Die heldonischen Motorradabteilungen und Infanterieregimenter hatten ziemlich schwere Verluste erlitten, doch war die Artillerie praktisch intakt, von den Panzern waren nicht mehr als fünfzig verlorengegangen, und die Luftwaffe operierte nach wie vor in voller Stärke. Große Mengen Munition und Treibstoff waren verbraucht worden, doch der Munitionsnachschub lief, und sobald Waffings Verstärkungen von den Ölfeldern kämen, würde auch die Treibstoffversorgung von dort erfolgen können, was eine Halbierung der Transportwege bedeutete.
»Unsere gegenwärtige Aufgabe ist kristallklar«, sagte Feric zu Best. »Wir müssen diese Positionen um jeden Preis halten, bis Waffing seinen Auftrag erfüllt hat und seine Heeresgruppe mit der unsrigen vereinigen kann.«
Bests Reaktion ließ die Begeisterung ein wenig vermissen. »Lieber würde ich gegen den Feind vorrücken, ganz gleich, wie die Kräfteverhältnisse aussehen mögen, als eine noch so uneinnehmbare Verteidigungslinie zu halten, mein Führer«, sagte Best.
Feric konnte nur in verständnisvoller Zustimmung nicken; genau dies waren auch seine Empfindungen und die, dessen war er sicher, eines jeden anständigen Soldaten. Immerhin gab es Zeiten, da man zum Besten des Vaterlandes auf eigene Wünsche verzichten mußte. Ohne Zweifel waren auch die Truppen nicht glücklich über diesen defensiven Einsatz. Vielleicht war es angezeigt, etwas für die Aufrechterhaltung der Moral zu tun.
Um sich ein Bild vom Kampfgeist seiner Truppen zu machen und ihm nötigenfalls aufzuhelfen, verließ Feric seinen Befehlspanzer, legte eine saubere schwarze Uniform und einen fleckenlosen scharlachroten Umhang an und unternahm eine Inspektionsfahrt entlang den Stellungen, wobei er sich des schwarzlackierten und reich verchromten Motorrades eines gefallenen SS-Helden bediente. Best folgte ihm als sein Adjutant auf einer zweiten Maschine. Er trug den Stahlkommandeur für alle Augen sichtbar an seiner Seite, so daß das frisch polierte prächtige Kopfstück und der dicke silbrige Schaft in der Sonne schimmerten und blitzten.
Obgleich diese Truppen beinahe zwei Tage lang mit nie erlahmender Wildheit und Hingabe gekämpft hatten, ohne Schlaf und in den meisten Fällen ohne warme Verpflegung, drückten sie nichts als den sehnlichen Wunsch aus, wieder an den Feind zu gehen. Dies war evident in der fanatischen Entschlossenheit, die in ihren Augen brannte, der liebenden Fürsorge, die sie ihren Waffen während dieser Kampfpause angedeihen ließen, der schneidigen Präzision ihrer Ehrenbezeigungen, dem Feuer, mit dem sie »Heil Jaggar!« riefen, wo immer der Führer und Oberste Feldherr auftauchte, und den spontanen Hochrufen, in die sie jedesmal ausbrachen, wenn eine Artilleriesalve über ihre Köpfe hinwegrauschte, um unmitten des Feindes Tod und Verwüstung zu säen.
Feric hatte mit dieser Inspektionsfahrt kaum eine halbe Stunde zugebracht, als überall entlang der feindlichen Linien eine mächtig brandende Vorwärtsbewegung erkennbar wurde.
»Was gibt es, mein Führer?« fragte Best.
»Es scheint, als ob unser Kampfdurst wieder einmal gestillt werden sollte«, sagte Feric. Eine Angriffswelle nach der anderen überstieg den riesigen Leichenwall der gefallenen Krieger und stürmte mit hämmernden Maschinenpistolen durch das Niemandsland auf die heldonischen Linien zu.
Feric nahm seine eigene Maschinenpistole von der Schulter und setzte sie in das Feuergestell am Lenker; überall entlang der Verteidigungslinie wurden Panzerkanonen, Maschinengewehre und Feldgeschütze auf den stürmenden Feind angerichtet, und ein verheerendes Sperrfeuer zerriß die Kreaturen zu Tausenden in Stücke, als sie in Sprüngen über die aufgewühlte Erde setzten. Gleichzeitig stieß eine Kette Stukas um die andere herab und sprengte riesig klaffende Trichter in die rückwärtigen Formationen.
