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»Das wirst du nicht.« Denna biß die Zähne zusammen und blickte auf die kleinere Frau herab. »Ich habe die Bestrafung auf mich genommen, nachdem wir Rastin getötet hatten. Ich. Nicht wir beide, sondern ich allein. Ich habe das nie vorher erwähnt, aber jetzt muß ich es. Du weißt, was sie mit mir gemacht haben. Trotzdem habe ich nie verraten, daß du etwas damit zu tun hattest. Er ist mein Gatte, und ich bin seine Mord-Sith, nicht du. Ich allein. Entweder respektierst du meine Wünsche, oder wir bekommen Ärger miteinander.«

»Na schön«, schnaubte sie. »Also schön, ich werde deine Wünsche respektieren.«

Denna funkelte sie immer noch wütend an. »Das will ich auch hoffen, Schwester Constance.«

Danach gab Constance alles, was sie hatte, auch wenn sie den Strafer größtenteils dort ließ, wo Denna ihn haben wollte. Richard wußte, es ging länger als geplant. Als sie ihn in Dennas Unterkunft zurückbrachte, prügelte sie ihn noch eine gute Stunde, dann hakte sie die Kette über das Fußbord des Bettes und befahl ihm stehenzubleiben, bis Denna zurückkam.

Constance schob ihr Gesicht in Anbetracht ihrer Größe, so gut es ging, ganz dicht vor seins und griff ihm zwischen die Schenkel.

»Paß gut für mich darauf auf«, spottete sie. »Du wirst sie nicht mehr lange haben. Ich habe Grund zu der Annahme, daß Meister Rahl dich mir in Kürze überschreiben wird, und wenn er das tut, werde ich deine Anatomie umbauen.« Ihr Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen. »Und ich glaube kaum, daß dir das gefallen wird.«

Sein Zorn blitzte auf und löste den magischen Schmerz aus. Es warf ihn auf die Knie. Constance verließ lachend das Zimmer. Es gelang ihm, seinen Zorn zu beherrschen, aber der Schmerz ließ erst nach, als er wieder stand.

Warmes Sonnenlicht fiel durch das Fenster. Hoffentlich kehrte Denna bald zurück. Die Sonne ging unter. Die Zeit des Abendessens kam und ging vorüber. Noch immer kam Denna nicht zurück. Richard fing an, sich Sorgen zu machen. Er hatte so eine Ahnung, daß etwas nicht stimmte. Er hörte, wie die Glocke zur Abendandacht schlug, konnte aber nicht hin, da er ans Bett gekettet war. Er überlegte, ob er an Ort und Stelle niederknien sollte, stellte jedoch fest, daß auch das nicht ging; man hatte ihm befohlen, stehenzubleiben. Vielleicht sollte er wenigstens die Lobpreisungen anstimmen, andererseits war niemand da, der ihn hören konnte, es spielte also keine Rolle. Draußen vor dem Fenster war es schon lange dunkel, aber glücklicherweise brannten die Lampen, und er brauchte nicht im Dunkeln zu stehen. Zwei Glockenschläge verkündeten das Ende der Abendandacht. Denna war immer noch nicht zurück. Die Zeit für seine Ausbildung kam und ging. Immer noch keine Denna. Richard war voller Sorge.

Endlich hörte er, wie die Tür aufgedrückt wurde. Denna hielt den Kopf gesenkt, wirkte steif. Der Zopf hatte sich gelockert, das Haar war durcheinander. Sie schloß schwerfällig die Tür. Ihr Gesicht war aschfahl, ihre Augen feucht. Sie sah ihn nicht an.

»Richard«, sagte sie leise. »Fülle das Bad für mich. Bitte. Ich brauche ein Bad, ich komme mir im Augenblick sehr schmutzig vor.«

»Natürlich, Herrin Denna.«

Er schleppte die Wanne herein und lief so schnell er konnte, um sie zu füllen. Er glaubte nicht, daß er jemals schneller gewesen war. Sie stand da und sah zu, wie er Eimer um Eimer heranschleppte. Als er fertig war, blieb er keuchend stehen und wartete.

Mit zitternden Fingern machte sie sich daran, die Lederkluft aufzuknöpfen. »Hilfst du mir? Ich glaube, allein schaffe ich das nicht.«

Er machte ihr die Knöpfe auf, während sie bebend vor ihm stand. Er mußte sich überwinden, ihr das Leder vom Rücken zu schälen, da sich gleichzeitig ein Teil ihrer Haut ablöste. Sein Herz pochte. Denna war vom Halsansatz bis zu den Knöcheln mit Striemen bedeckt. Richard bekam es mit der Angst zu tun, und ihre Qualen taten ihm in der Seele weh. Tränen traten ihm in die Augen. Die Kraft erwachte in ihm mit Gebrüll. Er ignorierte sie.

»Herrin Denna, wer hat Euch das angetan?« wollte er wissen.

»Meister Rahl. Nicht, daß ich es nicht verdient hätte.«

Er nahm ihre Hände und half ihr in die Wanne. Mit einem kleinen Aufstöhnen ließ sie sich langsam in das heiße Wasser gleiten und blieb steif sitzen.

