Выбрать главу

Plötzlich übertönte ein KriegsHorn den Kampflärm, und die Orks wichen zurück. Während die Reiter vom Karree zurückwichen, musterte der Schmied seine verbliebenen Truppen. Viele waren verwundet. Mit aufmunternden Worten mischte er sich unter die Kämpfer, lobte ihre Standhaftigkeit und versuchte, sich die Gesichter der Toten nicht zu merken.

Die Orks hatten sich inzwischen auf den gegenüberliegenden Hügel zurückgezogen. Über die Wagen hinweg war zu sehen, wie Sharraz Garthai neue Befehle ausgab und die Schwarzpelze sich zu einer langen Linie formierten.

»Springt mir diesmal nicht so gnädig mit diesen Bestien um!« brüllte Darrag, während er beunruhigt beobachtete, wie die Orks die Schwerter in die Scheiden steckten und nach ihren Hornbögen griffen. Ohne Eile kamen sie den Hügel herab. Sie würden sie umzingeln und mit Pfeilen niederschießen!

»Alles in Deckung! Springt hinter die Wagen und bleibt dort, bis sie versuchen durchzubrechen.« Neben Darrag bohrte sich ein Pfeil ins Holz. Die Orks hatten nun einen weiten Kreis um die Wagenburg gezogen und beschossen die Verteidiger aus allen Richtungen. Sie konnten sich dabei viel Zeit lassen, denn im Karree gab es keine Schützen, die das Feuer erwidern konnten.

Dann ertönte wieder das Horn, und mit lautem Gebrüll trieben die Orks in erneutem Sturmangriff ihre Ponys gegen die Barrikaden. Darrag war einer der ersten, der bereit zur Verteidigung hinter den Wagendeichseln stand. Ein mächtiger Krieger versuchte, sein Reittier über das Hindernis zu jagen. Das Pony stieg auf die Hinterbeine, und Darrag hieb ihm mit einem gewaltigen Streich beide Vorderläufe ab. Laut wiehernd brach das Tier zusammen. Der Krieger rollte sich seitlich ins Gras. »Tötet die Pferde!« brüllte Darrag über den Kampflärm. »Ohne ihre Reittiere sind sie nur noch halb so viel wert.« Da stand der Krieger, dessen Pony er abgeschlachtet hatte, wieder vor ihm. Wütend schwang er eine gewaltige Streitaxt. Doch der Schmied tauchte unter dem Hieb hinweg.

»Du wirst sterben!« fauchte der Ork ihn in gebrochenem Garethi, der Sprache des Kaiserreichs, an und holte erneut zum Schlag aus. Diesmal trieb er die Klinge seiner Axt tief in den Holzschild des Schmiedes. Die Wucht des Schlages lahmte Darrags linken Arm, doch die Axt des Gegners hatte sich verkeilt. Mit zusammengebissenen Zähnen riß er den Schild ruckartig nach hinten, so daß dem Ork der Griff der Axt aus der Hand glitt.

Der Krieger wich zurück, zog seinen schweren Säbel und schaute herausfordernd zu Darrag herüber. »Komm!« rief er ihm entgegen.

Doch der Schmied durfte die Schlachtlinie nicht verlassen. Würde er die Herausforderung annehmen, ließ er eine Lücke hinter sich zurück. »Du hast wohl das Herz einer Maus!« höhnte der Ork.

Rings um die beiden verebbte der Kampf lärm. Die Orks wichen zurück. Wieder ertönte das SchlachtHorn. Noch einmal erhob der Orkkrieger drohend den Säbel, dann machte er mit den anderen kehrt. Die Verluste der Verteidiger waren diesmal größer. Darrag überlegte. Sie mußten die Karren enger zusammenschieben, sonst würden sie die nächste Attacke nicht mehr überstehen.

»Klappt die Deichseln hoch. Schiebt die Wagen zusammen. Und rollt die Baumstämme von den Ladeflächen. Wir brauchen Plattformen, von denen wir kämpfen können. Jeder Karren muß als eine Festung für sich stehen können, falls die Orks durchbrechen sollten.«

Fieberhaft machten sich die Leute an die Arbeit, während Darrag beobachtete, was Sharraz Garthai trieb.

Der Anführer der Orks hatte seine Truppen wieder zum Hügel auf der anderen Straßenseite zurückgezogen. Wild gestikulierend erteilte er Befehle. Kleinere Gruppen von Reitern machten sich darauf in verschiedene Richtungen davon. Auch die Reihen der Orks hatten sich gelichtet, obwohl die Verluste der Verteidiger deutlich höher lagen. Beunruhigt beobachtete Darrag, wie sich auf allen umliegenden Hügeln kleine Gruppen der Schwarzpelze sammelten, während Sharraz Garthai mit einigen Kriegern zu den beiden umgestürzten Wagen neben der Straße ritt. Dort saßen sie ab und machten sich an den gebrochenen Achsen zu schaffen. Es sah ganz so aus, als versuchten sie, einen der Wagen wieder flottzumachen, aber wozu?

Im selben Moment prasselten aus allen Richtungen Pfeile auf die Karren nieder.

