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»Es tut mir leid.« Er mußte aufhören und sich räuspern. Er hatte die Dinge nicht so weit kommen lassen wollen. Aber so angestrengt er auch nachdachte, ihm fiel nichts ein, was er hätte anders machen können. Selbst wenn er sich den Trollocs ausgeliefert hätte, hätten sie mit dem Morden und Brennen nicht aufgehört. Am Ende wäre das gleiche herausgekommen. »Es war nicht fair, was ich mit Faile gemacht habe, aber ich mußte einfach. Bitte versteht mich. Ich mußte.« »Sei kein Narr, Perrin«, sagte Alsbet mit energischer Stimme, doch mit einem warmen Lächeln auf den Zügen. »Ich kann es nicht vertragen, wenn du dich so närrisch benimmst. Hast du geglaubt, wir hätten etwas anderes von dir erwartet?« Marin hatte in einer Hand ein Metzgerbeil und mit der anderen faßte sie hoch und tätschelte sein Knie. »Jeder Mann, der es wert ist, daß man ihm das Essen kocht, hätte dasselbe getan.« »Danke schön.« Licht, aber seine Stimme klang heiser. Noch eine Minute, und er würde näseln wie ein Mädchen. Aber aus irgendeinem Grund schaffte er es nicht, den Frosch im Hals loszuwerden. Sie mußten ihn für einen Idioten halten. »Danke schön. Ich hätte Euch nicht hinters Licht führen sollen, aber sie wäre nicht weggeritten, hätte sie einen Verdacht gehegt.« »Oh, Perrin«, lachte Marin. Sie lachte tatsächlich, trotz all dessen, dem sie sich gegenübersahen, trotz der Angst, die er an ihr witterte. Er wünschte, er hätte nur halb soviel Mut wie sie. »Wir wußten, was du vorhattest, noch bevor sie auf dem Pferd saß, und ich bin nicht sicher, ob es ihr nicht auch klar war. Frauen ertappen sich halt immer wieder dabei, Dinge zu tun, die sie nicht tun wollen, nur, um euch Männern einen Gefallen zu tun. Jetzt geh nur und tue, was sein muß. Das hier ist Sache der Frauen«, fügte sie streng hinzu.

Irgendwie brachte er es fertig, zurückzulächeln. »Ja, Chefin«, sagte er und berührte mit der Hand seine Stirn zum Salut. »Entschuldigt. Ich weiß, daß ich meine Nase da nicht hineinstecken darf.« Die Frauen in ihrer unmittelbaren Umgebung lachten leise und amüsiert, als er Traber wenden ließ. Ban und Tell ritten gleich hinter ihm, wie er bemerkte, und der Rest der Kameraden hatte sich hinter Wil und der Flagge angeschlossen. Er bedeutete den beiden, zu ihm aufzuschließen. »Falls es schlecht läuft heute«, sagte er, als sie zu beiden Seiten von ihm ritten, »dann sollen die ›Kameraden‹ hierher zurückreiten und den Frauen helfen.« »Aber... « Er unterbrach Tells Protest. »Ihr macht gefälligst, was ich sage! Falls es schiefläuft, bringt Ihr die Frauen und Kinder weg! Verstanden?« Sie nickten, zögernd wohl, aber sie nickten.

»Wie steht es mit dir?« fragte Ban leise.

Perrin ignorierte ihn. »Aram, Ihr bleibt bei den ›Kameraden‹.« Der Kesselflicker, der zwischen Traber und Tells zottigem Pferd einherschritt, blickte nicht einmal auf. »Ich gehe, wohin Ihr geht.« Er sagte das einfach so, doch sein Tonfall war kompromißlos. Er würde tun, was er wollte, gleich, was Perrin sagte. Perrin fragte sich, ob die echten Lords jemals solche Probleme hatten.

Am westlichen Ende des Angers saßen die Weißmäntel auf ihren Pferden. Die Umhänge mit ihren goldenen Sonnenaufgängen leuchteten hell, Helme und Harnische glänzten, die Lanzenspitzen warfen blendende Lichtreflexe, und so erstreckte sich die Kolonne vier Mann tief bis zwischen die Häuser. Sie mußten die halbe Nacht mit Polieren verbracht haben. Dain Bornhald und Jaret Byar ließen ihre Pferde wenden, um Perrin anzusehen. Bornhald saß hoch aufgerichtet im Sattel, aber er roch nach Apfelschnaps. Byars hageres Gesicht verzog sich unter dem Einfluß eines noch tieferen Zorns als üblich, wenn er Perrin anblickte.

»Ich dachte, Ihr wärt mittlerweile alle an Euren Plätzen«, sagte Perrin.

