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Was er nicht sagte, was Geschichtentauscher aber genau heraushörte, war: Bleib hier unten und stell nicht zu viele Fragen über Al Junior.

Also arbeitete Geschichtentauscher zusammen mit David, Measure und Calm bis in den Nachmittag hinein, wobei sie die ganze Zeit ein ständiges Klirren von Eisen auf Stein hörten. Alvin Juniors Schläge gab den Rhythmus für ihre Arbeit vor, wenngleich niemand es offen aussprach.

Doch Geschichtentauscher gehörte nicht zu denen, die schweigend arbeiten konnten. Da die anderen nicht allzu gesprächig waren, erzählte er die ganze Zeit Geschichten. Und da er es mit erwachsenen Männern zu tun hatte, ging es in seinen Geschichten nicht nur um Abenteuer und Heldentum und tragische Tode.

Tatsächlich widmete er den größten Teil des Nachmittags der Sage von John Adams: Wie sein Haus in Boston von einem Mob niedergebrannt wurde, nachdem er für zehn Frauen einen Freispruch erreicht hatte, die der Hexerei angeklagt worden waren. Wie Alex Hamilton ihn nach Manhattan Island eingeladen hatte, wo die beiden eine gemeinsame Rechtskanzlei eröffneten. Wie es ihnen in zehn Jahren gelungen war, die holländische Regierung dazu zu bewegen, die unbeschränkte Einwanderung von nicht holländisch sprechenden Menschen zu gestatten, bis Engländer, Schotten, Waliser und Iren in New Amsterdam und New Orange eine Mehrheit und in New Holland eine große Minderheit bildeten. Wie sie im Jahre 1780 Englisch zur zweiten offiziellen Sprache erklären ließen, gerade rechtzeitig für die holländischen Kolonien, die drei der sieben ursprünglichen Staaten des Amerikanischen Pakts bildeten.

»Ich wette, daß die Holländer diese Jungs gehaßt haben, als sie erst einmal damit fertig waren«, meinte David.

»Nein, dafür waren sie viel zu gute Politiker«, widersprach Geschichtentauscher. »Beide lernten sie Holländisch besser zu sprechen als die meisten Holländer, und sie zogen ihre Kinder auf holländischen Schulen holländischsprechend auf. Die waren so holländisch, daß, als Alex Hamilton sich um das Amt des Gouverneurs von New Amsterdam und John Adams um das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten bewarb, beide in den holländischen Teilen von New Netherland besser abschnitten als bei den Schotten und Iren.«

»Ich schätze, wenn ich mich um das Bürgermeisteramt bewerben sollte, könnte ich wohl diese Schweden und Holländer flußabwärts dazu bewegen, für mich zu stimmen«, sagte David.

»Für dich würde nicht einmal ich stimmen«, meinte Calm.

»Ich schon«, sagte Measure. »Und ich hoffe, daß du dich eines Tages tatsächlich als Bürgermeister bewirbst.«

»Das kann er gar nicht«, wandte Calm ein. »Das hier ist ja nicht einmal eine richtige Stadt.«

»Das wird sie aber einmal werden«, meinte Geschichtentauscher. »So etwas habe ich schon öfter gesehen. Wenn die Mühle erst einmal arbeitet, wird es nicht mehr lange dauern, und zwischen Eurer Mühle und Vigor Church leben dreihundert Leute.«

»Meint Ihr?«

»Im Augenblick kommen die Leute vielleicht drei- oder viermal im Jahr zu Brustwehrs Geschäft«, sagte Geschichtentauscher. »Aber wenn sie dort Mehl erhalten, werden sie sehr viel öfter kommen. Dann werden sie Eure Mühle eine Weile lang jeder anderen im Umkreis vorziehen, denn Ihr habt eine ausgebaute Straße und gute Brücken.«

»Wenn die Mühle Geld abwirft«, sagte Measure, »wird Pa bestimmt einen Buhrstein aus Frankreich bestellen. In West Hampshire hatten wir einmal einen, bevor die Flut die Mühle vernichtete. Und ein Buhrstein bedeutet feines weißes Mehl.«

»Und weißes Mehl bedeutet gute Geschäfte«, sagte David. »Wir Älteren, wir erinnern uns noch daran.«

Er lächelte wehmütig. »Damals waren wir beinahe reich.«

»Also«, meinte Geschichtentauscher. »Bei all dem Verkehr hier wird es nicht nur einen Laden und eine Kirche und eine Mühle geben. Unten im Wobbish gibt es guten weißen Ton. Da wird es nicht ausbleiben, daß auch ein Töpfer sein Geschäft aufmacht und Töpfer- und Steingut für das ganze Gebiet herstellt.«

»Ich wünschte mir, daß das möglichst bald käme«, bemerkte Calm. »Meine Frau sagt, daß sie es wirklich leid ist, das Essen immer auf Blechtellern servieren zu müssen.«

»So wachsen Städte«, erklärte Geschichtentauscher. »Ein guter Laden, eine Kirche, dann eine Mühle, dann eine Töpferei. Und übrigens auch Ziegeleien. Und wenn es eine Stadt gibt…«

»… dann kann David Bürgermeister werden«, sagte Measure.

