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Rings um die mädchenhafte Schönheit ihres Gesichtes wurde alles weiß. »Es tut mir leid, Denna«, hauchte er.

»Wirst du an mich denken?«

»Ich werde für den Rest meines Lebens Alpträume haben.«

Ihr Lächeln wurde breiter. »Das freut mich.« Sie schien aufrichtig stolz zu sein. »Du liebst diese Kahlan, stimmt’s?«

Er runzelte leicht die Stirn. »Woher weißt du das?«

»Manchmal, wenn ich Männern genug weh tue und sie nicht wissen, was sie reden, dann schreien sie nach ihren Müttern oder ihren Frauen. Du hast nach jemandem namens Kahlan geschrien. Wirst du sie zur Gemahlin nehmen?«

»Das kann ich nicht«, brachte er trotz des Kloßes in seinem Hals hervor. »Sie ist Konfessor. Ihre Macht würde mich zerstören.«

»Das tut mir leid. Tut es dir weh?«

Er nickte langsam. »Mehr als alles, was du mir angetan hast.«

»Gut.« Denna lächelte traurig. »Ich bin froh, daß die Frau, die du liebst, dir mehr weh tun kann als ich.«

Auf ihre verquere Art wollte Denna ihn damit trösten. Für sie war es ein Geschenk der Liebe, wenn sie darüber glücklich war, daß er mehr Schmerzen von einer anderen zugefügt bekam. Er wußte, manchmal hatte Denna ihm mittels Schmerzen ihre Zuneigung zeigen wollen. Zumindest in ihren Augen war es ein Beweis für ihre Liebe, wenn diese andere Frau ihm größere Qualen bereiten konnte.

Eine Träne lief ihm übers Gesicht. Was hatten sie diesem armen Kind bloß angetan.

»Es ist ein anderer Schmerz. In dem, was du mir angetan hast, bist du unerreichbar.«

Eine Träne des Stolzes lief ihr über die Wange. »Danke, mein Geliebter«, hauchte sie. Sie nahm den Strafer von ihrem Hals und hielt ihn erwartungsvoll in die Höhe. »Würdest du ihn tragen, als Andenken an mich? Um den Hals oder an der Kette wird er dir nicht weh tun, nur wenn du ihn selbst in die Hand nimmst.«

Richard beließ ihr Gesicht im weißen Glanz. »Es wäre mir eine Ehre, meine Gemahlin.« Er beugte sich vor und ließ ihn sich von ihr umhängen, ließ sich von ihr auf die Wange küssen.

»Wie willst du es tun?« fragte sie.

Er wußte, was sie meinte. Er schluckte den Kloß in seinem Hals herunter. Geschmeidig glitt seine Hand zum Heft des Schwertes.

Langsam zog er das Schwert der Wahrheit. Es klirrte nicht wie sonst.

Es sirrte. Ein weißglühendes Sirren.

Richard sah nicht hin, aber er wußte es. Er wußte, daß die Klinge sich weiß verfärbt hatte. Er blickte in ihre feuchten Augen. Die Kraft durchströmte ihn. Er hatte seinen Frieden gefunden. Aller Ärger, aller Haß, alle Bosheit war verschwunden. Dort, wo er früher all dies durch das Schwert gespürt hatte, verspürte er jetzt nichts als Liebe für dieses junge Mädchen, für dieses Gefäß, das andere mit Schmerz gefüllt hatten, für dieses Auffangbecken aller Grausamkeiten, diese unschuldige, gepeinigte Seele, die man dazu abgerichtet hatte, all das zu tun, was sie am meisten haßte. Anderen weh zu tun. Sein Mitgefühl war quälend. Sie tat ihm leid.

Er liebte sie.

»Denna«, hauchte er. »Wenn du mich einfach gehen lassen könntest, brauchte ich dies nicht zu tun. Bitte. Laß mich gehen. Zwing mich nicht, das zu tun.«

Sie hob stolz den Kopf. »Wenn du versuchst, zu gehen, werde ich dich mit dem magischen Schmerz daran hindern, bis es dir leid tut, daß du mir Arger gemacht hast. Ich bin eine Mord-Sith. Ich bin deine Herrin. Ich kann nicht mehr sein als das, was ich bin. Und du nicht weniger, mein Gemahl.«

Er nickte traurig und legte die Schwertspitze zwischen ihre Brüste. Die Tränen in seinen Augen und das weißen Gleißen machten es schwer, etwas zu erkennen.