Bornhald blickte finster auf die Mähne seines Pferdes herab und antwortete nicht. Einen Augenblick später brach es aus Byar heraus: »Wir reiten ab, Schattenfreund.« Von den ›Kameraden‹ her erhob sich ärgerliches Gemurmel, aber der hohläugige Mann ignorierte sie genau wie die Geste Arams, der über seine Schulter hinten nach seinem Schwert griff. »Wir werden uns trotz Eurer Leute nach Wachhügel durchschlagen und uns mit dem Rest unserer Truppe zusammenschließen.« Abreiten. Über vierhundert Soldaten, und sie wollten fort. Weißmäntel, aber eben doch berittene Soldaten, keine Bauern, Soldaten die sich bereit erklärt hatten — Bornhald hatte sich bereit erklärt! — die Männer von den Zwei Flüssen überall dort zu unterstützen, wo die Kämpfe am heftigsten tobten. Wenn Emondsfeld überhaupt eine Chance haben sollte, brauchte er diese Männer. Traber warf den Kopf empor und schnaubte, als könne er die Gefühle seines Reiters mitempfinden. »Glaubt Ihr immer noch, ich sei ein Schattenfreund, Bornhald? Wie viele Angriffe habt Ihr bisher miterlebt? Diese Trollocs haben mich genauso umbringen wollen wie alle anderen.« Bornhald hob langsam den Kopf. Sein Blick wirkte gehetzt, und gleichzeitig waren seine Augen etwas glasig. Die Hände in den stahlverstärkten Kampfhandschuhen verkrampften sich unbewußt um die Zügel. »Ist Euch nicht klar, daß ich längst weiß, daß diese Verteidigungsanlagen ohne Euch gebaut wurden? Es war nicht Euer Werk, oder? Ich werde meine Männer nicht hierlassen und zusehen, wie Ihr eure eigenen Dorfbewohner an die Trollocs verfüttert. Tanzt Ihr auf dem Haufen ihrer Leichen, wenn es vollbracht ist, Schattenfreund? Nicht auf unseren! Ich habe vor, lang genug zu leben, um an Euch Gerechtigkeit üben zu lassen!« Perrin tätschelte Trabers Hals, um den Hengst zu beruhigen. Er brauchte diese Männer. »Ihr wollt mich haben? Na gut. Wenn es vorbei ist, wenn die Trollocs besiegt sind, werde ich keinen Widerstand leisten, falls Ihr versucht, mich festzunehmen.« »Nein!« schrien Ban und Tell im Chor, und hinter ihnen begannen die anderen zu murren. Aram blickte entsetzt hoch zu Perrin.

»Ein leeres Versprechen«, höhnte Bornhald. »Ihr wollt doch nur, daß alle hier sterben bis auf Euch.« »Das werdet Ihr nie herausfinden, wenn Ihr weglauft, oder?« Perrin bemühte sich, seine Stimme hart und verächtlich klingen zu lassen. »Ich werde mein Versprechen halten, aber wenn Ihr weglauft, findet Ihr mich vielleicht nie wieder. Rennt doch, wenn Ihr wollt! Rennt weg und versucht, zu vergessen, was hier geschieht! All Euer Geschwätz, daß Ihr die Menschen vor den Trollocs beschützen wollt! Wie viele sind durch die Trollocs gestorben, seit Ihr hier angekommen seid? Meine Familie war keineswegs die erste und auch nicht die letzte. Rennt fort! Oder bleibt, falls Ihr euch noch daran erinnert, daß Ihr Männer seid! Falls Ihr erst noch Mut fassen müßt, dann seht die Frauen an, Bornhald. Jede einzelne von ihnen ist tapferer als sämtliche von Euch Weißmänteln zusammengenommen!« Bornhald bebte, als treffe ihn jedes Wort wie ein Schlag. Perrin fürchtete, der Mann werde aus dem Sattel fallen. Schwankend, aber aufrecht blickte Bornhald ihn an. »Wir bleiben«, sagte er heiser.

»Aber, Lord Bornhald!« protestierte Byar.

»Sauber!« brüllte ihn Bornhald an. »Wenn wir hier sterben müssen, dann sterben wir wenigstens sauber!« Er riß seinen Kopf herum und blickte zu Perrin zurück. Auf seinen Lippen stand Speichel. »Wir bleiben. Aber am Ende werde ich Euch sterben sehen, Schattenfreund! Für meine Familie, für meinen Vater, will — ich — Euch — tot — sehen!« Er riß sein Pferd grob herum und galoppierte zurück zu seiner weiß gekleideten Kolonne. Byar bleckte seine Zähne in wortlosem Knurren in Perrins Richtung, und dann folgte er dem anderen.

»Ihr wollt doch nicht wirklich Euer Versprechen halten?« fragte Aram verschüchtert. »Das könnt Ihr nicht!« »Ich muß jeden Posten überprüfen«, sagte Perrin. Die Chance, daß er überleben und dieses Versprechen erfüllen könnte, war nicht gerade groß. »Es ist nicht viel Zeit.« Er ließ Traber die Fersen spüren, und das Pferd galoppierte los in Richtung des westlichen Dorfrandes.

Hinter den spitzen Pfählen dem Westwald gegenüber kauerten Männer mit ihren Speeren und Hellebarden und anderen Arten von Spießen, wie sie Haral Luhhan für sie angefertigt hatte. Der war auch da, angetan mit seiner langen Lederweste und mit einer Sichel, die er auf einen acht Fuß langen Schaft gesteckt hatte. Hinter ihnen standen die Bogenschützen in Reihen, die nur von den vier Katapulten unterbrochen wurden. Abell Cauthon schritt langsam die Ränge ab und sprach mit jedem Mann.