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»Kannst du weiterkämpfen, Jason?« fragte der Wirt besorgt. Kämpfe dieser Art, wenn sie unter Aufsicht stattfanden, waren gut für seine Taverne.

»Ich werd’s versuchen«, sagte ich.

Der zweite Bursche legte in großer Eile seine Tunika ab, stürmte in den Sand, zögerte kaum einen Atemzug lang und begann mich mit trommelnden Fäusten zu bearbeiten. Ich glaube, er war verblüfft, weil er nur selten zu treffen vermochte. Es dauerte nicht lange, da wurden ihm die Arme lahm. Diesmal trieb ich das Spiel länger als beim ersten Kampf. Als das Interesse an dem Wettbewerb nachzulassen schien, brachte ich ihn schnell zu Ende. Er wurde an den Füßen aus der kleinen Arena gezogen.

»Ich begreife nicht, wie ein Mann, der sich so ungeschickt anstellt und so wenig Ahnung vom Kämpfen hat, so oft gewinnt«, bemerkte ein Mann an der Kampfarena.

»Noch hat er nicht gegen Haskoon gekämpft«, sagte jemand zuversichtlich.

»Ich bin Haskoon«, äußerte ein Barkenschiffer und trat in den Sand. Haskoon hielt seine Deckung zu hoch.

Der Mann nach Haskoon war eher Ringer als Faustkämpfer. Ich verzichtete allerdings darauf, ihm das Rückgrat zu brechen.

Der fünfte Gegner arbeitete als Ruderer auf einer Korngaleere. Er war sehr kräftig, aber – wie die anderen – ungeübt. Daß ihm der Kieferknochen brach, war ein Versehen.

»Jason dürfte am Ende seiner Kräfte sein«, sagte der Wirt aufgekratzt. »Wer tritt als nächster gegen ihn an?«

Aber es kam wie erwartet: niemand wagte sich vor.

Ich hob die Hände und zog meine Tunika über. Ich atmete nicht schwer. Ich war bei guter Laune. Ich spendierte eine Runde Paga für die fünf Männer, die mir dabei geholfen hatten, mir meine Passage zur nächsten Stadt flußaufwärts zu verdienen. Auch ihre Stimmung schien sich dabei etwas zu bessern. Meine Rücklagen, die zehn Silber-Tarsks, die ich beim Verkauf meiner früheren Herrin Lady Florence aus Vonda beim Sklavenhändler Tenalion aus Ar erzielt hatte, waren schon ziemlich angegriffen. Normalerweise hätte eine solche Summe auf Gor für Monate ausgereicht. Es waren jedoch harte Zeiten, und da führten meine Ansprüche und die Preise – besonders die in Lara – direkt auf diesen Weg der zusätzlichen Geldbeschaffung.

»Du bist kein gewöhnlicher Raufbold«, sagte der erste Mann, der großgewachsene Bauer. »Erzähl es nicht herum«, bat ich ihn. »Schön«, sagte er. Einer der anderen Männer bemerkte: »Zum letztenmal hab’ ic h mich so gefühlt, als ich von fünf Bosk niedergetrampelt wurde.«

»Ich bin euch allen dankbar«, sagte ich.

Umgeben war ich von Sklavinnen, die mir Paga einschenken wollten. Die Sklavenkragen machten sich hübsch an ihren Hälsen.

Der Wirt näherte sich dem Tisch, und ich stand auf und hielt ihm zur Begrüßung meinen Pagakelch entgegen.

»Gut hast du gekämpft, Jason«, sagte er.

»Danke«, gab ich zurück, doch mein Blick galt bereits der rothaarigen Sklavin, die sich an mein rechtes Knie klammerte.

6

Frauen kommen fast immer nackt zur Auktion. Auf diese Weise sieht man, was man erwirbt.

Ich wandte mich von der Bühne des scheunenähnlichen Gebäudes in Fina ab, einer der zahlreichen Städte am Vosk. Das Geschrei des Auktionators wurde leiser hinter mir. Sicher würde er für die Brünette einen guten Preis erzielen. Sie gehörte zu den letzten Angeboten des Abends. Ehe sie auf die Plattform gezerrt wurde, hatte ich mir die verbleibenden Mädchen im Bereitschaftskäfig angeschaut. Die gesuchte Beverly Henderson war nicht darunter.

Vor dem scheunenartigen Bau wurde ich von zwei Wächtern angehalten.

»Du bist Jason, der Raufbold?« fragte einer.

»Ja.«

»Du wirst Fina noch heute nacht verlassen«, riet mir der Wächter.

»Schön«, sagte ich.

Ich hatte Fina ohnehin schon vor dem Morgengrauen den Rücken kehren wollen. Übrigens passierte es mir nicht zum erstenmal, daß Wächter mich zum Verlassen der Stadt aufforderten. Ich hatte das schon einmal erlebt, in Tancreds Furt.

