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»Mit den Friedensverhandlungen in Westfalen sollten Sie nichts überstürzen«, sagte er. »Es gibt dringendere Dinge, die Ihrer Aufmerksamkeit bedürfen.«

Kristinas Stirn umwölkte sich, obwohl sie ihre Freundlichkeit behielt und ein Lächeln auf ihrem Gesicht erschien.

»Grundsätzlich stimme ich mit Ihnen überein«, antwortete sie. »Allerdings sehe ich es als meine Pflicht an, den Krieg, an dem mein Vater sich im Namen von Schweden beteiligt hat, auch im Namen von Schweden wieder zu beenden.«

»Meiner Meinung nach wäre es wichtiger, wenn Sie zuerst die internen Angelegenheiten regeln, die Schweden mehr betreffen als ein Krieg in Europa.«

»Wie könnte mich der Krieg weniger betreffen als meine Privatangelegenheiten? Auf den Schlachtfeldern sterben täglich schwedische Männer«, erwiderte sie scharf. »Ganz zu schweigen von der Bevölkerung in den deutschen Städten und Dörfern, die entweder in alle Winde zerstreut oder so verarmt ist, dass die Menschen vor Hunger angeblich schon Gras essen. Soll Schweden etwa über entvölkerte Landstriche herrschen? Es ist meine Pflicht, die Brände zu löschen, die schon beinahe dreißig Jahre wüten.«

In der Pause, die folgte, glaubte Elin die Luft knistern zu hören wie vor einem Gewitter. Die Hand des Sekretärs verharrte in der Bewegung. Ein Tintentropfen löste sich von dem angespitzten Federkiel und zerplatzte auf der polierten Tischplatte.

»Mit der Frage Ihrer Heirat sind Sie weniger ungeduldig«, wandte der Kanzler mit seiner ruhigen Stimme ein. »Sie ist keine ›Privatangelegenheit‹, das wissen Sie selbst besser als ich. Das Fortbestehen der Dynastie hängt davon ab. Sie müssen sich jetzt endlich für einen Hochzeitstermin entscheiden, Kristina.«

»Eine Heirat will wohl überlegt sein«, erwiderte die Königin liebenswürdig.

»Wie viele Jahre wollen Sie noch überlegen? Sie sind öffentlich verlobt und haben Ihrem Vetter Ihr Versprechen gegeben. Ich habe Ihre Wahl nicht gebilligt, aber gut, auch Sie folgen Ihrem Herzen. Mehrmals hat Karl Gustav Sie schon um eine persönliche Unterredung in der Heiratsfrage ersucht, und Sie? Sie beschäftigen sich mit französischer Lebensart. Wie lange wollen Sie Ihren Bräutigam noch warten lassen?«

»Auf eine große Ehre kann man nicht lange genug warten.« Kristinas versöhnliches Lächeln konnte kaum über den gereizten Unterton in ihrer Stimme hinwegtäuschen. Axel Oxenstierna seufzte, als wäre er ein resignierter, strenger Vater und die Königin seine trotzige Tochter.

»Manchmal verstehe ich nicht, was in Ihrem Kopf vorgeht, Kristina. Aber da wir gerade bei offenen Worten sind: Mir ist das Gerücht zu Ohren gekommen, Sie hätten dem Bürgerlichen Adler Salvius einen Sitz im Reichsrat versprochen, wenn er mit seinen Verhandlungen in Deutschland zu einem baldigen Friedensschluss beitragen würde?«

»Wer hat Ihnen das zugetragen?«

»Böse Zungen, die, wie ich doch sehr hoffe, etwas Falsches erzählen.«

Die Königin seufzte. Elin hatte das Gefühl, Zeugin eines Kampfes zu werden, in dem Worte wie Degen geschwungen wurden. Mit einem Lächeln im Gesicht trugen hier zwei Gegner ein Scheingefecht aus und erkundeten für den Ernstfall die Schwächen des anderen. Selbst Elin, die nicht wusste, wer Adler Salvius war, begriff, dass Axel Oxenstierna mit seiner Erwähnung einen warnenden Schlag gegen die Königin geführt hatte.

