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Endlich kamen sie zu einer verschlossenen Doppeltür, in die eine Landschaftsszene geschnitzt und die mit Gold überzogen war. Kahlan blieb stehen und sah den Zauberer an.

»Hier ist es, meine Liebe. Der Garten des Lebens. Die Kästchen sind dort drinnen und Darken Rahl ebenfalls.«

Sie sah die beiden durchdringend an. »Danke, Zedd, und dir auch, Chase.«

Kahlan wollte die Tür öffnen, doch Zedd legte ihr sachte die Hand auf die Schulter und drehte sie herum. »Darken Rahl hat nur zwei der Kästchen. Er wird bald nicht mehr leben. Es sei denn, du hilfst ihm.«

Ihre Augen glühten wie kaltes Feuer inmitten der gezackten, roten Blitze, die auf ihr entschlossenes Gesicht gemalt waren. »Dann habe ich keine Zeit zu verlieren.«

Sie stieß die Türen auf und schritt mitten in den Garten des Lebens.

20

Blumenduft umgab sie, als sie den Garten des Lebens betraten. Zedd merkte sofort, daß etwas nicht stimmte. Es bestand kein Zweifel, alle drei Kästchen befanden sich in diesem Raum. Er hatte sich geirrt. Rahl hatte alle drei. Er spürte auch noch etwas anderes, etwas, das nicht hierhergehörte, dessen Kraft jedoch vermindert war, doch traute er seinem Gefühl nicht ganz. Dicht gefolgt von Chase blieb er Kahlan auf den Fersen, als sie den Pfad entlangging, zwischen den Bäumen hindurch, vorbei an den weinberankten Mauern und bunten Blumen. Sie kamen zu einer Rasenfläche. Kahlan blieb stehen.

Auf der anderen Seite der Rasenfläche war ein Kreis aus weißem Sand. Zauberersand. Noch nie hatte Zedd soviel davon an einem einzigen Ort gesehen, nie mehr als einen Beutel voll. Die Menge hier war zehn Königreiche wert. Winzige Flecken regenbogenfarbenen Lichts wurden reflektiert und in die Höhe geworfen. Mit wachsender Beklommenheit fragte sich Zedd, wozu Rahl soviel Zauberersand benötigte. Es fiel ihm schwer, den Blick davon zu lösen.

Hinter dem Zauberersand stand ein Opferaltar. Dort, auf dem steinernen Altar, standen die drei Kästchen der Ordnung. Zedd hatte das Gefühl, sein Herz würde einen Schlag aussetzen, als er sich überzeugte, daß dort wirklich alle drei beisammen standen. Von jedem war die Schutzhülle entfernt worden. Jedes war schwarz wie die Nacht.

Vor den Kästchen stand mit dem Rücken zu ihnen Darken Rahl. Der Anblick des Menschen, der Richard so gequält hatte, brachte Zedd schier zur Verzweiflung. Das senkrecht durch das Glasdach hereinfallende Sonnenlicht fiel auf das blonde Haar und den weißen Umhang und ließ beides erstrahlen. Rahl stand da und betrachtete die Kästchen, seinen Lohn.

Zedd spürte, wie sein Gesicht heiß wurde. Wie hatte Rahl das letzte Kästchen gefunden? Wie hatte er es an sich gebracht? Er verwarf die Fragen, sie waren ohne Bedeutung. Die Frage war, was blieb jetzt zu tun. Rahl besaß alle drei und konnte eines der Kästchen öffnen. Zedd beobachtete Kahlan, die zu Darken Rahl hinüberstarrte. Wenn sie Rahl tatsächlich mit ihrer Kraft berühren konnte, wären sie gerettet, doch er bezweifelte, daß sie dazu stark genug war. Zedd spürte, wie seine eigene Macht in diesem Palast, besonders in diesem Raum, praktisch nutzlos war. Dieser Ort war ein einziger gewaltiger Zauber, der sich gegen jeden Zauberer richtete, es sei denn, er war ein Rahl. Wenn jemand Rahl aufhalten konnte, dann Kahlan. Er spürte, wie der Blutrausch in ihr aufstieg, die blanke Raserei.

Kahlan betrat die Rasenfläche. Zedd und Chase folgten ihr, doch als sie den Sand gegenüber von Rahl erreicht hatten, blieb sie stehen und legte dem Zauberer die Hand auf die Brust.

»Ihr beide werdet hier warten.«

Zedd spürte den Zorn in ihrem Blick und begriff, weil er ihn teilte. Auch ihn quälte Richards Verlust.

Als Zedd den Kopf wieder hob, starrte er in die blauen Augen Darken Rahls. Die beiden hielten dem Blick des anderen für einen Augenblick stand. Rahls Blick wanderte weiter zu Kahlan, die mit vollkommen ruhigem Blick um den Kreis aus Sand herumging.

