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Feric verzog ein wenig das Gesicht, als er sich gezwungen sah,

seine formal borgravische Nationalität einzugestehen. »Immerhin«, fügte er wie unter einem Zwang hinzu, »waren meine Eltern beide gebürtige Helder, Inhaber von Beglaubigungen und rechte Menschen. Mein Vater war Heermark Jaggar, der während des Großen Krieges als Kabinettssekretär im Ministerium für die Reinhaltung der Rasse diente.«

»Sicherlich begreifen Sie, daß nicht einmal der berühmteste Stammbaum die Beglaubigung als genetisch reiner Mensch garantieren kann, auch nicht einem im Land geborenen Helder.«

Feric errötete. »Ich möchte nur darauf hinweisen, daß mein Vater nicht wegen genetischer Ansteckung exiliert wurde, sondern wegen der Dienste, die er Heldon geleistet hatte. Wie so viele andere gute Patrioten wurde er ein Opfer des Schandvertrags von Karmak.«

»Das geht mich nichts an«, entgegnete der Beamte, färbte Ferics Fingerspitzen am Stempelkissen ein und drückte sie auf die entsprechenden Felder des Formblattes. »Ich interessiere mich nicht sehr für Politik.«

»Genetische Reinheit ist die Politik menschlichen Überlebens!« fuhr Feric ihn an.

»Das mag schon sein«, murmelte der Beamte ausweichend und reichte ihm den widerlichen Lappen, der von den Fingern der Bastarde in der Reihe vor ihm verseucht war — und von Gott weiß wie vielen vor ihnen. Behutsam entfernte er die Stempelfarbe so gut er konnte mit einer kleinen unbeschmutzten Ecke des Lappens von seinen Fingern, während der junge Beamte sein Formblatt dem Helder zu seiner Rechten weiterreichte.

Dieser Beamte war ein älterer Mann mit kurz geschnittenem grauem Haar und einem würdevoll gezwirbelten Schnurrbart; in der Blüte seiner Männlichkeit mußte er eine eindrucksvolle Erscheinung gewesen sein. Jetzt waren seine Augen wie von Müdigkeit gerötet und wäßrig, und das lastende Gewicht der enormen Verantwortung, die sie zu tragen hatten, hatte seine Schultern gebeugt.

Die Kragenspiegel seiner Uniform zeigten den roten, von zwei Schlangen umwundenen Merkurstab auf dem Hintergrund der schwarzen Faust, das Emblem des genetischen Analytikers. Er warf einen Blick auf das Formular, dann sagte er in schüchternem Ton, ohne Feric direkt anzusehen:

»Rechtmann Jaggar, ich bin Dr. Heimat. Es wird notwendig sein, bestimmte Untersuchungen vorzunehmen, ehe wir Ihnen eine Beglaubigung der genetischen Reinheit aushändigen können.«

Feric traute seinen Ohren nicht. Was für ein genetischer Analytiker war dieser Mann, daß er sich mit der Erwähnung des Offensichtlichen aufhielt und ihn zugleich schon im voraus mit dem Ehrentitel eines Bürgers von Heldon anredete? Was konnte die unglaubliche Nachlässigkeit und das Fehlen von Wachsamkeit und Haltung in der Mannschaft dieser Zollfestung erklären?

Dr. Heimat gab das Formblatt dem Untergebenen zu seiner Rechten weiter, einem etwas schmächtigen, gutaussehenden jungen Mann mit kastanienbraunem Haar, der das Emblem eines Schreibers auf dem rechten Oberarm seiner Uniform trug. Als das Papier übergeben wurde, wurde Ferics Aufmerksamkeit momentan auf diesen Schreiber gelenkt, und seine Verwunderung löste sich augenblicklich in der erschreckendsten Art und Weise, die man sich vorstellen konnte.

Denn obgleich der Schreiber für jedes andere als das durch lange Erfahrung sensibilisierte Auge genetisch rein zu sein schien, stand für Feric mit absoluter Gewißheit fest, daß dieser Mann ein Dominator war!

Er hätte die Eigenschaften des Schreibers, die ihn als einen Dominator bezeichneten, nicht genau spezifizieren können, aber die gesamte Gestalt der Anwesenheit der Kreatur kreischte ihm durch alle bekannten und vielleicht unbekannten Sinne das Warnsignal zu: ein gewisser nagetierhafter Glanz in den Augen der Kreatur, eine subtile Selbstgefälligkeit im Benehmen. Vielleicht gab es andere Hinweise, die Feric auf einer gänzlich unterbewußten Ebene wahrnahm: eine Verkehrtheit des Körpergeruchs, die nur von den hinteren Bereichen seines Stammhirns erkannt wurde, eine Aussendung elektromagnetischer Energie, die subtil genug war, um seinen Argwohn zu erregen, obwohl das Dominanzfeld nicht auf seine Person gerichtet war. Vielleicht verhielt es sich einfach so, daß Feric, ein rasseechter Mensch, der zeit seines Lebens isoliert unter Mutanten und Bastarden in einem Land gelebt hatte, das von den Dominatoren stark beeinflußt war, eine psychische Empfindsamkeit für ihre Gegenwart entwickelt hatte, die anderen Heldern, die unter ihresgleichen lebten, abging. Jedenfalls war Feric, obgleich er zu allen Zeiten dem Einfluß von Dominatoren ausgesetzt gewesen war, niemals einem von ihnen ins psychische Netz gegangen, mochte seine Willenskraft auch dann und wann auf eine harte Probe gestellt worden sein. Dieses ständige Ausgesetztsein befähigte ihn ganz gewiß, einen Dom aufzuspüren, gleichgültig, mit welchen subtilen Methoden er sich tarnte.