»Herrin Denna, warum sollte er Euch so etwas antun?«

Sie zuckte zusammen, als er mit dem Seifenlappen ihren Rücken berührte. »Constance hat ihm erzählt, ich sei zu nachsichtig mit dir. Ich verdiene, was man mir angetan hat. Ich habe deine Ausbildung vernachlässigt. Ich bin eine Mord-Sith. Ich hätte es besser machen müssen. Ich habe lediglich bekommen, was ich verdiene.«

»Das habt Ihr nicht verdient, Herrin Denna. Ich hätte die Bestrafung auf mich nehmen müssen. Nicht Ihr.«

Sie hielt sich mit zitternden Händen am Rand der Wanne fest, während er sie wusch. Sachte wischte er ihr den Schweiß aus dem blassen Gesicht. Die ganze Zeit, während er arbeitete, starrte sie geradeaus. Ein paar Tränen kullerten ihr über die Wange.

Ihre Lippen bebten. »Morgen wird Meister Rahl dich empfangen.« Seine Hand hielt beim Waschen einen Augenblick inne. »Tut mir leid, Richard. Du wirst seine Fragen beantworten.«

Er sah ihr ins Gesicht, doch sie erwiderte seinen Blick nicht. »Ja, Herrin Denna.« Er spülte sie mit der Hand ab. »Laßt mich Euch abtrocknen.« Er tat es, so sanft er nur konnte. »Möchtet Ihr sitzen, Herrin Denna?«

Sie lächelte verlegen. »Nein, im Augenblick nicht.« Sie drehte steif den Kopf. »Dorthin. Ich lege mich aufs Bett.« Sie ergriff seine Hand. »Das Zittern hört einfach nicht auf. Wieso kann ich nicht aufhören zu zittern?«

»Weil Ihr Schmerzen habt, Herrin Denna.«

»Man hat mir schon viel Schlimmeres angetan als das. Das hier war nur eine kleine Erinnerung an das, was ich bin. Trotzdem, ich kann nicht aufhören zu zittern.«

Sie legte sich bäuchlings aufs Bett, den Blick auf ihn gerichtet. Vor lauter Sorge begann Richards Verstand wieder zu arbeiten.

»Herrin Denna, ist mein Rucksack noch hier?«

»Im Schrank. Warum?«

»Bleibt nur still liegen, Herrin Denna, und laßt mich nur machen, vorausgesetzt, ich weiß noch, wie es geht.«

Er holte seinen Rucksack aus dem Schrank, legte ihn auf den Tisch und begann, darin herumzukramen. Denna beobachtete ihn, ihr Gesicht lag seitlich auf dem Rücken ihrer Hände. Er fand das gesuchte Päckchen und legte es geöffnet auf den Tisch. Er holte eine blecherne Schale hervor, zog das Messer aus seinem Gürtel und legte es ebenfalls auf den Tisch. Dann stand er auf und nahm eine Dose mit Salbe aus dem Schrank. Er hatte gesehen, wie sie sich damit eingerieben hatte. Genau das brauchte er jetzt.

»Darf ich das benutzen, Herrin Denna?«

»Wozu?«

»Bitte.«

»Also gut.«

Richard nahm den ganzen Stapel sorgsam geschichteter, getrockneter Aumblätter, legte sie in die Blechschale, wählte ein paar weitere Kräuter aus, die er vom Geruch her kannte, nicht aber dem Namen nach, und schüttelte sie zu dem Aumblättern. Mit dem Messergriff zerstößelte er alles zu Pulver. Er nahm die Salbe und verrührte sie mit dem Pulver in der Schale. Er trug die Schale zum Bett und setzte sich neben sie.

»Liegt einfach still«, sagte er zu ihr.

»Die Anrede, Richard, die Anrede. Wirst du es nie lernen?«

»Entschuldigung, Herrin Denna«, lächelte er. »Ihr könnt mich später bestrafen. Jetzt liegt erst mal still. Wenn ich mit Euch fertig bin, werdet Ihr Euch kräftig genug fühlen, mich die ganze Nacht lang zu strafen. Das verspreche ich Euch.«

Er verteilte die Salbe vorsichtig auf die Striemen und verrieb sie dabei. Denna stöhnte. Sie schloß die Augen, während er sich um sie bemühte. Als er bei ihren Fersen angelangt war, war sie fast eingeschlafen. Er strich ihr übers Haar, während die Aumsalbe einzog, »Wie fühlt Ihr Euch jetzt, Herrin Denna?« flüsterte er.

Sie wälzte sich zur Seite und riß verwundert die Augen auf. »Die Schmerzen sind weg. Wie hast du das gemacht? Wie hast du die Schmerzen wegbekommen?«

Richard lächelte zufrieden. »Das habe ich von einem alten Freund gelernt. Er heißt…« Er runzelte die Stirn. »Ich kann mich nicht an seinen Namen erinnern. Aber er ist ein alter Freund, und er hat es mir beigebracht. Ich bin so erleichtert, Herrin Denna. Ich sehe es nicht gerne, wenn Ihr Schmerzen habt.«