Große Formationen regulärer Infanterie marschierten in ihren feldgrauen Uniformen vorbei und ließen den Boden unter den Tritten ihrer genagelten Stiefel erzittern. Der Lärm der feiernden Menge wurde zu einer spürbaren Kraft, die Feric mit jeder Faser seines Wesens fühlen konnte, eine hinreißende Mischung aus Jubel, Feuerwerk, Musik, Tanz, Motorengedröhn, marschierenden Kolonnen, Salutschüssen. Staffeln schnittiger Jagdmaschinen sausten durch den Abendhimmel, lange Schleppen aus blauem, grünem, rotem und gelbem Rauch ausstoßend.
Motorisierte Infanterie in geländegängigen Kettenfahrzeugen rasselte vorüber und feuerte ihre Maschinengewehre in die Luft. Ihnen folgten weitere Panzerabteilungen, die mit ihren Kanonen Salutschüsse abgaben. Feric war von der Glorie und Festlichkeit des Augenblicks ebenso mitgerissen wie der einfachste Helder. Wieder und immer wieder grüßte er seine vorbeiziehenden Truppen, den ausgestreckten Arm in nie erlahmender Disziplin und Präzision erhoben, bis ins Innerste verschmolzen mit der mystischen Kraft der Rasse, die über allem in der Luft lag, einer Kraft, die ihm aus der Inbrunst der riesigen Menge zuwuchs, aus der Macht der marschierenden Legionen, dem Triumph des Augenblicks und der leidenschaftlichen Glut, von der die Herzen aller Helder entflammt waren.
Jedesmal, wenn Feric seinen Arm zum Gruß ausstreckte, erreichte der übernatürliche Lärm ein neues Crescendo, einen neuen Höhepunkt aufbrandenden Jubels, der Ferics ganzes Wesen durchströmte und die Ekstase dieser Kommunion mit seinem Volk weiter steigerte, so daß sein nächster Gruß zu einer noch inbrünstigeren Geste wurde.
Nun rollte Waffings Stolz und Freude an der Tribüne vorüber: lange, schlanke, glatte, silbrige Raketen auf Anhängern, die von Lastwagen gezogen wurden, letzter und höchster Ausdruck heldonischen Potentials, fähig, mit Überschallgeschwindigkeit aus Hunderten von Kilometern Entfernung auf feindliche Ziele herabzustoßen. Diesen folgten Motorradabteilungen der Armee, die ihr Bestes taten, um ihre Waffenbrüder von der SS in schneidiger Disziplin zu übertreffen. Weitere Flugzeuge donnerten über die Tribüne hinweg und warfen Leuchtfallschirme, die den Nachthimmel in allen Farben des Regenbogens erhellten.
Sturmtruppen der SS in schwarzen Lederuniformen zogen im Parademarsch vorbei, die gestreckten Beine mit jedem Schritt bis in Kopfhöhe hochreißend und dann mit unglaublicher Wucht auf den Boden knallend, wozu sie die Arme in völliger Präzision zum Gruß erhoben und mit einem wilden Nachdruck, der beinahe übernatürlich schien, »Heil Jaggar!« brüllten.
Und so nahm die großartige Parade bis weit in die Nacht hinein ihren Fortgang, als die militärische Macht Heldons am großen Tribünenturm vorüberzog. Die Menge schien immer größer und immer inbrünstiger zu werden, als erschiene ganz Heldon auf eine mystische Art und Weise zu diesem glorreichen Anlaß.
Auf seinem mit Fahnentuch bespannten Denkmalssockel stand Feric aufrecht und unermüdlich, begrüßte jede vorbeimarschierende Formation mit disziplinierter Lebhaftigkeit und Teilnahme, die unvermindert anhielt, selbst als das erste Licht des Morgens über den östlichen Horizont zu leuchten begann. Sein ganzes Wesen war eingegangen in die ruhmreiche Apotheose der Rasse, die alle Helderherzen vereinte.
Einen Augenblick vor Sonnenaufgang zog Feric den Großen Knüppel von Held und reckte die große schimmernde Metallfaust, die sein Kopfstück war, dem Osthorizont entgegen. Als die aufgehende Sonne das blanke Metall aufleuchten ließ, stieg aus der unübersehbaren Menge ein titanischer, ekstatischer Jubel auf. Denn in diesem Augenblick schien es nur natürlich und passend, daß die Sonne selbst die Parade abschloß, wie sie sie am Abend zuvor eingeleitet hatte, und so ihrer eigenen unsterblichen Loyalität zur heiligen Sache des Hakenkreuzes Ausdruck verlieh.
