Aus dem Gefängnis seines scheinbar zu Stein erstarrten Körpers ging Zedd mit allem, was er hatte, gegen seine Hilflosigkeit an, mit jedem Zauber, jedem Trick, jeder Macht, die er besaß. Es reichte nicht. Er spürte, wie ihm die Tränen die Wangen herunterliefen.
Kahlan kreischte, als einer der Männer sie an ihrem gebrochenen Arm in die kräftigen Hände der anderen beiden schleuderte. Das Gesicht zur Grimasse verzerrt, die Zähne zusammengebissen, wand sie sich und trat nach ihnen, während sie sie an Armen und Haaren festhielten. Der dritte Kerl löste ihre Gürtelschnalle und riß die Knöpfe auf. Sie spie ihn an. Verfluchte ihn brüllend. Lachend riß er ihr die Hosen von den Beinen und zerrte sie ihr umgestülpt über die Füße. Die anderen zwei hatten alle Hände voll damit zu tun, sie festzuhalten, fast wurden sie mit ihr nicht fertig. Wäre ihr Arm nicht gebrochen gewesen, sie hätten sie vielleicht nicht festhalten können. Einer verdrehte ihn brutal, bis sie schrie.
Die zwei, die sie hielten, rissen ihr den Kopf an den Haaren nach hinten, während der dritte Zähne und Lippen an den Hals legte und zubiß. Während er sie mit einer Hand betatschte, löste er mit der anderen seinen Gürtel und öffnete seine Hose. Er drückte ihr seinen Mund auf die Lippen und erstickte so ihre Schreie, während seine plumpen Finger von ihren Brüsten glitten und in der Dunkelheit zwischen ihren Beinen verschwanden.
Seine Hose fiel, er drückte ihre Schenkel auseinander. Sie stöhnte vor Anstrengung, als sie versuchte, ihn an seinem Vorhaben zu hindern. Sie schaffte es nicht. Seine feisten Finger krallten und bohrten sich in ihren Körper. Sie riß die Augen auf. Ihr Gesicht war wutentbrannt, ihr Busen wogte vor Zorn.
»Legt sie auf den Boden und haltet sie fest«, brummte er mit belegter Stimme.
Kahlan rammte ihm das Knie in den Unterleib, hart. Er knickte stöhnend ein, während die beiden anderen lachten. Feuer loderte in seinen Augen, als er sich wieder aufrichtete. Mit der Faust schlug er ihr die Lippen auf. Das Blut floß ihr übers Kinn.
Chase, dessen Arme noch immer fest hinter seinem Rücken zusammengebunden waren, rammte dem Mann seinen Schädel krachend in den Leib. Sie gingen beide zu Boden. Der Mann war über seine heruntergelassenen Hosen gestolpert. Chase hatte ihm die Beine um den feisten Hals geschlungen, bevor er reagieren konnte. Seine Augen traten vor. Der Grenzposten rollte auf die Seite und riß den Kopf scharf nach hinten. Ein lautes Krachen, und der Mann erschlaffte.
Demmin trat Chase in die Rippen und gegen den Kopf, bis er sich nicht mehr rührte.
Scheinbar aus dem Nichts landete ein Knäuel aus Fell und Reißern auf Demmin. Unter wütendem Geknurre verbiß er sich in den kräftigen Mann. Sie stürzten zu Boden, überschlugen sich im Staub, rollten durchs Feuer. Ein Messer blitzte auf.
»Nein!« schrie Kahlan. »Brophy! Nein! Lauf weg!«
Zu spät. Das Messer bohrte sich in den Wolf, als die Faust, die es umklammert hielt, den Brustkorb rammte. Immer wieder stach Demmin zu. Augenblicke später war alles vorbei. Brophy lag ausgestreckt auf dem Boden, das Fell blutgetränkt. Seine Beine zuckten noch einmal, dann waren sie still.
Kahlan hing weinend an Armen und Haaren und rief schluchzend den Namen des Wolfes.
Demmin richtete sich keuchend auf. Der kurze, aber bestialische Kampf war anstrengend gewesen. Blut lief aus den Wunden an Brust und Arm. In seinen Augen flackerte Wut.
»Dafür wird sie bezahlen«, zischte er den beiden zu, die sie festhielten. »Gebt’s ihr, aber richtig.«
Kahlan wand sich, versuchte sich loszureißen. »Was ist los, Demmin«, kreischte sie. »Bist du nicht Manns genug, es selbst zu machen? Brauchst du richtige Männer, die das für dich erledigen?«
Kahlan, bitte, flehte Zedd sie stumm in Gedanken an, bitte halt den Mund. Bitte sag jetzt kein Wort mehr.
Demmins Gesicht erglühte tiefrot. Seine Brust hob sich. Er blickte sie wütend an.