Sachte ergriff Denna die Schwertspitze und schob sie ein paar Zentimeter weiter nach oben. »Hier ist mein Herz, mein Geliebter.«

Das Schwert gegen ihren Körper drückend, beugte er sich vor und schlang seinen linken Arm liebevoll um ihre zarten Schultern. Er mußte die Kraft mit aller Macht halten, als er sie auf die Wange küßte.

»Richard«, flüsterte sie. »Einen Gemahl wie dich hatte ich noch nie. Ich bin froh, daß ich keinen anderen mehr haben werde. Es gibt nicht viele wie dich. Du warst seit meiner Ernennung der einzige, dem es nicht gleichgültig war, daß ich Schmerzen hatte, und der etwas getan hat, um sie zu lindern. Ich danke dir für gestern nacht, als du mir gezeigt hast, wie es hätte sein können.«

Die Tränen tropften ihm vom Gesicht. Er drückte sie fest an sich. »Vergib mir, meine Geliebte.«

Sie lächelte. »Alles. Danke, daß du mich deine Geliebte genannt hast. Es tut gut, es einmal aufrichtig gemeint zu hören, bevor ich sterbe. Dreh das Schwert, damit es auch ganz bestimmt vorbei ist. Und Richard, eine Bitte. Nimmst du meinen letzten Atemzug? Wie ich es dir beigebracht habe? Ich möchte, daß du meinen letzten Atemzug nimmst.«

Wie in Trance legte er seinen Mund auf ihren, küßte sie und spürte nicht einmal, wie seine rechte Hand sich bewegte. Er stieß auf keinen Widerstand. Das Schwert drang durch sie hindurch, als wäre sie aus Gaze. Er spürte, wie seine Rechte das Schwert drehte, und nahm ihren letzten Atemzug.

Vorsichtig legte er sie zurück aufs Bett, legte sich neben sie und heulte wie ein Schloßhund, während er über ihr aschfahles Gesicht streichelte.

Voller Gram wünschte er sich, er könne seine Tat ungeschehen machen.

15

Es war mitten in der Nacht, als er Dennas Quartier verließ. Die Hallen waren leer. Richards Schritte hallten von den polierten Steinböden und -wänden wider. Trost spendete ihm nur das Bündel, das er endlich wieder auf seinem Rücken trug, und der Umstand, daß er den Palast des Volkes verlassen konnte. Er wußte nicht, wohin, nur daß er fort wollte von diesem Ort.

Die schmerzhafte Berührung eines Strafers im Kreuz nagelte ihn auf der Stelle fest. Sofort brach ihm der Schweiß im Gesicht aus, als er erfolglos Luft zu holen versuchte. Feuer versengte Beine und Hüften von innen.

»Noch unterwegs?« ließ sich ein unbarmherziges Flüstern vernehmen.

Constance.

Seine zitternde Hand hatte Mühe, das Schwert zu packen. Sie beobachtete ihn lachend. Die Vorstellung, er könnte ihr die Kontrolle über seine Zauberkraft überlassen, schoß ihm wie ein Blitz durch den Kopf. Er zog seine Hand vom Schwert zurück und unterdrückte seinen Zorn. Sie stellte sich vor ihn, den Arm noch immer um ihn gelegt, wo sie ihm den Strafer ins Kreuz drückte und seine Beine lahmte. Sie trug ihre rote Lederkluft.

»Nein? Du bist noch nicht bereit, die Zauberkraft gegen mich einzusetzen? Es wird nicht mehr lange dauern, und du wirst versuchen, dich damit zu retten.« Sie lächelte. »Erspar dir die unnötigen Schmerzen, benutze die Magie sofort. Vielleicht lasse ich dann Gnade walten.«

Richard dachte an Dennas vielfältige Foltern, mit denen sie ihm beigebracht hatte, Schmerzen zu ertragen, um ihn noch mehr quälen zu können. Er konzentrierte sich auf alles, was er gelernt hatte. Er bekam den Schmerz unter Kontrolle und blockte ihn soweit ab, bis er einmal tief durchatmen konnte.

Dann schlang er seinen linken Arm um Constance und preßte ihren Körper fest an sich. Mit der Faust packte er den Strafer, Dennas Strafer, der um seinen Hals hing. Der Schmerz schoß seinen Arm hinauf. Er hielt ihm stand, verbannte ihn aus seinen Gedanken. Constance stöhnte auf, als er sie von den Beinen hob und an seinem Körper nach oben riß. Sie versuchte, den Strafer fester in seinen Rücken zu bohren, aber ihr fehlte die Kraft. Außerdem hatte er ihren Arm festgeklemmt, so daß sie ihn kaum bewegen konnte.