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»Man sagt, Sie haben vor, eine Schule zu eröffnen.«

»Da sind Sie falsch unterrichtet.«

Er lächelte. »Und dass Sie vorhaben, unsere Kinder zum Papismus zu verführen.«

»Nun ja, das ist nicht ganz unrichtig«, erwiderte sie ernsthaft. »Wir hoffen immer, eine Seele zu erretten, ob nun Kind, Frau oder Mann. Wir bemühen uns natürlich, neue Katholiken zu gewinnen, aber hauptsächlich sind wir ein Pflegeorden.«

»Ein Pflegeorden! Und wo wollen Sie pflegen? Wollen Sie hier ein Krankenhaus bauen?«

»Ach«, sagte sie bedauernd, »wir haben leider kein Geld. Die heilige Mutter Kirche hat dieses Land gekauft und uns hierher gesandt. Aber jetzt sind wir allein auf uns gestellt. Wir sind sicher, dass der Herr uns helfen wird.«

Rob J. war sich da weniger sicher. »Darf ich Ihre Krankenschwestern rufen, wenn Patienten sie brauchen?«

»Damit sie in deren Häuser gehen? Nein, das steht ganz außer Frage«, antwortete sie streng.

Er fühlte sich unbehaglich in der Kapelle und wollte sich zurückziehen.

»Ich vermute, Sie sind kein Katholik, Dr. Cole.« Er schüttelte den Kopf. Doch plötzlich fiel ihm noch etwas ein.

»Falls es den Sauks etwas nützt, würden Sie bezeugen, dass die Männer, die Ihren Stall angesteckt haben, Weiße waren?«

»Natürlich«, sagte sie ungerührt, »da es die Wahrheit ist.« Er hatte plötzlich das Gefühl, dass ihre Novizinnen in beständiger Angst vor ihr leben mussten. »Vielen Dank...« Er zögerte, denn es schien ihm unmöglich, sich vor dieser stolzen Frau zu verbeugen und sie ehrwürdige Mutter zu nennen. »Wie heißen Sie, Schwester Oberin?«

»Ich bin Mater Miriam Ferocia.«

Er hatte in der Schule Latein gelernt, hatte sich mit Cicero abgemüht und Caesar auf seinen gallischen Kriegen begleitet, und er wusste noch genug, um den Namen mit Maria die Mutige übersetzen zu können. Für sich aber, und nur für sich, nannte er die Oberin von diesem ersten Besuch an Ferocious Miriam - die grimmige Miriam.

Er nahm den langen Ritt nach Rock Island auf sich, um Stephen Hume zu besuchen, und wurde sofort dafür belohnt, denn der Kongressabgeordnete hatte gute Nachrichten: Daniel P. Allan würde den Prozess führen. Da keine schlüssigen Beweise vorlagen, sah Richter Allan keinen Grund, Der singend einhergeht nicht auf Kaution freizulassen. »Es geht allerdings um ein Kapitalverbrechen - da konnte er die Kaution nicht unter zweihundert Dollar festsetzen. Wenn Sie einen Kredit brauchen, müssen Sie nach Rockford oder Springfield.«

»Ich bringe das Geld selber auf. Mir läuft Der singend einhergeht bestimmt nicht davon«, sagte Rob J.

»Gut. Der junge Kurland hat versprochen, ihn zu verteidigen. Unter den gegebenen Umständen wird es das beste sein, wenn Sie nicht selbst zum Gefängnis gehen. Rechtsanwalt Kurland wird sie in zwei Stunden vor Ihrer Bank treffen. Ist das die in Holden’s Crossing?«

»Ja.«

»Stellen Sie einen Scheck für das Rock Island County aus, unterschreiben Sie ihn, und geben Sie ihn Kurland!

Der erledigt dann den Rest. Dan Allan und John Kurland werden gemeinsam dafür sorgen, dass Nick ziemlich dumm dasteht, falls er versucht, aus diesem Prozess eine Schau zu machen.« Sein Händedruck war fest und kam einer Gratulation gleich.

Rob J. ritt nach Hause und spannte den Buckboard an, denn er hatte das Gefühl, Mond sollte dabeisein, wenn er ihren Mann abholte. In ihrem normalen Hauskleid und einem Häubchen, das Makwa gehört hatte, saß sie aufrecht und selbst für ihre Verhältnisse außergewöhnlich schweigsam auf dem Wagen. Rob merkte, dass sie sehr nervös war. Er band das Pferd vor der Bank an, und sie wartete auf dem Wagen, während er den Scheck ausstellte und ihn John Kurland gab, einem ernsthaften jungen Mann, der Mond bei der Vorstellung höflich, aber ohne jede Herzlichkeit begrüßte.

