Katt starrte ihn böse an. »Davon war nie die Rede!«
»Jetzt schon«, sagte Alexander mit einem boshaften Grinsen.
»Wo haben Sie diese Armbänder her?«, fragte Honey. »Ich erkenne außerirdische Technologie, wenn ich sie sehe.«
»Das ist nur eines der Geheimnisse, um die ihr spielt«, meinte Alexander selbstgefällig. »Ach, ja, all die Dinge, die ich weiß - und die ihr wissen wollt …!« Er sah uns der Reihe nach an und kostete den Moment aus. »Ihr wart die Besten, die ich finden konnte, aber ich kann nicht sagen, dass ich beeindruckt bin. Wie wird die Welt nur überleben, wenn ich dahingeschieden bin? - Nun, lasst das Spiel beginnen! Stellt Euren Wert unter Beweis, für mich und die Welt. Und, aber das nur vielleicht, für euch selbst.«
Sein Bild verschwand, und wir waren in der enormen und leeren Halle wieder allein. Wir hatten keine Zeit, irgendetwas zu sagen, weil wir auf einmal nicht mehr in der Halle waren.
Und ich kann Ihnen schwören, dass es am Loch Ness garantiert noch viel kälter ist als in den Schweizer Alpen.
Kapitel Vier
Nicht Nessie
Da waren wir also: die sechs großartigsten Geheimagenten der Welt, Meister der Spionage - und standen im Matsch, dem hohen Gras und im eiskalten Wind herum und fragten uns, was zum Teufel wir als Nächstes tun sollten. Wir waren daran gewöhnt, in dunklen Nebenstraßen der Stadt zu operieren, in Schatten und Gässchen, wo anständige Männer und Frauen sich niemals hingewagt hätten. Wir übten unser Gewerbe in verräucherten Kaschemmen und versteckten Kellerräumen aus, in verlassenen Büros und in Computerräumen um Mitternacht. Wir waren nicht dazu ausgerüstet, uns mit schottischen Lochs abzugeben. Ohne irgendwelche Hinweise, Verdächtige, die man verhören, oder Sachen, die man stehlen konnte, waren wir, um ehrlich zu sein, ganz schön aufgeschmissen. Wenigstens hatte ich etwas Erfahrung mit der großen Natur. Die anderen zeigten alle Anzeichen, dass sie zum ersten Mal auf dem Land waren und das ganz und gar nicht genossen. Zur Hölle, für einige von ihnen war vielleicht sogar Sonnenschein eine ganz neue Erfahrung.
Ich sah mich in aller Ruhe um. Riesige, graue Hügel ragten auf jeder Seite des Loch Ness in die Höhe, groß und zerklüftet, hier und da mit ein paar Wäldchen aus dürren Bäumen und Inseln aus dickem, in Büscheln stehendem Gras. Der Himmel war größtenteils bedeckt, die Sonne lugte nur durch wenige der fetten und tief hängenden Wolken, die aus der anderen Richtung des Lochs kamen. Das Wasser selbst war dunkelblau, still und völlig glatt - unberührt von irgendwelcher Fauna. Es war eigentlich ein hübscher Anblick; auf eine grimmige und düstere Art und Weise, die auf das Kommende hinzuweisen schien. Die Landschaft sah aus, als sei sie schon lange hier gewesen, bevor die Menschen gekommen waren, sie aufzustören, und als würde sie noch lange hier sein, nachdem sie wieder von der Erde verschwunden sein würden. Loch Ness war älter als alt, der See war uralt. Und welche Rätsel sich auch immer darin verbargen, er hielt sie alle fest in sich verborgen.
