgekränkt umher. »Hier gibt’s weiße Männer, die Arbeit suchen«, sagte er eisig zu Rob J. »Weiße Männer. Sie haben wohl nie daran gedacht, dass ich vielleicht gar nicht mit diesen verdammten Indianern arbeiten will, hm?«

»Nein«, erwiderte Rob J., »das habe ich nicht. Ich habe mir gedacht, wenn Sie einen guten weißen Arbeiter gefunden hätten, wären Sie längst zu mir gekommen. Ich kenne diese Leute inzwischen gut, Sie taugen wirklich viel. Ich weiß, Alden, dass Sie ohne Schwierigkeiten bei mir kündigen können. Jeder, der Sie nicht einstellt, wäre ein Trottel. Ich will nicht, dass dergleichen passiert, weil ich keinen besseren Mann als Sie für diese Farm finde. Also hoffe ich, dass Sie bleiben.«

Alden starrte ihn verwirrt an. Das Lob schmeichelte ihm, aber die unmissverständliche Botschaft verletzte ihn auch. Schließlich drehte er sich um und begann, Zaunpfosten auf den Buckboard zu laden. Die Sache wendete sich schließlich zum Guten, weil Der singend einhergeht mit seiner beeindruckenden Kraft und Größe und seinem freundlichen Wesen einen großartigen Knecht abgab. Mond hatte in der evangelischen Schule gelernt, für Weiße zu kochen. Für die beiden alleinstehenden Männer war es ein Leckerbissen, wenn sie heiße Waffeln oder Pasteten und regelmäßig schmackhaftes Essen vorgesetzt bekamen. Schon nach einer Woche war offensichtlich, dass die Sauks ein Teil der Farm werden würden, auch wenn Alden distanziert blieb und seine Niederlage nie zugeben wollte.