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Das Geschenk der Coles für die Geigers war eine schwere eiserne Bratpfanne auf einem Dreifuß, die Rob J. im Gemischtwarenladen in Rock Island gekauft hatte.

Sie luden die Geigers zum Weihnachtsessen ein, und am Ende kamen sie auch, obwohl Lillian außerhalb ihres Hauses kein Fleisch aß. Sarah servierte Zwiebelcremesuppe, Wels mit Pilzsoße, Gänsebraten mit Innereien, Kroketten, englischen Plumpudding aus Lillians Marmelade, Kräcker, Käse und Kaffee. Sarah schenkte den Ihren Wollpullover. Von Rob erhielt sie eine Reisedecke aus Fuchsfell, das so dicht und glänzend war, dass ihr der Atem stockte und alle anderen bewundernd aufschrien. Alden bekam von Rob J. eine neue Pfeife und eine Dose Tabak, und der Knecht überraschte ihn mit scharf geschliffenen Schlittschuhkufen, die er selber geschmiedet hatte - und die groß genug waren für Robs Füße. »Jetzt liegt zwar Schnee auf dem Eis, aber nächstes Jahr werden Sie Ihren Spaß daran haben«, bemerkte Alden lachend.

Nachdem die Gäste gegangen waren, klopfte Makwa-ikwa an die Tür und brachte ihnen Fäustlinge aus Hasenfell, ein Paar für Sarah, eins für Rob und eins für Alex. Sie war wieder verschwunden, bevor sie sie ins Haus bitten konnten.

»Sie ist eine komische Frau«, sagte Sarah nachdenklich. »Wir hätten ihr auch etwas schenken sollen.«

»Das habe ich bereits«, erwiderte Rob und erzählte seiner Frau, dass er Makwa die gleiche Bratpfanne wie den Geigers geschenkt habe. »Soll das heißen, dass du dieser Indianerin ein so kostspieliges, in einem Geschäft gekauftes Geschenk gemacht hast?« Als er nicht antwortete, fuhr sie mit schneidender Stimme fort: »Du musst aber eine ganze Menge von dieser Frau halten!« Rob sah sie an. »Das tue ich«, erwiderte er dünn.

In der Nacht stieg die Temperatur, und statt Schnee fiel Regen. Gegen Morgen klopfte ein tropfnasser fünfzehnjähriger Junge an ihre Tür, Freddy Gruber. Der Ochse, Paul Grubers wertvollster Besitz, hatte eine Öllampe umgestoßen, und der Stall war trotz des Regens in Flammen aufgegangen. »Mein Gott, ich hab’ so was noch nie gesehen. Wir konnten das Feuer einfach nicht löschen. Immerhin haben wir das Vieh retten können, bis auf den Maulesel. Aber mein Pa hat sich bös verbrannt, am Arm, am Hals und an beiden Beinen. Sie müssen mitkommen, Doc!« Der Junge war bei diesem Unwetter vierzehn Meilen geritten, und Sarah wollte ihm etwas zu essen und zu trinken geben, doch er schüttelte den Kopf und ritt sofort wieder zurück. Sie packte die Überreste des Festessens in einen Korb, während Rob J. sich saubere Stofffetzen und die Salben, die er brauchen würde, zusammensuchte und dann zum Langhaus ging, um Makwa-ikwa zu holen. Wenige Minuten später sah Sarah die beiden in die regnerisch trübe Dämmerung verschwinden: Rob J. auf Vicky, die Kapuze über dem Kopf, den großen Körper vorgebeugt gegen den Regen, die Indianerin in eine Decke gewickelt auf Bess. Auf meinem Pferd macht sie sich mit meinem Mann davon, dachte sie und beschloss dann, Brot zu backen, da sie keinen Schlaf mehr finden würde.

Den ganzen Tag wartete sie auf die Rückkehr der beiden. Als die Nacht hereinbrach, saß sie lange neben dem Feuer und sah zu, wie die Mahlzeit, die sie für ihn warm gehalten hatte, sich in etwas verwandelte, das er nicht mehr essen würde. Später im Bett fand sie keinen Schlaf, und sie sagte sich, wenn die beiden sich wirklich in ein Tipi, eine Höhle oder ein anderes warmes Nest verkrochen hatten, dann sei sie selber schuld, weil sie ihren Mann mit ihrer Eifersucht davongetrieben habe. Am nächsten Morgen saß sie am Tisch und quälte sich mit ihren Einbildungen, als Lillian Geiger, der das Stadtleben fehlte und die die Einsamkeit in den Regen hinausgetrieben hatte, sie besuchen kam. Sarah hatte dunkle Ringe unter den Augen und sah sehr schlecht aus, doch sie begrüßte Lillian fröhlich und unterhielt sich mit ihr, bis sie plötzlich mitten im Gespräch über Blumensamen in Tränen ausbrach. Einen Augenblick später lag sie in Lillians Armen und musste verwirrt feststellen, dass sie dieser ihre schlimmsten Ängste mitteilte. »Bevor er kam, ging es mir so schlecht. Und jetzt geht es mir so gut. Wenn ich ihn je verlieren sollte...«

