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»Ich glaube, ich würde gern wie Clint Eastwood in High Plains Drifter aussehen und nicht wie Rudolph Valentino in The Sheik«, sagte Danny.

»Sie sprechen natürlich für sich selbst«, erwiderte Lloyd. »Mir persönlich würde es gefallen, wie Valentino auszusehen.«

»Also«, sagte Danny, »Sie glauben, dieser Serienmörder, der seine Opfer erst erwürgt und dann verstümmelt, sei Manovitch?«

»Petra ist dessen fast sicher.«

»Wo ist sie übrigens?« fragte Dave.

Danny wurde rot und murmelte: »Sie wird jeden Augenblick hier sein.«

Eine Zeitlang herrschte Stille, dann pfiff Dave langsam vor sich hin. »Willst du damit sagen, daß sie in deinem Zimmer ist? Kein Wunder, daß du so mitgenommen aussiehst. Ihr müßt euch die ganze Nacht die Köpfe heiß geredet haben.«

»Sei nicht albern«, sagte Danny zu Dave, dann nickte er und schenkte dem Erzdiakon ein träges Grinsen. »Sie mag mich. Können Sie das verstehen?«

»Sie, eh, scheinen ein netter Mensch zu sein.«

»Ja, nett, aber häßlich. Aber Petra sagt, sie könne meine innere Schönheit sehen. Sie sagt, ich sei der schönste Mann, den sie jemals kennengelernt habe…«

»Das ist sehr unprofessionell«, wandte Dave ein.

»Ach, komm schon«, erwiderte Danny. »Es wird niemandem weh tun. Wenn sie einen Freund hätte, würdest du keinen zweiten Gedanken daran verschwenden. Nun, verflucht, ich bin ihr verdammter Freund. Du kannst darauf herumkauen, bis sie kommt. Da ist sie.«

Petra trug ein Kleid im afrikanischen Stil und einen Turban. Dave fand, daß sie phantastisch aussah. Er konnte nicht glauben, daß sie etwas mit seinem schlampigen alten Kumpel Bruder Tuck hatte. Was zum Teufel sah sie nur in ihm – in seinem Inneren? Danny war das Salz der Erde, aber es gab nur wenig, das vom Aussehen oder von der Persönlichkeit her für ihn sprach. Natürlich gab es häßliche Kerle mit wunderschönen Frauen, aber die besaßen noch etwas anderes: Charisma oder Geld oder Macht. Doch Danny besaß nichts von alldem. Normalerweise ließ ein netter Charakter die Antennen der Frauen nicht vibrieren.

»Morgen«, sagte Dave zu Petra.

»Guten Morgen«, erwiderte Petra.

»Haben Sie auch so schlecht geschlafen, wie mein kleiner Kumpel hier?« fragte Dave.

»Das reicht, Dave«, sagte Danny. »Wenden wir uns der Arbeit zu. Petra, Lloyd hat uns gerade mitgeteilt, daß ein weiterer Mord geschehen ist. Er sagte, du hättest ein paar Theorien darüber, was dort draußen in den Straßen abläuft.«

»Das sind keine Theorien«, sagte sie. »Ich weiß, daß Manovitch frustriert ist. Er tötet Menschen, weil er euch beide nicht in die Finger bekommt und weil sie gerade da sind.«

»Und wie sieht die heutige Tagesordnung aus?« fragte Dave Lloyd.

»Zuerst möchte ich Ihnen die von uns entwickelte Waffe zeigen. Sie werden alle eine brauchen, also werden wir ein wenig üben. Falls Sie schon einmal einen Revolver benutzt haben, und ich bin sicher, das haben Sie – möglicherweise Sie noch nicht, Petra? –, wird es kaum Schwierigkeiten damit geben. Die neue Waffe ist einem Revolver sehr ähnlich. Sollen wir gehen?«

Sie fuhren zu einem Schießstand im Norden der Stadt, wo man ihnen die stumpfnasige Waffe zeigte. Dave durfte sie als erster ausprobieren. Er zielte auf einen Heuballen am Ende der Bahn und drückte ab. Der Revolver ging los, und das Heu fing sofort Feuer. Dave war beeindruckt. Ein Mann löschte die Flammen mit Wasser.

»Hey«, sagte er. »Womit hat man das Heu getränkt? Mit Benzin?«

»Mit nichts«, erklärte Lloyd. »Es war nur ein einfacher, trockener Heuballen. Würden Sie ihn jetzt gern ausprobieren, Sergeant?«

»Aber das Heu ist doch noch feucht.«

»Richten Sie einfach nur die Waffe darauf, und drücken Sie ab, wenn ich bitten darf«, erwiderte Lloyd. »Aber schießen Sie zwei- oder dreimal.«

Danny zuckte mit den Schultern und drückte dreimal hintereinander ab. Wieder ging das Heu in Flammen auf, zwar nicht so heftig wie zuvor, aber es brannte. Es sah so aus, als könne man mit den Feuerkugeln auch feuchte Ziele in Brand setzen.