Walker überraschte mich damit, dass er in der frostig kalten Luft einen tiefen Atemzug tat und dann breit lächelte. »Na, das ist doch schon besser. Gute, saubere Landluft! Wie erfrischend! Da fühlt man sich gleich viel lebendiger.«
»Sie sind mindestens so seltsam, wie alle behaupten«, knurrte Peter King und schlang sich gegen die Kälte die Arme um den Körper. Er sah durch und durch schlecht gelaunt und genervt aus. »Es ist kalt, es ist feucht - und ich glaube, ich stehe mitten in einem Schafshaufen.«
»Nicht abwischen«, sagte der Blaue Elf altklug. »Man sagt, das bringt Glück.«
»Den verdammten Schafen bringt es bestimmt kein Glück, wenn ich sie in die Finger kriege«, sagte Peter düster und rieb seine Schuhsohle mit finsterer Entschlossenheit über das stachelige Gras. »Das sind teure Schuhe. Handgenäht von Schuhmachern, damit man in teuren Vorstandsetagen gut aussieht. Sie sind nicht dazu da, von dem nicht weggeräumten Dreck auf dem Land angegriffen zu werden!«
»Ich hatte nicht geglaubt, dass es diesseits des Polarkreises so kalt werden kann«, sagte Honey Lake und schauderte in ihrem weißen Pelzmantel. »Ich wäre nicht überrascht, wenn auf einmal ein Eisbär angeschwommen käme. Vielleicht steppt dann ein Pinguin auf seinem Rücken.«
»Ich mag die Gegend«, entschied Katt. Die Kälte schien sie nicht im Geringsten zu beeindrucken, trotz ihres hauchdünnen Kleidchens. Sie stellte sich neben mich und schlang einen schlanken, wissenden Arm durch den meinen. Sie kuschelte sich eng an mich und strahlte mich glücklich an. »Es ist hier sehr romantisch. Sogar dramatisch! Man fühlt sich an ›Stürmische Höhen‹ erinnert. Trotzdem ist es kein Ort für eine empfindliche Stadtpflanze wie mich.«
»Du bist so empfindlich wie ein Vorschlaghammer«, sagte der Blaue Elf ungerührt. »Ich habe den Zustand von ein paar deiner Opfer gesehen, wenn du mit ihnen fertig warst.«
Katt schnitt ihm eine Grimasse und lächelte dann bewundernd zu mir auf, nach wie vor scheinbar festgeschweißt an meiner Seite. »Du und ich gehören zusammen, Eddie. Wir schätzen die wahren Qualitäten eines Ortes wie diesem hier. Wir sind beides Freigeister, unabhängig und ungebunden! Wir gehören in die Wildnis, weit weg von den Ketten und den Fesseln des zivilisierten Benehmens …«
Ich musste lächeln. »Bevor das noch größere Ausmaße annimmt, Katt, sollte ich dir sagen, dass ich ein Drood bin. Wir werden darauf trainiert, eine Falle zu riechen und richtigen Blödsinn zu erkennen, wenn wir ihn hören. Also spar dir dein Süßholzraspeln und die Ego-Massage für die zivilisierte Welt.«
Katt lachte leichthin. Sie war nicht im Geringsten beleidigt. »Man kann einem Mädchen nicht vorwerfen, dass sie's versucht, Schätzchen. Und du wärst überrascht, wie viele intelligente Männer auf die billigsten Schmeicheleien hereinfallen, selbst in diesen sogenannten gebildeten Zeiten. Besonders, wenn ich tief Luft hole und meinen Busen herausstrecke.«
Ich sah sie für einen Moment nachdenklich an. »Wie viele, Katt? Wie viele Männer hast du in all den Jahren verführt, betrogen und ermordet?«
Sie zuckte anmutig mit den Achseln. »Ich zähle sie nicht, Eddie. Das ist nur ein Job. Einige Männer mehr als andere - und einige waren sogar richtig süß.«
»Und du hast sie alle getötet? Selbst die, die du mochtest?«
»Besonders die, die ich mochte, Schätzchen. Ich habe niemandem jemals erlaubt, mich zu beherrschen.«
»Und du hast niemals einen von ihnen geliebt?«
»Was ist das für eine Frage, Schätzchen? Ich habe sie alle geliebt! Auf meine Weise.«
Sie sah über den Loch hinweg, ihre schönen asiatischen Züge unberührt von irgendwelchen Emotionen, die ich hätte erkennen können. »Ich weiß wirklich nicht, was ich hier tue. Ich meine, Monster jagen - das bin so gar nicht ich. Ich habe mich immer strikt auf Spionage und Problembeseitigung beschränkt, mit gelegentlichen Ausflügen ins Fach des Betrugs und der Erpressung. Schuster bleib bei deinen Leisten, das sage ich immer. Verführung war schon immer ein wichtiger Teil der großen Tradition der Spionage. Ich bin glamourös und hübsch anzusehen, nicht praktisch. Ich mache mir die Hände nicht schmutzig, im wörtlichen Sinn. Das steht so in meinem Vertrag.«
»Und ich glaube, du brauchst einen großen, starken Mann, der auf dich aufpasst«, sagte ich. »Und der dich vor dem widerlichen Monster beschützt.«
»Ganz genau!« Katt schmiegte sich wieder eng an mich und sah mich mit dunklem Kajal eingerahmten Augen an. »Ich befasse mich nicht mit Rätseln oder bekämpfe Monster, und ich mag es ganz sicher nicht auf die harte Tour. Ich meine, komm schon, was soll ich machen, wenn hier ein Monster auftaucht? Es unter dem Kinn kraulen und es mit meinem berühmten Charme umgarnen?«