»Bisher habe ich ihm noch gar nichts versprochen«, antwortete Kristina. »Und ich schätze die Arbeit Ihres Sohnes sehr und versichere Ihnen, dass seine Dienste als Unterhändler in Deutschland nicht weniger geschätzt werden als die seines Kollegen Salvius. Dennoch halte ich Salvius für einen begabten Mann.«

»Ich hoffe, diese Überlegung ist nicht Ihr Ernst«, entgegnete der Reichkanzler steif. »Er ist ein Emporkömmling, ein Bauernsohn, vergessen Sie das nicht. Seit jeher müssen die fünf höchsten Ämter des Reiches von schwedischen Adelsherren bekleidet werden. Ebenso ist es mit den Vertretern des Reichsrats. Ihr seliger Vater wusste das. Vergessen auch Sie es nicht.«

»Weder meine noch Salvius’ Vorfahren sitzen hier am Tisch«, sagte Kristina mit gutmütigem Spott. »Ich verlasse mich lieber auf die Verdienste und Fähigkeiten der Lebenden als auf deren Ahnenreihe. Jeder mag dort sitzen, wo er seine Fähigkeiten am besten zum Wohl für sein Land einsetzen kann.«

»So wie der junge de la Gardie?« Nun war es am Reichskanzler zu spotten. »Seine Verschwendungssucht, die er in Paris an den Tag legte, kostete Schweden ein Vermögen.«

Die Königin lachte.

»Ich gebe Ihnen völlig Recht. Aber wie Sie wissen, schätze ich Großmut und Freigebigkeit. Und ich bin der Meinung, dass Magnus genau diese Gaben zu unserem Nutzen eingesetzt hat, um das Verhältnis zu unserem Bündnispartner Frankreich zu stärken. Manchmal scheint ein Aufwand verschwenderisch zu sein, tatsächlich erweist er sich auf lange Sicht aber als Sparsamkeit. Vertrauen Sie mir, mein Kanzler!«

»Oh, ich vertraue Ihnen, meine Königin«, erwiderte der alte Adlige ruhig. »Sicher können Sie mich überzeugen, dass Frankreich nicht vorhat, lediglich bis zum letzten Schweden zu kämpfen. Ebenso wie ich sicher bin, dass Sie mich von den besonderen Fähigkeiten dieses Bauernkindes hier überzeugen können und davon, dass es einen Platz in der königlichen Kanzlei verdient.«

Bei diesen Worten sah er Elin nicht an, trotzdem duckte sie sich unwillkürlich. Schon seit einigen Minuten hatte sie das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen.

»Ach ja, das Fräulein Elin meinen Sie.« Kristina nickte. »Ich habe sie hergebeten, ja. Aber nicht als Secretarius, wenn Sie das befürchten. Ich wollte sie anweisen, heute Nachmittag mit dem Reitunterricht zu beginnen.« Sie lächelte Axel Oxenstierna an und machte eine kunstvolle Pause. »Nach dem Julfest wird sie uns auf die Jagd begleiten.«

Wenn sie gesagt hätte, sie wollte Elin eine Krone schmieden lassen, hätte sie keinen besseren Effekt erzielen können. Oxenstierna wurde erst blass, dann rot wie ein Flusskrebs im Kochtopf. Dennoch ließ er sich nicht zu einem Zornesausbruch verleiten. Elin fühlte sich in diesem Augenblick, als wäre der Stoff ihres Rocks, in den sie ihre Finger vergraben hatte, glühend heiß. Auf die Jagd! Die Jagd war das Privileg der Adligen. Aber Königin Kristinas Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass sie nicht vorhatte, Elin als Treiber mitzunehmen.

»Wie Sie meinen«, sagte der Kanzler eisig. »Hoffen wir, dass das Mädchen sich nicht das Genick bricht. Sie wissen ja: Je höher das Pferd, desto tiefer der Fall.«

Ohne Elin eines Blickes zu würdigen, verabschiedete er sich und verließ den Raum. Noch lange hörte man seinen festen Schritt auf der Treppe. Die Königin ging um den Tisch herum und nahm langsam wieder Platz.

»Sie können gehen, Bengt«, befahl sie dem Sekretär. Sofort legte er die Feder beiseite und suchte seine Unterlagen zusammen. Erst als sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, wich die Spannung aus dem Rücken der Königin und sie sank auf dem Stuhl zusammen – eine erschöpfte junge Frau. Zum ersten Mal seit Stunden sah sie Elin an und schenkte ihr ein schwaches Lächeln.

»Du hast es gehört«, sagte sie sanft. »Du wirst reiten lernen. Dein Lehrer wird Lars Melkebron sein. Er steht bei der Familie de la Gardie in Diensten.« Erwartungsvoll sah sie Elin an. »Freust du dich nicht auf die Jagd?«

Elin räusperte sich. »Oh doch. Es ist eine große Ehre …«

»Ach, hör auf damit!«, fuhr die Königin sie an. Sie sprang vom Stuhl auf und verschränkte die Arme. »Ist es so leicht, dich abzurichten wie ein Hündchen? Wer hat dir das eingebläut? Diese alte Krähe Lovisa? Sag mir ehrlich, was du denkst, oder sag gar nichts. Dir geht es nicht gut, das sieht ein Blinder! Und was soll dieses alberne Kleid? Meine Damen finden offenbar Gefallen daran, dich in ein Püppchen zu verwandeln.«