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»Jede Religion folgt ihrem eigenen Gott oder ihrer Version von Gott«, sagte Manovitch. »Die Gegner aus den eigenen Reihen werden schreien, daß ihre Anführer mit ihrem Wunsch nach einer Vereinigung unrecht haben und dafür sorgen, daß es zu keinem zweiten Versuch kommt.«

Eine Dämonin namens Skellank, gepflegt und schön wie die übrigen Kreaturen im Raum, sagte: »Warum stürmen wir die Konferenz nicht einfach?«

»Glaubst du, das hätte ich noch nicht getan?« fragte Manovitch. »Ich habe erst gestern drei von euch dorthin geschickt.«

Skellank schaute sich um und stellte fest, daß drei von den zwei Dutzend Dämonen fehlten, die beim letzten Mal dagewesen waren.

»Und was ist mit ihnen passiert?« fragte ein anderer Dämon.

»Der Erzengel hat sie verbrannt«, erwiderte Manovitch.

Man hörte ein Schlurfen, dann herrschte Stille. Dies waren Dämonen, die sich im Angesicht der Zerstörung bereits als Feiglinge erwiesen hatten. Sie hatten den Zorn und den langen Arm Satans gefürchtet und waren den Schlachtfeldern Armageddons entflohen, um sich auf der Erde zu verstecken. Einmal der Vernichtung entkommen, verlangte es sie nicht danach, ihr ein zweites Mal zu begegnen, selbst wenn man ihnen dafür die erste Desertion verzieh.

»Und«, sagte der hübsche Bakan, »was sollen wir jetzt machen?«

»Uns eine versteckte Annäherung ausdenken«, schnappte Manovitch. »Wir müssen den Bastarden am Konferenztisch das Leben so unerträglich machen, daß sie wieder in ihre Länder fliehen. Ich brauche ein paar Vorschläge, wie wir das anstellen können.«

»Ich habe eine Idee«, meldete sich Skellank, deren Augen im Zwielicht funkelten. »Warum übernehmen wir nicht etwas von ihnen, aus ihrem Buch? Warum nehmen wir nicht ein paar Strafen für die Sünder und ahmen sie nach – nur besser? Wir zeigen diesen heiligen Männern am Konferenztisch, daß jede Strafe, die von den Truppen Gottes ausgeteilt wird, auch von uns verabreicht werden kann, nur viel besser, viel schlimmer.«

Manovitch nickte anerkennend. »Das gefällt mir, das gefällt mir sehr gut…«

KAPITEL ACHT

Der Jetlag hatte seinen Tribut von Dave gefordert; als er es endlich schaffte, aus dem Bett zu kriechen, war es bereits elf Uhr. Er nahm eine Dusche, zog sich an und ging in den Speiseraum.

»Haben Sie kolumbianischen Kaffee?« fragte er die Kellnerin, als er seine Bestellung aufgab.

»Ich weiß nicht. Ich werde nachfragen«, antwortete sie, offenbar nicht daran gewöhnt, daß jemand Kaffee aus einem bestimmten Land verlangte.

»Kenianischen«, sagte sie, als sie zurückkam, »oder normalen.«

»Und was zum Teufel ist ›normaler‹? Instant? Verdammt, vermutlich kenianischer«, schimpfte er, um sich gleich darauf zu entschuldigen: »Tut mir leid, ist nicht Ihre Schuld.«

»Wahrscheinlich bekommen Sie im Coffee Shop kolumbianischen Kaffee«, sagte sie.

»Es ist nicht so wichtig«, log er, »bringen Sie mir den kenianischen. Und etwas getoastetes Focaccia-Brot.«

»Fo… was?«

»Vergessen Sie’s.«

In diesem Augenblick gesellte sich ein triefäugiger Danny zu ihm, der wahrscheinlich schlimmer aussah, als er sich fühlte.

»Was lief denn gestern abend so bei dir?« fragte Dave unschuldig. »Hast du auch genügend Schlaf bekommen?«

Dannys Kopf fuhr hoch, während er sich setzte. »Natürlich! Weshalb fragst du? Was willst du wissen?«

Dave blinzelte und schüttelte den Kopf. »Nichts«, sagte er. »Ich habe nur gefragt, wie du geschlafen hast, mehr nicht. Aber wen interessiert das schon?«

Danny wirkte erschöpft. »Okay, okay, wenn du es wissen willst: Ich habe eine schlimme Nacht hinter mir. Ich bin um drei Uhr wach geworden und konnte nicht wieder einschlafen. Was gibt’s zum Frühstück?«

»Auf jeden Fall keinen kolumbianischen Kaffee«, brummte Dave.

