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»Ich rede ja gar nicht drüber! Ich erwähne es nur am Rande. Kennen Sie jemanden hier, Walker?«

»Ich kenne Honey Lake«, sagte er erstaunlicherweise.

»Was hatte die CIA denn in der Nightside zu tun?«, fragte ich.

»Sich einmischen«, sagte Walker.

»Nichts, was die Droods anginge«, fügte Honey schnell hinzu.

Wir alle sahen Peter an, aber er zuckte nur mit den Achseln. »Ich habe von der CIA gehört und von den Droods, auch von der Nightside, aber das war's auch schon. Ich musste nie Teil eurer größeren, magischen Welt sein und hatte auch nie das Bedürfnis danach. Ich wollte mein Leben so weit von Großvater entfernt führen wie möglich. Aber: Er war ein Spion und ich auch. Vielleicht liegt es einem im Blut.« Er betrachtete uns über das Feuer hinweg nachdenklich. »Warum seid Ihr Spione geworden? Oder Agenten, wenn euch das lieber ist?«

»Bei mir ist das eine Familienangelegenheit«, sagte ich. »Mir wurden seit meiner Schulzeit Begriffe wie Pflicht und Verantwortung eingetrichtert. Die Indoktrination beginnt früh bei den Droods. Ich wurde in dem Glauben erzogen, auf der Seite des Guten zu kämpfen, ein Soldat in einem endlosen Krieg zu sein. Es gibt viele Wege, der Menschheit zu dienen, aber etwas außerhalb der Familie zu tun war nie eine Option. Ich fand einen Weg, das Herrenhaus zu verlassen und ein einigermaßen unabhängiger Agent zu sein, aber ich habe die Familie nicht verlassen. Ich bin ein Drood, auf Gedeih und Verderb, und das werde ich immer sein. Wir leben, um die Menschheit zu beschützen, und wenn man erst einmal herausfindet, vor wie vielen Dingen man sie schützen muss, mit denen ihr anderen nicht zurechtkommen würdet, … dann kann man sich nicht einfach davon abwenden.«

»Ja«, meinte Walker. »Pflicht und Verantwortung. Strenge Lehrmeister sind das, aber nicht ohne Lohn. Jemand muss einstehen gegen all die Kräfte, die die Welt in den Abgrund ziehen würden. Jemand muss die Peitsche in der Hand und ein Auge auf alles haben. Und darin war ich immer sehr gut.«

»Ich würde Pflicht und Verantwortung nicht erkennen, und wenn ich auf dem Weg in die Gosse drüber stolperte«, sagte der Blaue Elf. »Ich spiele das Spiel, weil es Spaß macht, Geld bringt und ich vielleicht auf das eine oder andere junge Ding treffe. Ich bin Agent, weil das verdammt noch mal cool ist. Wenn man erst einmal entdeckt hat, wie groß und wunderbar und seltsam die Welt wirklich ist, wie könnte man da nicht bis zur Hüfte hineinwaten?«

»Bei mir ging's immer darum, meinem Land zu dienen«, stellte Honey fest. »Alle nötigen Drecksarbeiten erledigen, weil es ja jemand tun muss.«

»Geld«, sagte Peter rundheraus. »Für mich hieß es immer: Wie ist die Bezahlung? Ich bin stolz, wenn ich Erfolg habe, ja, oder wenn ich meinen Job gut erledige; aber wenn ich etwas fände, das besser bezahlt wird, dann würde ich so schnell den Beruf wechseln, dass euch der Kopf schwirrt. Industriespionage ist nicht sehr glamourös, es gibt keine guten oder bösen Jungs. Nur unterschiedliche Grade der Gier, der Täuschung und des Betrugs.«

Dazu gab es nicht viel zu sagen, also wandte ich mich wieder dem Blauen Elfen zu. »Als du noch ganz groß dabei warst, für wen hast du gearbeitet? Außer für meine Familie?«

Er zuckte mit den Achseln. »Für jeden, der mich gut bezahlte oder einen interessanten Fall anzubieten hatte. Ich hatte immer eine Schwäche für hübsche Gesichter mit tränenreicher Story. Ich habe mich auch jahrelang in der Jobbörse rumgetrieben und hatte da eine Zeit lang meinen eigenen Stand. Habe alles gemacht und bin überall hin - aber nichts ist von Dauer. Besonders nicht in diesem Geschäft. Viel zu früh wollen die Kunden von einem Agenten gerettet werden, der nicht so viele Jahre auf dem Buckel hat, von einem, dessen Glamour-Faktor höher ist.«

Auf einmal unterbrach er sich und setzte sich aufrecht hin. Er neigte leicht den Kopf, als höre er auf etwas, was nur er hören konnte.

