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»ISAM!« Das kehlige Brüllen erhob sich wie Donnerhall, und die Trollocs erschienen, jeder um die Hälfte größer und doppelt so breit wie ein Mann. So trabten sie auf das freie Feld und blieben außerhalb der Schußweite der Bögen stehen, eine dräuende, schwarzgerüstete Masse, viele Reihen tief. So umgaben sie das ganze Dorf.

Tausende von ihnen standen dichtgedrängt da draußen. Die großflächigen Gesichter waren durch Schnäbel oder Schnauzen verunstaltet; auf den Köpfen saßen Hörner oder gefiederte Kämme, an den Ellbogen und auf den Schultern wuchsen Dornen. In den Händen hielten sie sichelähnlich gekrümmte Schwerter und Dornenäxte, Speere mit Widerhaken und dornenbewehrte Dreizacke. Es war ein scheinbar endloses Meer grausamer Waffen. Dahinter galoppierten Myrddraal auf und ab, auf ihren Mitternachtspferden und mit ihren rabenschwarzen Umhängen, die völlig unbeweglich herabhingen, auch wenn sie die Pferde herumwirbeln ließen.

»ISAM!« »Interessant«, murmelte Verin.

Perrin hielt das nicht gerade für den richtigen Ausdruck. Dies war das erste Mal, daß die Trollocs etwas Verständliches geschrien hatten. Er hatte allerdings keine Ahnung, was es bedeutete.

So strich er das Hochzeitsband glatt und zwang sich dazu, ganz ruhig zur Mitte der Reihen der Männer zu reiten. Die Kameraden formierten sich hinter ihm. Der leichte Wind breitete die Flagge mit dem roten Wolfskopf aus. Aram hielt sein blankes Schwert mit beiden Händen. »Seid bereit!« rief Perrin. Seine Stimme klang beherrscht und ruhig, was er selbst kaum glauben konnte.

»ISAM!« Und die schwarze Flut schwappte unter wortlosem Heulen vorwärts.

Faile war in Sicherheit. Nichts anderes spielte eine Rolle. Er wollte die Gesichter der Männer zu seinen Seiten nicht sehen. Er hörte, wie aus dem Süden das gleiche Heulen erklang. Von beiden Seiten gleichzeitig. Das hatten sie noch nie zuvor versucht. Faile war in Sicherheit. »Auf vierhundert Schritt...!« Die Reihen entlang hoben sich die Bögen. Näher rückte die heulende Masse. Die langen, kräftigen Beine legten die Entfernung schnell zurück. Näher. »Schießt!« Das Surren der Bogensehnen ging im Brüllen der Trollocs unter, aber ein von Gänsefedern gelenkter Hagelschauer erhob sich in den Himmel und stürzte sich auf die schwarzgerüstete Horde. Steine aus den Katapulten explodierten wie Feuerbälle, und scharfe Splitter fetzten in die kochende Masse. Trollocs stürzten. Perrin sah sie fallen, sah, wie sie von Stiefeln und Hufen niedergetrampelt wurden. Selbst ein paar Myrddraal stürzten. Doch die Flutwelle ergoß sich weiter, schloß die Lücken und schien überhaupt nicht abzunehmen.

Es war nicht nötig, eine weitere Salve anzuordnen. Die zweite folgte, so schnell die Männer nur die Pfeile auflegen und abschießen konnten. Ein zweiter Schauer von Hammerkopfpfeilen surrte los, bevor noch der erste eingeschlagen hatte. Dann folgte der dritte, der vierte, der fünfte. Feuer explodierte unter den Trollocs, so schnell man die Katapulte neu spannen konnte. Verin galoppierte von einem Katapult zum anderen und beugte sich jeweils tief aus dem Sattel hinunter. Und die mächtigen, brüllenden Gestalten rannten weiter, heulten Worte in einer Sprache, die Perrin nicht verstand, schrien nach Blut, nach Menschenblut und Menschenfleisch. Die Männer, die hinter den Pfählen kauerten, machten sich bereit und hoben ihre Waffen.

In Perrins Innerem breitete sich Kälte aus. Er konnte erkennen, daß der Boden hinter der Trollocwelle bereits mit Toten und Sterbenden übersät war, und doch schien es, als seien es kaum weniger geworden. Traber tänzelte nervös, aber er konnte das leise Wiehern des Braunen durch das Geheul der Trollocs nicht hören. Die Axt befand sich plötzlich in seiner Hand. Die Sonne glänzte auf der langen, halbmondförmigen Schneide und dem dicken Dorn. Noch nicht einmal Mittag. Mein Herz gehört auf ewig dir, Faile. Diesmal, so glaubte er, würden die Pfähle nicht ausreichen...