Meine Abreise aus Lara lag nun schon mehrere Tage zurück. Die Truppen aus Ar, Tarnkavallerie, hatten Lara nicht niedergebrannt. Vielmehr – und das war wohl eine Überraschung – hatten sie kaum etwas anderes gemacht, als die Stadt von Flußpiraten zu säubern und hier und dort etwas Beute zu machen, darunter einige Frauen – vorwiegend Flüchtlinge aus Vonda, die ihnen in die Hände fielen. Der eigentliche Einsatz gegen Lara aber hatte in den Reihen der Lara-Kämpfer, die in Richtung Vonda marschierten, ziemliche Verwirrung und Verwunderung ausgelöst. So gesehen hatten sich die Dinge für die Kämpfer aus Ar gut entwickelt, denn in ihrem Erstaunen hatten die Truppen aus Lara auf ihrem Marsch nach Norden innegehalten. Folglich wurden sie nicht mit in die Ereignisse verwickelt, die sich kurze Zeit später nordöstlich von Vonda entwickelten. Bei diesen Ereignissen waren die Streitkräfte von Port Olni allerdings überraschenderweise von Truppen aus Ti unterstützt worden, unter dem Kommando von Thandar aus Ti, einem der Söhne des Ebullius Gaius Cassius. Es war eine heftige, aber nicht entscheidende Schlacht gewesen. Bei Anbruch der Dunkelheit des zweiten Tages hatten sich beide Armeen vom Schlachtfeld zurückgezogen. Ars Infanterie war zahlenmäßig unterlegen gewesen, doch hatten ihre Mobilität und die Unterstützung durch die Tarn-Kavallerie den Mangel an Schlagkraft in gewisser Weise wettgemacht. Thandar aus Ti forderte Ar interessanterweise nicht am Himmel heraus, sondern hatte die Söldner des Artemidorus aus Cos auf Aktionen gegen die Versorgungswege Ars geschickt. Nachdem man mehrere Tage nervös in Lagern zugebracht hatte, setzten sich die Wahrsager von Port Olni, Ti und Ar auf neutralem Boden zusammen und ermittelten durch Omen, durch die Deutung von Leber und Eingeweiden geschlachteter Verr, daß für beide Armeen der Rückzug angebracht sei. Mit dieser Vorgehensweise wurde sichergestellt, daß keine der beiden Seiten an Ehre und Gesicht verlor. Die Deutungen der Omen waren lediglich von Wahrsagern aus Vonda und Cos angezweifelt worden. Es herrschte allgemein der Eindruck vor, daß weder die Salerianische Konföderation noch die Stadt Ar einen umfassenden Krieg wollten. Man war sich klar darüber, daß Vonda, in Verschwörung mit Cos, die Feindseligkeiten eingeleitet hatte. Indem es Vonda niederbrannte und vernichtete, hatte Ar das militärisch Notwendige getan. Auf ähnliche Weise konnte die Salerianische Konföderation, die immerhin die Truppen Ars zum Stillstand gebracht hatte, sich in dem Gefühl wiegen, seiner Ehre Genüge getan zu haben. Für mich gibt es keinen Zweifel, daß die Beendigung der Feindseligkeiten im Norden wesentlich auf die Großzügigkeit der Kämpfer aus Ar zurückzuführen war, die Lara das Schicksal Vondas ersparten – eine nach meinem Dafürhalten nicht unangebrachte Zurückhaltung. Sie hatten demonstriert, daß sie Lara hätten vernichten können, diesen Schritt aber nicht für angebracht hielten. Man nahm diese Handlungsweise als einen Ausdruck des Desinteresses Ars, sich auf einen umfassenden Krieg mit der Salerianischen Konföderation einzulassen. Natürlich war die Aktion auch dazu angetan, die Konföderation hinsichtlich ihrer Einstellung zu Ar künftig in Uneinigkeit zu stürzen. Als nämlich offenkundig wurde, daß Ar Lara praktisch verschont hatte, waren die Lara-Soldaten umgekehrt, noch ehe sie sich mit den Kämpfern aus Port Olni und Ti vereinigen konnten. In Lara war das Stimmungsbarometer inzwischen zweifellos zu Gunsten von Ar umgeschlagen. Dies gab Ar ein politisches Übergewicht am Zusammenfluß von Olni und Vosk – eine strategisch wichtige Position für den Fall, daß Cos jemals am Vosk entlang ostwärts vorrücken sollte. Lara war der Angelpunkt zwischen der Salerianischen Konföderation und den Voskstädten.

»Beeilung!« forderte der Wächter.

Ich hob die Hand zur Bestätigung, daß ich ihn gehört hatte, und setzte meinen Weg zum Hafen von Fina fort.

Seit mehreren Wochen zog ich nun schon von einer Hafenstadt zur nächsten, sah mir die Sklavenmärkte an und versuchte Informationen über die Piraten Kliomenes zu sammeln. Viele Leute, da war ich sicher, wußten über diesen Burschen mehr, als sie zugaben. Anscheinend war sein Name wie der seines Kapitäns Policrates am Fluß gefürchtet. Ich muß betonen, daß es sich bei den Flußpiraten nicht um vereinzelte halsabschneiderische Banden handelte. Verschiedene Gruppen besaßen eigene Festungen und Schiffe. Es war nicht ungewöhnlich, daß ein einziger Kapitän über bis zu drei- oder vierhundert Mann und acht bis zehn Schiffe gebot. Darüber hinaus gab es Verbindungen zwischen diesen Banden, eine Aufteilung von Territorien und auch Allianzen. Sie waren eine reale Macht am Fluß.