»Wenigstens sind das echte Männer! Die haben wenigstens, was man braucht, um mit einer Frau fertig zu werden! Du wohl kaum! Bei dir reicht es gerade für kleine Jungen! Was ist, Kleiner? Hast du Angst, einer richtigen Frau zu zeigen, was du in der Hose hast? Ich werde dich auslachen, während ein paar echte Männer das tun, wozu du nicht in der Lage bist!«
Demmin trat einen Schritt näher, die Zähne fest zusammengebissen. »Halt’s Maul, du Schlampe.«
Sie spuckte ihm ins Gesicht. »Das würde dein Vater mit dir machen, wenn er wüßte, daß du mit einer Frau nicht fertig wirst. Du bist eine Schande für den Namen deines Vaters!«
Zedd fragte sich, ob Kahlan den Verstand verloren hatte. Er hatte absolut keine Ahnung, wozu sie das machte. Es war genau das richtige, wenn sie vorhatte, Demmin zu Schlimmerem zu provozieren.
Demmin sah aus, als wollte er jeden Augenblick explodieren, aber dann entspannte sich sein Gesicht, und sein Grinsen kehrte zurück. Er sah sich um und entdeckte, wonach er gesucht hatte.
»Hierher«, zeigte er. »Haltet ihr das Gesicht über den Stamm hier.« Er brachte sein Gesicht ganz dicht an ihres. »Du willst es von mir? Also schön, du Schlampe, kannst du haben. Aber du kriegst es auf meine Art. Jetzt wollen wir doch mal sehen, wie gut du mit dem Arsch wackeln kannst.«
Kahlans Gesicht war tiefrot vor Wut. »Große Worte, nichts dahinter. Du wirst dich blamieren. Deine Männer und ich werden etwas zu lachen bekommen. Und anschließend müssen sie dann die Arbeit für dich tun.« Ihr Mund verzog sich zu einem trotzigen Grinsen. »Ich warte, Kleiner. Mach’s mir, wie es dein Vater mit dir gemacht hat. Wir werden alle was zu lachen kriegen, wenn wir daran denken, wie du vor ihm gekniet hast. Zeig mir, wie er’s dir gemacht hat.«
Die Adern an seiner Stirn drohten zu platzen, seine Augen traten vor. Demmins Hand schnellte an ihre Kehle, packte zu und hob sie in die Höhe. Er zitterte vor Wut. Sein Griff wurde fester, schnürte ihr die Luft ab.
»Kommandant Nass«, warnte einer der Männer mit gesenkter Stimme. »Ihr bringt sie noch um.«
Demmin sah auf und blinzelte den Mann wütend an, lockerte jedoch seinen Griff. Er sah Kahlan an. »Was weiß denn eine Schlampe wie du?«
»Ich weiß, daß du ein Lügner bist. Ich weiß, daß dein Herr einem kleinen Jungen wie dir nicht erzählen würde, was mit dem Sucher gemacht worden ist. Du weißt überhaupt nichts. Du konntest es mir nicht sagen, weil du keine Ahnung hast und obendrein so feige bist, daß du es nicht einmal zugeben kannst.«
Das war es also. Jetzt begriff Zedd. Kahlan wußte, sie würde sterben, und sie war dazu bereit, alles, was Demmin ihr antun konnte, gegen das Wissen um Richards Zustand einzutauschen. Sie wollte nicht sterben, ohne zu erfahren, ob er in Sicherheit war. Angesichts der Ungeheuerlichkeit der Situation liefen Zedd die Tränen über die Wangen. Er hörte, wie Chase sich direkt vor ihm rührte.
Demmin ließ ihre Kehle los und gab den beiden Kerlen ein Zeichen, sie sollten sie loslassen. In einem plötzlichen Wutanfall schlug er sie mit der Faust. Sie landete unsanft auf dem Rücken. Er beugte sich vor und riß sie an den Haaren in die Höhe, als hätte sie kein Gewicht.
»Du weißt nichts! Deine Faust sagt alles. Dein Herr erzählt es vielleicht deinem Vater«, höhnte sie, »aber dem kleinen Mädchen deines Vaters würde er kein Wort erzählen.«
»Also gut, na schön. Ich werde es dir sagen. Dann macht es noch mehr Spaß, wenn ich es dir besorge, weil du dann weißt, was wir mit Ungeziefer wie dem Sucher machen. Vielleicht kapierst du dann, daß du deine Zeit verschwendest, wenn du gegen uns kämpfst.«
Kahlan stand nackt vor ihm, ihr Gesicht rot vor Wut. Sie war keine kleine Frau, aber vor Demmin Nass wirkte sie zierlich. Schwer atmend wartete sie, die Fäuste in die Hüften gestemmt, ihre Brust blutverschmiert.