»Er ist da«, sagte er still. »Im Dunkeln. Und beobachtet uns.«

Wir alle sahen uns um und versuchten, nicht allzu auffällig dabei zu sein, aber die Dunkelheit behielt ihre Geheimnisse für sich. Aber langsam, Stück für Stück, erstarben das Kreischen und Rufen der örtlichen Fauna. Vögel und Tiere versteckten sich in Gegenwart von etwas wesentlich Gefährlicherem im Unterholz. Auf einmal schien die Nacht tiefer und bedrohlicher zu sein. Es herrschte eine angespannte, brüchige Stille, als ob die ganze Welt den Atem anhielte, um zu sehen, was als Nächstes passierte. Das einzige Geräusch war das leise Knistern des Feuers. Beinahe ohne dass wir es selbst bemerkten, standen wir auf und bildeten einen Kreis um das Lagerfeuer, Schulter an Schulter, und starrten hinaus in die Nacht, damit uns nichts, was uns entgegenkam, entginge. Der Blaue Elf stand links von mir, er zitterte beinahe vor Eifer.

»Bist du sicher?«, fragte Peter. »Ich kann verflucht noch mal nichts sehen.«

»Ja, klar«, meinte Honey. »Der ganze Wald ist still geworden, weil er nicht abwarten konnte, deine nächste Geschichte zu hören.«

»Er ist da draußen«, sagte Blue. »Ich kann seine Präsenz wie ein Gewicht auf der Welt fühlen, wie eine Störung in der Nacht. Aber … ich kann nicht sagen, was es ist. Es ist natürlich und unnatürlich, beides gleichzeitig. Seltsam.«

»Menschlich oder tierisch?«, fragte Walker praktisch wie immer.

»Es hat Elemente von beidem«, sagte Blue. »Aber wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich sagen, keines von beiden.«

»Ist es gefährlich?«, fragte Honey.

»Aber ja«, sagte Blue. »Ich kann frisches Blut auf ihm riechen.«

»Solange es sich nicht als irgendeine Affenart oder ein Missing Link herausstellt«, sagte Peter. Seine Stimme klang ein wenig zu laut und trug für meinen Geschmack zu weit. »Am Ende bewirft es uns noch mit seiner Kacke.«

»Es ist kein Affe!«, meinte Blue bissig, ohne sich umzusehen. »Nichts derart Simples. Etwas an dieser Kreatur lässt meine Nackenhaare aufstehen. Allein der Versuch, mentalen Kontakt mit ihm herzustellen, weckt in mir den Wunsch, meine Seele mit Seife auszuwaschen.«

»Aber alle Beschreibungen des Sasquatch stimmen überein: eine große, menschenähnliche, behaarte Gestalt«, sagte Honey. »Wenn es wirklich kein Affe ist, dann wenigstens eine Art Proto-Humanoide.«

»Nein«, sagte der Blaue Elf kategorisch. »Kein Affe. Kein Mensch. Nichts in der Art. Ich beginne mich zu fragen, ob das überhaupt der Sasquatch ist. Vielleicht ist das etwas anderes, etwas Fremdes - und das, weswegen Alexander King uns eigentlich hierher geschickt hat anstatt zu den bekannteren Bigfoot-Sichtungsorten.«

»Okay«, sagte ich. »Keiner macht rasche Bewegungen. Wir wollen es nicht verscheuchen, nachdem wir solange auf sein Auftauchen gewartet haben. Wenn es sich wieder in die Dunkelheit zurückzieht, dann finden wir es vielleicht nie wieder.«

»Ganz recht«, sagte Walker. »Das Letzte, was wir wollen, ist in der Dunkelheit hinter ihm herhetzen. Es fiele ihm viel zu leicht, uns zu trennen und dann einzeln anzugreifen.«

»Machen Sie sich um den Sasquatch Gedanken oder um uns?«, fragte Peter.

»Na los, Blue«, sagte ich. »Wir brauchen Informationen. Was kannst du uns über diese Kreatur

sagen?«

»Sie ist nicht natürlich«, wiederholte der Blaue Elf stur. »Ich kann das Verkehrte in dieser Kreatur spüren, wie Zähne, die an meinen Instinkten nagen. Da ist eine grundsätzliche Verkehrtheit, eine Instabilität - ja! Das ist es! Das verdammte Ding ist ein Formwandler. Manchmal das eine, manchmal das andere. Manchmal menschlich, manchmal etwas anderes.«

»Meinen Sie einen Werwolf?«, fragte Walker.

»Verdammt«, sagte Honey. »Und ich habe meine Silberkugeln nicht dabei. Hat sich einer von euch schon mal gefragt, warum der Lone Ranger nur Silberkugeln benutzt hat? Ich habe mir immer gedacht, dass sein Indianerfreund Tonto mehr war, als er behauptete …«

»Wenn wir bitte beim Thema bleiben könnten«, sagte Walker.