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Unsere Kleider fielen von uns. Ihr Körper war schlank und fest, athletisch, jungenhaft, glatt und muskulös, die Brüste voller, als ich erwartet hatte, die Hüften schmaler. Die Silberkette mit dem Abzeichen des Transit-Glaubens behielt sie an ihrem Schenkel. Ihre Augen glühten, aber ihre Haut war kühl und trocken und ihre Brustwarzen waren nicht steif geworden; was auch immer für Gefühle sie bewegen mochten, ein starkes körperliches Verlangen nach Lew Nichols war gegenwärtig nicht darunter. Was ich empfand, war Neugier und eine gewisse, von fern sich ankündigende Bereitschaft, zu kopulieren; zweifellos empfand sie für mich nicht mehr. Wir führten unsere Körper zusammen, streichelten uns, ließen unsere Münder sich treffen, unsere Zungen sich kitzeln. Es war eine so unpersönliche Angelegenheit, daß ich befürchtete, ihn niemals hochzukriegen, aber die gewohnten Reflexe setzten ein, die zuverlässigen alten hydraulischen Mechanismen begannen, Blut in meine Lenden zu treiben, und da spürte ich auch das gehörige Pulsieren, die gehörige Versteifung. »Komm«, sagte sie, »werde mir nun geboren.« Ein sonderbarer Ausdruck. Transit-Zeugs, wie ich später erfuhr. Ich hing über ihr, und ihre schlanken, starken Schenkel ergriffen mich, und ich drang in sie ein.

Unsere Körper bewegten sich, auf und ab, vor und zurück. Wir rollten uns in diese Position und in jene, klapperten freudlos das ganze Standard-Repertoire ab. Ihre Fähigkeiten waren beträchtlich, aber eine ansteckende Kälte hing daran, die mich zu einer bloßen Bumsmaschine machte, zu einem stampfenden Kolben, der endlos in einen fühllosen Zylinder hineinstieß, so daß ich ohne Vergnügen und fast ohne Erregung kopulierte. Was konnte sie dem abgewinnen? Nicht viel, nahm ich an. Weil sie in Wirklichkeit hinter Sundara her ist, dachte ich, und sich mit mir nur abgibt, um ihr näher zu kommen. Ich hatte recht, aber ich irrte mich auch, denn Ms. Yarbers stählerne, leidenschaftslose Technik war, wie ich noch herausfinden sollte, nicht so sehr ein Ausdruck ihres mangelnden Interesses an mir als vielmehr ein Ergebnis der Transit-Lehren. Sexualität, so sagen die guten Proktoren, hält uns im Hier und Jetzt gefangen und verzögert Verwandlungen, und Verwandlung ist alles: Stillstand ist Tod. Koitiert also, wenn ihr müßt oder wenn etwas Größeres damit zu gewinnen ist, aber laßt euch nicht von Ekstase auflösen, auf daß ihr nicht im Sumpf der Verharrung versinkt.

Gleichwohl. Wochenlang, so kam es mir vor, schwelgten wir in unserem eisigen Ballett, und dann kam sie — oder erlaubte sich zu kommen — in einem stillen, schnellen Zittern, und mit verschwiegener Erleichterung stieß ich mich über die Grenze zu meinem Höhepunkt, und wir rollten auseinander, kaum außer Atem.

»Ich hätte gern noch einen Brandy«, sagte sie nach einer Weile.

Ich holte die Flasche. Von fernher kamen das Stöhnen und Keuchen orthodoxer Lüste: Sundara und Friedman hielten sich ran.

Catalina sagte: »Du bist sehr kompetent.«

»Danke«, erwiderte ich unsicher. Ganz so hatte es noch niemand ausgedrückt. Ich überlegte, wie ich antworten sollte, und beschloß, das undurchsichtige Kompliment nicht zurückzugeben. Cognac für zwei. Sie setzte sich auf, verschränkte die Beine, glättete das Haar, nippte an ihrem Glas. Kein Schweiß war an ihr zu sehen, sie sah unzerrauft, in der Tat, ungebumst, aus. Und doch glühte sie merkwürdigerweise vor sexueller Energie; sie schien mit dem, was wir getan hatten, wahrhaft zufrieden zu sein, und ebenso zufrieden mit mir. »Ich meine es ernst«, sagte sie. »Du bist hervorragend. Du machst es kraftvoll und mit Abstand.«

