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»Stimmt, du weißt ja alles über schlechtes Benehmen«, sagte ich. Etwas in meiner Stimme ließ ihn zusammenzucken und tatsächlich einen Schritt zurücktreten. »Du hast mein Vertrauen missbraucht. Einen Torques gestohlen und meiner Familie ins Gesicht gespuckt. Die Rechnung folgt, Blue. Aber jetzt noch nicht. Für all das haben wir noch Zeit, wenn ich erst deinen widerlichen Arsch aus dem Spiel gekickt habe.«

Er versuchte, hoheitsvoll zu lächeln, aber es kam nicht von Herzen. Ich betrachtete ihn. Der Blaue Elf sah ein wenig besser aus als die letzten paar Male, die ich ihn gesehen hatte. Gesünder, sogar jünger, und obwohl man ihm jedes einzelne seiner Lebensjahre ansah, schienen sie ihm besser zu stehen. Er hatte etwas abgenommen, sein Rücken war gerade, und er stellte ein neues Selbstbewusstsein zur Schau. Er trug die vornehme Kleidung des elisabethanischen Zeitalters, mitsamt engen Strumpfhosen, wattiertem Wams und seidener Halskrause. Die Krause war heruntergezogen, damit jeder den gestohlenen Torques sehen konnte. Sein neuer Kleidungsstil war möglicherweise auf seine Zeit beim Feenrat zurückzuführen. Die Elben bevorzugen nach wie vor die Mode des alten Englands, aus der Zeit, in der sie zuletzt auf unserer Erde weilten. Teilweise liegt das an ihrer Sturheit, teilweise, weil sie gern vorgeben, die Menschheit hätte sich seitdem nicht geändert. Das macht es ihnen einfacher, auf uns herabzusehen. Der Blaue Elf trug auch einen zeremoniellen Brustharnisch aus Silber und Messing; auf jedem Zentimeter ziseliert und mit Gravuren und schnörkeligen Prägungen versehen. Ohne Zweifel strotzte das Ding vor Defensivzaubern und magischen Schutzsprüchen. Ich musste grinsen. Blue dachte wohl, er sei geschützt, aber seine Rüstung konnte meiner nicht das Wasser reichen.

Nichtsdestotrotz sah er stolz, arrogant und aristokratisch aus. Sehr … elbisch.

»Ein Dieb und ein Verräter zu sein scheint zu dir zu passen«, sagte ich endlich. »Du siehst gut aus, Blue. Gefällt mir. Wirklich. Wo wäre auch der Spaß dabei, die Scheiße aus einem kranken, alten Mann herauszuprügeln?«

»Wie unfreundlich«, sagte der Blaue Elf und warf mir seinen besten hochnäsigen Blick zu. »Ich bin gar kein Mann. Nicht mehr. Ich habe meine menschliche Seite abgelegt und meine elbische Abkunft angenommen. Ich habe lange Jahre gebraucht, um es zu erkennen, aber ich bin nicht dazu geschaffen, ein Mensch zu sein. Nur ein Mensch zu sein. Als Elb bin ich viel mehr ich selbst.«

»Wir haben dich aufgenommen«, erwiderte ich. »Du warst Gast im Herrenhaus. Wir haben dir einen Platz mitten unter uns überlassen, ein Heim gegeben und ein Ziel, Respekt und Freunde. Und mitten während unseres Krieges gegen die Hungrigen Götter, als das Schicksal der ganzen Welt auf dem Spiel stand - da hast du uns einen Torques gestohlen und bist abgehauen.«

»Wenn man ein Elb sein will«, sagte der Blaue Elf gelassen, »dann muss man das richtig und mit allen Konsequenzen tun. Oder es gleich sein lassen.« Er hob die Linke und ließ seine Fingerspitzen zärtlich über den goldenen Reif an seinem Hals gleiten. »Das hättest du mir sagen sollen, Eddie. Du hättest mir sagen sollen, wie man sich mit einem Torques fühlen kann - ich habe mich nie so lebendig gefühlt. Als wäre da nichts, was ich nicht tun kann.«

»Du warst schon immer ein Junkie; immer an der nächsten Droge, einer neuen Sucht«, meinte ich. »Freu dich dran, solange du kannst, Blue. Ich werde ihn mir zurückholen, sobald ich kann.« Ich sah ihn einen Moment lang bedeutungsvoll an und er wand sich unbehaglich unter meinem Blick. Ich grinste. »Welche Geheimnisse hat Alexander King dir angeboten, um dich ins Spiel zu bringen? Etwas, das dich vor dem Zorn der Droods beschützen kann?«

»Ich bin nicht mehr allein«, meinte der Blaue Elf trotzig. »Ich brauche keinen Aufpasser. Ich habe Verbündete, Unterstützung und Rückendeckung, von der du nicht mal träumst.«

