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»Nun, ja«, meinte Peter. »Wir wären wohl keine guten Agenten, wenn das nicht der Fall wäre, oder? Ich mache mir mehr Sorgen darum, was wohl der Halbelb mit einem Torques tut. Elben sind gefährlich genug, auch ohne dass man ihnen eine Atombombe in die Hand gibt.«

»Wie überaus freundlich«, sagte der Blaue Elf affektiert. »Es ist immer schön zu sehen, dass man geschätzt wird.«

»Also, Katt«, sagte ich und wechselte demonstrativ das Thema. »Für wen arbeitest du?«

»Für alles und jeden«, sagte Katt lässig. »Eine Moral ist so gut wie die andere, aber ein Mädchen muss seine Miete bezahlen, Schätzchen. Die Welt da draußen ist kalt und wird von Geld regiert.«

»Glaubst du an irgendetwas?«, fragte Honey Lake.

»Ich glaube an die Bezahlung«, sagte Katt bestimmt. »Und du bist wirklich die Richtige, etwas zu sagen, liebes Fräulein ›Ich-bin-doch-gar-nicht-richtig-bei-der-CIA-ich-lege-Leute-nur-rein,-weil-ich's-so-gut-kann‹. Nein, Schätzchen, ich bin niemandes Sklave und folge auch keinen Dogmen. Ich bin die letzte der großen Abenteurer, und ich liebe es!«

»Es ist immer gut, einen echten Realisten in der Runde zu haben«, sagte der Blaue Elf. Er streckte eine Hand nach Katt aus, und sie sah von oben herab darauf herunter, als habe er Scheiße an den Fingern. Blue zog die Hand zurück und brachte es fertig, verletzt auszusehen, aber doch würdevoll.

»Vertraue nie einem Elb«, sagte Katt geradeheraus. »Und selbst wenn du es tust, vertraue lieber einem Elb als einem Halbblut.«

»Harte Worte«, sagte Blue ruhig. »Besonders von einer so berüchtigten Femme fatale, der höchsteigenen Madame Gnadenlos der Spionage. Wie viele Männer und Frauen sind schon in deiner Umarmung gestorben, liebe Katt? Wie viele Liebhaber hast du verführt und getötet? Wenigstens hatte ich den Rest Anstand, für meine Lover zu bezahlen. Sag mir, liebe Katt, ist es wahr, dass du deine Opfer am liebsten beim Sex tötest, damit du ihren letzten Atemzug in deinen zweifellos köstlichen Mund saugen und so für dich nutzen kannst?«

Katt richtete sich zu ihrer vollen Höhe auf. »Das wirst du nie erfahren.«

»Da bin ich aber sehr erleichtert«, sagte der Blaue Elf.

»Kinder, Kinder«, murmelte Walker. »Immer fair bleiben.«

»Deshalb bevorzuge ich die Industriespionage«, sagte Peter. »Die Persönlichkeit steht einem nicht im Weg.«

Ich sah mich auf der leeren Landefläche um. »Das war's? Nur wir? Keine russischen oder chinesischen Agenten?«

»Die sind heutzutage größtenteils mit ihren internen Problemen beschäftigt«, meinte Honey.

»Und Sie würden das ja sicher wissen«, sagte Walker.

»Trotzdem«, sagte ich. »Das ist nicht ganz die Versammlung, die ich erwartet habe. Ich meine, sind wir die sechs größten Agenten, die sich heute im aktiven Dienst befinden? Wir?«

»Ich denke, das sagt mehr über den derzeitigen Stand der Welt aus, als ich gerne wissen würde«, sagte Walker.

»Großvater hat uns ausgesucht«, meinte Peter. »Er wird seine Gründe gehabt haben.«

»Warum der Fluxnebel?«, fragte der Blaue Elf. »Warum wurde der eingesetzt? Wir wissen doch alle, wo wir sind.«

»Tun wir das?«, fragte ich zurück. »Sobald wir ankamen und in den Fluxnebel geraten sind, könnte der uns überall hingebracht haben. Hier sollten die Schweizer Alpen sein, aber ich könnte das nicht beweisen. Eine Bergkette sieht aus wie die andere. Es scheint fast so, als wolle Alexander King die genaue Lage seiner privaten Zuflucht bis zum Ende geheim halten.«

»Und niemand ist hier, um uns in Empfang zu nehmen«, sagte Peter. »Wie typisch von Großvater. Was sollen wir tun, einfach hier in der Kälte herumstehen, bis er geruht, das Wort an uns zu richten?«

Er hatte kaum ausgesprochen, als der Beton unter unseren Füßen zu beben begann. Es gab ein lautes, mahlendes Geräusch, und Staubwolken wirbelten in langen Linien um uns herum, die ein riesiges Quadrat bildeten. Der Beton schien unter unseren Füßen zu sinken. Plötzlich glitten wir einen enormen dunklen Schacht hinab und ließen die Kälte und das Licht hinter uns. Wir stellten uns alle dicht aneinander und bildeten unser eigenes Quadrat, damit wir jede Richtung überblicken konnten. Das Licht über uns verschwand, und für einen langen Moment gab es nur noch die Dunkelheit und das Gefühl einer Bewegung, während wir einem unbekannten Schicksal entgegensanken. Und dann kam die große Betonplatte zu einem Halt. Licht flammte auf, das uns alle zusammenzucken ließ, und wir erkannten, dass wir in einer weitläufigen Eingangshalle standen.