»Sarah«, sagte Lillian sanft. »Natürlich kann niemand wissen, was in der Ehe anderer vorgeht, aber du sagst doch selbst, dass deine Angst wahrscheinlich grundlos ist. Ich bin sicher, sie ist es. Rob J. scheint mir nicht der Mann zu sein, der einen Ehebruch begeht.« Sarah ließ sich von der anderen Frau trösten und beschwichtigen. Als Lillian sie wieder verließ, war der Gefühlssturm vorüber. Zur Mittagszeit kam Rob J. nach Hause. »Wie geht’s Paul Gruber?« fragte Sarah.

»Ach, furchtbare Verbrennungen«, antwortete er müde. »Und starke Schmerzen. Ich hoffe, dass er wieder in Ordnung kommt. Ich habe Makwa dortgelassen, damit sie ihn pflegt.«

»Das ist gut«, sagte sie.

Während er den ganzen Nachmittag und den Abend über schlief, hörte es auf zu regnen, und die Temperatur sank wieder. Er wachte mitten in der Nacht auf und zog sich an, um auf das Aborthäuschen zu gehen. Auf dem Weg dorthin rutschte und schlitterte er, denn der regennasse Schnee war beinhart gefroren. Nachdem er seine Blase entleert hatte und ins Bett zurückgekehrt war, konnte er nicht mehr einschlafen. Er hatte ursprünglich gehofft, am Morgen wieder zu den Grubers reiten zu können, doch jetzt fürchtete er, dass die Hufe seines Pferdes auf dem Eis keinen Halt finden würden. Er zog sich in der Dunkelheit wieder an und schlich sich aus dem Haus, um festzustellen, ob seine Bedenken zutrafen. Als er, so fest er konnte, auf dem Schnee aufstampfte, konnten seine Stiefel die harte, weiße Kruste nicht durchbrechen.

Im Stall fand er die Kufen, die Alden für ihn geschmiedet hatte, und er schnallte sie sich an. Der Pfad, der zum Haus führte, war wegen der vielen Spuren unregelmäßig überfroren und bot eine nur schlechte Gleitfläche, doch dahinter begann die offene Prärie, deren vom Wind blankgewehte Schneedecke glatt und hart war wie Glas. Er glitt über einen funkelnden Mondpfad, zuerst noch zögernd, doch dann, als die alte Sicherheit zurückkehrte, mit immer weiter ausholenden und freieren Bewegungen. Wie ein riesiges arktisches Meer breitete sich die Ebene vor ihm aus, und die einzigen Geräusche, die er hörte, waren das Zischen seiner Kufen und sein eigenes Keuchen. Schließlich ging ihm die Luft aus. Er blieb stehen und betrachtete die fremdartige Welt der gefrorenen Prärie bei Nacht. Ziemlich nah und erschreckend laut erklang das gespenstische Heulen eines Wolfes, und Rob J.

stellten sich die Nackenhaare auf. Wenn er stürzte, wenn er sich vielleicht ein Bein brach, dann wäre er schon nach wenigen Minuten von ausgehungerten Raubtieren umringt, das wusste er. Der Wolf heulte noch einmal, vielleicht war es diesmal auch ein anderer, und in diesem Schrei schwang etwas mit - Einsamkeit, Hunger, Wildheit -, das Rob J. angst machte. Er kehrte um und machte sich wieder auf den Heimweg, nun vorsichtiger und zurückhaltender dahingleitend als zuvor, aber doch fliehend wie ein Verfolgter.

In der Hütte angekommen, sah er zuerst nach, ob Alex und der Kleine noch gut zugedeckt waren. Beide schliefen fest. Als er dann ins Bett stieg, drehte seine Frau sich um und wärmte sein eiskaltes Gesicht mit ihren Brüsten. Sie schnurrte und stöhnte sanft, Geräusche der Liebe und der Reue, und umschlang ihn einladend mit Armen und Beinen. Der Arzt war wegen des schlechten Wetters nicht verfügbar; Gruber werde schon ohne ihn zurechtkommen, solange nur Makwa-ikwa bei ihm war, dachte Rob und überließ sich der Wärme des Mundes, des Fleisches und der Seele seiner Frau. Er ging auf in einer vertrauten Beschäftigung, die geheimnisvoller war als das Mondlicht und noch angenehmer als das Gleiten über Eis ohne Wölfe.