Und hier vor seinen Augen, mit Schreibgerät und Formular in den Händen, Schulter an Schulter mit einem genetischen Analytiker, an einem Platz, der nichts anderes war als eine Schlüsselposition, war eine dieser abscheulichen Kreaturen! Es erklärte alles. Die ganze Garnison mußte in unterschiedlichem Maße in das Dominanzmuster verstrickt sein, das dieser scheinbar unbedeutende Schreiber nach und nach mit großer Sorgfalt aufgebaut hatte. Es war ungeheuerlich! Aber was konnte er tun? Wie konnten Männer, die selbst im Dominanznetz gefangen waren, von seinem Vorhandensein und der Gegenwart ihres Meisters überzeugt werden?

Dr. Heimat hatte das Arbeitsmaterial seiner Wissenschaft vor sich ausgebreitet, doch schien es Feric eine armselige Schaustellung zu sein; der borgravische Quacksalber, mit dem er sich in Gormond hatte begnügen müssen, hatte ein breiteres Spektrum von Tests angewendet, als es dem Helder nach seiner Ausrüstung zu Gebote stand.

Er gab Feric einen großen blauen Ballon. »Bitte atmen Sie da hinein«, sagte er. »Das Innere ist chemisch so vorbehandelt, daß nur das biochemische Atemprofil, das mit dem reinen menschlichen Genotyp verbunden ist, eine Grünfärbung hervorrufen kann.«

In dem Bewußtsein, daß dies einer der grundlegendsten Tests war, atmete Feric in den Ballon. Es war bekannt, daß ungezählte Bastarde diesen Test bestanden, und überdies war er völlig ungeeignet, um Dominatoren auszumerzen.

Nach kurzer Zeit veränderte sich die Farbe des Ballons zu einem hellen Grün. »Atemanalyse positiv«, erklärte Dr. Heimat, und der Dominator in seiner Rolle als Schreiber machte die geeignete Eintragung in das Formblatt, ohne einen von ihnen anzusehen.

Der Analytiker reichte Feric eine gläserne Phiole. »Bitte speien Sie da hinein. Ich werde die Zusammensetzung Ihres Speichels einer chemischen Analyse unterziehen.«

Feric spuckte in die Phiole, wobei er inbrünstig wünschte, daß es das Gesicht des Dominators wäre, der jetzt aufblickte und ihn mit einem Ausdruck täuschend geheuchelter Sanftmut anschaute.

Dr. Heimat verdünnte den Speichel mit Wasser, dann nahm er die Flüssigkeit mit einer Pipette auf und gab sie in eine Reihe von zehn Reagenzgläsern. Aus einer Anzahl von Flaschen schüttete er verschiedene Chemikalien in diese Gläser, worauf die klare Flüssigkeit in jedem Reagenzglas eine andere Farbe annahm: Schwarz, Wasserblau, Gelb, Orangerot, wieder Wasserblau, Rot, wieder Gelb, Dunkelblau, Purpur und Milchweiß.

»Speichelanalyse: hundertprozentig perfekt«, erklärte der genetische Analytiker. Dieser Test, der zehn verschiedene Eigenschaften des menschlichen Speichels separat als genetische Kriterien untersuchte, statt lediglich die biochemische Zusammensetzung zu prüfen, erreichte zwangsläufig eine weit größere Präzision. Es gab jedoch Dutzende von Mutationen von der rechten menschlichen Norm, die in keiner Weise mit der Zusammensetzung des Speichels oder Atems verbunden waren, darunter die Dominator-Mutation, die mit somalischen Tests überhaupt nicht ermittelt werden konnte.

Feric forderte den Dominator mit finsterem Blick heraus, seine Willenskraft zu erproben und sich zu erkennen zu geben. Aber natürlich projizierte der Schreiber keine psychischen Energien in seine Richtung. Warum sollte er sich einem durchziehenden Fremden offenbaren und damit die Auflösung seines Dominanzmusters riskieren, wenn die äußeren Umstände die Möglichkeit seiner Einbeziehung in die Einflußsphäre ausschlössen?