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»Pferde!« sagte sie. »Ich bin mit Pferden aufgewachsen.«

Das bot ihm die Gelegenheit, sie für den folgenden Tag zu einem Ausritt einzuladen, zu einem alten Mann, der an Schwindsucht starb, und sie versuchte gar nicht, ihre Begeisterung über das Angebot zu verbergen, und nahm an. Am nächsten Morgen holte er sie auf Margaret Holland und mit Monica Grenville am Zügel ab. Alex ließen sie bei Alma Schroeder, die vor Freude strahlte, als sie erfuhr, dass Sarah mit dem Doktor ausritt.

Es schien ein guter Tag für einen Ausritt. Zur Abwechslung war es einmal nicht zu heiß, und sie nahmen sich Zeit und ließen die Tiere im Schritt gehen. Sarah hatte Brot und Käse in ihre Satteltasche gepackt, und sie picknickten im Schatten einer Immergrünen Eiche. Im Haus des lungenkranken Mannes blieb Sarah im Hintergrund, sie horchte nur auf das Rasseln seines Atems und sah zu, wie Rob J. die Hände des Patienten hielt.

Er wartete, bis Wasser auf der Feuerstelle heiß geworden war, wusch dann die dürren Glieder und flößte dem Alten löffelweise einen Betäubungstrunk ein, damit der Schlaf die Wartezeit erleichterte. Sarah hörte, wie er dem mürrischen Sohn und der Schwiegertochter sagte, dass der alte Mann nur noch wenige Stunden zu leben habe.

Als sie das Haus verließen, war Sarah bewegt und sprach wenig. Rob, der die Ungezwungenheit des Hinritts wiederherstellen wollte, schlug vor, die Pferde zu tauschen, da sie eine gute Reiterin sei und mit Margaret Holland bestimmt keine Probleme haben werde. Sie genoss den Ritt auf dem lebhafteren Pferd. »Heißen eigentlich die beiden Stuten nach Frauen, die Sie gekannt haben?« fragte sie, und er musste zugeben, dass das so war.

Sie nickte nachdenklich. Trotz seiner Bemühungen verlief der Rückweg recht schweigsam.

Bei seinem nächsten Besuch zwei Tage später war schon wieder ein neuer Mann in ihrer Hütte, ein spindeldürrer Hausierer namens Timothy Mead, der die Welt aus traurigen braunen Augen betrachtete und ehrerbietig mit dem Doktor sprach, als er ihm vorgestellt wurde. Mead schenkte Sarah vier Rollen verschiedenfarbiges Garn. Rob J.

holte einen Dorn aus Alex’ nacktem Fuß, wobei ihm auffiel, dass der Sommer zu Ende ging, der Junge aber keine ordentlichen Schuhe hatte. Er nahm deshalb an dessen Füßen Maß, und bei seinem nächsten Abstecher nach Rock Island ging er zum Schuhmacher und bestellte ein Paar Kinderstiefel. Es war ihm ein großes Vergnügen, das für sie tun zu können. Als er die kleinen Stiefel zwei Wochen später ablieferte, sah er, dass das Geschenk Sarah verlegen machte. Sie war immer noch ein Rätsel für ihn, und er wusste nicht, ob sie dankbar war oder verärgert.

An dem Vormittag, nachdem Nick Holden in die Legislative gewählt worden war, kam er auf die Lichtung vor Rob J.s Hütte geritten. In zwei Tagen würde er nach Springfield reiten und Gesetze machen, die dem Gedeih von Holden’s Crossing förderlich seien. Holden spuckte großspurig aus und brachte das Gespräch auf die inzwischen allgemein bekannte Tatsache, dass der Doktor mit der Witwe Bledsoe ausritt. »Da gibt es gewisse Dinge, die Sie wissen sollten, Doktor.»

Rob sah ihn an.

»Na, das Kind, ihr Sohn. Sie wissen doch, dass es ein Kind der Liebe ist. Es wurde fast zwei Jahre nach dem Tod ihres Gatten geboren.«

Rob stand auf. »Leben Sie wohl, Nick! Ich wünsche Ihnen eine gute Reise nach Springfield.«

Sein Ton war unmissverständlich, und Holden richtete sich auf. »Ich wollte doch nur sagen, dass ein Mann wie Sie es nicht nötig hat...« begann er, doch was er in Rob J.s Gesicht sah, ließ ihn den Rest des Satzes verschlucken. Einen Augenblick später verabschiedete er sich verlegen und ritt weg.

Rob J. sah eine verwirrende Mischung von Gefühlen in ihrem Gesicht: Freude, ihn zu sehen und in seiner Gesellschaft zu sein, Zärtlichkeit, wenn sie sie sich zugestand, manchmal aber auch etwas wie Entsetzen. Es kam der Abend, an dem er sie küsste. Zunächst war ihr Mund weich und willig, und sie schmiegte sich an ihn, doch plötzlich war alles anders, und sie wand sich aus seinen Armen. Zum Teufel, dachte er, sie mag mich nicht, und damit hat sich’s. Aber er zwang sich, sie sanft zu fragen, was denn los sei.