»Wen interessiert das, solange er stark und schwarz ist?« sagte Danny und lächelte die Kellnerin an.

»Ein Mann nach meinem Herzen«, sagte sie.

»Kaffee und Toast«, bestellte Danny.

»Braunes oder weißes Brot?« fragte sie, um Dave zu beweisen, daß der Gast auch in diesem Hotel die Wahl zwischen exotischen Genüssen hatte.

»Braunes. Danke«, sagte Danny, und wurde mit einem strahlenden Lächeln belohnt.

»Du scheinst es mit den Frauen hier ja gut zu können«, sagte Dave. »Gestern abend die junge Lady, und jetzt die Kellnerin.«

»Was weißt du über gestern abend?« schnappte Danny.

»Nichts«, erwiderte Dave. »Aber wenn du weiter so kurz angebunden bist, beginne ich etwas zu ahnen.«

Dave vermutete, daß Danny ausgegangen war und sich ein Callgirl angelacht hatte. Danny hatte nie viel Erfolg bei Frauen gehabt und, soweit er wußte, seine sexuellen Bedürfnisse stets bei Huren gestillt. Er hatte sogar einmal Liebe dort gefunden, bei Rita, die er später heiratete. Rita war in einem brennenden Wagen umgekommen, ein weiteres Opfer des Engels, der 1996 in San Francisco aus dem Stand der Gnade fiel.

»Und – wirst du heute zur Beichte gehen?« fragte Dave.

Danny, ein Katholik, der jedesmal schreckliche Schuldgefühle hatte, wenn er mit einer Prostituierten sündigte, sagte: »Nein, werde ich nicht, falls dich das etwas angeht, Lieutenant. Was bist du, mein Vater?«

Danach frühstückten sie schweigend, bis Lloyd Smith sich zu ihnen gesellte.

»Letzte Nacht gab es einen weiteren Mord«, sagte Lloyd. »Ein Mann wurde erwürgt und verstümmelt. Arme und Beine waren über die Straße verstreut, sein Kopf stak auf einer der Spitzen eines Eisengeländers.«

»Das sagen Sie uns nicht ohne Grund. Ich bin sicher, daß es mehr als einen Mord gegeben hat. Wie sah das Opfer aus?«

»Als es noch lebte? Wahrscheinlich groß und schlank; aber es besaß eindeutig ein kantiges Kinn.«

Danny und Lloyd starrten Dave an, der unbehaglich mit den Schultern zuckte. »Könnte Zufall sein«, sagte er.

»Nein«, erwiderte Lloyd, »alle Opfer dieses Serienmörders ähneln entweder Ihnen, Lieutenant Peters, oder Ihnen, Sergeant Spitz.«

»Ich wünschte, Sie würden ›Lootenant‹ sagen – ›Leftenant‹ ärgert mich«, sagte Dave. »Also, was denken Sie? Glauben Sie, Manovitch tötet diese Menschen, weil er sie mit mir verwechselt?«

»Nein«, sagte Lloyd erneut. »Ich glaube, er tötet sie, gerade weil sie nicht Sie sind. Ich denke, er will Sie unbedingt haben. Doch falls er einen von Ihnen beiden in die Finger bekommt, wird er ihn so lange am Leben lassen, bis er auch den anderen hat, wobei er seine Geisel als Köder benutzt. Das glaubt wenigstens Petra, und es hört sich für mich logisch an. Ich glaube, er tötet diese Menschen in einem Wutanfall, wenn er feststellt, daß er wieder an die Falschen geraten ist.«

»Hat jemand etwas beobachten können?« fragte Dave.

»Ja, es gibt einen oder zwei Zeugen. Einer steht noch unter Schock – die Frau des ermordeten Mannes. Sie sagte, der Täter sei ein großer, sehr gut aussehender, schlanker junger Mann gewesen. Nach der Tat sei er wie eine Spinne eine Hauswand hochgeklettert und über die Dächer davongelaufen. Wir brauchten eine Weile, um diese Information von ihr zu bekommen – nach der Einlieferung ins Krankenhaus schrie sie mindestens eine Stunde lang.«

»Scheiße«, sagte Dave. »Nun, das hört sich nicht nach Manovitch an, eher nach unserem Freund, dem Engel.«

»Laut Petra, die, wie Sie wissen, in direktem Kontakt mit dem Erzengel steht, entscheiden sich alle Dämonen – und toten Seelen – dafür, auf Erden wunderschöne junge Menschen zu sein. Weshalb nicht? Ich würde es auch tun, wenn ich die Möglichkeit hätte. Sie nicht?«