»Ich nicht«, widersprach David. »Dieses ganze Politikgeschäft ist mir zuviel. Brustwehr will so etwas haben, nicht ich.«

»Brustwehr will König werden«, meinte Calm.

»Das ist aber eine unschöne Bemerkung«, sagte David.

»Aber sie stimmt«, erwiderte Calm. »Der würde doch sogar versuchen, Gott zu werden, wenn er glaubte, daß der Posten zu haben wäre.«

Measure erklärte Geschichtentauscher: »Calm und Brustwehr kommen nicht gut miteinander aus.«

»Ein sauberer Ehemann, der seine Frau eine Hexe nennt«, meinte Calm verbittert.

»Warum sollte er sie so nennen?» fragte Geschichtentauscher.

»Mit Sicherheit nennt er sie jetzt nicht mehr so«, sagte Measure. »Sie hat ihm versprochen, damit aufzuhören. All ihre Fähigkeiten für die Küche. Es ist eine Schande, eine Frau dazu zu zwingen, ihren Haushalt nur mit beider Hände Arbeit zu führen.«

»Das genügt«, sagte David. Geschichtentauscher bemerkte seinen warnenden Blick aus dem Augenwinkel.

Offensichtlich trauten sie Geschichtentauscher noch nicht genug, um ihn in die Wahrheit einzuweihen. Also ließ der alte Mann sie sein Geheimnis über ihre Schwester Eleanor wissen. »Es scheint mir, daß sie allerdings mehr davon benutzt, als Brustwehr errät«, warf Geschichtentauscher ein. »Auf ihrer Veranda steht ein raffiniertes Hexzeichen aus Körben. Und sie hat vor meinen Augen einen Beruhigungszauber auf ihn angewandt, an jenem Tag, da ich in der Stadt eintraf.«

Für einen Moment hielten die Brüder mit der Arbeit inne. Jeder schwieg, niemand sah Geschichtentauscher an. Jeder dachte nur, daß der alte Mann Eleanors Geheimnis gekannt und niemandem davon erzählt hatte. Auch nicht Brustwehr-Gottes Weaver. Dennoch war es eine Sache, daß er es wußte, eine andere aber, es ihm zu bestätigen. Also sagten sie nichts und machten sich einfach nur wieder daran, den Schlitten zu kerben und zu vertäuen.

Geschichtentauscher brach das Schweigen, indem er wieder zum eigentlichen Thema zurückkam. »Es ist nur eine Frage der Zeit, bevor diese westlichen Gebiete genügend Einwohner haben, um sich selbst Staaten zu nennen, und um sich um Aufnahme in den Amerikanischen Pakt zu bewerben. Wenn das geschieht, wird man ehrliche Männer brauchen, die solche Ämter innehaben.«

»Hier im wilden Land werdet Ihr keinen Hamilton oder Adams oder Jefferson finden«, meinte David.

»Vielleicht nicht«, erwiderte Geschichtentauscher. »Aber wenn ihr ortsansässigen Jungen nicht eure eigene Regierung aufstellt, dann könnt ihr darauf wetten, daß es jede Menge Leute in den Städten geben wird, die bereit sind, es für euch zu tun. So wurde Aaron Burr Gouverneur von Suskwahenny, bevor Daniel Boone ihn neunundneunzig erschoß.«

»So, wie Ihr es erzählt, klingt es ja wie Mord«, meinte Measure. »Es war aber ein faires Duell.«

»So, wie ich die Sache sehe«, widersprach Geschichtentauscher, »ist ein Duell nichts als eine Abmachung zwischen zwei Mördern, die übereingekommen sind, abwechselnd zu versuchen, einander umzubringen.«

»Nicht, wenn einer davon ein alter Landjunge in Lederkleidung ist und der andere ein verlogener, betrügerischer Stadtmensch«, meinte Measure.

»Ich will keinen Aaron Burr haben, der versucht, Gouverneur des Lands Wobbish zu werden«, warf David ein. »Und diese Sorte Mann ist auch Bill Harrison unten in Carthage City. Eher würde ich für Brustwehr stimmen als für den.«