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Ein Teil der Farbe wich aus seinem Gesicht. »Ich verstehe. Es wird geschehen, wie Ihr es wünscht, Lord Rahl.« Er machte eine tiefe Verbeugung.

Er machte kehrt und ging, nicht ohne Richard kurz mit einem wissenden Lächeln in die Augen gesehen zu haben.

Darken Rahl fixierte Richard wieder mit seinen blauen Augen. »Fahr fort.«

Richard war so weit gegangen, wie er gehen wollte. Er erinnerte sich an alles.

Es war Zeit, zu sterben.

»Das werde ich nicht. Es gibt nichts, womit Ihr mich zwingen könntet, es Euch zu sagen. Ich heiße die Schmerzen willkommen. Und den Tod.«

Bevor der Strafer treffen konnte, zuckten Rahls Augen hoch zu Denna. Richard spürte, wie sich der Griff ihrer Faust in seinem Haar lockerte. Einer der Wachen kam heranmarschiert, packte sie mit seiner Pranke an der Kehle und drückte zu. Richard hörte, daß sie Mühe hatte, Luft zu bekommen.

Rahl funkelte sie an. »Du hast mir gesagt, er sei gebrochen.«

»Das war er auch, Meister Rahl.« Das Sprechen im Würgegriff bereitete ihr Mühe. »Ich schwöre es.«

»Ich bin sehr enttäuscht von dir, Denna.«

Richard hörte ihr gequältes Jammern, als der Mann sie von den Füßen hob. Die Kraft in seinem Innern verwandelte sich in weiße Glut. Jemand tat Denna weh. Bevor irgend jemand wußte, was geschah, war er auf den Beinen. Die magische Kraft jagte durch seinen Körper.

Richard schlang dem Mann einen Arm um seinen dicken Hals und packte die gegenüberliegende Schulter. Dann, schneller als ein Augenzwinkern, hatte er mit dem anderen Arm den Kopf des Mannes gepackt und versetzte ihm einen kräftigen Ruck. Das Genick des Mannes brach mit einem peitschenden Knall. Er sackte zu einem Klumpen zusammen. Richard wirbelte herum. Der andere Posten hatte ihn fast erreicht, streckte bereits die Hand aus. Richard packte ihn am Handgelenk und nutzte seine auf ihn zuschnellende Kraft, ihn in das Messer zu ziehen. Er stieß es bis zur Faust hinein und riß es mit voller Kraft nach oben und zerteilte seinen Leib bis zum Herz. Der Mann riß überrascht die Augen auf.

Richard strotzte vor Kraft. Am Rand seines Blickfeldes wurde alles weiß. Weiß von der Glut der Magie. Denna hielt sich vor Schmerz die Kehle.

Darken Rahl stand ungerührt da, befeuchtete sich die Fingerspitzen und betrachtete Richard.

Denna löste den magischen Schmerz aus und zwang Richard auf die Knie. Er hielt sich den Unterleib.

»Meister Rahl«, brachte Denna nach Luft schnappend hervor, »laßt ihn mich heute nacht noch einmal mitnehmen. Ich schwöre, morgen früh wird er alles beantworten, was Ihr ihn fragt. Wenn er dann noch lebt. Gestattet mir, meinen Fehler wiedergutzumachen.«

»Nein«, erwiderte Rahl, tief in Gedanken mit der Hand fuchtelnd. »Ich muß mich entschuldigen, meine Kleine. Der Fehler liegt nicht bei dir. Ich hatte keine Ahnung, mit wem wir es zu tun haben. Stell seine Schmerzen ab.«

Richard erholte sich und kam wieder auf die Beine. Der Nebel aus seinem Kopf war verschwunden. Es war, als erwachte er aus einem Traum, nur um sich in einem Alptraum wiederzufinden. Was von ihm übrig war, hatte die kleine, verriegelte Kammer in seinem Verstand verlassen, und er hatte nicht vor, es dort wieder wegzuschließen. Er wollte bei vollem Verstand sterben, mit all seiner Würde. Nach wie vor unterdrückte er seine Wut, aber sein Blick war voller Feuer. Feuer aus seinem Herzen.

»Hat dir das der Alte beigebracht?« fragte Rahl und legte interessiert die Stirn in Falten.

