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»Das war auch meine Überlegung, mein Führer«, erwiderte Remler. »Aber die Kosten der Verpflegung, Bekleidung und Unterbringung von Millionen solcher unnützer Esser über Jahrzehnte hinweg entziehen sich der Vorstellung. Und zu welchem sinnvollen Zweck?«

»Ich sehe, worauf Sie hinauswollen«, sagte Feric. »Ich weiß aus meiner eigenen Erfahrung unter den Borgraviern, daß fast alle ein primitives Leben in Schmutz und großem Elend führen; sie sind genetisch unfähig zu etwas Besserem. Ohne Zweifel würde die Euthanasie ein humaner Dienst an den armen Teufeln sein, wie sie auch für uns die pragmatischste Lösung wäre. Aber ich muß absolut darauf bestehen, daß die Aktion mit einem Minimum an Schmerz für die Betroffenen und so effizient und kostensparend wie möglich durchgeführt wird.«

»Selbstverständlich, mein Führer!« sagte Remler. »SS-Wissenschaftler haben ein Gas entwickelt, welches den Euthanasiepatienten zunächst vom Bewußtsein und dann von den Vitalfunktionen erlöst, ohne daß eine Spur von Unbehagen oder Unwohlsein empfunden wird, von Schmerz gar nicht zu reden. Außerdem ist es schon in sehr kleinen Dosen wirksam und läßt sich ohne allzu hohe Kosten herstellen. Wir könnten die Insassen sämtlicher Lager in den neuen Territorien in dieser Art und Weise zu etwa den gleichen Kosten behandeln, wie sie uns bei Aufrechterhaltung der Lager in der gegenwärtigen Form in sechs Wochen entstehen.«

Der Gestank der zusammengedrängten Borgravier bedrängte Ferics Nase wie das Miasma eines unvorstellbar großen Misthaufens. Unleugbar war das von Remler vorgeschlagene Programm die praktischste Art und Weise, um mit den früheren Bewohnern der neuen Territorien zu verfahren; man konnte kaum erwarten, daß das Volk von Heldon jahrzehntelang ungeheure Summen für die Versorgung dieser elenden Monstrositäten ausgab, und solche Kreaturen in von Menschen bewohnten Gebieten frei herumlaufen zu lassen, war ebenso undenkbar. Schließlich hatten diese armen Geschöpfe sicherlich ein Recht darauf, daß die biologisch höherwertige Nachfolgerasse, die sie im Einklang mit den Gesetzen der Natur verdrängt hatte, ihrem Elend ein möglichst rasches und schmerzloses Ende bereitete, statt sie im eigenen Unrat verrotten zu lassen. In dieser Frage deckten sich die Forderungen des Pragmatismus mit denen absoluter Moral. Die humanitäre Pflicht des heldonischen Volkes war identisch mit der ökonomischen Notwendigkeit.

»Sehr gut, Remler«, sagte Feric. »Sie werden die notwendigen Voraussetzungen schaffen und die Behandlung der Lagerinsassen innerhalb von zwei Monaten zum Abschluß bringen.«

»Innerhalb von sechs Wochen, mein Führer!« versprach Remler inbrünstig.

»Sie machen dem Hakenkreuz Ehre!« rief Feric aus.

Obwohl ihm durchaus klar war, daß der Kampf um die Erhaltung des wahren menschlichen Genotyps nicht gewonnen war, solange die Dominatoren über die Weiten von Zind herrschten, fühlte Feric, daß die Bevölkerung von Heldon ein Fest mehr als verdient hatte. Darum bestimmte er eine Woche nachdem der Fall von Kolchak den endgültigen Sieg des Hakenkreuzes über den letzten verbliebenen Bastardstaat im Westen vollendet hatte, einen Tag zum Nationalfeiertag.

Im gesamten Machtbereich Heldons wurden Parteiversammlungen und Aufmärsche geplant; in Heldheim aber beschloß Feric das größte und begeisterndste Schauspiel aller Zeiten zu inszenieren, das zur Erbauung und Inspiration aller Volksgenossen über Fernsehen bis in die entferntesten Winkel der vergrößerten Nation ausgestrahlt werden sollte.