»Ach, komm schon«, erwiderte ich. »Glaubst du wirklich, dass der Feenrat für ein Halbblut wie dich einsteht, wenn die Droods sagen Er oder ihr?«

Das musste man ihm lassen, er brachte wirklich ein Lächeln zustande. »Ich bin nicht als Repräsentant des Feenrats hier«, meinte er. »Meine Verbündeten sind älter und mächtiger. Ich beuge meine Knie nicht vor Titania und Oberon. Ich diene der Königin Mab.«

Mir lief ein Schauder über den Rücken, der nichts mit dem kalten Wind zu tun hatte, der über den Helikopter-Landeplatz fegte. Mab war ein alter Name, und kein guter. Wenn die ursprüngliche Königin der Feenwelt aus ihrem langjährigen Exil zurückgekehrt war, warteten Feuer und Blut, Tod und Zerstörung, und vielleicht würde mehr als eine Welt in Verzweiflung und Schrecken gestürzt werden …

»Du verdammter, armer Narr«, sagte ich zum Blauen Elfen und ich meinte jedes Wort. »Du konntest noch nie einem Außenseiter widerstehen, oder?«

Er schnaubte und sah mich mit kaltem und unmenschlichem Gesichtsausdruck an. »Du solltest Angst haben, Drood. Große Angst. Jetzt, wo Königin Mab den Elfenbeinthron von Titania und Oberon wieder bestiegen hat, wird sie die Elben in ein neues Zeitalter führen. Wir kommen wieder heim, Eddie. Alle von uns, alle Elben und Feen, die jemals waren, werden mit Macht und Herrlichkeit zurückzukehren, um die Welt vor den Wilden zu bewahren, die sie ruiniert und verdorben haben. Wir werden die Menschheit unter unseren Füßen zertreten und sie wieder in den Dreck stoßen, aus dem sie gekrochen ist.« Er lächelte plötzlich. Es war nicht menschlich. »Und vielleicht werden wir, wenn wir kommen, alle einen Torques tragen.«

Diesmal war etwas in seiner Stimme, das mir wirklich das Herz stehenbleiben ließ. Aber lass deine Feinde niemals wissen, dass sie dich am Haken haben. Also sah ich ruhig zu ihm hin und wechselte das Thema.

»Das sollte eigentlich ein Wettkampf sein, um den größten Spion der Welt zu finden«, sagte ich. »Und zwar mit den sechs besten Agenten, die derzeit aktiv sind. Also - und nimm's nicht persönlich, Blue - warum bist du hier?«

»Du vergisst ständig, dass die Alten auch mal jung waren«, sagte der Blaue Elf. »Du kennst mich nur als gebrochenen alten Mann, den seine eigenen Schwächen in den Dreck gerissen haben. Also nimmst du an, dass ich immer so war. Aber als ich so alt war wie du, Eddie, war ich jemand, mit dem man rechnen musste. Ich habe für jeden zu jedem Preis gearbeitet. Und ich habe es nur mit meinem Verstand und ein paar raffiniert beschafften Waffen mit allen Großen der Branche aufgenommen. Ich habe sie alle wie Babys zum Weinen gebracht.«

»Was ist passiert?«, sagte ich.

»Was immer passiert. Ich wurde alt und langsam«, sagte der Blaue Elf. Seine Stimme war leidenschaftslos, er hätte auch über jemand anderen reden können. »Ich habe mehr Fälle verloren als gewonnen. Ich habe angefangen, mich auf Alkohol und Drogen zu verlassen, die meine Konzentration verbessern sollten. Mit ihnen konnte ich mich wieder so fühlen wie normal. Man fällt schnell in den Abgrund. Nur ein einziger schlechter Tag, und eine Katastrophe, die so schlimm ist, dass man sich selbst nicht mehr belügen kann.« Er sah mich beinahe mitleidig an. »Ich war genau wie du, Eddie. In meinen besten Jahren und davon überzeugt, dass ich die Welt voll im Griff habe. Da fällt man tief, und du glaubst nicht, wie sehr es schmerzt, wenn man auf dem Boden auftrifft. Das ist deine Zukunft, Eddie. Das ist es, worauf du dich freuen kannst.« Er lächelte plötzlich. »Aber mir wurde eine zweite Chance gewährt. Der Torques hat mich wieder jung, wach und lebendig gemacht. Ich bin wieder der, der ich war, der größte aktive Agent meiner Zeit.

Und was nutzt dein jugendlicher Leichtsinn schon angesichts meiner jahrzehntelangen Erfahrung? Ich bin wieder da, Eddie, und ich werde euch alle an der Nase herumführen.«

»Da spricht nur der Torques aus dir.« Aber ich war nicht sicher.

Wir beide wandten uns um, als eine der anderen Gestalten über die Landeplattform zu uns herüberschlenderte. Sie hielt in angemessener Entfernung an, sah an uns herunter und grinste breit.