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»Viele Beinahes und viele Fasts«, sagte Peter. »Trotzdem mag ich die Idee nicht, herumzusitzen, bis etwas passiert. Wir haben schon sechsundzwanzig Stunden verloren. Nach allem, was wir wissen, könnte Großvater schon tot sein.«

»Haben Sie eine bessere Idee?«, fragte Walker. Seine Stimme war ruhig und gemessen, aber sie hatte die Wirkung eines Schlags ins Gesicht. »Nein? Ich auch nicht. Also werden wir hier sitzen bleiben und warten.«

Die Zeit verging sehr langsam. Niemand fing ein Gespräch an und ich hätte keinen Tee mehr trinken können, selbst wenn man mir eine Knarre an den Kopf gehalten hätte. Also saßen wir da, warteten ab und horchten in die Nacht. In der Wildnis, in der Dunkelheit, scheint die Zeit zu kriechen und jetzt war es sehr dunkel. Aber ich war geduldig, ich hatte meinen Teil an Beobachtungsposten hinter mir.

In der Stadt gibt es immer etwas, das einen ablenkt, das man ansehen kann. Hier gab es nur das Feuer, die Finsternis und fünf Leute, die nicht miteinander sprachen. Hin und wieder warf ich einen Zweig ins Feuer, einfach nur, um etwas zu tun zu haben. Aber das Feuer schien nie weiter in die Dunkelheit hineinzuleuchten. In der Luft lag eine bestimmte Kälte, die die Flammen nicht ausschließen konnten.

Es dauerte nicht lange und wir hatten kein Feuerholz mehr. Es war auch noch einige Zeit bis zur Dämmerung. Ich glaubte nicht, dass das Feuer so lange brennen würde, aber die Idee, im Dunkeln herumzusitzen und die letzten Funken ersterben zu sehen, mochte ich auch nicht. Etwas von der schlechten Laune des Blauen Elfen hatte abgefärbt. Ich hatte keine Angst vor der Nacht, aber ich war an gut beleuchtete Stadtstraßen gewöhnt, in denen heitere, bernsteinfarbene Straßenlaternen das Dunkel zurückdrängten. Diese schwere, bedrückende Dunkelheit, die voller seltsamer Geräusche und unbekannter Gefahren war, ging mir auf die Nerven. Es fühlte sich an, als könne alles da draußen sein, einfach alles.

Wir alle warfen dem Blauen Elfen, der zunehmend unruhig wurde und schmollend in die Flammen starrte, hoffnungsvolle Blicke zu.

»Ich habe eine Idee«, sagte Peter und setzte sich aufrecht hin.

»Wie schön für dich«, sagte der Blaue Elf. »Das musste ja mal passieren.«

»Nein, hört zu! Als ich Nessie mit meiner supertollen Kamera filmte, hat das Tauchboot immer noch den Lockruf der Sirene gesendet! Man sollte ihn in der Aufzeichnung hören können. Wenn ich ihn jetzt noch einmal abspiele, wird der Sasquatch vielleicht zu uns gelockt!«

Wir alle dachten über die Idee nach, aber schließlich schüttelte Walker den Kopf. »Der Lockruf war durch die Kommunikationskonsole gefiltert, so dass er nur wirklich große Geschöpfe anlockt, erinnern Sie sich? Also, wenn wir nicht von einem überdimensionalen Alligator zu Tode besprungen werden wollen …«

»Ah«, sagte Peter. »Verstehe.«

»Trotzdem, nette Idee«, sagte ich. Ich griff nach einem weiteren Zweig, den ich ins Feuer werfen konnte, und fand keinen. »Verdammt.«

»Wir sollten in die Wälder gehen und etwas mehr Feuerholz suchen«, meinte Honey.

»Als treuer Freund unseres Lone Rangers hier, frage ich mich, was dieser ›Wir‹-Scheiß soll«, nörgelte der Blaue Elf.

»Ich gehe.« Honey stand auf und sah mich an. »Wie steht's, Matrose? Willst du einem Mädchen Gesellschaft leisten?«

»Dein Vater hat sein Geld für deine Benimmschule eindeutig verschwendet.« Ich kam auf die Füße. »Zu mir oder zu dir?«

»Na klar«, sagte Honey. »Und danach können wir etwas Feuerholz suchen gehen.«

»Hormone sind doch etwas Schreckliches«, sagte der Blaue Elf.

