Выбрать главу

»Stone!« sagte Charity unfreundlich. »Haben Sie nicht gelernt, daß man anklopft, ehe man ein fremdes Zimmer betritt?«

Stone überging ihre Worte. »Sie wollten mich sprechen?« Stones Atem ging schnell, und seine Hände zitterten leicht. Er mußte gerannt sein, um so schnell hier heraufzukommen.

»Was geht hier vor, Stone?« fragte Charity unvermittelt. Sie deutete auf den Bildschirm. »Es gibt keinen John Harris unter der Besatzung dieser Anlage.«

Stone zog überrascht die Augenbrauen hoch, trat wortlos hinter sie und warf einen Blick auf den Bildschirm. Plötzlich hellte sich sein Gesicht auf. »Ich verstehe«, sagte er. »Sie haben versucht, seine Personaldaten abzufragen, um herauszufinden, wer er wirklich ist. Der Computer hat Ihnen nicht geantwortet.« Er lachte ganz leise. »Was haben Sie erwartet?«

»Ich habe ...«

»Man kann nicht einfach den Hauptcomputer einer solchen Anlage einschalten und erwarten, daß er einem bereitwillig Auskunft gibt, Captain Laird«, fiel ihr Stone in leicht tadelndem Tonfall ins Wort. »Selbstverständlich haben nur autorisierte Personen Zugriff auf diese Daten.«

»Und das bin ich nicht?«

»Natürlich nicht.« Stone seufzte, sah sich suchend um und ließ sich unaufgefordert in einen Sessel fallen. »Oder sagen wir besser: noch nicht. Ob sich das ändert, liegt bei Ihnen.«

Charity starrte ihn an. Es war absurd, aber für einen Moment ärgerte sie sich am allermeisten über die Selbstverständlichkeit, mit der er Platz genommen hatte.

»Ich glaube, es wird Zeit, daß wir einiges klären«, sagte Stone in verändertem Ton.

»Das scheint mir auch so.«

Stone seufzte tief. »Lassen Sie mich eines klarstellen, Captain Laird«, sagte er. »Ich bin nicht Ihr Feind. Das war ich nie. Wir haben auf verschiedenen Seiten gestanden, aber ich habe nur das getan, was ich selbst für das beste hielt.«

»Für Sie?«

»Auch«, gestand Stone mit erstaunlicher Offenheit. »Aber hauptsächlich für den Rest der Menschheit. Sich mit Gewalt gegen die Invasoren von Moron stellen zu wollen, war völliger Wahnsinn!«

»Dafür waren wir gar nicht schlecht«, sagte Skudder spöttisch.

Stone schnaubte. »Bist du so dumm oder tust du nur so, Häuptling? Bildest du dir wirklich ein, daß ihr die Shait geschlagen habt?«

Er sah Skudder an. Auf dem Gesicht des Hopi spiegelte sich Zorn - aber auch eine Betroffenheit, die Charity überraschte.

»Es waren die Jared«, fuhr Stone fort. »Und es war nichts als ein geradezu phantastischer Zufall, daß der Sprung genau in diesem Moment stattgefunden hat. Du und deine sogenannten Rebellenfreunde ...« Er gab sich nicht einmal die Mühe zu verhehlen, für wie lächerlich er dieses Wort hielt. »... wart niemals mehr als ein kleines Ärgernis für die Herren der Schwarzen Festung. Und dasselbe gilt auch für Sie, Captain Laird, auch wenn Sie das vielleicht nicht gern hören.«

Er atmete seufzend aus und sah Skudder und Charity fast erwartungsvoll an. Als er keine Antwort bekam, lachte er gezwungen. »Das mußte einmal gesagt werden.«

»Gut«, sagte Charity. »Nun haben Sie es ja gesagt. Und was jetzt? Sollen wir uns bei Ihren neuen Freunden bedanken, daß sie uns am Leben gelassen haben?«

»Das wäre überflüssig«, antwortete Stone ernst. »Ich habe in den letzten Tagen sehr viel mit Kias geredet, Captain Laird. Ich glaube, er sagt die Wahrheit. Ich weiß so wenig wie Sie, was diese Jared wirklich sind. Ich glaube, niemand kann diese Wesen verstehen, der nicht zu ihnen gehört. Aber ich glaube auch, daß sie ehrlich sind. Sie stehen auf unserer Seite. Solange es noch Moroni auf diesem Planeten gibt, sind wir Verbündete, ob es uns gefällt oder nicht.«

»Und welche Rolle haben Sie uns dabei zugedacht?« fragte Charity.

