Выбрать главу

»Ich habe es dir gesagt«, zischte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch, »du bist mein Gemahl — auf Lebenszeit.« Er hörte ihren schweren Atem, ihren Zorn. »Bevor ich zu weit schlimmeren Dingen übergehe und du nicht mehr in der Lage bist zu sprechen, sollst du mir erklären, warum dich Constance an meiner Stelle ausbilden soll.«

Er würgte Blut und versuchte zu sprechen.

»So spricht man nicht mit mir! Auf die Knie! Sofort!«

Er versuchte, auf die Knie zu kommen, aber mit den auf den Rücken gefesselten Armen war das unmöglich. Denna packte ihn am Haar und riß ihn hoch. Taumelnd sackte er gegen sie, sein Gesicht schleifte durch das feuchte Blut auf ihrem Bauch. Sein Blut.

Sie drückte ihm den Strafer an die Stirn und stieß ihn von sich. Das öffnete ihm die Augen. Er schaute zu ihr auf, wollte antworten.

Denna schlug ihm auf den Mund. »Sieh auf den Boden, wenn du mit mir sprichst! Niemand hat dir erlaubt, mich anzusehen!« Richard senkte den Blick auf ihre Stiefel. »Deine Zeit läuft ab! Beantworte meine Frage!«

Richard würgte noch mehr Blut hervor, es lief ihm am Kinn herunter. Er hatte Mühe, sich nicht zu übergeben. »Weil ich weiß, Herrin Denna«, krächzte er heiser, »daß es Euch schmerzt, den Strafer zu halten. Ich weiß, daß es Euch weh tut, mich auszubilden. Ich möchte, daß Herrin Constance es übernimmt, um Euch den Schmerz zu ersparen. Ich weiß, was es heißt, Schmerzen zu haben, das habt Ihr mir beigebracht. Ihr seid bereits genug gequält worden, und Ihr sollt nicht noch mehr leiden. Mir wäre es lieber, wenn Herrin Constance mich bestraft, damit Ihr keine Schmerzen mehr erleidet.«

Er versuchte mit letzter Kraft, sich auf den Knien zu halten. Lange herrschte Stille. Richard starrte auf ihre Stiefel, hüstelte ein wenig, versuchte mit aller Kraft, trotz der Schmerzen in seinen Schultern zu atmen. Die Stille schien nicht enden zu wollen. Er hatte keine Ahnung, was sie ihm als nächstes antun würde.

»Ich verstehe dich nicht, Richard Cypher«, sagte sie endlich ganz leise. Alle Wut war aus ihrer Stimme gewichen. »Die Seelen mögen mich holen, ich verstehe dich nicht.«

Damit trat sie hinter ihn und löste die Vorrichtung, die seine Arme hielt, und verließ die Kammer ohne ein weiteres Wort. Er konnte seine Arme nicht richtig strecken und stürzte aufs Gesicht. Er versuchte nicht mehr, hochzukommen, sondern lag nur da, auf dem blutverschmierten Steinboden, und weinte.

Nach einer Weile hörte er die Glocke, die sie zur Abendandacht rief. Denna kam wieder herein, hockte sich neben ihn, legte den Arm sachte um ihn und half ihm auf.

»Wir dürfen die Andacht nicht verpassen«, erklärte sie mit ruhiger Stimme und hakte die Kette an ihren Gürtel.

Der Anblick des Blutes überall auf dem weißen Leder war gräßlich. Sie hatte Spritzer im Gesicht und im Haar. Als sie zur Andacht gingen, wendeten Menschen, die sonst mit ihr sprachen, den Blick ab und machten ihr Platz. Das Knien mit dem Kopf auf dem Boden tat ihm an den Rippen weh und erschwerte das Atmen, vom Gesang ganz zu schweigen. Er wußte nicht, ob er die Worte richtig wählte, doch Denna korrigierte ihn nicht, also machte er einfach weiter. Wie er sich die ganze Zeit aufrecht hielt, ohne umzukippen, wußte er nicht.

Als die Glocke zum zweiten Mal läutete, erhob Denna sich, half ihm aber nicht auf. Constance erschien, ein seltenes Lächeln auf dem Gesicht.