»Abstand?«

»Leidenschaftslos, sollte ich sagen. Wir schätzen das hoch ein. Leidenschaftslosigkeit ist das, was wir von Transit suchen. Alle Transit-Übungen richten sich darauf, ein Fließen zu erzeugen, stetigen evolutionären Wechsel; denn wenn wir uns an irgendeinen Aspekt des Hier und Jetzt klammern, wenn wir zum Beispiel von erotischer Befriedigung abhängig werden, wenn wir uns darauf festlegen, reich zu werden oder uns auf irgendeinen Aspekt des Ego fixieren, der uns im Bereich des Stillstands bindet…«

»Catalina…«

»Ja?«

»Ich bin ganz schön abgedampft. Theologie ist jetzt zu hoch für mich.«

Sie grinste. »Sich an das Nicht-Klammern zu klammern«, sagte sie, »ist eine der schlimmsten Torheiten. Ich werde ein Nachsehen haben. Kein Wort mehr über Transit.«

»Ich bin dir sehr verbunden.«

»Ein andermal vielleicht? Mit dir und Sundara. Ich würde sehr gern unsere Lehre erklären, wenn…«

»Aber klar«, sagte ich. »Nicht jetzt.«

Wir tranken, wir rauchten, und schließlich bumsten wir wieder — es war mein Schutz gegen ihr Sehnen, mich zu bekehren —, und diesmal muß sie ihre Glaubenssätze wohl weniger fest vor ihrem geistigen Auge gehabt haben, denn es war weniger eine Kopulation, mehr ein Akt der Liebe. Gegen Morgengrauen erschienen Sundara und Friedman, sie sah glatt und himmlisch aus, er knochenklapprig, ausgetrocknet, ausgewrungen, fast benommen. Sie küßte mich über einen Abstand von zwölf Metern hinweg, ein zärtlicher Lufthauch, der mich anwehte: Hallo, Schatz, hallo, dich lieb’ ich immer noch am meisten. Ich ging zu ihr, und sie preßte sich an mich, und ich knabberte an ihrem Ohrläppchen und sagte: »Spaß gehabt?« Sie nickte verträumt. Auch Friedman mußte über Fähigkeiten verfügen, nicht nur finanzielle. »Ist er dir mit Transit gekommen?« wollte ich wissen. Sundara schüttelte den Kopf. Friedman habe sich noch nicht auf Transit eingelassen, murmelte sie, obwohl Catalina ihn bearbeitet habe.

»Mich bearbeitet sie auch«, sagte ich.

Friedman war auf dem Sofa zusammengesackt, mit glasigen Augen starrte er in den Sonnenaufgang über Brooklyn. Sundara, Meisterin klassischer Hindu-Erotologie, war ein schwerer Trip für jeden Mann.

— wenn eine Frau ihren Liebhaber so eng umschlungen hält, wie sich eine Schlange um einen Baum windet, und seinen Kopf zu ihren wartenden Lippen zieht, wenn sie ihn dann küßt, indem sie einen leisen, zischenden Laut, »soutt soutt«, von sich gibt, und ihn lange und zärtlich anblickt — ihre Pupillen vor Verlangen geweitet —, so ist diese Stellung als die Umarmung der Schlange bekannt…

»Will jemand frühstücken?« fragte ich.

Catalina lächelte ein schiefes, offenbar verneinendes Lächeln. Sundara neigte lediglich den Kopf. Friedman sah lustlos aus. »Später«, sagte er, und seine Stimme erhob sich kaum über ein Flüstern. Die ausgebrannte Hülse eines Mannes.

— wenn eine Frau einen Fuß auf den Fuß ihres Liebhabers setzt und mit dem anderen Bein seinen Schenkel umfaßt; wenn sie einen Arm um seinen Hals und den anderen um seine Lenden legt und leise ihre Lust summt, als wolle sie am festen Stamm seines Körpers hinaufklettern und sich einen Kuß pflücken — so ist diese Stellung als die Baumbesteigung bekannt…

Ich ließ jeden in seinem Teil des Wohnzimmers und ging mich duschen. Ich hatte nicht geschlafen, aber mein Geist war wach und rege. Eine sonderbare, eine geschäftige Nacht: Ich fühlte mich lebendiger als seit Wochen, ich verspürte ein stochastisches Kribbeln, einen Schauer von Hellsichtigkeit, der mich warnte, daß ich mich der Schwelle irgendeiner neuerlichen Veränderung entgegenbewegte. Ich drehte die Dusche voll auf, drückte den Knopf für maximale Vibration, Wellen von Ultraschall strömten in mein sich weit öffnendes, zuckendes Nervensystem: Und als ich das Bad verließ, hatte ich Lust, neue Welten zu erobern.