12
Mit einem Gefühl tiefer Befriedigung und lebhafter Erwartung rief Feric seine Großkommandeure einen Monat nach dem Fall von Kolchak zu einer privaten Strategiediskussion in sein Quartier, denn die fanatische Entschlossenheit und heroische Selbstaufopferung des heldonischen Volkes hatte während der Zeit, die jeder wahre Mensch als zeitweiligen Frieden verstand, nicht für einen Augenblick nachgelassen.
Es gab nicht den geringsten Zweifel, daß Remler, Waffing und Bogel ein wohlerworbenes Recht auf das stolze Selbstbewußtsein hatten, das sie ausstrahlten, als sie mit Feric beim Bier saßen und daraufwarteten, ihre Rechenschaftsberichte zu geben. Was den getreuen Best anging, so wußte er sich in tausend kleinen Dingen unentbehrlich zu machen.
»Nun, mein lieber Remler«, sagte Feric, stellte seinen Bierkrug ab und kam zur Sache, »fangen wir mit Ihnen an. Wie ist die Situation in den Registrierungslagern der neuen Territorien?«
»Die Insassen werden innerhalb der nächsten zwei Wochen alle behandelt sein, mein Führer«, sagte Remler. »Danach können wir die Lager schließen und unsere Kräfte auf positivere eugenische Projekte konzentrieren.«
»Ich hoffe, Sie vergeuden in Ihrer Eile, die Behandlung zu beschleunigen, kein gesundes genetisches Material, Remler«, sagte Feric. »Jeder rasseechte Mensch, der aus den Dunghaufen der vormaligen Mutantenstaaten gewonnen werden kann, ist ein potentieller Soldat unseres Landes.«
Remlers scharfgeschnittenes schmales Gesicht zeigte sich verletzt, beinahe indigniert. »Mein Führer«, versetzte er steif, »es ist mir eine Genugtuung, zu melden, daß wir aus den genetischen Abfallhaufen annähernd einhunderttausend wahre Menschen gelesen haben! Es ist uns sogar gelungen, einige Dutzend SS-Anwärter zu entdecken, so unwahrscheinlich das scheinen mag.«
»Gut gemacht!« rief Feric aus, beeindruckt von den Zahlen und bestrebt, seinen Skeptizismus wieder gutzumachen. »Sie haben mit dieser Behandlung wirklich Wunder gewirkt, Remler.«
»Mein Führer, die Behandlung ist ein unbedeutenderes Detail, verglichen mit den neuesten Leistungen der SS-Genetiker. Diesen Wissenschaftlern ist es gelungen, einen kompletten Satz aller genetischen Kriterien aufzubauen, die den Übermenschen der Zukunft charakterisieren werden. Diese Krone der Schöpfung wird bis zwei Meter zwanzig groß sein, mit heller Haut, blondem Haar, dem Körperbau griechischer Göttergestalten und einer durchschnittlichen Intelligenz, welche diejenige eines Genies unserer Tage übertreffen wird. Durch rigorose Zuchtwahl innerhalb der gegenwärtigen SS-Generation können die Anfänge einer solchen Herrenrasse bereits in drei Generationen in Erscheinung treten.«
Darauf hätten die anderen Großkommandeure vor Staunen fast den Mund aufgesperrt. »Fantastisch!« rief Feric aus. »Sobald wir einen ausreichenden Vorrat solcher reinrassigen Züchtungen haben, werden wir in der Lage sein, die gesamte Bevölkerung Heldons in einer einzigen Generation auf ein gottähnliches Niveau emporzuheben, einfach, indem wir die Zucht der SS-Übermenschen zu den alleinigen Erzeugern der nächsten Ernte heldonischer Sprößlinge machen.«
Remler konnte kaum an sich halten. »Genau, mein Führer!« rief er. »Aber die visionär Begabten unter unseren Wissenschaftlern glauben, daß sie auf dem Wege sind, etwas noch Besseres zu entwickeln: die Technik der Zellkernverschmelzung. Einer rasseechten Person, deren Stammbaum den höchsten Anforderungen genügt, wird eine Gewebeprobe entnommen. Da der genetische Kode dieser Person in jedem Zellkern vorhanden ist, kann er isoliert und in einem komplizierten Verfahren in ein befruchtetes menschliches Ei eingebracht werden, dessen ursprünglichen genetischen Kode man zuvor entfernt hat. So kann ein mit der Spenderperson identischer Nachkomme entweder im Mutterleib ausgetragen oder in einer Nährlösung herangezogen werden. Die Zufälligkeiten der sexuellen Reproduktion werden damit vollständig umgangen. Damit nicht genug, kann ein Spender ohne weiteres Hunderte, sogar Tausende identischer Nachkommen hervorbringen, vorausgesetzt, es stehen ausreichend befruchtete menschliche Eier zur Verfügung. Auf diesem Wege könnte die Herrenrasse innerhalb einer einzigen Generation Wirklichkeit werden! Die Forschung befindet sich gegenwärtig allerdings noch in einem frühen Stadium.«