Выбрать главу

Das Opfer, das noch Jungfrau gewesen war, wurde vergewaltigt. Reste des Hymens deuten daraufhin, dass es nicht perforiert gewesen war, die Membran zeigte sich dick und nicht mehr geschmeidig. Vermutlich konnte(n) der(die) Vergewaltiger die Penetration mit dem Penis nicht vollziehen. Die Defloration wurde mit einem stumpfen Gegenstand mit rauer Oberfläche oder scharfkantigen Vorsprüngen bewerkstelligt, wobei es zu massiven Verletzungen der Vulva kam, darunter tiefe Kratzer im Perineum, Risse in den großen und kleinen Schamlippen und dem Vestibulum der Vagina. Entweder vor oder nach dieser blutigen Defloration wurde das Opfer auf den Bauch gedreht. Quetschungen an den Schenkeln deuten darauf hin, dass es festgehalten wurde, während dann der Analverkehr vollzogen wurde, was wiederum nahelegt, dass es sich um mindestens zwei, wenn nicht mehr Täter gehandelt haben muss. Als Folge des Analverkehrs kam es zu einer Überdehnung und zum Einreißen des Analkanals. Im Rektum fand sich Sperma, im Mastdarm waren Spuren ausgedehnter Blutungen festzustellen. Quetschungen an Körper und Gesicht deuten daraufhin, dass das Opfer heftig geschlagen wurde, vermutlich von Männerfäusten.

Es gibt Anzeichen, dass das Opfer sich gewehrt hat. Unter den Nägeln des zweiten, dritten und vierten Fingers der rechten Hand fanden sich Hautpartikel und zwei schwarze Haare, vermutlich von einem Bart. Die Stiche wurden mit solcher Wucht ausgeführt, dass die dritte Rippe eingekerbt und das Sternum mehrfach durchstoßen wurde. Der linke Lungenflügel wurde zweimal, der rechte dreimal durchstoßen, wobei die Pleura aufgeschlitzt und das innere Lungengewebe zerrissen wurden. Beide Flügel kollabierten vermutlich sofort. Drei Stiche drangen in das Herz, zwei davon in den rechten Vorhof, wo sie Wunden von 0,799 Zentimeter und 0,887

Zentimeter Breite hinterließen. Die dritte Wunde, in der rechten Kammer, wies eine Breite von 0,803 Zentimeter auf. Als Folge dieser Herzverletzungen kam es zu einer ausgedehnten Blutansammlung in der Bauchhöhle.

Die Organe waren unauffällig bis auf die erwähnten Verletzungen. Beim Abwiegen ergaben sich für das Herz 263 Gramm, das Gehirn 1,43 Kilogramm, die Leber 1,62 Kilogramm, die Milz 199 Gramm.

Schlussfolgerung: Mord mit vorausgehender sexueller Misshandlung, verübt von unbekanntem(n) Täter(n).

( unterzeichnet) Dr. Robert Judson Cole

Beigeordneter Leichenbeschauer

Rock Island County, Illinois

An diesem Abend blieb Rob J. lange auf und schrieb den Bericht für die Akten des Bezirksgerichts und für Mort London ab. Am nächsten Morgen kamen die Sauks zur Farm und holten Makwa-ikwa, um sie hoch über dem Fluss neben ihrem hedonoso-te zu begraben. Rob hatte ihnen diese Grabstätte angeboten, ohne es vorher mit Sarah zu besprechen.

Sie wurde wütend, als sie davon erfuhr. »Auf unserem Land! Was hast du dir denn dabei gedacht! Ein Grab ist für die Ewigkeit, jetzt wird sie für alle Zeiten hiersein. Wir werden sie nie mehr los!« rief sie aufgebracht.

»Halt den Mund, Weib«, sagte Rob J. leise, und sie drehte sich um und ließ ihn stehen.

Mond wusch Makwa und zog ihr das Schamaninnenkleid aus Hirschleder an. Alden bot an, einen Sarg zu zimmern, doch die Indianerin sagte, es sei bei ihnen Brauch, die Toten nur in ihre beste Decke eingewickelt zu begraben. Also half Alden statt dessen Der singend einhergeht beim Grabschaufeln. Mond ließ sie schon in aller Frühe mit dem Graben beginnen. So schreibe es die Tradition vor, sagte sie: Grabschaufeln am frühen Morgen, die Beerdigung am frühen Nachmittag. Außerdem müssten Makwas Füße nach Westen zeigen, ergänzte sie und ließ dann aus dem Sauk-Lager den Schwanz eines Büffelweibchens holen, der mit ins Grab gelegt werden sollte.