»Ein guter Revolver«, sagte Danny, während er sich mit der Trommel über die Wange strich. »Ich möchte ihn behalten.«

Schließlich waren sie ausgerüstet und bereit für die Straßen.

»Und jetzt«, sagte Lloyd, »kommt die altmodische Suche.

Ich habe die Stadt in Planquadrate eingeteilt; ein Quadrat pro Tag. Sie werden von kompetenten Fahrern in getrennten Wagen langsam herumgefahren – Sergeant Spitz und Petra in einem, und Lieutenant Peters im anderen Wagen. Wir benutzen Road Rover ohne Verdeck; dadurch sitzen sie höher als die meisten anderen Autofahrer und können über den Verkehr hinwegschauen.«

»Sie meinen, damit Manovitch uns sehen kann.« Lloyd Smith zuckte mit den Schultern. »Es ist die einzige Möglichkeit, ihn dazu zu bringen, sich zu zeigen. Vergessen Sie nicht, er muß ihnen sehr nahe kommen, um seine Hände einzusetzen – im Augenblick seine einzige Waffe. Sie sind also im Vorteil.«

KAPITEL NEUN

»Nach Osten, junger Mann«, sagte Dave zu seinem Fahrer.

»Da kommen Sie nicht rein«, antwortete dieser, ohne den Horace-Greeley-Witz zu erkennen. »Wir haben die Kuppel abgesperrt. Ich möchte nicht wissen, was geschieht, wenn sie sich dem Erzengel nähern.«

»Das weiß ich. Ich wollte mir die Sache nur einmal aus der Nähe anschauen.«

Der milchgesichtige junge Constable, der seinen Wagen fuhr, war ein Londoner mit Namen Rajeb Patel. Er bog in die Theobald’s Road ein und fuhr in Richtung Gray’s Inn. »Okay, ich bringe Sie bis zur Absperrung. Vielleicht lassen sie uns ja ein Stückchen hineingehen, wenn wir ihnen sagen, wer Sie sind. Sollen wir Mr. Smith an den Hörer holen?«

»Ans Telefon? Nein, ich möchte keine Umstände machen. Ich bin nur neugierig, sonst nichts. Ich möchte die Kuppel halt nur von nahem sehen, um mich nicht wie der Tourist fühlen zu müssen, der nach Pisa fährt und sich nicht einmal die Zeit nimmt, am schiefen Turm vorbeizufahren.«

»Der ist letztes Jahr umgefallen«, erklärte Rajeb. »Die Leute schauen sich alles an, was ungewöhnlich ist. Der Erzengel zieht Tausende von Touristen an. Sie können in ganz London Erzengel-T-Shirts kaufen, Postkarten und Führer. Alle haben das Bild von diesem nackten Kerl mit Flügeln und ohne Marquess…«

»Ohne was?« fragte Dave.

»Schwanz«, erwiderte Rajeb.

Dave schüttelte verwirrt den Kopf. »Was meinen Sie mit Marquess…?«

»Marquess von Lome. Horn. Ist Cockney.«

Rajeb grinste, den Blick immer noch auf die Straße gerichtet. »Entschuldigung, Lieutenant, ich bin nun mal in Stepney geboren und liebe es, meine Wurzeln zu zeigen. Deshalb mag ich den Erzengel auch nicht. Er hat mein Viertel verbrannt. Wissen Sie, daß er sogar St. Paul’s erwischt hat? Und die Old Lady von der Threadneedle Street?«

»Eine alte Lady?« sagte Dave. »Eine alte Lady wurde verbrannt? Ich dachte, niemand wäre bei dem Feuer ums Leben gekommen.«

»Die Bank von England«, erklärte Rajeb seufzend, als hätte er es mit einem Kind zu tun.

Dave zuckte mit den Schultern und setzte die Sonnenbrille auf, da es, wenn man durch die von hohen Gebäuden gesäumten Straßen auf die riesige Halbkugel aus gleißendem Licht zusteuerte, zu einem Röhrenblitzeffekt kam. Schließlich näherten sie sich einem Stacheldrahtzaun, vor dem bewaffnete Soldaten patrouillierten. Eine Straßensperre blockierte die Hauptstraße, die in die verbotene Zone führte. Ein Polizei-Sergeant mit einer automatischen Waffe hielt die Hand hoch. Rajeb brachte den Wagen neben ihm zum Stehen, zog eine Brieftasche hervor und zeigte sie dem Sergeanten.