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Es gibt einige dürftige Hinweise, daß die Partei der Nationalsozialisten bis zu einem gewissen Grade antisemitisch orientiert war. Daher mag es verlockend sein, zu folgern, daß die Dominatoren symbolisch für das Judentum stehen. Da Zind aber offenbar für die Sowjetunion steht, wo der Antisemitismus in der vergangenen Dekade zu derart wilden Ausbrüchen führte, daß fünf Millionen Juden umgekommen sind, und da die Dominatoren, weit entfernt, die Opfer Zinds zu sein, seine absoluten Herrscher sind, erscheint diese Vorstellung nicht haltbar.

Trotz der Verwirrung in den Details ist die fundamentale politische Allegorie von Herr des Hakenkreuzes jedoch ganz klar: Heldon als Verkörperung entweder Deutschlands oder der nichtkommunistischen Welt, vernichtet Zind, das die Sowjetunion repräsentiert.

Unnötig zu sagen, daß diese spezielle politische Wunscherfüllung in einer Zeit, da nur die Vereinigten Staaten und Japan zwischen der Sowjetunion und ihrer Weltherrschaft stehen, bei einem jeden Amerikaner Anklang findet. Auch die Art des Sieges spricht unsere tiefsten Wünsche an. Heldon zerstört Zind, ohne Nuklearwaffen zu Hilfe zu nehmen. Der heldenhafte Individualismus Heldons besiegt die hirnlosen Horden von Zind, mit anderen Worten: die freien Menschen der nichtkommunistischen Welt besiegen die Sklavenmassen des kommunistisch beherrschten Eurasiens. Nur die verabscheuungswürdigen Dominatoren greifen in verantwortungsloser Weise zu nuklearen Waffen, ohne daß es sie retten könnte. Obgleich ein solcher Ausgang angesichts der gegenwärtigen düsteren Weltlage unmöglich erscheint, läßt sich nicht leugnen, daß er unsere Hoffnung auf Weltfrieden durch Weltfreiheit verkörpert.

In diesem Sinne erweist sich die Massenwirksamkeit dieses ziemlich kunstlos geschriebenen Science-Fantasy-Romans als eine einzigartige Kombination von politischer Wunscherfüllungsfantasie, pathologischem Fetischismus und phallischer Besessenheit; eine Kombination, zu der sich die Faszination gesellt, einen seltsamen, krankhaften und völlig fremdartigen Geist zu beobachten, der sich unbewußt unter der bizarren Selbsttäuschung, seine gewalttätigen und perversen Impulse seien nicht etwa ein Anlaß zur Scham, sondern im Gegenteil edle und erhebende Prinzipien, in rechtschaffener Weise hochgehalten von der Mehrzahl aller Menschen, zur Schau stellt.

Diese verschiedenen Elemente, die die Anziehungskraft des Buches ausmachen, wirken obendrein verstärkend aufeinander. Die phallischen Fantasien flößen dem ungebildeten Leser ein Gefühl grenzenloser Macht und Potenz ein, wodurch die Wunscherfüllungsfantasien über die Vernichtung Zinds um so einleuchtender erscheinen. Die Identifikation Zinds mit der Sowjetunion ermöglicht es dem ungebildeten Leser darüber hinaus, ohne Schuldgefühle in der exzessiven Gewalt zu schwelgen. Auch gestattet die nahezu psychotische Intensität der Gewalt dem Leser eine Katharsis, eine momentane Reinigung von seinen Furchtund Haßgefühlen gegenüber der Bedrohung durch den Weltkommunismus.

Schließlich gibt es ein Element totaler Gewißheit, das den Roman durchzieht. Feric Jaggar ist als Führer völlig frei von Zweifeln. Er weiß, was getan werden muß, und wie es zu tun ist, und er handelt dementsprechend. Irrtümer kennt er sowenig wie böse Ahnungen oder Reue. Zind und die Dominatoren sind die Feinde der wahren Menschheit, darum verdienen sie keine Gnade und jede gegen sie gerichtete Aktion ist moralisch über jeden Vorwurf erhaben. Wer betet in diesen dunklen Zeiten nicht insgeheim um das Auftreten eines solchen Führers?