»Hallo, Denna, sieht aus, als hättest du eine Menge Spaß.« Constance verpaßte ihm einen Schlag mit dem Handrücken, aber es gelang ihm, auf den Beinen zu bleiben. »Du warst ein böser Junge, richtig?«

»Ja, Herrin Constance.«

»Sehr böse, wie es scheint. Entzückend.« Ihr hungriger Blick wanderte zu Denna. »Ich habe Zeit, gehen wir und zeigen wir ihm, wozu zwei MordSith zusammen in der Lage sind.«

»Heute abend nicht, Constance.«

»Nein? Was soll das heißen, nein?«

Denna explodierte. »Genau, was ich gesagt habe! Er ist mein Gatte, und ich werde ihn zurückbringen und ihm zeigen, was das heißt! Willst du etwa mitkommen und zusehen, wie ich bei meinem Gatten liege? Willst du etwa auch sehen, was ich tue, wenn ich den Strafer zwischen den Zähnen halte?«

Richard sackte zusammen. Das hatte sie also vor. Wenn sie das heute abend tat, so dreckig, wie es ihm ohnehin schon ging…

Leute in weißen Roben — Missionare hatte Denna sie genannt — starrten bereits zu ihnen herüber. Constance erwiderte wütend ihren Blick, und sie huschten davon. Die Gesichter beider Frauen waren gerötet. Dennas vor Wut, Constances vor Verlegenheit.

»Natürlich nicht, Denna«, sagte sie mit gesenkter Stimme. »Entschuldige. Das wußte ich nicht. Ich werde dich allein lassen.« Sie grinste Richard höhnisch an. »Wie es scheint, hast du schon genug Ärger, mein Kleiner, ich hoffe, du wirst deinen Pflichten gerecht.«

Sie verpaßte ihm mit ihrem Strafer einen Stich in den Magen und ging. Taumelnd versuchte Richard sich mit der Hand zu schützen. Er stöhnte. Denna schob ihm die Hand unter den Arm und stützte ihn. Wütend blickte sie Constance nach, dann ging sie los, in der Erwartung, er würde ihr folgen. Was er auch tat.

Wieder im Zimmer gab sie ihm den Eimer. Er brach fast zusammen bei dem Gedanken, ihre Wanne füllen zu müssen.

Ihre Stimme war ruhig. »Geh und hole einen Eimer heißes Wasser.«

Richard hätte vor Erleichterung sterben können, daß er die Wanne nicht füllen mußte. Leicht verwirrt besorgte er das Wasser. Sie schien wütend zu sein, aber nicht auf ihn. Nachdem er den Eimer abgestellt hatte, wartete er mit gesenktem Blick. Denna zog den Stuhl heran. Er war überrascht, daß er es nicht für sie tun mußte.

»Setz dich.« Sie ging zum Tisch neben ihrem Bett und kam mit einer Birne zurück. Sie betrachtete sie einen Augenblick lang in ihrer Hand, drehte sie hin und her, strich mit dem Daumen über sie, dann hielt sie sie ihm hin. »Das habe ich vom Abendessen mitgebracht. Ich habe aber keinen Hunger. Du hast nichts bekommen, iß du sie.«

Richard betrachtete die Birne in ihrer Hand, die sie ihm hinhielt. »Nein, Herrin Denna. Das ist Eure. Nicht meine.«

»Ich weiß, wem sie gehört, Richard.« Ihre Stimme blieb ruhig. »Tu, was ich sage.«

Er nahm die Birne und aß sie, sogar die Kerne. Denna kniete nieder und machte sich daran, ihn zu waschen. Er hatte keinen Schimmer, was gespielt wurde, aber das Waschen tat weh, auch wenn es kein Vergleich mit dem Strafer war. Er fragte sich, warum sie das tat und wann es wieder Zeit für seine Ausbildung wäre.

Denna schien seine Anspannung zu spüren. »Ich habe Rückenschmerzen.«

»Das tut mir leid, Herrin Denna. Daran ist bestimmt mein Verhalten schuld.«

»Sei still«, sagte sie sanft. »Ich will auf etwas Hartem schlafen, für meinen Rücken. Ich werde auf dem Fußboden schlafen. Da ich auf dem Boden schlafe, wirst du in meinem Bett schlafen müssen, und dort will ich kein Blut.«

Richard war verwirrt. Der Fußboden war gewiß groß genug für beide, außerdem hatte sie ganz bestimmt schon sein Blut in ihrem Bett gehabt. Bislang hatte sie das nie gestört. Er entschied, es sei nicht an ihm, Fragen zu stellen, und so ließ er es.

»So«, meinte sie, als sie fertig war. »Leg dich ins Bett.«

Sie sah zu, wie er sich hinlegte. Resigniert nahm er den Strafer vom Nachttisch und hielt ihn ihr hin. Sein Arm schmerzte. Hoffentlich verschonte sie ihn heute abend damit.

Denna nahm ihm den Strafer aus der Hand und legte ihn auf den Nachttisch zurück. »Heute abend nicht. Ich hab’ dir doch gesagt, ich habe Rükkenschmerzen.« Sie blies die Lampe aus. »Schlaf jetzt.«

Er hörte, wie sie sich leise fluchend auf den Fußboden legte. Zum Nachdenken war er viel zu erschöpft und kurz darauf eingeschlafen.