Trotzdem dauerte es nicht lange, bis die ersten Angriffswellen in den Wirkungsbereich von Maschinenpistolen und Flammenwerfern kamen. Feric gab der Infanterie Feuerbefehl.
Sofort eröffneten hunderttausend Maschinengewehre und Maschinenpistolen entlang der Verteidigungslinie das Feuer. Die erste Angriffswelle wurde buchstäblich von den Füßen gerissen und rücklings zu Boden geschmettert. Die nächste Welle erlitt das gleiche Schicksal, und auch die übernächste. Aber währenddessen ging die Gesamtstreitmacht von Zind unerschütterlich und scheinbar unaufhaltsam über die gefallenen Leichen der eigenen Krieger vor, als übten die Feuer und Tod speienden Mündungen der heldonischen Waffen eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf sie aus.
Als er beobachtete, wie seine Feuerstöße durch die Leiber eines halben Dutzend nackter Monster fuhren und Fleischbrocken aus den übereinanderstürzenden Kreaturen rissen, wurde Feric plötzlich klar, daß weder Panzer noch Kriegswagen im Kampfgebiet waren.
»Das sind keine gewöhnlichen Zindkrieger, Best!« rief er aus. Und nun, da er genauer darauf achtete, fiel ihm sofort auf, daß sie nicht in den gewohnten, absolut präzisen Formationen vormarschierten. Auch hatten ihre Köpfe, wenn sie auch weit unter den menschlichen Durchschnitt geschrumpft waren, größere Schädel als diejenigen der bisher bekanntgewordenen Krieger, und um Kiefern und Münder war ein Zug, der Ferics Miene unwillkürlich verhärtete. Dann verhüllten die Flammenwerfer der Panzer die Angriffsfront mit einer Flutwelle von brennendem Petroleum, hinter der Feric durch den Gefechtslärm ein schreckliches Kreischen und Heulen hören konnte.
Halb verbrannte Krieger stürzten taumelnd aus diesem Feuervorhang, feuerten noch im Todeskampf aus ihren Maschinenpistolen und brachten den Angriff bis auf knapp hundert Schritte an die Verteidigungsstellung heran. Feric gab Befehl, die Petroleumvorräte der Flammenwerfer zu schonen, zog den Großen Knüppel von Held, schwenkte ihn großartig über dem Kopf, gab Gas und donnerte auf dem Motorrad aus dem Schutz der Feldstellungen gerade auf die anstürmenden Massen der wilden Riesen zu.
Unter vieltausendfachen Hochrufen, die sich in Windeseile über die gesamte Ausdehnung der Verteidigungslinien hinweg fortpflanzte, brausten alle Motorradabteilungen von SS und Armee durch die Linien nach vorn, um sich ihm anzuschließen. Tausende dieser Helden wurden sofort von den ratternden Maschinenpistolen der Krieger gefällt; auch Feric pfiffen die Kugeln um den Kopf, aber innerhalb weniger Sekunden hatte die Angriffswelle der Motorradabteilungen die Monstrositäten erreicht. Feuerwaffen waren nutzlos, und es ging Mann gegen Mann.
Feric fand sich in einem Wald von riesigen, schmutzigen und haarigen Beinen. Übermenschliche Kraft strömte ihm vom Großen Knüppel zu, und er schwang die mächtige Waffe wie eine Weidengerte durch die Luft. Der gewaltige Hieb durchschlug Dutzende der widerwärtigen Gliedmaßen wie fauligen Käse und warf zwanzig oder mehr von den heulenden Obszönitäten zu Boden, wo sie wie geköpfte Schlangen zappelten. Als er die Schädel der verkrüppelten Kreaturen wie Melonen einschlug, bemerkte er, daß ihre Augen glühende Kohlen waren, ihre Münder blutig schäumten und mit rasiermesserscharfen Zähnen gefüllt waren.
Diese Kreaturen waren eine ganz andere Zucht als die Krieger, denen Heldon bisher gegenübergestanden hatte. Jeder kämpfte unabhängig und mit der schäumenden Raserei eines verwundeten Kampfstiers. Furchtlos warfen sie ihre massierte Kraft gegen den eisernen Willen der fanatischen Helder auf ihren stählernen Maschinen.