Nachdem der Anwalt gegangen war, setzte sich Rob J. neben Mond auf den Wagen. Er ließ das Pferd angebunden, wo es war, und sie saßen da und sahen hinüber zur Tür von Mort Londons Büro. Obwohl es September war, brannte die Sonne noch heiß.

Die Wartezeit kam ihnen ungewöhnlich lang vor. Schließlich berührte Mond seinen Arm, denn die Tür ging auf und Der singend einhergeht trat heraus, gebückt, damit er unbeschadet unter dem Türstock hindurchkam.

Kurland folgte dich hinter ihm.

Sie bemerkten Mond und Rob J. sofort und kamen auf sie zu. Der singend einhergeht fing an zu rennen, vielleicht, weil er sich über die neugewonnene Freiheit freute, vielleicht auch, weil er instinktiv vor diesem Gefängnis fliehen wollte, doch schon nach wenigen federnden Sätzen bellte etwas über und hinter ihm auf, und dann knallte es von zwei Dächern auf der anderen Straßenseite.

Pyawanegawa der Jäger, der Führer, der Held des Stock-und-Ball-Spiels, hätte eigentlich mit Würde fallen müssen - wie ein riesiger Baum -, doch er stolperte und strauchelte wie ein gewöhnlicher Mann und stürzte dann mit dem Gesicht nach vorne in den Staub. Rob J. sprang vom Wagen und rannte zu ihm, doch Mond konnte sich nicht bewegen. Als er bei ihm war und ihn umdrehte, sah er, was Mond bereits wusste. Eine Kugel hatte ihn genau ins Genick getroffen und zwei andere in die Brust, kaum drei Zentimeter voneinander entfernt. Zwei Herzschüsse, wie es aussah - beide tödlich. Auch Kurland kam herbeigelaufen und stand nun in hilflosem Entsetzen daneben. Einige Augenblicke später kamen London und Holden aus dem Büro des Sheriffs. Mort ließ sich von Kurland erklären, was passiert war, und befahl dann seinen Leuten, die Dächer zu beiden Seiten der Straße abzusuchen. Niemand schien sonderlich überrascht, sie leer zu finden.

Rob J. war neben Der singend einhergeht knien geblieben, doch jetzt stand er auf und sah Nick Holden in die Augen. Der war etwas bleich, doch entspannt und wie auf alles vorbereitet. Obwohl es ganz und gar nicht zur Situation passte, war Rob aufs neue von seiner männlichen Schönheit beeindruckt. Er bemerkte, dass Nick einen Revolver trug, und er wusste, dass das, was er ihm zu sagen hatte, ihn selbst in Gefahr bringen konnte und deshalb mit Bedacht formuliert werden musste. Doch gesagt werden musste es.

»Ich will nie wieder etwas mit Ihnen zu tun haben. Nie mehr, solange ich lebe«, sagte er.

Der singend einhergeht wurde in den Schuppen der Schaffarm gebracht, und Rob J. ließ seine Familie dort mit ihm alleine. Bei Einbruch der Dunkelheit wollte er Mond und ihre Kinder zum Abendessen ins Haus holen, doch sie waren verschwunden und die Leiche ebenfalls. Später an diesem Abend entdeckte Jay Geiger den Buckboard und das Pferd der Coles angebunden an einem Pfosten vor seinem Stall, und er brachte Rob sein Eigentum zurück. Er berichtete, dass Kleines Horn und Steinhund seine Farm ebenfalls verlassen hätten. Mond und ihre Kinder kehrten nicht zurück. In dieser Nacht lag Rob J. schlaflos in seinem Bett und dachte an Der singend einhergeht, der jetzt wahrscheinlich in einem unmarkierten Grab irgendwo am Fluss lag. Oder auf dem Land eines anderen, das früher den Sauks gehört hatte. Was in der Nacht passiert war, erfuhr Rob J. erst am nächsten Vormittag, als Jay noch einmal auf die Farm geritten kam und ihm erzählte, dass Nick Holdens riesiger Viehstall niedergebrannt worden sei. »Diesmal waren es wirklich die Sauks, das ist sicher. Sie sind alle davongelaufen.

Nick hat die halbe Nacht gebraucht, um die Flammen von seinem Haus abzuhalten, und drohte ständig, er werde die Miliz und die Army alarmieren. Er ist auch bereits mit fast vierzig Mann hinter ihnen her, mit den erbärmlichsten Indianerkämpfern, die man sich vorstellen kann. Mort London ist dabei, Dr. Beckermann, Julian Howard, Fritz Graham - die meisten Stammgäste aus Nelsons Kneipe, also die Hälfte aller Suffköpfe aus dieser Gegend, und alle tun so, als wären sie hinter Schwarzer Falke her. Die können von Glück sagen, wenn sie sich nicht gegenseitig in den Fuß schießen.«