Ich folgte Honey aus dem Lichtkreis des Feuers zum Fluss hinunter. Sie ging durch die Dunkelheit, als wäre das nichts Besonderes. Und vielleicht war es das für sie nicht. So weit fort vom Feuer gewöhnten sich meine Augen an die Finsternis, aber nicht sehr gut. Ich konnte die Bäume mindestens genauso gut fühlen wie sehen und schaffte es so, den meisten auszuweichen. Sobald wir außerhalb der Hörweite der anderen waren, hielt Honey an und sah mich an. Ich war nicht überrascht. Sie hätte auch mit einem Lautsprecher nicht deutlicher sagen können, dass sie mit mir allein sprechen wollte. Sie klickte mit ihrem CIA-Feuerzeug und eine ungefähr 15 Zentimeter hoch wabernde Flamme schoss hervor, die ausreichte, um unsere Gesichter anzuleuchten.

»Danke, dass du den Hinweis verstanden hast«, sagte sie, die Stimme professionell gesenkt. »Ich wollte dir nur dafür danken, dass du am Loch Ness mein Leben gerettet hast. Ich dachte echt, für mich wäre das Spiel vorbei, als meine Systeme zusammenbrachen und das Wasser eindrang. Und ich hätte es wirklich gehasst, in diesem gelben Sarg sterben zu müssen. Viel zu kitschig.«

»Kein Problem«, sagte ich. »Das tun wir Droods eben.«

Selbst in dem flackernden Licht sah ich, wie sich eine ihrer Augenbrauen hob. »Das tun nicht alle Droods. Ihr wart nie mit unseresgleichen einverstanden.«

Ich zuckte mit den Achseln. »Du hättest das auch für mich getan.«

Sie lächelte kurz. »Nein, vielleicht nicht. Das hier soll ein Wettkampf sein, schon vergessen? Ich bin hier, um zu gewinnen, was auch immer das kostet.«

»Na klar«, sagte ich. »Du bist CIA.«

Wir lächelten einander an. Wenn man die meiste Zeit im Spionage-Geschäft ist und den ganzen Tag von Gott und der Welt angelogen wird, sind die gelegentlichen Momente, in denen zwischen Verbündeten oder Feinden wirkliche Ehrlichkeit herrscht, etwas Kostbares. Und man kann nicht oft freiheraus mit jemandem sprechen, der das versteht. Molly, die Süße, versucht es, aber sie war niemals eine Agentin. Sie ist ein Freigeist, eine freie Kämpferin und eine geistige Anarchistin, ja, aber keine Agentin. Sie verfügt nicht über die Erfahrung, wirklich die Ethik und die zweifelhaften Deals zu verstehen, die selbst ein Droodscher Feldagent einzugehen hat, um den Job erledigen zu können. Wir schützen die Menschheit, aber das Beste für sie war, dass sie niemals erfuhr, wie wir das taten. Sie wäre mit einigen unserer Methoden nicht einverstanden.

Gott weiß, dass ich selbst das manchmal nicht bin. Ich versuche, ein anständiger Kerl zu bleiben, aber ab und an erlaubt einem der Job das einfach nicht.

»Diese Rüstung von dir war sogar beeindruckender, als ich mir vorgestellt hatte«, sagte Honey jetzt. »Gibt es etwas, was sie nicht kann?«

»Als ob ich dir das sagen würde«, sagte ich heiter.

Honey sah mich nachdenklich an. »Es ist eine Schande, was der armen Katt passiert ist.«

»Ja«, erwiderte ich. »Das war eine Schande. So ein unglücklicher Unfall.«

»Ja«, sagte Honey. »Hast du sie getötet, Eddie?«

»Nein«, sagte ich. »Ich war mit dem Ungeheuer beschäftigt, erinnerst du dich? Ich nehme mal an, du glaubst nicht, dass das ein Unfall war?«

Honey schnaubte laut. »Wohl kaum. Sechs erfahrene Agenten an einem Ort, die um die größte Belohnung der Welt kämpfen, und einer von ihnen stirbt plötzlich? Sie hätte an einem Herzinfarkt sterben und gleichzeitig von einem Meteor getroffen werden können, und ich würde vermuten, dass die Sache stinkt. Ich hatte mir schon vorgenommen, sie selbst umzubringen. Ich war überzeugt, sie habe mein Tauchboot sabotiert. Aber jetzt bin ich nicht mehr so sicher. Und sie so früh innerhalb des Wettkampfs umbringen, wenn wir ihre Talente noch gut hätten nutzen können? Das ist eiskalt. Einer in dieser Gruppe kämpft mit harten Bandagen, und ausnahmsweise bin das nicht ich. Verstehst du, warum ich sofort dachte, du seist es?«

»Natürlich«, sagte ich. »Ich bin ein Drood. Aber trotzdem, ich glaube, das ist fast ein Kompliment, wenn man bedenkt, dass du bei der CIA bist. Wie bist du überhaupt bei der Spionage gelandet?«