Darrag fluchte. Da die Orks auf den Hügeln höher standen, würden er und seine Leute nun in den Wagen keinen Schutz mehr finden.

»Alles unter die Wagen!« schrie er. »Und laßt mir die Verwundeten nicht liegen!«

Kaum hatten sich alle Verteidiger unter die Karren zurückgezogen, hörte der Beschuß durch die Orks auf. Doch hatte diese Attacke mehr Opfer gefordert als der erste Sturm gegen das Karree. Darrag blickte zum Himmel und versuchte zu schätzen, wie spät es war. Die Orks belagerten sie hier vielleicht schon zwei Stunden. Wenn jemand durchgekommen war, mußten jetzt die ersten Reiter Greifenfurt erreichen. Doch ob sie unter diesen Bedingungen noch einmal zwei Stunden überleben würden, wußten allein die Götter.

Vorsichtig lugte er unter dem Wagen hervor. Die Orks machten sich immer noch an den umgestürzten Karren zu schaffen. Sie versuchten, die zerbrochene Deichsel des einen Karrens durch die Vorderdeichsel des anderen zu ersetzen. Darrag atmete auf. Was immer dieser Unsinn sollte, sie würden eine Weile beschäftigt sein. Die meisten anderen konnten aus ihren Verstecken nicht mehr sehen, was passierte. Er mußte seinen Soldaten die Angst nehmen. Die meisten warteten wahrscheinlich in Panik auf den nächsten Angriff.

»He, nehmt doch mal die Nasen aus dem Gras und sperrt die Ohren auf! Ihr werdet kaum glauben, was unsere pelzigen Freunde machen! Sie reparieren uns die umgestürzten Wagen neben der Straße.«

Ungläubiges Gemurmel war zu hören. »Deswegen hätten sie uns aber nicht die Schädel einschlagen brauchen! Den Dreck hätten sie sofort von mir haben können!« ertönte es unter einem der Wagen hervor. Gelächter war zu hören.

»Das beste wißt ihr noch nicht«, grölte der Schmied. »Ich verrate es aber nur, wenn ihr es unseren Freunden auf den Hügeln nicht weitersagt.«

»Sehr witzig, Kommandant. Ich liege hier mit einem Pfeil im Bauch und verspreche Euch, daß ich mich noch totlachen werde, wenn Ihr so weiter macht!« erklang es stöhnend unter einem Wagen. Das Gelächter verstummte.

Darrag fluchte leise vor sich hin. Diesen Idioten hätte er am liebsten persönlich zu Boden geschickt. Schon drohte die Stimmung wieder umzuschlagen. »Nur die Ruhe bewahren, Leute«, erhob der Schmied erneut seine Stimme. »Es sind Reiter unterwegs nach Greifenfurt. Die Orks scheinen keine Ahnung zu haben, denn sonst würden sie sich wohl kaum so viel Zeit mit den Wagen nehmen. Noch bevor die Sonne untergeht, wird Oberst von Blautann hier sein, und dann hat der ganze Zauber ein Ende.«

Die Zeit verging und nichts geschah. Wann immer jemand versuchte, unter den Wagen hervorzukommen, hagelte es Pfeile, so daß sie es schließlich ganz aufgaben. Die brütende Hitze machte den Verwundeten zu schaffen. Heiler gab es nicht, und das einzige, was man für die Verletzten tun konnte, war, sie großzügig mit Wasser aus Lederschläuchen und Feldflaschen zu versorgen. Die Orks hatten inzwischen einen Wagen repariert und begannen ihn mit mächtigen Holzstämmen zu beladen. Darrag schaute ihnen verwundert zu. Ihm war völlig schleierhaft, was das nun sollte. Als die Schwarzpelze mit den Arbeiten fertig waren, spannten sie etliche von ihren kleinen Ponys vor den großen Karren und zogen ihn hinter den Hügel außer Sichtweite.

»Was tun die da, Kommandant?« fragte ein alter Weber, der mit Darrag unter dem Wagen lag. Der Schmied zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Wir werden schon sehen, was dahinter steckt.«

Eine Weile blieb alles ruhig. Dann rief jemand unter einem der anderen Wagen. »Hinter der Hügelkuppe steigt Rauch auf.«

Darrag war nervös. Die ganze Zeit mußte er an das Gespräch mit Misira denken. Sollte er jetzt sterben? War seine Zeit gekommen? Das Vorgehen der Orks war ihm völlig unbegreiflich. Wozu dieses Feuer. Gaben sie ein Signal, um weitere Truppen heranzuführen? Da ertönte wieder das SchlachtHorn. Ein Teil der Bogenschützen verschwand von den umliegenden Hügeln und machte sich auf den Weg zu der Stelle, an der die Rauchsäule in den Himmel stieg. Und plötzlich fiel es Darrag wie Schuppen von den Augen. Sie würden den brennenden Wagen den Hügel herunter rollen lassen, eine Bresche in die Verteidigungslinie schlagen und durch diese Lücke in das Karree einfallen. Was konnte er tun? War der schwere Wagen erst einmal ins Rollen gekommen, würde ihn nichts mehr aufhalten. Feuer und Rauch würden die Panik unter den Verteidigern noch steigern.