»Beigebracht? Was denn?«

»Deinen Verstand abzuteilen. Dadurch hast du verhindert gebrochen zu werden.«

»Ich weiß nicht, wovon Ihr redet.«

»Man baut eine Trennwand auf, um den Kern zu schützen. Den Rest opfert man den Qualen. Keine Mord-Sith kann einen abgeteilten Verstand brechen. Quälen, ja. Nicht aber brechen.« Er wandte sich an Denna. »Ich möchte mich noch einmal bei dir entschuldigen, meine Gespielin. Ich dachte, du hättest mich im Stich gelassen. Aber das hast du nicht. Nur jemand mit größtem Talent konnte ihn so weit bringen. Du hast gute Arbeit geleistet, trotzdem ändert dies alles.« Lächelnd befeuchtete er seine Fingerspitzen und glättete seine Brauen. »Richard und ich werden uns jetzt unter vier Augen unterhalten. Solange er mit mir in diesem Zimmer ist, möchte ich, daß du ihn ohne den magischen Schmerz sprechen läßt. Das könnte meine Absichten stören. Solange er hier ist, muß er von deiner Kontrolle befreit sein. Du kannst in dein Quartier zurückgehen. Wenn ich mit ihm fertig bin und er noch lebt, werde ich ihn wie versprochen zu dir zurückschicken.«

Denna machte eine tiefe Verbeugung. »Ich lebe, um zu dienen, Meister Rahl.«

Sie drehte sich mit dunkelrotem Gesicht zu Richard, legte ihm einen Finger unters Kinn und hob es ein wenig an. »Enttäusche mich nicht, mein Geliebter.«

Der Sucher lächelte. »Niemals, Herrin Denna.«

Als sie ging, ließ er seinem Zorn freien Lauf, nur um ihn noch einmal zu spüren. Den Zorn auf sie und auf das, was man ihr angetan hatte. Denk nicht über das Problem nach, redete er sich ein, sondern über die Lösung. Richard drehte sich um und sah Darken Rahl ins Gesicht. Das Gesicht seines Gegenübers blieb gelassen, zeigte keinerlei Regung. Richard zwang sich zu der gleichen Haltung.

»Du kannst dir denken, daß ich wissen will, was sonst noch in dem Buch steht.«

»Tötet mich.«

Rahl lächelte. »Wir haben es wohl recht eilig, zu sterben, was?«

»Ja. Tötet mich. Genau, wie Ihr meinen Vater getötet habt.«

Darken Rahl runzelte die Stirn, das Lächeln noch immer auf den Lippen. »Deinen Vater? Ich habe deinen Vater nicht getötet, Richard.«

»George Cypher! Ihr habt ihn umgebracht! Versucht nicht, es zu leugnen! Ihr habt ihn mit dem Messer an Eurem Gürtel getötet!«

Rahl breitete in gespielter Unschuld seine Hände aus. »Oh, ich bestreite nicht, George Cypher getötet zu haben. Aber deinen Vater habe ich nicht umgebracht.«

Damit hatte er Richard auf dem falschen Fuß erwischt. »Wovon sprecht Ihr?«

Darken Rahl schlenderte um ihn herum. Richard versuchte, ihm mit dem Blick zu folgen. »Nicht schlecht. Wirklich. Das beste, das ich je gesehen habe. Der Alte hat es höchstpersönlich gewoben.«

»Aber was?«

Darken Rahl befeuchtete seine Finger und blieb vor ihm stehen. »Das magische Netz um dich. Ich habe noch nie etwas Vergleichbares gesehen. Es ist so fest um dich gewickelt wie ein Kokon. Es ist ziemlich fein verwoben, ich glaube, nicht einmal ich könnte es entwirren.«

»Wenn Ihr versucht, mich zu überzeugen, daß George Cypher nicht mein Vater ist, so wird Euch das nicht gelingen. Und wenn Ihr mich davon überzeugen wollt, daß Ihr wahnsinnig seid, braucht Ihr Euch die Mühe gar nicht erst zu machen. Das weiß ich bereits.«

»Mein lieber Junge«, lachte Rahl, »es ist mir völlig egal, wen du für deinen Vater hältst. Nichtsdestotrotz hält das magische Netz die Wahrheit von dir fern.«

»Wirklich? Gut, ich spiele mit. Wer ist also mein Vater, wenn es nicht George Cypher ist?«

»Das weiß ich nicht.« Rahl zuckte mit den Achseln. »Das verbirgt das Netz. Aber nach dem, was ich gesehen habe, habe ich einen Verdacht.« Das Lächeln verschwand. »Was steht im Buch der Gezählten Schatten?«

Richard zuckte mit den Achseln. »Das ist Eure Frage? Ihr enttäuscht mich.«

»Wie das?«

»Nun, nach dem, was man Eurem Vater angetan hat, dachte ich, Ihr wolltet bestimmt den Namen des alten Zauberers wissen.«

Darken Rahl machte ein wütendes Gesicht und befeuchtete sich langsam die Fingerspitzen. »Wie lautet der Name des alten Zauberers?«

Jetzt war Richard an der Reihe, zu lächeln. Er breitete die Arme aus. »Schneidet mich auf. Es steht in meinen Gedärmen geschrieben. Ihr werdet dort danach suchen müssen.«