Die vorderste Reihe der Trollocs verlangsamte nicht einmal den Schritt und rannte gegen die spitzen Pfähle an. Die Gesichter mit ihren Schnauzen und Schnäbeln verzerrten sich unter Schmerzschreien. Die Trollocs heulten, als sie aufgespießt wurden, von den von hinten nachdrückenden riesigen Gestalten getrieben, die über sie hinwegstiegen. Einige fielen zwischen die Pfähle, doch sie wurden von anderen ersetzt, immer wieder von neuen. Eine letzte Salve von Pfeilen aus kürzester Entfernung schlug in die Körper ein, und danach war es den Speeren und Hellebarden und improvisierten Waffen überlassen, auf die hoch aufragenden schwarzen Gestalten einzuschlagen und einzustechen. Manche fielen, während die Bogenschützen so gut wie möglich über die Köpfe ihrer Freunde hinweg auf die unmenschlichen Gesichter schossen. Die Jungen schossen, so gut sie konnten, von den Dächern herunter in das Gewirr von Wahnsinn und Tod und ohrenbetäubenden Schreien und Brüllen und Heulen. Langsam, aber unaufhaltsam wichen die Reihen der Männer von den Zwei Flüssen an einzelnen Stellen zurück. An einem Dutzend Stellen bog sich die Kampflinie nach innen. Wenn sie brach, irgendwo...

»Zurückweichen!« brüllte Perrin. Ein Trolloc mit Eberschnauze, der bereits blutete, drängte sich durch die Reihen der Männer. Er kreischte und schlug mit seinem dicken Krummschwert zu. Perrins Axt spaltete ihm den Schädel bis zur Schnauze. Traber versuchte, sich aufzubäumen und wieherte lautlos in dem ohrenbetäubenden Lärm. »Zurückweichen!« Darl Coplin fiel. Er umklammerte seinen von einem unterarmdicken Speer durchbohrten Schenkel. Der alte Bili Congar bemühte sich, ihn nach hinten zu schleifen, während er ungeschickt mit einer Saufeder fuchtelte. Hari Coplin schwang seine Hellebarde, um seinen Bruder zu verteidigen. Den Mund hatte er zu einem unhörbaren Schrei aufgerissen. »Zurück zwischen die Häuser!« Er war sich nicht sicher, ob andere den Befehl gehört und weitergegeben hatten oder ob es lediglich der massive Druck der Trollocs war, aber langsam, einen Schritt nach dem anderen, wichen die Menschen zurück. Loial schwang seine blutigen Äxte wie Dreschflegel. Sein breiter Mund war verzerrt. Neben dem Ogier stach Bran grimmig mit seinem Speer ein ums anderemal zu. Er hatte seine Stahlkappe verloren und Blut rann durch seinen lichten, grauen Haarkranz. Von seinem Hengst aus hielt Tomas Verin den Rücken frei. Ihr Haar flog wild herum, ihr Pferd hatte sie verloren, doch aus ihren Händen flogen Feuerbälle und jeder getroffene Trolloc explodierte, als habe man ihn zuvor in Öl getränkt. Nicht genug, um durchzuhalten. Die Männer der Zwei Flüsse schoben sich langsam rückwärts. Perrin hielt seinen Platz auf Traber mitten drinnen. Gaul und Chiad kämpften Rücken an Rücken. Sie hatte nur einen Speer übrig, und er schlitzte und stach mit seinem schweren Messer zu. Zurück. Im Westen und Osten waren die Männer von den Verteidigungslinien ausgeschwärmt und versuchten mit einem Pfeilhagel die Trollocs daran zu hindern, sie hier zu umgehen und einzuschließen. Nicht genug. Zurück.

Plötzlich versuchte eine riesenhafte Gestalt mit Hammelhörnern, Perrin aus dem Sattel zu reißen und hinter ihm aufzusteigen. Wild um sich schlagend, brach Traber unter dieser vereinigten Last zusammen. Perrins eines Bein wurde eingeklemmt und war dem Brechen nah. Er mühte sich ab, seine Axt herumzubekommen, und gleichzeitig Hände, größer als die von Ogiern, von seiner Kehle fernzuhalten. Der Trolloc kreischte auf, als Arams Schwert in seinen Nacken schnitt. In dem Moment, als er über Perrin zusammenbrach und sein Blut nach allen Seiten verspritzte, wirbelte Aram geschmeidig herum und rammte einem weiteren Trolloc sein Schwert in die Magengrube.