Die Luft war angenehm warm nach der Kälte oben. Ich sah herunter, aber die Betonplatte passte perfekt in den Boden. Die ganze Halle war leer und völlig nackt. Kein Anzeichen von Leben. Kein Anzeichen dafür, dass hier jemals jemand gelebt hatte. Wohin genau hatte Alexander King uns gebracht? In seine Gruft, seine Krypta? Und dann zuckten wir alle wieder zusammen, als eine mächtige Stimme in unseren Köpfen erklang. Eigentlich sollte das nicht möglich sein, wenn man den Droodschen Torques trägt; er sollte uns eigentlich vor allem schützen, das von außen eindringt. Aber der Autonome Agent hat schon immer nach seinen eigenen Regeln gespielt.

Willkommen auf Place Gloria, sagte die Stimme. Willkommen in meinem Heim. Und willkommen zum größten Wettkampf aller Zeiten.

Ich wartete, aber mehr kam nicht. Ich schüttelte ein wenig den Kopf und erwartete beinahe, dass etwas aus meinen Ohren floss. Die Stimme war überaus laut gewesen.

Ich sah zu Peter. »War das die Stimme deines Großvaters?«

»Nein«, sagte er. »Ich war noch nie hier, habe den alten Bastard noch nie getroffen und nie mit ihm telefoniert. Nicht einmal eine Geburtstagskarte habe ich bekommen. Wenn es Briefe gab, dann hat meine Mutter sie für sich behalten. Ich habe meine Einladung zu diesem Wettkampf von einem … Mittelsmann bekommen.«

Er unterbrach sich, als wir alle herumfuhren und in dieselbe Richtung sahen. In meinem Kopf hatte ich neue Informationen, von denen ich sehr sicher war, dass sie nicht von mir selbst stammten, und denen ich entnehmen konnte, wo wir entlanggehen mussten, um Alexander King zu treffen. Ich hatte das Gefühl, man habe mir einen Befehl gegeben.

»Das ist ein magisches Wirken«, sagte der Blaue Elf leise. »Ein Einfluss. Geht irgendwie in die Richtung von einem leichten Schwur. Ich wusste gar nicht, dass er das kann.«

»Was wissen wir schon von Alexander King?«, fragte Katt. »Na, kommt schon, ihr Lieben, wir sind hier, um den Mann zu treffen. Also dann los, lasst uns gehen.«

Wir gingen tapfer weiter, keiner von uns wollte zurückbleiben oder zulassen, dass ein anderer die Führungsrolle an sich riss. Wir durchquerten die leere Empfangshalle. Unsere Schritte hallten in der Stille wider. Am anderen Ende öffnete sich eine Tür. Wir gingen hindurch und standen auf einmal in totalem Luxus. Die Ausstattung und die Möblierung von Place Gloria waren weich und plüschig, sinnlich und am Genuss orientiert. Ich war von dem Farbenrausch vor mir so beeindruckt, dass ich kaum hörte, wie sich die Tür hinter mir schloss. Die Dekorationen waren weitgehend im Stil der Sechziger und Siebziger gehalten. Eine Menge Bequemlichkeit und strahlende Farben, postmoderne Designermöbel und knallbunte Kunst aus den Jahrzehnten, in denen man vergessen hatte, was guter Geschmack war. Der Raum hatte eine hohe Decke, die die Beleuchtung versteckte, und roch stark nach Sandelholz und Blumenöl. Exorbitanter Luxus und Reichtum, wohin man sah, jede Spur von Zurückhaltung fehlte völlig. Wir gingen alle langsam weiter, unvermeidlich angetrieben von Kings subtilem Einfluss.

In den Wänden gab es Nischen, jede mit ihrer eigenen Lichtquelle, um einzelne Trophäen aus den Feldzügen des Autonomen Agenten ins rechte Licht zu rücken. Es gab alle möglichen Arten von Schätzen und Wundern; die Beute und die Tribute eines ganzen Lebens voller geheimer Kriege. Ich musste lächeln. Alexander King hätte beinahe ein Drood sein können. Wir hielten alle neben der Statuette eines mattschwarzen Falken an.