Chase beugte sich vor und flüsterte: »Was tun wir, wenn es nicht funktioniert?«

»Wir werden sterben.«

Zedds Hoffnung stieg, als er den besorgten Ausdruck auf Rahls Gesicht erblickte. Besorgnis und Angst, als er Kahlan mit dem doppelten Lichtblitz des Con Dar auf dem Gesicht erblickte. Zedd mußte grinsen. Damit hatte Rahl nicht gerechnet, und offenbar machte es ihm angst.

Die Sorge wurde zur Tat. Als Kahlan näher kam, zog Rahl plötzlich das Schwert der Wahrheit. Es sirrte beim Herausziehen, und es war weiß. Er hielt es vor sich und brachte Kahlan mit vorgehaltener Spitze zum Stehen.

Sie standen zu nah, um sich aufhalten zu lassen. Zedd mußte ihr helfen, das einzige einzusetzen, was sie retten konnte. Der Zauberer nahm alle Kraft zusammen, was nicht so viel war, wie er sich gewünscht hätte, und schleuderte einen Blitz über den weißen Zauberersand. Er legte seine gesamte Kraft hinein. Der blaue Blitz prallte gegen das Schwert und riß es Rahl aus der Hand. Es segelte durch die Luft und landete ein gutes Stück entfernt. Darken Rahl schrie Zedd etwas zu, dann drehte er sich zu Kahlan und sprach zu ihr. Aber keiner von beiden verstand etwas.

Darken Rahl wich zurück, als Kahlan vorrückte. Er stieß gegen den Altar, konnte nicht weiter nach hinten. Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, als Kahlan vor ihm stehenblieb.

Zedds Lächeln schwand. Irgend etwas stimmte nicht. Wie Rahl sich mit den Fingern durch die Haare fuhr, erinnerte ihn an etwas.

Die Mutter Konfessor streckte die Hand aus und packte Rahl an der Kehle. »Das ist für Richard.«

Zedd riß die Augen auf. Eisige Kälte durchfuhr ihn. Er begriff, was nicht stimmte. Ihm stockte der Atem.

Das war nicht Darken Rahl.

Zedd schrie. »Kahlan, nein! Halt! Das ist…«

Ein Beben in der Luft, der Donner ohne Hall. Die Blätter in den Bäumen ringsum zitterten. Das Gras schlug Wellen, die sich nach außen fortsetzten.

»… Richard!« Zu spät erkannte der Zauberer die Wahrheit. Der Schmerz übermannte ihn.

»Herrin«, flüsterte er und sank vor ihr auf die Knie.

Zedd stand da wie erstarrt. Verzweiflung zermalmte die Erleichterung darüber, daß Richard noch lebte. Eine weinumrankte Tür in der Seitenmauer öffnete sich. Der echte Darken Rahl kam heraus, gefolgt von Michael und zwei kräftigen Wachen. Kahlan kniff verwirrt die Augen zusammen.

Das Feindesnetz begann zu flackern, und in einem Lichtschimmer verwandelte sich der unechte Darken Rahl in den, der er wirklich war, Richard.

Kahlan riß entsetzt die Augen auf und wich erschrocken zurück. Die Kraft des Con Dar ließ nach und war erloschen. Sie schrie auf, als sie erkannte, was sie getan hatte.

Die beiden Wachen traten hinter sie. Chase griff nach seinem Schwert. Er war auf der Stelle erstarrt, bevor seine Hand es erreicht hatte. Zedd hob die Hände, hatte aber nicht mehr genügend Kraft. Nichts geschah. Er rannte auf sie zu, aber noch bevor er zwei Schritte machen konnte, stieß er gegen eine unsichtbare Wand. Er war gefangen wie in einer Zelle aus Stein. Wütend verfluchte er seine eigene Dummheit.

Als sie merkte, was sie angerichtet hatte, riß Kahlan einem der Posten das Messer aus dem Gürtel. Mit einem gequälten Aufschrei hielt sie es mit beiden Händen in die Höhe, bereit, es sich in den Leib zu rammen.

Michael packte sie von hinten, entwand ihr das Messer und hielt es ihr an die Kehle. Richard wollte sich wütend auf seinen Bruder stürzen, prallte jedoch gegen eine unsichtbare Wand und wurde zurückgeschleudert. Kahlan hatte ihre ganze Kraft für den Con Dar aufgebraucht und war zu schwach, sich zu wehren. Sie sackte in Tränen aufgelöst zusammen. Einer der Wachen versuchte, ihr einen Knebel in den Mund zu schieben und sie daran zu hindern, Richards Namen auszusprechen.

Richard, auf den Knien, warf sich Darken Rahl vor die Füße, packte sein Gewand, flehte ihn an. »Tut ihr nichts! Bitte! Tut ihr nichts.«