»Wie kann ich dir denn gefallen? Hast du mich denn nicht elend gesehen, in einem abscheulichen Zustand? Du hast doch... meinen Unrat gerochen«, sagte sie mit hochrotem Gesicht. »Sarah«, erwiderte er und sah ihr in die Augen, »als du krank warst, war ich dein Arzt. Doch inzwischen sehe ich dich als charmante Frau voll Intelligenz, mit der es mir große Freude macht, Gedanken auszutauschen und meine Träume zu teilen. Ich möchte dich - in jeder Hinsicht. Ich kann an nichts anderes mehr denken als an dich. Ich liebe dich.«

Nur ihre Hände berührten sich, die ihren lagen in den seinen. Ihr Griff verstärkte sich, doch Sarah sagte nichts.

»Vielleicht kannst du lernen, mich zu lieben.«

»Lernen? Wie sollte ich dich denn nicht lieben?« fragte sie aufbrausend. »Dich, der du mir mein Leben zurückgegeben hast, als wärst du Gott.«

»Nein, verdammt noch mal! Ich bin ein ganz gewöhnlicher Mann. Und das muss ich auch sein, um...« Jetzt küssten sie sich. Der Kuss dauerte und dauerte und war doch nicht genug. Sarah war es schließlich, die verhinderte, was leicht hätte geschehen können, indem sie ihn grob wegstieß, sich abwandte und ihre Kleider ordnete. »Heirate mich, Sarah!«

Als sie nichts erwiderte, redete er weiter. «Du bist nicht dazu geschaffen, den ganzen Tag in einem Schweinestall zu stehen oder mit einem Hausiererbündel auf dem Rücken durch die Gegend zu stolpern.«

»Wozu bin ich denn dann geschaffen?« fragte sie mit leiser, verbitterter Stimme.

»Na, zur Frau eines Arztes. Das ist doch offensichtlich«, sagte er feierlich.

Sie musste ihre Ernsthaftigkeit nicht vortäuschen. »Es gibt Leute, die werden nichts eiliger zu tun haben, als dir von Alex und seiner Abstammung zu erzählen. Also werde ich es dir lieber gleich selber sagen.«

»Ich will Alex’ Vater sein. Ich mache mir Gedanken über sein Heute und sein Morgen; das Gestern brauche ich nicht zu wissen. Auch in meinem Gestern hat es Schreckliches gegeben. Heirate mich, Sarah!« Ihre Augen füllten sich mit Tränen, doch es gab noch etwas, das sie ihm sagen musste: »Es heißt, die Indianerfrau lebt mit dir. Du musst sie wegschicken.«

»>Es heißt.< Und >Es gibt Leute, die dir erzählen werden.< Jetzt will ich dir mal was erzählen, Sarah Bledsoe: Wenn du mich heiraten willst, musst du lernen, dich einen Dreck um die Leute zu scheren.« Er holte tief Atem.

»Makwa-ikwa ist eine gute, schwer arbeitende Frau. Sie lebt in ihrem eigenen Haus auf meinem Land. Sie wegzuschicken wäre Ungerechtigkeit ihr und mir gegenüber, und ich werde es nicht tun. Es wäre der schlechtestmögliche Anfang für unser beider gemeinsames Leben.« Er hielt inne. »Du musst mir glauben, dass es keinen Grund zur Eifersucht gibt.« Er drückte ihre Hände und ließ sie nicht los. »Noch andere Bedingungen?«

»Ja«, erwiderte sie erregt. »Du musst die Namen deiner Stuten ändern. Sie heißen nach Frauen, die du geritten hast, oder etwa nicht?« Er lächelte, doch aus ihren Augen funkelte echter Zorn. »Nur die eine. Die andere war eine alternde Schönheit, die ich als kleiner Junge gekannt habe, eine Freundin meiner Mutter. Ich habe sie begehrt, aber für sie war ich nur ein Kind.«

Sie fragte nicht, welches Pferd nach welcher Frau benannt war. »Es ist ein grausamer und gemeiner Männerwitz.

Aber du bist kein grausamer und gemeiner Mann, und deshalb wirst du die Namen der Stuten ändern.«

»Dann gib du ihnen neue Namen!« sagte er ohne Zögern.

»Und du musst versprechen, dass du nie ein Pferd nach mir benennst, gleichgültig, was in Zukunft zwischen uns passiert.«

»Ich schwöre es! Allerdings« - er konnte sich die Bemerkung nicht verkneifen - »habe ich vor, bei Samuel Merriam ein Schwein zu bestellen und es...«

Zum Glück hielt er ihre Hände, und er ließ sie auch nicht los, bis sie seinen Kuss aufrichtig erwiderte. Als ihre Lippen sich trennten, sah er, dass sie weinte.