Jaggar ist nicht nur frei von Zweifeln; Hitler selbst schreibt in einer Art, die zumindest den Eindruck vermittelt, daß auch er von allem, was er sagte, vollkommen überzeugt gewesen sei, und daß irgendwelche konträren Ansichten als völlig unbegründet abgetan werden könnten. Für ihn sind die militärischen Tugenden, mit ihren machtvollen Obertönen von phallischer Besessenheit, Fetischismus und homoerotischer Sublimierung, einfache, zeitlose Absolute, die weder der Schriftsteller noch der Leser in Frage zu stellen hat.

In diesen Zeiten, hinund hergerissen zwischen unseren zivilisierten Kompliziertheiten und Zweifeln und der Notwendigkeit, einem unerbittlichen Gegner die Stirn zu bieten, der von übermäßigen moralischen Skrupeln nicht merklich behindert ist, scheint eine solche Einstellung, selbst wenn sie von einer entstellten Persönlichkeit wie Adolf Hitler kommt, irgendwie erfrischend zu sein.

Die Sowjetunion sitzt rittlings wie ein betrunkener Unhold auf Eurasien. Der größte Teil Afrikas ist unter ihrem Einfluß, und auch die südamerikanischen Republiken beginnen ihr zu erliegen. Nur der Pazifik, dieser große japanisch-amerikanische See, steht als letzte Bastion der Freiheit in einer Welt, die verurteilt scheint, in der roten Flut unterzugehen. Unser großer japanischer Verbündeter hat die von der Zeit geheiligten Traditionen des Bushido, um seine Entschlossenheit zu stärken und seiner Bevölkerung das Bewußtsein einer schicksalhaften Mission einzuflößen, aber wir Amerikaner scheinen hoffnungslos in Apathie und Verzweiflung versunken.

Viele unter Hitlers Lesern werden es zweifellos verlockend finden, sich vorzustellen, was das Auftreten eines Führers wie Feric Jaggar für Amerika bedeuten könnte. Unsere gewaltigen industriellen Ressourcen würden in die Rüstung fließen und eine Armee entstehen lassen, deren Kampfkraft allem gleichkäme, was der Gegner ins Feld führen kann, unsere Bevölkerung würde zu patriotischer Entschlossenheit angespornt und unsere moralischen Bedenken würden für die Dauer unseres Entscheidungskampfes gegen die Sowjetunion hintangestellt werden.

Natürlich könnte ein solcher Mann nur in den extravaganten Fantasien eines pathologischen Science-Fiction-Romans an die Macht gelangen. Denn Feric Jaggar ist seinem Wesen nach ein Ungeheuer: ein narzißtischer Psychopath mit paranoiden Besessenheiten. Seine absolute Selbstsicherheit beruht auf einem völligen Fehlen nach innen schauender Selbsterkenntnis. Ein solcher Mensch würde in einem Sinne nur Oberfläche und kein Inneres sein. Er würde in der Lage sein, die Oberfläche gesellschaftlicher Realität durch die Projektion seiner eigenen Pathologien zu manipulieren, aber niemals imstande sein, an der inneren Kommunion zwischenmenschlicher Beziehungen teilzunehmen.

Ein solcher Mensch könnte einer Nation die eiserne Führerschaft und ein Gefühl von Gewißheit in tödlichen Krisenzeiten geben, aber um welchen Preis? Geführt von einem Feric Jaggar, möchten wir die Welt gewinnen, aber unsere Seelen verlieren.

Nein, obwohl das Gespenst der kommunistischen Weltherrschaft den Einfältigen Anlaß geben mag, einen Führer nach dem Modell des Romanhelden von Herr des Hakenkreuzes herbeizusehnen, dürfen wir uns in einem absoluten Sinne glücklich schätzen, daß ein Ungeheuer wie Feric Jaggar für immer auf die Seiten der Science Fantasy beschränkt bleiben wird, Fiebertraum eines neurotischen Science-Fiction-Schriftstellers namens Adolf Hitler.

Homer Whipple, New York, N. Y., 1959