Auf offenem Feld vor der Stadt war eine gewaltige Tribüne errichtet worden. Als die Sonne zum Westhorizont sank, bot dieses Bauwerk schon für sich einen großartigen Anblick für die Hunderttausende von Heldem, die sich auf dem freien Feld versammelt hatten, so weit das Auge reichte. Die Tribüne war als eine Serie von Zylindern mit kontinuierlich abnehmenden Durchmessern errichtet, einer auf dem andern. Die Basis des Turmes war eine kreisförmige Tribüne, auf deren fünfzehn Meter hinaufreichenden Rängen tausend SS-Leute standen, die Elite der Elite: keiner unter einem Meter neunzig groß, alle blond und blauäugig und gekleidet in makellose schwarze Lederuniformen, deren hochglanzpolierte verchromte Knöpfe das Licht der untergehenden Sonne wie mit tausend Facetten in orangefarbenen Blitzen widerspiegelten. Jeder dieser Übermenschen hielt eine brennende Fackel, deren Feuerbrand zur Farbe ihrer Hakenkreuzumhänge paßte. Auf dieser gigantischen Rundtribüne erhob sich ein kleinerer Zylinder, drapiert mit Hakenkreuzfahnen, auf dem Waffing, Best, Bogel und Remler als die führenden Funktionäre der Partei standen, in ihren schwarzen Uniformen prächtig anzusehen. Von dieser Ebene ragte ein hoher dünner Zylinder auf, auch er mit scharlachrotem Fahnentuch umkleidet und volle fünfzehn Meter hoch. Auf seiner Spitze stand Feric in heroischem schwarzem Leder und scharlachrotem Umhang, den Großen Knüppel von Held am breiten Ledergürtel. Eine verborgene, rötlich-getönte Lichtquelle strahlte ihn von unten an, so daß er einer heroischen Bronzefigur glich, als er dort oben stand und aus vierzig Metern Höhe auf das unübersehbare Heer seiner Anhänger herabblickte.

Über die weite Fläche eines fackelgesäumten Aufmarschplatzes hinweg, der im Zentrum einer langen, schnurgerade die Zuschauermenge zerteilenden Paradestrecke lag, stand Feric einem enormen hölzernen Hakenkreuz von fünfzig Metern Höhe gegenüber.

Genau in dem Augenblick, als der untere Rand der Sonnenscheibe den westlichen Horizont berührte und das Land mit rotem Glutschein überhauchte, sausten zwanzig schwarze Kampfflugzeuge keine zweihundert Meter hoch über den Aufmarschplatz hinweg; der verhallende Donner ihres Vorbeiflugs verschmolz mit den mächtigen Hochrufen der Menge. Auf dieses spektakuläre Signal hin ging das riesenhafte Hakenkreuz mit einem explosiven Brüllen, das die Zuschauer bis ins Innerste erbeben ließ, in Flammen auf.

Noch über die Fläche des Aufmarschplatzes hinweg konnte Feric die ausstrahlende Wärme dieses ruhmreichen Symbols fühlen. Gleichzeitig begann die große Parade mit fünftausend schimmernden schwarzen Motorrädern, die in präzisen Formationen an der Tribüne vorbeizogen, geschmückt mit im Fahrtwind flatternden Hakenkreuzfahnen. Als die Reihen der Motorräder in schwarz-weiß-roter Glorie tief unter ihm die Tribüne passierten, hoben die SS-Männer die gestreckten Arme im Parteigruß und riefen »Heil Jaggar!« so daß sich von Ferics Gesichtspunkt aus das Bild einer kontinuierlichen stehenden Welle von grüßenden Armen und ein rollender Donner von Heilrufen ergab, der mit dem Brüllen von fünftausend Motoren verschmolz, um die Hügel und Täler erzittern zu machen.

Feric beantwortete diese erhebende Ovation mit dem Parteigruß, den er jedesmal erneuerte, wenn eine weitere Formation die Tribüne passierte, so daß jede SS-Motorradabteilung ihre persönliche Anerkennung vom Oberkommandierenden empfing.

Auf die Motorradabteilungen folgte eine Formation von zweihundert Panzern, die in exakt ausgerichteten Zehnerreihen an der Tribüne vorbeidefilierten. Vor der Tribüne feuerten die Panzerkanonen Salutschüsse und erfüllten die Luft mit kontinuierlichen, weithin dröhnenden Salven und dem berauschenden Duft von Pulverrauch. Feric antwortete, indem er den Stahlkommandeur zog und die mächtige Waffe emporreckte, bis der letzte Panzer vorbeigerasselt und die letzte Salve von Salutschüssen über dem dämmernden Lande verhallt war. Der glänzende Schaft des Großen Knüppels von Held funkelte mit tausend eingefangenen Glanzlichtern vom riesigen brennenden Hakenkreuz auf der anderen Seite des Aufmarschplatzes.

Tief zu seinen Füßen sah Feric einen Ozean von Menschen, der sich bis zu den dunkelnden Horizonten erstreckte, eine jubelnde, rufende und winkende Menge, mitgerissen von der Glorie des Augenblicks. Bierfässer wurden angezapft, und hier und dort fanden sich Gruppen zu spontanen Volkstänzen zusammen. Tausende von provisorischen Fackeln wurden angezündet und wild in der Luft geschwenkt. Feuerwerkskörper wurden abgebrannt und trugen ihren Teil zur fröhlichen Volksfeststimmung bei.