»Eine sehr wichtige«, antwortete Stone. »Ich hatte gehofft, daß Sie das schon von selbst begriffen hätten.«

»Ich habe bisher nur begriffen, daß Sie ein paar Dummköpfe suchen, die für Sie die Kastanien aus dem Feuer holen«, sagte Charity.

»Auch das.« Stone lächelte. »Obwohl ich die Wahl Ihrer Worte für etwas übertrieben halte. Aber Sie haben recht - es gibt ein paar Dinge, die die Jared nicht tun können. Aber das ist im Grunde nebensächlich.« Er beugte sich leicht im Sessel vor. »Ihre wirkliche Aufgabe, Charity, ist ungleich wichtiger. Vielleicht die wichtigste Aufgabe, die die Jared einem menschlichen Wesen auf diesem Planeten im Moment überhaupt übertragen können.«

»So?« fragte Charity. Ein unangenehmes Gefühl begann sich in ihr auszubreiten. »Und welche?«

»Geben Sie ihnen Hoffnung«, sagte Stone. »Das ist es, was die Menschen dort oben im Moment am dringendsten brauchen.«

»Ich?« Charity versuchte zu lachen, aber es gelang ihr nicht.

»Sie«, bestätigte Stone ernst. »Ich wüßte niemanden, der besser dazu geeignet wäre. Sie sind sich vielleicht selbst nicht darüber im klaren, oder vielleicht wollen Sie es auch nur nicht wahrhaben, aber Sie sind in den wenigen Monaten seit Ihrem Auftauchen bereits so etwas wie eine Legende geworden.«

»Unsinn!« sagte Charity heftig.

»Es ist die Wahrheit«, versicherte Stone. »Sie und Ihre paar Freunde waren die ersten, die sich wirklich gegen die Invasoren zur Wehr gesetzt haben. Sie haben sich gewehrt, und Sie haben all diesen Menschen dort draußen gezeigt, daß man sich gegen sie wehren kann. Das allein ist wichtig!«

Charity war verwirrt. Stone hatte mit sehr eindringlicher, ernster Stimme gesprochen, und irgendwie glaubte sie zu spüren, daß seine Worte mehr Wahrheit enthielten, als sie ihnen im ersten Augenblick zuzubilligen bereit war. Trotzdem sagte sie: »Das ... ist doch Unsinn, Stone. Wofür halten Sie mich? Für eine Art neuen Messias?«

»Es spielt keine Rolle, wofür ich Sie halte. Wichtig ist allein, was all diese Menschen dort draußen in Ihnen sehen. Auch wenn es nicht die Wahrheit ist - aber sie verbinden den Sieg über die Moroni mit Ihnen, Captain Laird, nicht mit den Jared. Ich verlange nicht, daß Ihnen der Gedanke gefällt, aber ich verlange, daß Sie Ihre Pflicht Ihrem Volk gegenüber erfüllen!«

»Indem ich es belüge?«

»Und wenn schon!« Stone machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ganze Weltreiche sind auf einer Lüge aufgebaut worden! Helfen Sie uns, Charity. Helfen Sie den Menschen, indem Sie ihnen das geben, was sie brauchen!«

»Aber wie kann ich das?« fragte Charity. Sie wandte sich wie unter Schmerzen, aber im Grunde wußte sie, daß sie bereits verloren hatte. »Sie haben es selbst gesagt, Stone! Ob ich hundert oder hunderttausend Männer habe - wir würden einfach zermalmt werden, wenn wir hinausgingen, um uns in den Kampf einzumischen.«

»Niemand verlangt das«, antwortete Stone ernst. »Überlassen Sie die großen Schlachten den Jared und gewinnen Sie ein paar kleine. Ich lasse Ihnen ein paar Ziele heraussuchen, die Sie ohne große Verluste nehmen können. Wichtig sind nicht irgendwelche militärischen Erfolge. Wichtig ist, daß Sie den Menschen zeigen, daß sie sich wehren und gewinnen können!«

»Was soll das alles, Stone?« fragte Skudder. Er deutete auf Charity. »Ich meine, auch wenn du recht hast. Hast du uns nicht vor ein paar Stunden erst erzählt, daß die Jared spielend mit den anderen Ameisen fertig werden?«

Stone nickte. »Das stimmt auch«, sagte er. »Aber das ändert nichts an der Tatsache, daß dieser Kampf Jahre dauern kann, wenn es ihnen nicht gelingt, den Shait zu finden. Was ist dir lieber - eine Menschheit, die sich wehrt, oder eine, die sich abschlachten läßt? Und noch etwas ...« Er zögerte einen Moment. »Irgendwann wird das alles vorbei sein. Ich würde mich einfach wohler fühlen, wenn ich dann mit einer Waffe in der Hand auf der Seite der Sieger stehe.«

»Sie trauen den Jared nicht?« fragte Charity.