Er werde Makwa-ikwa helfen, sicher über den Fluss aus Schaum zu kommen, der das Land der Lebenden von dem Land im Westen trennte, erklärte sie Rob J.

Das Begräbnis war nur eine karge Zeremonie. Die Indianer, alle Coles und Jay Geiger versammelten sich um das Grab, und Rob J. wartete, dass jemand mit dem Ritual beginne, doch keiner rührte sich. Die Sauks hatten keinen Schamanen mehr, und er musste bestürzt feststellen, dass sie ihn erwartungsvoll ansahen. Wenn sie eine Christin gewesen wäre, hätte er vermutlich nachgegeben und etwas gesagt, woran er nicht glaubte. Doch so wusste er überhaupt nicht, was er tun sollte. Von irgendwoher kamen ihm einige Zeilen ins Gedächtnis:

»Die Bark«, in der sie saß, ein Feuerthron,

Brannt auf dem Strom: getriebnes Gold der Spiegel,

Die Purpursegel duftend, dass der Wind

Entzückt nachzog, die Ruder waren Silber,

Die nach der Flöten Ton Takt hielten, dass

Das Wasser, das sie trafen, schneller strömte,

Verliebt in ihren Schlag. Doch sie nun selbst

Zum Bettler wird Bezeichnung.«

Jay Geiger starrte ihn an, als wäre er verrückt geworden. Kleopatra? Rob J. aber wurde bewusst, welch eine düstere Majestät sie für ihn besessen hatte, einen königlich heiligen Schein, eine ganz besondere Art der Schönheit. Sie war noch mehr als Kleopatra; Kleopatra hatte nichts von persönlichem Opfer gewusst, nichts von Treue und nichts von Kräutern. Er würde sie nie mehr wiedersehen, und John Donne lieh ihm weitere Worte, die er dem Schwarzen Ritter entgegenschleudern konnte:

»Tod, sei nicht stolz, auch wenn es heißt, du seist

Mächtig und schrecklich, bist du’s doch nicht.

Denn der, den du bereits bezwungen meinst,

Stirbt nicht, elend’ Tod, noch töten kannst du mich.«

Als offensichtlich wurde, dass Rob J. nichts mehr sagen wollte, räusperte sich Jay und sagte ein paar Worte auf hebräisch. Einen Augenblick lang fürchtete Rob J., Sarah werde Jesus mit ins Spiel bringen, aber sie traute sich nicht. Makwa hatte den Sauks einige Gebetslieder beigebracht, und eins davon sangen sie jetzt in einem etwas holperigen Gleichklang.

Tti-la-ye-ke-wi-ta-mo-ne i-no-ki,

Tti-la-ye ke-wi-ta-mo-ne i-no-ki-i-i

Me-ma-ko-te-si-ta

Ke-te-ma-ga-yo-se.

Es war ein Lied, das Makwa oft Shaman vorgesungen hatte, und Rob J. sah, dass sein Sohn zwar nicht mitsang, aber doch die Lippen zu den Worten bewegte. Als das Lied zu Ende war, war es auch das Begräbnis. Mehr gab es nicht zu tun.

Danach ging er zu der Lichtung im Wald, wo es geschehen war. Die Stelle war übersät mit Hufspuren. Er hatte Mond gefragt, ob einer der Sauks Fährten lesen könne, aber sie hatte erwidert, alle guten Fährtenleser seien tot.

In der Zwischenzeit waren auch schon Londons Männer hiergewesen. Pferdehufe und Stiefel hatten die Spuren zertrampelt. Rob J. wusste, wonach er suchte. Er fand den Stock im Unterholz, wo man ihn hingeworfen hatte.

Er sah aus wie ein ganz gewöhnlicher Stock, bis auf die rostig-rötliche Verfärbung an dem einen Ende. Der zweite Schuh lag auf der anderen Seite der Lichtung im Wald, wohin ihn offensichtlich jemand mit kräftigen Armen geworfen hatte. Da er sonst nichts mehr fand, wickelte er die beiden Gegenstände in ein Tuch und ritt zum Büro des Sheriffs.

Morton London nahm den Obduktionsbericht und die Beweisstücke kommentarlos in Empfang. Er war kühl und etwas kurz angebunden, vielleicht weil seine Männer den Stock und den Schuh bei ihrer Suche übersehen hatten.

Rob J. hielt sich nicht lange bei ihm auf. Gleich neben dem Büro des Sheriffs, auf der Veranda des Gemischtwarenladens, begrüßte ihn Julian Howard. »Hab’ was für Sie«, sagte Howard. Er wühlte in seiner Tasche, und Rob J. hörte das satte Klimpern großer Münzen. Howard streckte ihm einen Silberdollar hin.

»Das hatte doch keine Eile, Mr. Howard.«